Ältester Sohn des Königs
Johann I. von Kastilien aus seiner 1. Ehe mit der Eleonore
von Aragon, Tochter von König
Peter IV.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2057
********************
Heinrich III., König von Kastilien
-----------------
* 1379, + 25. Dezember 1406
Burgos
Sohn Johanns I. und Eleonoras von Aragon
oo Katharian von Lancaster
Kinder:
----------
Johann II.
Maria (oo Alfons V. von Aragon)
Katharina (oo Heinrich von Vilena)
Heinrich III. wurde
nach dem unerwarteten Tod des Vaters (1390) bereits mit 11 Jahren König.
Angesichts des Fehlens volljähriger Verwandter brach ein Kampf zweier
Adelsparteien um die Regentschaft aus, wobei sich die aus dem niederen
Adel stammenden ehemaligen Würdenträger des Vaters, unter Führung
des Erzbischofs Juan Garcia Manrique von Santiago, und die dem Hochadel
angehörenden Söhne und Neffen Heinrichs
II., unterstützt vom Erzbischof Pedro Tenerio, befehdeten.
Nicht zuletzt bedingt durch durch die Schwächung der Königsgewalt,
kam es 1391 zu blutigen Judenverfolgungen, die, ausgehend von Sevilla,
auch Valencia und Katalonien erfaßte. Der niedere Adel, der sich
in geschickter Weise der Unterstützung der städtischen Prokuratoren
auf den Cortes von Madrid und Burgos versicherte, konnte den Hochadel im
Zuge der Auseinandersetzungen definitiv ausschalten. 1393 wurde Heinrich
III. für volljährig erklärt, doch regierte in
seinem Namen ein Kronrat, beherrscht von den mächtigen, im Aufstieg
zu Magnaten begriffenen Familien der MENDOZA, STUNIGA und DAVALOS. Ab 1396
kann man von einer neuen Regierungsform in Kastilien sprechen. Die Mitglieder
der genannten Adelsfamilien, durch Bündnispakte miteinander verbunden,
führten die unter dem Vorgänger begonnenen Reformen weiter (Gewaltenteilung
zwischen Rechtsprechung, Legislative und Verwaltung und deren Aufteilung
auf Audiencia, Cortes und Consejo real).
Heinrich III. betrieb
aufgrund seiner englischen Heirat eine Annäherung an England, die
aber den traditionell freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich keinen
Abbruch tat; auf diese Weise wollte er auch eine Stärkung der kastilischen
Seemacht, vor allem im Ärmelkanal, und der Position auf den flandrischen
Märkten erreichen. Unter Heinrichs
Regierung wurden die Messen von Medina del Campo eingerichtet. Hatte ein
neuer Krieg mit Portugal trotz unentschiedenen Ausgangs die militärische
Stärke Kastiliens deutlich gemacht, so erschütterte Heinrich
III. sein Ansehen durch die Parteinahme für den avignonesischen
Papst Benedikt XIII. (Pedro de Luna), dessen Plan einer Beendigung des
großen Abendländischen Schismas auf dem Verhandlungswege vom
König unterstützt wurde. Heinrich III.
veranlaßte die Eroberung der Kanarischen Inseln und schickte eine
Gesandtschaft zu Timur, um die Mongolen
als Verbündete gegen die Türken zu gewinnen.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Gegen Heinrichs Thronfolge
machte Johann von Lancaster Ansprüche
als Gemahl von Konstanze, einer Tochter
Peters
I., geltend. Er legte sich 1388 den Titel eines Prinzen von
Asturien zu, welcher seitdem dem spanischen Thronfolger geblieben ist.
Er mußte 1401 den portugiesischen Waffenstillstand erneuern, auch
den Frieden mit Granada, den der Vater abgeschlossen hatte und begann seit
1402 die Kanarischen Inseln zu erobern.
1393
oo Katharina von Lancaster, Tochter des Herzogs
Johann
-2.6.1418
Kinder:
Johann II.
