Ältester Sohn des Königs
Alfons II. der Keusche von Aragon und der Sancha
von Kastilien, Tochter von König
Alfons VII.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1923
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Peter II., König von Aragon 25. April 1196-12. September
1213
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+ 12. September 1213 gefallen
Schlacht von Muret
Nach dem Tode seines Vaters König
Alfons II. kurze Zeit noch unter Vormundschaft der Mutter
Sancha von Kastilien. Seine Heirat mit Blanca
von Navarra wie die Auflösung seiner Ehe mit Maria
von Montpellier zugunsten einer Heirat mit Maria
von Montferrat, Königin von Jerusalem,
scheiterten am Einspruch Papst Innozenz‘ III. Mit der Heirat seiner Schwester
Konstanze
mit König FRIEDRICH II. von Sizilien
(1209) bahnte Peter II. die Expansion
seiner Krone nach Süden an, expandierte im übrigen energisch
im Pyrenäenraum und weiter nördlich, schon um das Vordingen des
kapetingischen Königtums nach
Süden zu unterbinden. aher verheiratet er 1202 seine Schwester Eleonore
mit Graf Raimund VI. von Toulouse, war dadurch in die Albingenserwirren
involviert, ohne als Beschützer der Albingenser aufzutreten (Beiname
'el Catolico').
Peter II.
plante dennoch seit Januar 1211 eine Heirat seines Sohnes Jakob
I. mit einer Tochter Simons von Montfort, fiel im September
1213 in der Schlacht von Muret gegen ihn. Die Sorge wegen des Vordringens
der französischen Krone veranlaßte ihn 1204 auch zur Entgegennahme
des päpstlichen Schutzes und (erstmals) der Krönung; dies und
die stärkere Bindung der kirchlichen Seniorate an die Königsgewalt
bewog den katalanischen Adel 1205, ihm eine magna carta abzufordern. Seine
übermäßige Kreditaufnahme führte zur Zerrüttung
der Finanzen.
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Peter II. der Katholische
war ein harter, rauher Mann, hitzköpfig und tapfer, kriegerisch, stattlich,
aber unfähig als Feldherr, ein hemmungsloser Schürzenjäger,
mit Mutter und Frau völlig zerstritten, verschwenderisch, prachtliebend,
gönnerhaft gegenüber den Troubadouren und der Kirche, sorgte
damit für verheerende finanzielle Verhältnisse. Er folgte 1196
im gesamten Erbe und stiftete 1201 den Ritterorden vom Heiligen Georg von
Alfama, stand mit Kastilien gegen Navarra, das sich mit den Mauren verbündet
hatte und besetzte Grenzgebiete (unter anderem Roncesvalles, Aybar, Burgues).
Er zeigte sich als guter Verwalter, erließ 1198 strenge Gesetze für
den Landfrieden, reiste 1204 nach Rom, huldigte dem Papst, dehnte die Macht
der königlichen Hofrichter aus und stellte immer neue Geldforderungen.
Das alles erboste die Stände Aragons, die 1205 zur Sicherung alter
Privilegien und Rechte die erste Ständeunion bildeten. Peter
dehnte
den Einfluß Aragons weiter aus, gewann die Hoheit über die Grafschaft
Urgel, sicherte diese vorerst der Gräfin Ehrenburg (Haus
BARCELONA) und deren Mann Prinz Peter
von Portugal gegen Ansprüche des Hauses CABRERA, das später
nachfolgte. Er wurde auch Lehnsherr der Grafschaften Ampurias und Comminges
und erbte durch die Frau die Herrschaft Montpellier mit Pouget, Paulhan,
Montferrier, Muret und Omelas. Als Verbündeter des
Königs Alfons VIII. von Kastilien siegte er am 12.7.1212
entscheidend über die Mauren bei Las Navas de Tolosa in der Sierra
Morena, was ihn den Weg nach Andalusien öffnete. Im folgenden Jahr
eilte er seinem Schwager, Raimund VI. von Toulouse, zu Hilfe und fiel südlich
von Toulouse in der Schlacht von Muret gegen Simon von Montfort, den er
anfangs in Toulouse anerkannt hatte. Er konnte letztlich den Adel mit harter
Hand niederhalten und wurde von den Troubadouren besungen und verklärt.
