Begraben: Ringsted, Marienkirche (jetzt St. Bendt)
Einziger und nachgeborener Sohn des Herzogs
Knut IV. Laward von Schleswig und der Ingeborg
von Kiew, Tochter von Großfürst
Mstislaw I.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1946
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Waldemar I. der Große, König von Dänemark
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* 14. Januar 1131, + 12. Mai 1182
Vordingborg
Begraben: Ringsted, Marienkirche (jetzt St. Bendt)
Sohn von Herzog Knut Laward und Ingeborg von Novgorod
oo Sophia von Minsk (* um 1141, + 5. Mai 1198),
in 2. Ehe verheiratet mit Ludwig
III. Landgraf von Thüringen, eine Tochter des Fürsten Volomar
von Minsk und der Richiza
Der kurz nach dem gewaltsamen Tod des Vaters geborene
Waldemar
I. wurde erzogen im Hause des seeländischen Häuptlings
aus dem mächtigen Adelsgeschlecht der Hvide, Asser Rig, dessen Söhne
Absalon (1128-1201) und Esbern (1127?-1204) Waldemars
enge Vertraute wurden. Anfangs stand Waldemar
auf
seiten seines älteren Verwandten Svend III.,
Sohn Erichs II. und Halbbruder Knud
Lawards (dessen Verehrung
Svend und
Waldemar förderten: 1146 'unkanonische'
Elevatio), im Kampf gegen den Konkurrenten
Knud,
Sohn des Mörders von Knud Laward.
Nach der Doppelwahl von 1146 erhielt Waldemar
von Svend das Amt des 'praefectus'
der Bischofsstadt Schlewswig. Nach wechselviollem Verlauf des Bürgerkrieges
(1152 Ausgleich durch Vermittlung BARBAROSSAS,
1153 Bruch Svends mit den Hvide) wechselte
Waldemar
1153 die Partei, verlobte sich 1154 mit Knuds
Halbschwester Sophia
und ließ
sich im selben Jahr gemeinsam mit Knud
auf dem Viborger Landesding zum König wählen. Nachdem der erst
1157 aus dem Exil zurückgekehrte Svend
sich zunächst mit einer erneuten Teilung (Jütlland wurde Waldemar
I. dem Großen zugesprochen) abfand, suchte er im "Roskilder
Blutfest" (9. August 1157) Waldemar I. den Großen
und Knud zu töten. Waldemar
I. der Große entkam dem Anschlag, besiegte Svend
im Endkampf (23. Oktober 1157) und gewann damit die Alleinherrschaft über
Dänemark.
Durch die Politik der inneren Versöhnung konnte
Waldemar
I. der Große die Herrschaft insgesamt festigen, trotz
mehrfacher Aufstände (1167,1176-1177, Schonen 1180-1183). Außenpolitisch
pflegte Waldemar I. der Große
zunächst ein gutes Verhältnis zu
BARBAROSSA
(gegen den gefährlichen Nachbarn Heinrich den Löwen), was zur
Eidesleistung gegenüber dem Kaiser und zur zeitweisen Anerkennung
des schismatischen Papstes Viktor IV. (1162) führte.
Die Verteidigung Dänemarks wurde gesichert durch
den starken Ausbau des Danewerks in Backstein ('Waldemarsmauer') und die
Errichtung oder Erneuerung von Festungen und Wehrtürmen an strategisch
wichtigen Zugängen (Nyborg, Sprogo, Taarnborg bei Korsor, Kalundborg,
Vordingborg, Kopenhagen, Helsingborg).
Eine Hauptaufgabe sah der König in der Unterwerfung
des W-Slawen (Wenden), deren Einfälle die süddänischen Inseln
bedrohten und gegen die Waldemar I. der Große
wischen
1159 und 1185 fast alljährliche Flottenzüge durchführte.
