Jüngerer Sohn des Grafen Stephan II. von Blois-Chartres
und der Adela von England, Tochter
von König Wilhelm I. dem Eroberer
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 111
*******************
Stefan von Blois, König von England 1135-1154
------------------
* um 1096, + 25. Oktober 1154
Dover
Begraben: Faversham
3. Sohn Graf Stephans von Blois und Chartres und der Adela, einer Tochter Wilhelms des Eroberers
oo 1125 Mathilde, Erbtochter der Grafschaft Boulogne
Kinder:
---------
Eustachius (+ 1153)
Wilhelm (+ 1159)
Maria
Der englische König Heinrich
I. förderte Stephan von Blois
und übertrug ihm großen Landbesitz in England und der Normandie.
1127 gehörte Stephan von Blois
zu den Magnaten, die von Heinrich I.
eidlich auf die sucessio seiner Tochter Mathilde,
einer Cousine Stephans, verpflichtet
wurden. Trotzdem usurpierte er nach dem Tod des Königs 1135 den englischen
Thron. Mathilde war inzwischen mit
Graf
Gottfried von Anjou verheiratet.
Stephan
von Blois stützte sich bei seinem Coup auf seinen Bruder,
Bischof Heinrich von Winchester, und die Bürger von London. Er gewann
- teilweise durch Vergabe von Privilegien - die Zustimmung zahlreicher
Aristokraten. Papst Innozenz II. anerkannte
Stephan
von Blois, der versprach, Freiheit, Besitz und Gewohnheiten
der Kirche zu wahren. Bald sah er sich im Norden Gebietsansprüchen
des schottischen Königs David I.
gegenüber, dem er Zugeständnisse machen mußte. 1137 suchte
Stephan von Blois erfolglos seine Stellung
in der Normandie auszubauen, wo die Rivalin Mathilde
inzwischen Boden gewonnen hatte. 1138 trat der mächtige Graf
Robert von Gloucester, ein unehelicher Sohn Heinrichs
I., auf deren Seite, erhob die Waffen gegen Stephan
und fand Anhang. Der König verhaftete mehrere Bischöfe, die er
für unzuverlässig hielt, und zog sich dadurch die Gegnerschaft
der englischen Kirche zu. Als Mathilde
1139 in England ladete, ließ Stephan von
Blois sie zu Gloucester geleiten. Es kam zum Bürgerkrieg,
in dessen Verlauf Stephan von Blois die
Schlacht von Lincoln (2. Februar 1141) verlor und in die Gefangenschaft
Roberts
und Mathildes geriet. Zeitweise
schloß sich sogar Heinrich von Blois den Gegnern des Königs
an. Die Königin Mathilde trat
aber zusammen mit den Bürgern von London entschieden für die
Sache ihres Gemahls ein. Als Graf Robert
in die Hände der Königstreuen geriet, wurde Stephan
von Blois gegen ihn ausgetauscht. Er konnte seine Position großenteils
wiederherstellen, litt aber nun unter Geldmangel. Die angevinische
Partei wurde auf den Südwesten Englands beschränkt. in manchen
Landesteilen griff "Anarchie" um sich. Eine Reihe von Baronen wechselte
zwischen Stephan und Mathilde
hin und her, um alle Möglichkeiten zur Besitzerweiterung auszunutzen
(Geoffrey de Mandeville). Als Mathilde 1148
in die Normandie zurückwich, war das Königtum Stephans
von Blois in England kaum mehr bestritten, seine Popularität
aber geschwunden. Nach der Meinung des Chronisten Peterborough erduldete
niemals ein Land größeres Elend als England in den neunzehn
Jahren Stephans, "als Christus und
seine Heiligen scliefen". Etwa von 1153 an machte sich der Sohn Mathildes,
Heinrich
von Anjou, verstärkt den Thronanspruch seiner Mutter zu
eigen. Die römische Kurie ging auf Distanz zu Stephan
von Blois und erklärte, es müsse erst noch geprüft
werden, wem der englische Thron rechtmäßig zustehe. Die Landeskirche
und auch die Magnaten drängten auf eine friedliche Regelung. Stephan
von Blois war nach dem Tod seines Sohnes Eustachius
zu
einem Abkommen mit dem Haus ANJOU bereit.
