Begraben: Gloucester, St. Peter
2. Sohn des Königs Eduard
I. von England aus seiner 1.Ehe mit der Eleonore
von Kastilien, Tochter von König
Ferdinand III.
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1587
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Eduard II., König von England
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* April 1284, + September 1327 ermordet
Carnarvon/Wales Berkeley Castle (Gloucestershire)
Begraben: Gloucester, St. Peter
4., einzig überlebender Sohn von Eduard I. aus dessen Ehe mit Eleonore von Kastilien
oo Januar 1308 Isabella, Tochter Philipps IV. von Frankreich
Kinder:
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Eduard III.
Johanna (+ 1362) oo David II. Bruce
Eduards öffentliche
Laufbahn begann 1301, als er zum Prince of Wales ernannt wurde und
während der letzten Jahre seines Vaters an den Feldzügen gegen
Schottland teilnahm. Zu dieser Zeit hatte er bereits mit Piers Gaveston,
dem Sohn eines aus der Gascogne nach England eingewanderte Ritters, eine
enge Freundschaft geschlossen. Ihr intimes Verhältnis führte
zu Auseinandersetzungen zwischen dem alten König und dem Prinzen und
1307 zur Verbannung Gavestons. Aber nach Eduards
I. Tod (7. Juli 1307) wurde Gaveston noch im selben Jahr zurückberufen,
und der laufende Feldzug gegen Schottland abgebrochen. Während der
nächsten drei Jahre zeigte sich eine wachsende Spannung zwischen dem
König und den großen Magnaten, zurückzuführen auf
Eduards
- sicherlich homosexuell motivierte - Neigung zu Gaveston, der eine Monopolstellung
im königlichen Rat und bei der Vergabe von Ämtern erlangt hatte.
Hierzu trat Eduards II. Vernachlässigung
der von seinem Vater gegen Schottland eingeleiteten Politik - hatten doch
führende englische Adlige dort bereits Land erhalten. Schließlich
erweckte die aufwendige Hofhaltung des Königs angesichts der 1307
auf 200.000 Pfund angewachsenen Schuldenlast der Krone, Unzufriedenheit.
Aber allein schon die Persönlichkeit des Königs, der sich gern
mit "niederer" Gesellschaft umgab und unritterliche Tätigkeiten ausübte
wie das Ziehen von Gräben oder das Dachdecken, an den politischen
Geschäften jedoch Desinteresse zeigte, erregte Mißfallen. 1310
kulminierte die Opposition in der Berufung von 21 Bischöfen und Baronen,
den Ordainers, zur Reformierung Englands. In ihren, im September 1311 publizierten
Ordinances forderten sie die Verbannung Gavestons, die baroniale Mitbestimmung
an den Regierungsentscheidungen des Königs und eine Zügelung
seiner Verschwendung. Zunächst blieben diese Rekonstruktionen jedoch
ohne größere Wirkung. Gaveston verließ 1311 zwar den Hof,
kehrte aber nach wenigen Monaten zurück; bald darauf fiel er jedoch
einer baronialen Opponentengruppe unter Führung von Eduards
II. Vetter
Thomas, Earl of Lancaster,
und Guy Beauchamp, Earl of Warwick, zum Opfer. Gavestons Hinrichtung führte
allerdings zur Spaltung der Magnaten, so daß Eduard
II. von nun an die Unterstützung einer recht gewichtigen,
baronialen Parteiung fand. 1314 traten zu diesen inneren Spannungen schwere
außenpolitische Fehlschläge hinzu. Eduard
II. und sein Heer unterlagen bei Bannockburn der schottischen
Streitmacht unter Robert I. - die schimpflichste
Niederlage eines englischen Heeres im gesamten Mittelalter. Im Gefolge
dieses Fiaskos erhielten Eduards Gegner
im Innern mächtigen Auftrieb, und durch Lancasters mächtige Position
in der Regierung konnten die Ordinances während der nächsten
zwei Jahre weitgehend durchgesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt, als Hungersnöte
und Wirtschaftskrisen die englische Geasellschaft erschütterten, scharte
Eduard II. seinerseits eine Hofkamarilla um sich, die er mit