Am 15. Juni 1169 wurde die Tempelburg Arkona auf Rügen zerstört,
die Ranen zur Annahme des Christentums verpflichtet. 1185 mußten
die Fürsten von Pommern die dänische Oberhoheit anerkennen. Auch
in Norwegen suchte Waldemar I. der Große
Fuß zu fassen (Herrschaft über die Oslofjordregion
Viken; Anerkennung als Lehnsherr); sein Erfolg 1170 verschaffte ihm freie
Hand in der südlichen Ostsee.
Papst Alexander III. hatte 1165/66 das dänische
Erbkönigtum (als Gegenleistung für die Aussöhnung Waldemars
I. mit Erzbischof Eskil von Lund) anerkannt. 1166 ließ
Wademar
I. der Große seinen Sohn Knud
VI. durch die Flottenmannschaft bei Stralsund zum Mit-König
designieren; am 25. Juni 1170 fand in Ringsted die Doppelfeier der Kanonisation
Knud
Lawards und der Krönung Knuds
VI. statt, ein Ausdruck der neuen Ideologie des dänischen
Königtums; Grndlage des Selbstverständnisses war nicht mehr die
Nachahmung des Kaisers, sondern die Imitatio Christi.
Der persönliche Anteil
Waldemars I. des Großen an Regierungsentscheidungen läßt
sich wegen der engen Zusamemnarbeit Waldemars
I. mit seinen Ratgebern, zum Teil Angehörige des Hvide-Verbandes,
kaum feststellen.
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Althoff Gerd: Seite 365 K 15
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
K 15
Lü: 12.5. Waldemar rex + 1182 König von Dänemark
Waldemars Politik
im Ostseeraum ist durch vielfältige Beziehungen zum Sachsen-Herzog
Heinrich dem Löwen gekennzeichnet. Diese Bindungen wurden 1176/77
durch die Heirat von Heinrichs Tochter Gertrud
mit
dem dänischen Thronfolger Knut gefestigt
(vgl. K 42). Auch die Gemahlin Waldemars,
Sophia,
erscheint im Lüneburger Nekrolog (vgl. K 11).
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Waldemar I. der Große
half seinem Schwager Knut V., wurde
1152 von König Sven III. in Schleswig
bestätigt,
eroberte ganz Jütland dazu und entging 1157 schwer verwundet einem
Mordanschlag Svens, dem Knut
V. erlag. Er besiegte Sven
1157
auf der Grataheide, wurde König von Dänemark
und stellte
die Reichseinheit kraftvoll wieder her. Er war der erste von einem Erzbischof
gekrönte und von einem Herrenbund gewählte König, womit
das dänische Wahlkönigtum begründet wurde. Er huldigte 1158/62
Kaiser
FRIEDRICH I. BARBAROSSA, anerkannte die kaiserlichen Gegenpäpste,
förderte die Zisterzienser und half Heinrich dem Löwen gegen
Mecklenburg und Pommern. Er eroberte Rügen für Dänemark
zurück und wurde damit Gegner Heinrichs des Löwen wegen gleicher
Slaweninteressen. Er nahm 1181/82 am Reichskrieg gegen ihn teil, eroberte
Lübeck, griff in die norwegischen Thronkriege ein und gewann die Hoheit
über Viken. 1177 wurde sein Milchbruder Absalon Erzbischof von Lund,
der mit strikter Einführung des Zehnten den Niedergang eines bis dahin
weitgehend freien dänischen Bauerntums einleitete. In der Schlacht
bei Dysia schlug Waldemar Bauernunruhen
brutal nieder. Mit Waldemars Regierung
begann die zweite Großmachtperiode Dänemarks.
1157
oo 1. Sophie von Nowgorod, Tochter des Fürsten
Wladimir III.
-5.5.1198
Halbschwester von Knut V.
Kinder:
Knut VI.