1204
oo 3. Marie von Montpellier, Erb-Tochter des Seigneur
Wilhelm VIII. und der Eudokia Komnena
- 1213
1. oo Barral Vicomte de Marsailles
- 1192
2. oo Bernhard IV. von Bigorre
Sire de Muret
- 1201 -
Kinder:
Jakob I. der Eroberer
22.2.1208-27.7.1276
Illegitim
Peter "del Rey" Domherr zu Lerida
-
1254
Konstanze "de Aragon"
- kurz
nach 1250
Senora de Aitona
1220
oo Wilhelm Raimund de Moncada
- 1227
Literatur:
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Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1:
Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag
Darmstadt 1997, Seite 100,104,108,194 A - Vones Ludwig: Geschichte
der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen.
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 - Wies, Ernst W.: Friedrich
II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle Esslingen 1998,
Seite 55,286 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“
Als Alfons II. im
April 1196 starb, hinterließ er seinem ältesten Sohn Peter
II. el Catolico, der noch kurze Zeit unter der Vormundschaft
seiner Mutter stand, eine gefestigte Herrschaft in Aragon-Katalonien, seinem
zweiten Sohn Alfons jedoch die Provence,
wo dieser formal schon seit 1189 das Grafenamt innehatte, sowie die Grafschaften
Millau und Razes. Diese Trennung sollte sich ungeachtet eines 1204 abgeschlossenen
Erbvertrages als definitiv erweisen und verdeutlichen, dass trotz der Provence-Politik
Alfons'II.
nach wie vor das Hausdenken, das sie Gesamtheit der Reichsteile
wie ein auf privatrechtliicher Grundlage zu teilendes Patrimonium ansah,
das politisches Handeln bestimmte, nicht die planmäßige Zusammenfügung
eines Großreiches.
Bar der Bürde, die die Provence und die Herrschaften
im Languedoc zuletzt gewesen waren, stand es Peter
II. frei, die aragonesische Bündnispolitik nach den augenblicklichen
Bedürfnissen auszurichten. Die neue Flexibilität zeigte sich
zum einen in der Unterstützung Kastiliens gegen Leon, zum anderen
im Zusammengehen mit Toulouse, nachdem Alfons
VIII. von Kastilien, kaum dass er seine Ziele gegenüber
Navarra erreicht hatte, durch die Eheschließung seiner Tochter Blanca
mit dem französischen Thronfolger Ludwig
(VII.) eine Hinwendung zu Frankreich vollzogen und sein Augenmerk
auf die Gascogne, das Dotum seiner Gemahlin Eleonore, gerichtet hatte.