Gunstbeweisen überhäufte und die sich Lancaster und den Lords
Ordainers entgegenstellten; Führer dieser Gruppierung waren Hugh Despenser
der Jüngere, Roger Damory und Hugh Audley. Ab 1318 errang Despenser
die dominierende Position des Günstlings bei Hofe, was zu einer erneuten
Vereinigung der opponierenden Magnaten führte. In dieser Konstellation
traten insbesondere die Barone der Walisischen Marken, unter ihnen auch
Damory und Audley, stark hervor, da sie unter Despensers aggresiver Territorialpolitk
besonders gelitten hatten. Sie suchten Anschluß an Lancaster als
dem künftigen Führer der Opposition, doch endete der bald ausbrechende
Bürgerkrieg mit der Niederlage der Opponenten bei Boroughbridge (1322);
es folgten blutige Regressionsaßnahmen (unter anderem Hinrichtung
Lancasters). Der Vater von Hugh Despenser dem Jüngeren wurde zum Earl
of Winchester erhoben, und in den Jahren von 1322-1326 monopolisierten
die beiden Despenser und ihre Gefolgsleute die Macht in England, hielten
mit Terror und Einschüchterungsmaßnahmen jede Opposition nieder
und häuften für sich und den König riesige Vermögen
an, was Eduard II. sehr verhaßt
machte und zu seinem Sturz beitrug. In der Außenpolitik fand die
Schmach von Bannockburn durch den 1323 mit Schottland geschlossenen demütigenden
Waffenstillstand und die Besetzung der Gascogne durch den französischen
König Karl IV. (im Gefolge des Konflikts um St-Sardos)
eine Fortsetzung. Die Reise der Königin Isabella
nach Frankreich zwecks Vermittlung zwischen Eduard
II. und König Karl,
ihrem Bruder, gab den Anstoß zu den Ereignissen, die in Eduards
Absetzung
gipfeln sollten. Isabella, deren Ehe
mit Eduard II. nicht glücklich
war, benutzte die Gelegenheit, in Paris mit Eduards
Gegner, Roger Mortimer, zusammenzutreffen. Auch der Prince of Wales hielt
sich seit 1325 in Frankreich auf. Die Opponenten, unter ihnen alte Lancaster-Anhänger,
scharten sich unter Führung Roger Mortimers um
Isabella; nach ihrer Landung bei Harwich in England (September
1326) brach Eduards Herrschaft rasch
zusammen. Seine führenden Höflinge wurden hingerichtet und Eduard
selbst
- zugunsten seines Sohnes Eduard III.
- entthront und gefangengesetzt. Im September 1327 wurde
Eduard II. auf Befehl von Isabella
und
Roger Mortimer auf Berkeley Castle ermordet.
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Eduard II. führte
seit 1301 als erster Thronfolger den Titel "Prinz von Wales" und
wurde 1286 mit der schottischen Thronerbin Margarete
verlobt, die jedoch schon 1290 starb. Er war dem Vater ganz unähnlich,
haltlos und uninteressiert und weilte bis 1312 meist in den französischen
Besitzungen und überließ England dem verhaßten Günstling
und Liebhaber Pierre Gaveston. Ab 1307 verlor er nach und nach alle schottischen
Garnisionen und am 24.7.1314 verlor er die entscheidende Schlacht bei Bannockburn.
Seit 1312 führte er verheerende Bürgerkriege gegen den Cousin
Thomas von Lancaster und dessen Anhänger, die in den Schlachten
bei Burton on Trent und 1322 bei Boroughbridge unterlagen und anschließend
hingerichtet wurden. Eduard stützte
sich auf die Familie LE DESPENSER und erregte damit breiten Unwillen, so
dass sich seine Gemahlin mit seinem jüngeren Bruder Edmund
Graf von Kent und ihrem Liebhaber Roger Mortimer und einer Anzahl
unzufriedener Großer 1326 zu seinem Sturz verbanden. Am 7.1.1327
wurde er durch Parlamentsbeschluß abgesetzt und wenig später
ermordet (Gurney und Mantraver warfen, als Eduard
im Bett lag, einen schweren Tisch auf die obere Hälfte seines Körpers
und durchlöcherten und zerfetzten mit glühenden Bratspießen
seine Eingeweide durch den After).