1163-12.11.1202
Sofie
-
1208
1181
oo Siegfried III. Graf von Orlamünde
- 1206
Waldemar II. der Sieger
28.6.1170-28.3.1241
Margarete Nonne zu Roskilde
-
Marie Nonne zu Roskilde
-
Richza
-8.5.1220
1210
oo Erich X. König von Schweden
-10.4.1216
Ingeborg
um 1175-29.7.1236
14.8.1193
oo Philipp II. August König von Frankreich
22.7.1165-14.7.1223
Helene
-22.11.1233
1202
oo Wilhelm Herzog von Lüneburg
11.4.1184-13.12.1213
Illegitim
Christoph Herzog von Schleswig
-11.4.1173
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München
1984 Seite 64,365 K 15 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 69,101,108 - Engels, Odilo:
Stauferstudien. Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 239,301,302 A,304-314,325
- Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag
München, Seite 46,50,60,68,72,74,83-86,93-96,98,115,169,174,194, 204,207,211,255
- Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König
Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 18,319
- Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit,
Bechtle Esslingen 1999, Seite 251,274 -
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Jordan Karl: Seite 46,50,60-62,68,72,74,83-86,93-96,194,204,207
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"Heinrich der Löwe"
Der Merseburger Reichstag brachte aber eine Entscheidung
in den dänischen Thronstreitigkeiten. Beide Rivalen waren geladen
und erschienen: Sven in Begleitung
des Erzbischofs Hartwig, Knut unter
dem Geleit Heinrichs des Löwen. Durch einen Schiedsspruch wollte FRIEDRICH
einen
Ausgleich zwischen den Widersachern erreichen. Knut,
der sich in Dänemark nicht hatte durchsetzen können, mußte
auf seine Ansprüche auf den Thron verzichten, indem er dem deutschen
König ein Schwert übergab. Sven
wurde mit dem gleichen Symbol mit Dänemark belehnt und leistete dem
deutschen Herrscher die Dienste eines Vasallen und den Treueid. Dieser
setzte ihm eine Königskrone aufs Haupt; bei der feierlichen Pfingstprozession
trug Sven das Reichsschwert vor dem
König einher. Die Lehnshoheit des Reiches gegenüber Dänemark
wurde damit in aller Form erneuert. Knut
wurde mit einzelnen Landschaften in Dänemark, vor allem auf Seeland,
abgefunden. Auch Prinz Waldemar, der
ebenfalls am Reichstag teilnahm, erhielt eine Provinz des Landes, wahrscheinlich
das Gebiet von Schleswig.
Im August des Jahres 1157 fiel Knut
bei
einer Zusammenkunft der drei Thronprätendenten in Roskilde einem Mordanschlag
Svens zum Opfer.
Waldemar
entkam dem Blutbad, sammelte ein Heer und konnte im Oktober in der Schlacht
auf der Gratheheide bei Viborg seinen Gegner vernichtend schlagen; auf
der Flucht wurde Sven getötet.
Waldemar fand jetzt als König
allgemeine Anerkennung im Lande; das Zeitalter der dänischen Thronwirren
gingdamit zu Ende. Da Sven Lehnsmann
des deutschen Königs war, hätte sein Tod das Eingreifen FRIEDRICHS
in die dänischen Verhältnisse erforderlich gemacht. Waldemar
trug dieser Lage Rechnung, indem er von sich aus im Jahre 1158 den Kaiser
durch eine Gesandtschaft um die Bestätigung seiner königlichen
Würde und um die Belehnung mit seinem Reich bat. FRIEDRICH,
der sich gerade in den Vorbereitungen für seinen zweiten Italienzug
befand, erklärte sich dazu unter der Bedingung bereit, dass Waldemar
ihm
nach Beendigung des Italienzugs den Lehsneid leisten und sein Reich aus
seinen Händen in Empfang nehmen sollte.
