Einziger Sohn des Königs
Bermudo III. der Gichtbrüchige von Leon aus seiner 2. Ehe
mit der Elvira Garcia von Kastilien,
Tochter von Graf Garcias I.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 398
********************
Alfons V., König von Leon 999-1028
-------------
+ 1028
Sohn von Vermudo II. und Elvira Garcia
Gekrönt mit fünf Jahren, wurde für ihn
bis 1008 von seiner Mutter und dem galicischen Grafen Menendo Gonzales
die Regentschaft geführt. In diese Zeit fällt die letzte größere
Expansionsphase des islamischen Spanien; ebenso litt das Königreich
unter normannischen Angriffen und dem Ausdehnungsdrang Kastiliens, das
seine Grenzen auf Kosten von Leon nach Westen verschob. Als 1008 mit dem
Tod Abdelmaliks, des Sohnes von al-Mansur, der Druck Cordobas endgültig
nachließ, begann zwischen den christlichen Reichen der Kampf um die
Vorherrschaft. Alfons V. nutzte dabei
die Minderjährigkeit des kastilischen Grafen Garcia aus, um 1017 einen
Teil der eroberten Gebiete zurückzugewinnen; dadurch geriet Alfons
V. in Gegensatz zu dem Vormund Garcias, Sancho
III. von Navarra. Dieser Konflikt wurde 1022 durch einen Kompromiß
beigelegt. Auf innenpolitischen Gebiet verdienen die ersten Gesetze Beachtung,
die für das gesamte Königreich Geltung hatten; sie wurden auf
einer vom König geleiteten Versammlung von Bischöfen und Adligen
feierlich verkündet. Den Bürgern seiner Hauptstadt verlieh der
König den Fuero von Leon.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Alfons V. folgte
999 unter der Regentschaft der Mutter und des Grafen Menendo von Galizien,
der ihn gut erzog und führte. Er regierte später mit großem
Einfühlungsvermögen und Geschick, baute das entvölkerte
und verwüstete Land wieder auf und die zerstörte Residenz Leon.
Er förderte Ackerbau, Gewerbe und Verwaltung, stritt viel mit Kastilien
und Navarra, verlor an letzteres die Vorrangstellung Leons unter den christlichen
Königreichen. Alfons nahm die Reconquista wieder auf, nützte
die nach dem Tode des allmächtigen Schwagers beginnenden Zwistigkeiten
im maurischen Spanien aus, stieß weit nach Süden vor und fiel
bei der Belagerung von Viseo.
1. oo Elvira von Galizien, Tochter des Grafen Menendo
Gonzales
- 1022
1023
2. oo Urraca von Navarra, Tochter des Königs
Garcias IV.
-
Kinder:
1. Ehe
Bermudo III.
um 1018-4.9.1037 gefallen
Sancha
1013-13.12.1067
oo Ferdinand I. der Große König von
Kastilien
1016-27.12.1065
Literatur:
----------
Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel
im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 Seite 46,50,81 -
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Vones Ludwig:
*************
“Geschichte der Iberischen Halbinsel”
Der Antagonismus zwischen den verschiedenen Adelsgrupen
innerhalb des Reiches setzte sich auch in der Anfangszeit Alfons
V. fort, als der galicische Graf Menendo Gonzales (Mendo Goncalves)
die Vormundschaft über den minderjährigen Thronfolger ausübte
und sich während seiner Regentschaft der dauernden Gegnerschaft des
kastilischen Grafen Sancho Garcia gegenübersah. Wiederum drückte
sich die Unversöhnlichkeit der inneren Gegensätze in wechselnden
Bündnissen mit Cordoba aus, führte zur schweren Niederlage von
Medinaceli (1000) und gipfelte darin, dass Abd-al-Malik, dem Sohn al-Mansurs,
wie einem Oberherrn die Entscheidung darüber angetragen wurde, ob
die Tutela über Alfons V. Menendo
Gonzales oder Sancho Garcia zukommen sollte. Abd-al-Malik urteilte zugunsten
des galicischen Grafen, dessen Tochter Elvira als Gemahlin des Thronfolgers
auftaucht, und konnte trotz heftiger kastilischer Angriffe bis zu seinem
Tode (1008) die dadurch geschaffene Ordnung erhalten. Da im gleichen Jahr
auch Menendo starb, stand in der Folgezeit dem Aufstieg des kastilischen
Grafen nichts mehr im Wege, doch sollte seit 1017, als ihn selbst der Tod
erteilte und er ebenfalls einzig einen unmündigen Sohn hinterließ,
ein letztes Aufbäumen des leonesischen Reichszentralismus erfolgen.
Als Alfons V. im
Jahre 1017 oder 1020 nach westgotischem Vorbild eine allgemeine Reichsversammlung
aller Bischöfe, Äbte und bedeutenden Adligen einberief, die gleichzeitig
den Charakter einer Synode trug, zeigte er sich entschlossen, die Neuordnung
der Reichsorganisation, soweit es in seinen Kräften stand, voranzutreiben.
Durch die Verabschiedung eines allgemeinen Dekrets, dessen
Reaktionen später in der Forschung die Bezeichnung Fuero de Leon oder
Leyes leonesas erhielten, sollten der Reichseinheit die Autorität
des Königs und der Vertreter der königlichen Gewalt, vor allem
bei der Rechtsprechung, gestärkt, die Rechte der Kirche geschützt,
die Lebensbedingungen der Bauern und einfachen Leute gesichert sowie insbesondere
der sich im Wiederaufbau befindlichen Hauptstadt Leon und ihrem Territorium,
aber auch andere Siedlungszentren, ein Rahmen der Reichssicherheit gegeben
werden. Obwohl sich die Regierungsgewalt Alfons
V. insgesamt als zu schwach erwies, um das in Leon angedeutete
Programm in allen Reichsteilen durchzusetzen, sollte dem Fuero von Leon
infolge seiner Verbreitung in Asturien-Leon und Galicien, aber auch durch
spätere Bestätigungen und Übernahmen in Rechtssammlungen
eine große Fernwirkung beschieden sein. Als bezeichnend für
die Strukturprobleme innerhalb der leonesischen Machtsphäre muß
andererseits angesehen werden, auf welch strikte Ablehnung der Fuero in
Kastilien stoßen mußte.
Weitere Reichsversammlungen nach Art der 1017/20 abgehaltenen,
die gewiß beabsichtigt waren und deren Modus procedendi man bereits
festgelegt hatte, sollten nicht mehr zustande kommen, da dem leonesischen
König mit Sancho III. Garces el Mayor von
Navarra (1004-1035), dem Gatten von Garcias
Schwester Mayor, den der kastilische
Adel in seiner Bedrängnis zu Hilfe gerufen hatte, ein Gegner erwuchs,
der letzten Endes die Kräfte des christlichen Nordens seinen weitreichenden
Plänen gefügig machen konnte. Als Alfons
V., der 1024 aus politischen Erwägungen eine Ehe mit Sanchos
Schwester Urraca eingehen mußte,
1028 bei der Belagerung der portugiesischen Stadt Visen fiel und im darauffolgenden
Jahr der junge kastilische Graf ohne Nachkommen starb, ergriff der König
von Navarra in der Grafschaft die Macht und verband sein Haus der leonesischen
Dynastie durch eine kluge Heiratspolitik.