Baker Timothy: Seite 43-64
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„Die Plantagenet“
Einer der Gründe für den tragischen Verlauf
der Geschichte der PLANTAGENET ist
bei Eduard II. (1307-1327) zu suchen,
der nach seinem walisischen Geburtsort als "Eduard
von Caernarvon" bekannt wurde. In der Schlacht bei Bannockburn
brachte ihm Robert Bruce eine vernichtende
Niederlage bei, wodurch eine Wende im Kampf der Schotten um ihre Unabhängigkeit
sowie in der blinden Favoritenherrschaft Eduards
eintrat und das Ende seiner Herrschaft eingeleitet wurde. Zu seiner Zeit
wurde er, wie Johann auch, als unwürdig
für das Königsamt angesehen. Ein Großteil der Schuld trifft
dabei höchstwahrscheinlich seinen Vater, der sich als herrischer Gesetzgeber
und ohne Verständnis für den Sohn gezeigt hatte. Was den äußeren
Eindruck anbelangt, so war Eduard II. mit
den königlichen Eigenschaften seiner Familie ausgestattet, denn er
wuchs als freundlicher und beliebter Mensch auf, stand dabei aber immer
im Schatten seines Vaters. Sein liebster Freund, der Gascogner Piers Gaveston,
wurde jedoch des Landes verwiesen. Von dem Augenblick an, wo ihn
Eduard als neuer König wieder zurückholte, bevor er
die französische Prinzessin Isabella ehelichte,
war klar, dass die Sorge um England für ihn erst nach seinem Privatleben
rangieren sollte. Bei den Krönungsfeierlichkeiten spielte Gaveston
eine glanzvolle Rolle. Ihm wird nachgesagt, dass ihm sogar einige Hochzeitsgeschenke
zufielen und er sich über die Adligen lustig machte, die der Meinung
waren, sie seien die wahren Ratgeber der Krone. Höchstwahrscheinlich
wurde der anmaßende Fremde später von einer kleinen Gruppe,
den sogenannten "Lords Ordainers" unter der Führung von Thomas
von Lancaster, dem leiblichen Vetter des Königs, umgebracht.
Eduard
war,
wie ein Bischof mit Bedauern nach Rom meldete, faul und hatte für
den Krieg nichts übrig. Sein Verhalten gegenüber den Schotten
war nachlässig. Nachdem sein Ansehen im Anschluß an die Schlacht
von Bannockburn Schaden erlitten hatte, erreichte er dessen Wiederherstellung
erst wieder, als er sich der Führung gemäßigter Kräfte
überließ. Aber auch daraus sollte er nichts lernen, denn er
war einsam, verletzbar und ohne Urteilsvermögen. So wählte er
sich nach Lancasters Fall von neuem
Günstlinge, Vater und Sohn, die beide Hugh Despenser hießen
und nur darauf aus waren, Reichtümer anzuhäufen.
Es gibt trotz all der späteren Sticheleien keinen
Beweis dafür, dass Eduard homosexuell
war. Die Zuneigung für Gaveston kann als die Bewunderung eines schwachen,
liebevollen unsicheren Mannes für einen Menschen gewesen sein, der
es glänzend verstand, sich über die ganze Welt lustig zu machen.
Nach der Schlacht bei Bannockburn wurde ein Bote des Königs eingesperrt,
weil er die spöttische Bemerkung gemacht hatte, man könne von
einem König, der seine Zeit mit "Löcher graben und anderen Ungehörigkeiten"
verschwende, wohl keine Siege erwarten. Wahrscheinlich war dies aber nur
ein Hinweis auf die Neigung des Königs, niedere Tätigkeiten auszuführen.
Der geschwätzige Bote hatte die wahre Schwäche seines Herrn aufgedeckt,
die darin lag, dass er vor seiner eigenen Klasse zurückschreckte.
Viele Monarchen späterer Zeiten suchten Entspannung bei einfachem
Beschäftigungen. Ludwig XVI. hämmerte
in Versailles auf einem Amboß herum, und der häusliche Georg
III. wurde auf gutmütige Art "Bauer George" genannt. Im
14. Jahrhundert brachte sich jedoch ein König in Gefahr, wenn sein
Verhalten so eklatant von seiner Rolle abwich. Nichts verdeutlichte den
Wert königlichen Benehmens mehr als das Schicksal des Eigenbrötlers
Eduard
II.