Ehe Heinrich der Löwe in den ersten Monaten des
Jahres 1159 dem Ruf des Kaisers nach Hilfe Folge leistete, bemühte
er sich, den Frieden an der N-Grenze zu Sachsen zu sichern. Mit Waldemar
I. von Dänemark schloß er bei einer persönlichen
Zusammenkunft einen Freundschaftsvertrag; die Slawenfürsten mußten
sich durch einen Eid verpflichten, während seiner Abwesenheit keine
Feindseligkeiten gegen die Sachsen und die Dänen zu unternehmen. Da
die Slawenfürsten entgegen ihren Zusagen während der Abwesenheit
des Herzogs nicht Frieden gehalten hatten, unternahm Heinrich im Spätsommer
im Bunde mit Waldemar von Dänemark
einen erfolgreichen Feldzug gegen die Obodriten, ehe er sich gegen Ende
des Jahres zum Zuge nach dem Süden rüstete.
Waldemar von Dänemark
war im Sommer 1162 ebenfalls nach St. Jean-de-Losne gekommen. Er leistete
dem Kaiser, wie er es vor Jahren versprochen hatte, den Lehneid und wurde
von ihm mit Dänemark belehnt. Ebenso bekannte er sich erneut zur Obödienz
Viktors IV. Der enge Anschluß des dänischen Königs
an die Politik des Kaisers, der auch in der Folgezeit bestehen blieb, bedeutete
aber auch eine Stärkung der Stellung Heinrichs des Löwen im Ostseeraum.
Heinrichs Politik im Ostseeraum wurde aber auch dadurch
bestimmt, dass mit dem Sieg Waldemars I. über
seine Gegner im Jahre 1157 in Dänemark die Zeit der langen Thronwirren
ihr Ende fand. Das Ziel des Königs, der beim Wiederaufbau einer starken
Königsmacht in Bischof Absolon von Riskilde einen klugen Berater und
Helfer fand, war es, nicht nur im Innern die Stellung seiner Dynastie zu
festigen, sondern auch nach außen den Frieden des Landes zusichern.
Mit den Kriegszügen, die er zu Beginn seiner Regierung an nach Mecklenburg
und Vorpommern unternahm, wollte er nicht nur die Plünderungsfahrten
slawischer Seeräuber gegen die dämnischen Küsten abwehren,
sondern auch den Herrschaftsbereich des dänischen Königtums in
der Ostsee erweitern. Die gemeinsame Gegnerschaft gegen die Slawen führte
den König und den sächsischen Herzog zunächst zusammen.
Als sich aber später ihre territorialen Interessen in Vorpommern überschnitten,
wurden aus Bundesgenossen wiederholt Rivalen. Vor seinem Aufbruch nach
Italien war Heinrich der Löwe bemüht, den Frieden im Grenzgebiet
zu sichern. Bei einer Zusammenkunft mit Waldemar
schloß er mit ihm einen Freundschaftsvertrag und erklärte sich
gegen eine Summe von 1.000 Mark Silber, die ihm dieser zusicherte, dazu
bereit, zwischen dem König und den Slawen zu vermitteln. Da die Maßnahmen
des Herzogs keinen Erfolg hatten, entschloß sich Waldemar
statt dessen, noch im gleichen Jahr zwei Vergeltungszüge gegen das
Küstengebiet von Vorpommern und gegen die Insel Rügen durchzuführen,
da die Plünderungsfahrten der Slawen immer wieder auch von hier aus
ihren Ausgangspunkt genommen hatten.
Im Spätsommer des Jahres 1160 drang Herzog Heinrich
der Löwe mit einem großen Heer ins Obodritenland ein, während
gleichzeitig eine dänische Flotte unter Führung König
Waldemars und Bischof Absolons bei der Insel Poel landete. In
der Folgezeit wurde das Obodritenland unterworfen und ihr Fürst Niklot
fiel. Bereits wenige Tage nach der Landung der dänischen Flotte hatte
Heinrich der Löwe in seinem Lager vor Werle eine erste Zusammenkunft
mit Waldemar und Absolon, an die sich
weitere Verhandlungen mit dem Bischof anschlossen. Nach dem Fall der Burg
zog der Herzog mit seinem Heer die Warnow abwärts und traf in der
Nähe von Rostock erneut mit dem Dänen-König zusammen, der
inzwischen mit seiner Flotte die Mündung der Warnow erreicht und die
Burg
Rostock selbst geplündert hatte. Über den Gegenstand dieser
verschiedenen Beratungen zwischen beiden Fürsten ist nichts bekannt.