6.3.1405-21.7.1454
Katharina
1403- 1439
8.11.1420
oo Heinrich Graf von Aragon-Villena
- 1445
Maria
14.11.1401-4.9.1458
12.6.1415
oo Alfons V. König von Aragon
1394-27.6.1458
Literatur:
-----------
Ferdinandy Michael de: Philipp II. Bechtermünz
Verlag Augsburg 1996 Seite 113 - Giardini Cesare: Don Carlos. Infant
von Spanien. Eugen Diederichs Verlag München 1994 Seite 107 - Leicht
Hans: Isabella von Kastilien. Königin am Vorabend der spanischen Weltmacht.
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1994 Seite 226 - Perez Joseph:
Ferdinand und Isabella: Spaniens Katholische Könige. Eugen Diederichs
Verlag München 1995 Seite 21,113,223,266,351 - Vones Ludwig:
Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen
- Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 185,188 -
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Vones Ludwig:
*************
„Geschichte der Iberischen Halbinsel“
Da der junge Thronfolger noch bis 1393 minderjährig
war, wurde die Einrichtung einer Regentschaft unvermeidlich. Die folgenden
Jahre sahen dann gescheiterte Versuche des Hochadels, die Macht an sich
zu reißen; die Bildung eines ungewöhnlich großen Regentschaftsrates,
an dem alle die Herrschaft begehrenden Gruppen - auch die Vertreter der
Städte und die von Suarez Fernandez so getaufte nobleza de seguna
fila - beteiligt waren; die erbitterte Rivalität der Erzbischöfe
Juan Garcia Manrique von Santiago und Pedro Tenorio von Toledo, die die
MANRIQUE, STUNIGA, AYALA, DAVALOS bzw. MENDOZA, VELASCO, GUZMAN und MANUEL
um sich scharten; den mit den Machtkämpfen verbundenen Aufstieg des
niederen Adels; die langsam bröckelnde Autorität der Cortes und
- nach der Herrschaftsübernahme durch Heinrich
III. (1393-1406) - die rasche und rücksichtslose Entmachtung
der TRASTAMARA-Epigonen in den Jahren
1394-1395; die parallel dazu vonstatten gehende Auflösung der Faktionen
des Hochadels sowie die weitgehende Verabschiedung der Cortes, die zwischen
1396 und 1401 nicht mehr einberufen wurden, von der Macht.
Ein vielsagendes Phänomen jener Zeit war auch der
große Pogrom von 1391 gewesen, der von Sevilla seinen Ausgang
genommen hatte. Diese Judenverfolgung hatte gewiß starke soziale
und religiöse Beweggründe, doch sollte in Kastilien und gerade
in den andalusischen Regionen, die am meisten betroffen waren, auch eine
besonders geschützte Bevölkerungsgruppe vernichtet oder zunehmend
dezimiert werden, in der das Königtum eben wegen dieses Schutzbedürfnisses
in den zurückliegenden Jahren immer einen Rückhalt für seine
Politik gefunden hatte. Die Tatsache, daß die einmal entfesselte
Pogromwelle nach Aragon-Katalonien überschwappte und dort soziale
ebenso wie religiöse Motive in den Vordergrund traten, ändert
daran nichts, zumal in den dortigen Städten ebenfalls mit den Juden
eine Schicht reduziert wurde, die in einem besonders nahen Verhältnis
zum Königtum gestanden hatte. Ergebnis des Pogroms waren außer
den Morden zahlreiche Zwangstaufen, die nun ein neues Problem schufen,
da die dadurch stark angewachsene Schicht der Conversos in Zukunft eine
Zwitterstellung zwischen den Christen und den verbliebenen Juden einnehmen
und von beiden Seiten mit Mißtrauen betrachtet werden sollte.