Eduards Ende lieferte
den Stoff für eine düstere Geschichte und wurde von dem Stückeschreiber
der TUDOR, Christopher Marlowe, voll
ausgeschlachtet. Die von ihrem Ehemann ignorierte Königin hatte sich
zurückgezogen, um mit ihrem Bruder, dem französischen König,
die Situation zu beobachten. Sie wurde aber die Geliebte von Eduards
Feind, Roger Mortimer, der einer der wenigen war, denen es gelang, als
Gefangener aus dem Londoner Tower zu entweichen. Nachdem Isabella
ihrem ältesten Sohn Eduard die
Macht gesichert hatte, fühlte sie sich unabhängig genug, die
Günstlinge ihres Mannes öffentlich zu verurteilen. Als sie im
Herbst 1326 an Land ging, war ein Großteil der Engländer auf
ihrer Seite. Der Anhang des Königs schmolz dahin, es kam zu Lynchaktionen,
zur Jagd auf Eduard und die DESPENSERS
und zu einem blutigen Racheakt der "Wölfin von Frankreich". Im Namen
des Königs trat das Parlament zusammen und erklärte Eduard
für regierungsunfähig. Er selbst wurde außerhalb Londons
gefangengesetzt, in schwarze Kleidung gesteckt und fast ohnmächtig
einer Gruppe ausgeliefert, die ihn damit zur Unterwerfung brachte, dass
sie ihm die Vernichtung seiner gesamten Familie androhte. Da er zu robust
war, um durch allmähliches Siechtum den Tod zu finden, wurde er einige
Monate später in einem Kerker des Berkeley Castle ermordet.
Die Berichte von Bauern über nächtliche Schreie und die Tatsache,
dass sein Körper Wundmale aufwies, lassen die Vermutung zu, dass er
durch einen rotgeglühten Schürhaken gestorben ist. Isabella
offenbarte
einen gewissen Zynismus, als sie für ihn ein glanzvolles Begräbnis
in der Abtei von Gloucester, der heutigen Kathedrale, anordnete. Dort findet
man die in Alabaster gehauene Grabfigur Eduards,
deren Gesicht Trauer und Bestürzung ausdrückt; sie ist von reichem
Zierwerk umgeben, das die Pracht widerspiegelt, deren er beraubt worden
war.
In der Revolution von 1326/27 wurde in England zum ersten
Male ein gesalbter König abgesetzt. Diese Tatsache gereichte keinem
der Beteiligten zur Ehre, weder den hilflosen Freunden Eduards
noch
dem meineidigen Adel noch der gleichgültigen Königin und ihrem
Liebhaber oder dem duldenden Sohn.
Verwandtschaft zu Isabella von Frankreich
Raimund Berengar V. von Provence
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Eleonore von Provence
Margarete von Provence
um 1225-25.6.1291
1221-20.12.1295
oo Heinrich III. König von England
oo Ludwig IX. König von Frankreich
1.10.1207-16.11.1272
25.4.1215-25.8.1270
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Eduard I. König von England
Philipp III. König von Frankreich
17.6.1239-7.7.1307
3.4.1245-5.10.1285
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Eduard II. König von England
Philipp IV. König von Frankreich
25.4.1284-21.9.1327
1268-29.11.1314
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Isabella von Frankreich
1292-27.8.1357
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25.1.1308
oo Isabella "Wölfin von Frankreich",
Tochter des Königs Philipp IV.
1292-27.8.1357
Kinder:
Eduard III.
13.11.1312-21.6.1377
Johann Graf von Cornwall
15.8.1316- 10.1336 ermordet
Gouverneur des Towers, General vom Bruder ermordet
Eleonore
3.8.1318-22.4.1355
Deventer
1332
oo 2. Rainald II. Herzog von Geldern
um 1295-12.10.1343
Johanna
7.1321-14.8.1362
17.7.1328
oo David II. König von Schottland
5.2.1323-22.2.1371
Literatur:
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Baker Timothy: Die Plantagenet in Die großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 43-64 - Ehlers
Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln
2000 Seite 205,223,229,234,237,240-242 - Ehlers Joachim: Geschichte
Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 250 - Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 203,243,246,248,250
- Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515.
Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 264,282,286 -
Kiesewetter,
Andreas: Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou
(1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence und der
Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999
Seite 69 - Ridley Jasper: Heinrich VIII. Eine Biographie. Weltbild
Verlag GmbH Augsburg 1995 Seite 27 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters
in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 273,278
- Trautz, Fritz: Die Könige von England und das Reich 1272-1377.
Mit einem Rückblick auf ihr Verhältnis zu den Staufern, Carl
Winter Universitätsverlag Heidelberg 1961 -
Tuchmann Barbara:
Der ferne Spiegel. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995 Seite
52,79 -