Es läßt sich aber vermuten, dass Waldemar
für seine Beteiligung an diesen Kämpfen auch gewisse territoriale
Ansprüche gestellt hat. Es gelang aber Heinrich zu verhindern, dass
sich die Dänen in Mecklenburg festsetzten. Waldemar
segelte
vielmehr mit seiner Flotte weiter nach Osten bis in das vorpommersch-rügische
Küstengebiet und zwang die Rügener, seine Oberhoheit durch die
Stellung von Geiseln anzuerkennen.
Wie schon im Jahre 1160 verbündete sich jetzt der
Herzog mit König Waldemar zum
gemeinsamen Vorgehen gegen die Slawen. Durch die Verlobung einer Tochter
Heinrichs, vielleicht der bald darauf verstorbenen Richenza, mit dem damals
einjährigen dänischen Königs-Sohn
Knut wurde das Bündnis zwischen den beiden Herrschern bekräftigt.
Am 1. Juli 1164 konnten die Sachsen in der Schlacht westlich von Demmin
bei Verchen am Kummerower See die Slawen besiegen. König
Waldemar war inzwischen mit seiner Flotte nach Rügen gesegelt
und hatte dann das Gebiet von Wolgast besetzt. Bei Stolpe an der Peenemündung
trafen er und der Herzog zusammen und schlossen im gegenseitigen Einvernehmen
mit den Slawen Frieden. Das Gebiet von Wolgast wurde unter mehrere slawische
Fürsten geteilt, blieb aber unter dänischer Oberhoheit. Im Jahre
1166 haben Heinrich der Löwe und der Dänen-König wieder
gemeinsamen einen Feldzug gegen die pommerschen Fürsten unternommen.
König Waldemar von Dänemark
seinerseits ergriff jetzt die Möglichkeit, durch außenpolitische
Erfolge die Stellung seiner Dynastie in seinem Reich zu festigen. Als er
im Jahre 1168 einen Feldzug gegen die Insel Rügen unternahm, konnte
sich der Herzog wegen der Kämpfe im Innern Sachsens an diesem Unternehmen
nicht beteiligen. Auf seinen Befehl leisteten aber Pribislaw und die Pommernfürsten
Kasimir und Bogislaw dem König Hilfe. Nach der Eroberung der Tempelburg
Arkona, in der der Tempel und das große und von den Heiden verehrte
Standbild ihres Gottes Svantevit zerstört wurden, konnte Waldemar
die
Insel rasch unterwerfen. Bischof Absolon von Roskilde, der den Dänenkönig
auch auf diesem Feldzug begleitete, setzte es durch, dass die ganze Insel
seinem Bistum unterstellt wurde. Mit der Eroberung Rügens verschob
sich das Schwergewicht im Ostseeraum deutlich zugunsten Dänemarks.
Da sich Waldemar weigerte, gemäß
den früher getroffenen Abmachungen die Hälfte der von den Rügenern
gestellten Geiseln und des von ihnen geleisteten Tributs an den Herzog
abzutreten, kam es jetzt zwischen den beiden Fürsten zum Bruch. An
die Stelle des herkömmlichen sächsisch-dänischen Bündnisses
trat für die nächsten Jahre ein solches zwischen dem Herzog und
den Slawen gegen Dänemark. Auf Befehl Heinrichs begannen die Obodriten-
und die Pommern-Fürsten wohl noch im gleichen Jahr erneut mit ihren
Plünderungszügen an den dänischen Küsten.
Waldemar
setzte sich zur Wehr und ging selbst zum Angriff über.