Nach der Bereinigung der Machtverhältnisse verblieb
in der unmittelbaren Umgebung Heinrichs III.
nur eine kleine Adelsgruppe, innerhalb der die MENDOZA, STUNIGA und DAVALOS
den Ton angaben und deren Mitglieder mit der Zeit ausgedehnte Territorialherrschaften
aufbauen konnten. Der Wunsch Heinrichs III.,
in ähnlicher Weise wie seine Vorfahren eine neue, ihm ergebene Adelsschicht
zusammenzuschweißen, äußerte sich einerseits in der Heranziehung
und territorialen Verwurzelung portugiesischer Exulantengeschlechter, andererseits
in der Ausstattung bewährter Familien mit erblichen Hofämtern
- ein Rezept, dessen Herkommen bis auf Alfons
X. zurückzuverfolgen ist. So ist unter Heinrich
III. der Aufstieg jener ursprünglich in Portugal beheimateten
Familien der PACHECO, ACUNA und PIMENTEL zu beobachten, die im 15. Jahrhundert
innerhalb des kastilischen Adels die beherrschenden Positionen besetzen
konnten. Über die Vergabe des erblichen Mayoadomazgo (MENDOZA), des
erblichen Camarero-Amtes (VELASCO), des erblichen Almirantazgo (MENDOZA,
ENRIQUEZ) sowie erblicher Adelantamientos in Galicien, Leon und Kastilien
verfestigte sich gleichzeitig der Machtanspruch jener Familien, die neben
den 'portugiesischen' Emporkömmlingen in den Wirren, die die Herrschaftsübernahme
durch die Katholischen Könige vorbereiteten, die entscheidende Rolle
spielen sollten. Parallel dazu vollzog sich die Entmachtung des Condestable
Alfons
von Aragon, der sein Amt und letztlich auch seinen Marquesado
von Villena verlor, wodurch er aus Kastilien verdrängt und auf seine
aragonesischen Besitzungen beschränkt wurde. Dort mußte er sich
mit der ihm 1398 von Martin I. verliehenen
Würde eines Herzogs von Gandia zufriedengeben. Gerade in der Haltung
des Königs ihm gegenüber, der eine führende Stellung im
Regentschaftsrat innegehabt hatte und sicherlich zu den bedeutendsten Staatsmännern
des 14. Jahrhunderts zählte, dessen Dienste nach dem Sturz der TRASTAMARA-Epigonen
jedoch nicht mehr erforderlich waren, wird der Bruch mit der Politik Johanns
I. offenbar.
Angesichts der Entwicklung während der vergangenen
Jahrzehnte waren Heinrich III. und
seinen Beratern die Gefahren, die einer solchen Adelspolitik innewohnen
mußten, natürlich bewußt. Nachdem sich ungefähr ein
Dutzend Familien als vorrangige Machtträger etabliert hatten, die
als Ausgangspunkt möglicher Adelsligen in Frage kamen und den Consejo
Real beherrschten, legte das Königtum 1398 die Grundlage für
eine restrektive Politik. Neben einer verschärften Steuerpolitik und
einer gesteigerten Kontrolle der Standeszugehörigkeit griff man vor
allen Dingen auf das Amt des Corregidor zurück und brachte es nun
zu seiner eigentlichen Blüte. Die Stärkung der Verwaltungs- und
Rechtsprechungsbefugnisse jener vom König direkt eingesetzten Amtsträger
schränkte vornehmlich in Andalucia, Galicien und den baskischen Provinzen
die herrschaftliche Verfügungsgewalt von Kirche und Adel ein, beschnitt
aber auch das Regiment der Städte. Wenn auch die Corregidores nicht
überall und gegenüber jedem mächtigen Adelsgeschlecht ihre
übergeordneten Befugnisse durchsetzen konnten, bedeutet ihre Einsetzung
doch eine gezielte Maßnahme des Königtums, die Zentralgewalt
der Krone in allen Reichsteilen wieder mehr zur Geltung zu bringen und
möglichen Auflösungserscheinungen von vornherein entgegenzuwirken.