Die Bischöfe wurden als Vermittler tätig. Im Vertrag von Winchester
1153 anerkannte Stephan von Blois
das
Erbrecht des jungen Heinrich, bezeichnete
ihn als seinen Sohn und gab seine Absicht kund, fortan mit ihm bei der
Regierung ders Reiches zusammenzuarbeiten. Heinrich
sollte dem König die Huldigung leisten und ihm später nachfolgen.
Das Zwischenspiel war von kurzer Dauer. Im Herbst 1154 bestieg
Heinrich den englischen Thron.
Stephan von Blois
gilt als ritterlich, tapfer und dabei weichherzig, doch war er durchaus
zu Gewalttaten gegenüber seinen wirklichen oder vermeintlichen Gegnern
fähig. Er gründete die Benediktiner-Abtei Faversham in Kent,
die als Hauskloster der Linie Blois gedacht war.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Brandenburg Erich: Tafel 9 Seite 18
****************
XII. 26. Stephan, Graf von Mortain, Graf von Boulogne
1125, König von England 1135
---------------------
* ca. 1095, + 1154 25. X.
Gemahlin: ca. 1120 Mathilde, Tochter und Erbin Eustachs
III. Graf von Boulogne (siehe XII 236)
+ 1152 3. V. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Stephan III. lebte
und wirkte vorwiegend in England. Als Enkel Wilhelms
I. des Eroberers gelang es ihm nach Heinrichs
I. Tode 1135, sich des Thrones zu bemächtigen; er stützte
sich dabei auf die Anerkennung durch Papst Innocenz II. sowie eine Art
von Wahl, an der sich nur wenige Barone und die Bürgerschaft Londons
beteiligt hatten. Um seine Stellung gegen Mathilde,
Tochter Heinrichs I., zu festigen,
mußte Stephan mit der Kirche
und mit seinen Anhängern unter den Baronen paktieren. Päpstliche
Legaten waren jetzt die eigentlichen Regenten Englands, ihr Bann die einzige
wirksame Waffe zur Wahrung des Friedens; schließlich wurde der Erzbischof
von Canterbury ständiger päpstlicher Legat und damit der gefährlichste
Gegenspieler der Krone. Die sich entwickelnde Feudalfehde wurde von den
Baronen zur Stärkung ihrer Position genutzt. 1138 besiegte Stephan
die Schotten bei Standard Hill (Standardenschlacht). Zwischen beiden Parteien
herrschte offener Krieg. In der Schlacht bei Lincolm (2.9.1141) wurde Stephan
gefangengenommen. 1153 kam es zwischen beiden Adelsfraktionen zum Frieden
von Wallingford. Stephan blieb König,
nach seinem Tode sollte die Krone auf Mathildes
Sohn
Heinrich übergehen. Die Regierung
Stephans bedeutete einen schweren Rückschritt
des Königtums, fast ein Interregnum. Stephan
war eine ritterliche und tapfere Erscheinung.
1120
oo Mathilde von Boulogne, Tochter des Grafen Eustach
III.
1103-3.5.1152
Kinder:
Eustach IV. Graf von Boulogne
um 1122-10.8.1153
Marie Erbin von Boulogne
um 1125- 1180/82
1169/70
oo Matthäus Graf von Boulogne-sur-Mer
-25.7.1173
Wilhelm Langschwert Graf von Boulogne und Mortain
um 1124- 10.1159 Graf von Surrey-Varennes
Toulouse Lord Norwich und Pevensey
Literatur:
-----------
Appleby John T.: Heinrich II. König von England.
Die Zeit des Thomas Becket. Dr. Riederer-Verlag Stutggart 1962 Seite 18,20-26,29,
30,38-42,46,47,76,92,168 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls
des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel
9 Seite 18 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 113-116,120,122,128 - Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 142,147,151 - Favier,
Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 113,116 - Houben, Hubert: Roger
II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag
Darmstadt 1997, Seite 92,154 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters
in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 198-208,210,212
-