Im Jahre 1170 stieß eine dänische Flotte bis in das Gebiet von
Wollin vor; im folgenden Jahr ließ er das mecklenburgische
Küstengebiet und Wagrien plündern. Diese Vergeltungsmaßnahmen
hatten aber keinen nachhaltigen Erfolg. Bei einer Zusammenkunft mit Heinrich
dem Löwen, die im Juni 1171 am Johannistag an der Eider stattfand,
schloß der Dänen-König mit dem Herzog Frieden. Wenn der
Herzog bei dieser Begegnung dem Dänen-König nur bis zur Mitte
der Eiderbrücke entgegenkam, so wollte er nachdrücklich betonen,
dass er sich als gleichberechtigter Partner betrachtete. Waldemar
erfüllte
Heinrichs Bedingungen. Er verpflichtete sich, die Hälfte der Geiseln
und des auf Rügen gemachten Tributs und auch einen angemessenen Teil
der dort erbeuteten Tempelschätze auszuliefern. Auch die Rügener
selbst erklärten sich bereit, dem Herzog einen Tribut zu zahlen, und
haben damit auch dessen Oberhoheit anerkannt. Da die Tochter des Herzogs,
die im Jahre 1164 mit dem dänischen Thronfolger
Knut verlobt war, inzwischen gestorben war, wurde eine Ehe des
damals 8-jährigen Knut
mit Heinrichs
Tochter Gertrud, der Witwe des Herzogs
Friedrich von Rothenburg, der 1167 vor Rom den Tod gefunden
hatte, verabredet.
Dass Heinrich der Löwe seine Lage auch nach dem
Vorfrieden von Anagni noch nicht als bedroht ansah, zeigt am besten die
Tatsache, dass er noch im Sommer 1177 einen Feldzug in das mecklenburgisch-pommersche
Grenzgebiet unternahm. Die Initiative zu diesem letzten Zug des Herzogs
gegen die Slawen ging diesmal von Waldemar I.
von Dänemark aus, der inzwischen die dänische Oberhoheit
im rügisch-vorpommerschen Gebiet wieder durchgesetzt hatte. Als die
pommerschen Fürsten von neuen an der Swine angelegten Burgen aus den
dänischen Seehandel durch Überfälle und Plünderungszüge
empfindlich störten, forderte der Dänen-König zu gemeinsamen
Vorgehen gegen die Fürsten auf.
Heinrich der Löwe selbst bemühte sich, von
Waldemar
von Dänemark Hilfe zu erhalten. Im Jahre 1180, vermutlich
im Frühjahr vor Ablauf des Waffenstillstandes mit Sachsen, traf er
mit dem Dänen-König an der Eider zusammen. Nach dem Bericht des
dänischen Historikers Saxo kam es bei dieser Begegnung Waldemar
so weit entgegen, dass er die Eiderbrücke ganz überschritt,
während er bei früheren Begegnungen mit dem Dänen-König
diesem höchstens bis zur Mitte der Brücke entgegengegangen war.
Nach Saxo soll Waldemar
eine Hilfe
davon abhängig gemacht haben, dass Heinrich die von ihm besetzten
Kirchengüter vorher zurückgab. Ob der König aber wirklich
zu einer Unterstützung des gestürzten Herzogs bereit war, bleibt
fraglich, hätte er mit ihr doch seine Lehnspflichten gegenüber
dem Kaiser verletzt. Auch konnte ihm eine Schwächung der sächsischen
Herzogsgewalt nur willkommen sein.
Das kaiserliche Heer erhielt in den ersten Julitagen
des Jahres 1181 dadurch eine erhebliche Verstärkung, dass Waldemar
von Dänemark in Erfüllung seiner Lehnspflichten gegenüber
dem Kaiser mit einer starken Flotte heransegelte und Lübeck von der
Seeseite her abriegelte. Während diese Aufenthaltes des Kaisers vor
Lübeck fielen aber auch einige andere für die Geschichte des
Ostseeraums wichtige Entscheidungen. FRIEDRICH
I. und Waldemar I. schlossen
ein Bündnis, das durch die Verlobung Herzog
Friedrichs von Schwaben mit einer Tochter Waldemars
bekräftigt wurde. Waldemars Ansprüche
auf slawische Gebiete hat der Kaiser aber nicht anerkannt.