Im Gegenzug verheiratete der aragonesische König seine Schwester
Eleonore 1202 mit Graf Raimund VI. von Toulouse, der sich ebenso
wie der Vizegraf von Beziers-Carcassonne zum Schutzherrn der als Ketzer
verfolgten Albigenser aufgeschwungen hatte, und wurde dadurch unweigerlich
in die Auseinandersetzungen um die Bekämpfung dieser gemeinhin als
Katharer bekannten Sekte hineingezogen. Doch auch aus dieser prekären
Situation wußte er Nutzen zu ziehen. Als er anläßlich
einer in Carcassonne stattfinden Disputation zwischen kirchlichen Vertretern
und den Katharern im Languedoc weilte, heiratete er mit Maria
von Montpellier eben jene Tochter der Eudoxia,
die als einziges legitimes Kind des 1202 gestorbenen Grafen Wilhelm VIII.,
der auch eine alte, auf eine Schenkung Raimund Berengars IV. von 1136 zurückgehende
Anwartschaft auf Tortosa besaß, zu gelten hatte. Diese Verbindung,
aus der Jakob I. von Aragon hervorgehen
sollte, trug Peter II. den Besitz von
Montpellier
ein, da alle Söhne des Grafen einer durch die Kirche nicht legitimierten
Verbindung mit einer Agnes von Kastilien,
einer Verwandten der aragonesischen Königin
Sancha, entstammten. Der König von Aragon wollte allerdings
mehr. Sein Streben war auf den Aufbau einer neuen staatsrechtlichen Konzeption
gerichtet, dies sein Reich vor dem Zugriff der KAPETINGER
und anderer weltlicher Machtträger unwiderruflich schützen und
ihm selbst die Möglichkeit zu einer umfassenden verfassungsrechtlichen
Umgestaltung nach Innen und Außen bieten sollte. Sicherste Garantie
für die Unantastbarkeit weltlicher Herrschaftsgebiete gegenüber
den Ansprüchen hegemonialer Mächte war aber seit rund zwei Jahrhunderten
die durch die päpstliche Autorität gewährte Schutznahme
gewesen, ein Mittel, dessen Wirksamkeit die Könige von Aragon, wie
wir gesehen haben, wohl zu schätzen wußten. Zwar waren Peter
II. und seine Mutter Sancha bereits
1197 durch päpstliche Schutzprivilegien ausgezeichnet worden, doch
diente eine Ende 1204 angetretene Romreise die politische Aktivierung dieser
Rechtsebene.
Als erster aragonesischer König wurde Peter
II. am 11. November 1204 durch Papst Innocenz III. in Rom gekrönt
und mit den königlichen Insiegnien investiert. Er schwor dem Papst
und der römischen Kirche einen Treu- und Gehorsamseid, umgürtete
sich mit dem Ritterschwerrt, das er aus der Hand des Papstes empfangen
hatte, begab sich mit der Verpflichtung zu einer jährlichen Zahlung
von 250 Morabutinos in den Schutz des Heiligen Stuhles und versprach für
seine Nachfolger ein Gleiches. Gleichzeitig gestand Innocenz III. zu, dass
die aragonesischen Könige fortan in Zaragoza durch den Erzbischof
von Tarragona gesalbt und gekrönt werden sollten. Im Unterschied zu
den früheren Zeremonien sollte die Krönung nun jedoch mit einer
eigens vom Apostolischen Stuhl erbetenen Krone geschehen und damit den
königlichen Herrschaftsanspruch im gesamten Einzugsbereich der "Krone"
von Anfang an auf ein neues Fundament stellen.
Fragt man nach Gründen, die den aragonesischen König
zu einem solchen Handeln trieben, so reichen die vordergründigen Antworten
von der Überwindung einer Rivalität zwischen Aragon und Katalonien
um die Ausrichtung der Krönung über die Vorbereitung eines Kreuzzuges
nach Mallorca sowie von Maßnahmen gegen die Albingenser bis hin zur
Förderung der Eheschließung einer aragonesischen Infantin mit
dem STAUFER FRIEDRICH II. Einen besseren
Durchblick bewies in dieser Situation der katalanische Adel, der die Tragweite
der "reges honoris augmentum", wie es der Papst sah, für seine eigene
Stellung und seine eigenen Rechte schnell begriff. Wie 1134 der aragonesische
Adel bei der sich abzeichnenden Rechtsunsicherheit eine Bestätigung
seiner alten Privilegien durchgesetzt hatte, veranlaßten im März
1205 die katalanischen Großen Peter II.
zu Girona, ihnen jene Urkunde auszustellen, die Thomas N. Bisson als Magna
Charta für die Krone Aragon bezeichnet hat. Rein sachlich ging es
um die Eingrenzung und Vermeidung von Steuererhebungen sowie die Beachtung
gewisser Gewohnheitsrechte, in Wirklichkeit jedoch um die rechtliche Einbindung
des Königs durch den Adel. Dies verweist auf eine Gefahr, die in der
"Erhöhung" von 1204 verborgen lag und der Herrschaftskonsolidierung
nach Innen angesichts einer mittlerweile ausgebauten Verwaltung eine bedrohliche
Dimension verleihen konnte. Die zukünftige Reaktion auf solche Entwicklungen
sollte die Bildung von Adelsunionen zur Durchsetzung gemeinsamer Rechtsinteressen
gegenüber dem Königtum sein. Die andere Gefahr, nicht weniger
bedrohlich, bestand in der Möglichkeit, über die äußere
Klammer des päpstlichen Schutzes jene Einflußgebiete der Krone
Aragon, die bisher in lehnsrechtlichen Formen eher locker dem König
zugeordnet waren - zu denken ist neben der Provence an Foix, Bearn, Roussillon,
Comminges, Carcassonne, Beziers, Narbonne, Montpellier, Millau, Gevaudun,
Razes, Nimes und Forcalquier -, in einem festgefügten Machtblock zu
transformieren - eine Perspektive, die zur Politik
Jakobs I. hinführt. Darüber hinaus stellte die durch
das Papsttum verliehene Krone natürlich einen wirksamen Schutz zur
Abwehr fremder Einflüsse dar, selbst wenn diese wie bald darauf in
den Albingenserkriegen durch den Kreuzzugsgedanken gerechtfertigt waren.
Die Kurie erkannte die herrschaftlichen Implikationen
der Vorgänge von 1204 schon bald und setzte alles daran, die Stellung
des aragonesischen Königs nicht übermächtig werden zu lassen.
Das aragonesisch-staufische Eheprojekt,
das den Zugriff der Krone Aragon auf Sizilien nach sich ziehen konnte,
wurde so langsam betrieben, dass es erst 1210 zum Abschluß gelangte,
aber vor allen Dingen zeigte man den Plänen
Peters II., durch eine Ehe mit Maria
von Montferrat, der Königin von
Jerusalem, den Wirkungskreis der Krone Aragon zu vergrößern,
wenig geneigt. Innocenz III. verweigerte die Scheidung des aragonesischen
Königs von Maria von Montpellier
und zwang ihn, einen langwierigen Prozeß durchzufechten, der alle
politischen Erwägungen zunichte machte.
In dieser Phase trieb des weiteren die Albigenserkrise
mit der Ermordung des päpstlichen Legaten Pierre de Castelnau (1208)
ihrem Höhepunkt zu. Der nachfolgende Krieg mit allen seinen grausigen
Blutbädern erlaubte dem Führer des Kreuzzuges, Simon de Montfort,
nach der Ausschaltung des Vizegrafen von Beziers-Carcassonne und dem Frontwechsel
Raimunds VI. angesichts der Greueltaten den Aufbau einer okzitanischen
Herrschaft auf Kosten von Toulouse. Nach der Entscheidung von Las Navas
de Tolosa rief diese Bedrohung des Gleichgewichts Peter
II. auf den Plan, der im Jahre 1213 die Kommendation der gegen
Simon de Montfort geeinten Grafen von Toulouse, Commiges und Foix sowie
die Leute von Toulouse entgegennehmen konnte, aber am 12. September
1213 in der Schlacht von Muret umkam. Dieses Ereignis bedeutete das
Ende der aragonesischen Oberhoheit über Beziers-Carcassonne und machte
den Weg frei für das kapetingische,
mit Kastilien alliierte Königtum, das nun endgültig zur führenden
Macht im Languedoc aufstieg und seine Vorherrschaft in Zukunft auch administrativ
durch die Aufrichtung der Senechaussees von Carcassonne und Beaucaire bis
an die Grenzen der Provence festigen konnte.