Martin I. der Menschliche                        König von Aragon (1396-1410)
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1356-31.5.1410
        Barcelona

Begraben: Poblet (seit 1460)
 

2. Sohn des Königs Peter IV. der Zeremoniöse von Aragon aus seiner 3. Ehe mit der Eleonore von Sizilien, Tochter von König Peter II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 339
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Martin I. ‚el Human‘ (‚l‘Huma‘), König von Aragon 1396-1410 und Sizilien 1409-1410
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* 29. Juli 1356, + 31 Mai 1410
Perpignan           Barcelona

Begraben: Poblet (seit 1460)

2. Sohn Peters IV. ‘el Ceremoniso‘ und der Eleonore von Sizilien (‚Trinacria‘)

  oo 1372 Maria von Luna, Erbin der Herrschaft Segorbe

[1] Sizilien

Martin I. folgte seiner Mutter in deren Rechten an der Krone Siziliens nach, denen er 1380 (durch Schenkung) die Rechte Peters IV. hinzufügen konnte. Er setzte den von Peter IV. ausgearbeiteten Plan zur Begründung eines zweiten Aragonesischen Königreiches, dem Vorbild der Politik Aragons gegenüber Mallorca und Sizilien im späten 13. Jh. folgend, ins Werk und vermied es, eine simple Annexion vorzunehmen. Die Entführung der Königin Maria ermöglichte deren Eheverbindung mit dem erst 14-jährigen Infanten Martin dem Jüngeren, simultan mit der (erst 1391 abgeschlossenen) Vorbereitung einer großangelegten Flottenexpedition. Martin I., seit 1387 Herzog von Montblanc, landete als Generalvikar seines Sohnes und seiner Schwiegertochter am 22. März 1392 in Trapani an der Spitze einer großen Heeresmacht (katalanische und aragonesische Kompagnien, Söldner aus Gascogne, Bretagne und Hennegau), die er durch den von ihm gestifteten königlichen Ritterorden der Coreretja zusammenhielt. Von den Adelsfamilien der PERELTA und MONCADA zunächst unterstützt und von der Bevölkerung, die nach 40-jähriger Herrschaft der Barone eine starke königliche Zentralgewalt erwartete, hoffnunsvoll begrüßt, errichtete er seine Herrschaft jedoch mit extremer Brutalität (Hinrichtungen, Güterkonfiskationnen der ‚vikarialen‘ Adelsfamilien, „Katalanisierung“ des Adels, wirtschaftliche Monopolbildung durch Katalanen). Der heftige Widerstand der Großen und der Städte mit genuesischer und pisanischer Unterstützung, führte zur Isolation Martins I., der 1393 und 1394 Hilfskontingente von Maria von Luna und Johann I. erhielt. Der verheerende Belagerungs- und Kleinkrieg (Plünderung der Kirchengüter, Neuverteilung der Baronate) erschöpfte Sizilien. Eine verfeinerte Diplomatie, die eine Proklamation der clementistischen Obödienz in Sizilien sorgsam vermied, führte jedoch zum allmählichen Abbröckeln der Widerstandsfront. Von 1397 bis zum Tode Martins des Jüngeren (+ 1409) war Martin I. darauf bedacht, die Regierungshandlungen seines Sohnes von Aragon aus zu kontrollieren (direkte Korrespondenz mit den Räten), und konnte zumindest bis 1403 seinen Willen durchsetzen. Nach dem Tode des Sohnes zog Martin I. die Herrschaft über das Königreich Sizilien, das nun erstmals faktisch mit der Krone Aragon vereinigt war, unmittelbar an sich, überließ die Regierung jedoch im wesentlichen der Königin-Witwe Blanca. Martin I. zeigte stets großes Interesse für das von ihm persönlich eroberte Sizilien und wurde in der sizilischen Kanzlei lange Zeit als Mitherrscher neben Martin dem Jüngeren und Maria intituliert.

[2] Aragon

Nach dem Tode Johanns I. kehrte Martin I. nach Aragon zurück und übernahm im Mai 1397 als König die Regierung. Erst 1400 und 1402 konnte er die Huldigun des Prinzipats von Katalonien und des Königreiches von Valencia entgegennehmen. Seine wichtigsten innenpolitischen Maßnahmen bestanden  in der Erklärung der Unveräußerlichkeit des Königsgutes (1399) und in einer Rekuperationspolitik der zu Lebzeiten seines Vaters verlorengegangenen Besitzungen.
Außenpolitisch war Martin I. an mehreren Fronten gleichzeitig gefordert: in Italien (Befreiung Sardiniens und Siziliens), in N-Afrika (Abwehr muslimischer Piraten), im europäischen Rahmen (Unterstützung Benedikts XIII.). Martins friedfertiger Charakter bewog ihn zum Abschluß von Friedens- und Freundschaftsverträgen mit Frankreich (1406), Navarra (1402: Heirat Martins des Jüngeren mit Blanca von Navarra), Kastilien, Granada und Tunis.
Seine Regierung war nach dem frühen Tod der Söhne aus seiner Ehe mit Maria von Luna (der Erstgeborene, Martin, starb 1410) vom Nachfolgeproblem überschattet. Aus seiner 2. Ehe mit Margarita von Prades (oo 1409) gingen keine Kinder mehr hervor. MartinsTod führte zu einem zweijährigen Interregnum, das erst mit der Wahl des kastilischen Infanten Ferdinand von Antequera in Caspe (1412) zu Ende ging.
Der gebildete König wirkte bei den Blumenspielen mit und war mit bedeutenden Schriftstellern wie Bernat Metge und Francesc Eiximenis wie auch mit Vicent Ferrer befreundet. Nicht zuletzt durch seine kunstvolle Rede auf den Cortes in Perpignan (1406) ging Martin I. als großer Förderer der literarischen Renaissance in Katalonien in die Geschichte ein.
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Martin I. der Menschliche wurde 1384 Herzog von Montblanc und durch den Vater Connetable von Aragon. Er liebte wie sein Bruder das behäbige, genußsüchtige Leben und wurde dick und sehr träge. Er war ab 1380 Generalstatthalter von Sizilien, das er seinem Sohn sicherte und gegen Anjou-Neapel behauptete. Er folgte 1396 dem Bruder als König von Aragon, verjagte die sehr verhaßte Stiefmutter und ließ ihre Anhänger wegen Hexerei verurteilen. Seine Regierung war eine Zeit relativer Ruhe. Er erschöpfte sich durch seine 2. Ehe und beerbte 1409 seinen Sohn. Er starb an einem Lachkrampf, den er beim Zuhören von witzigen Reden bekam.
 
 
 
 

     1372
  1. oo Maria de Luna, Erb-Tochter des Senor Lope de Luna
                  -29.12.1406

  17.9.1409
  2. oo Margarete von Aragon-Prades, Tochter des Grafen Peter
          1395-   1422
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Martin I. der Junge König von Sizilien
  1376-25.7.1409
 
 
 
 

Literatur:
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Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“

In der Zwischenzeit hatte es jedoch einen Regierungswechsel gegeben, da Johann I. am 19. Mai 1396 überraschend auf der Jagd gestorben war und Martin selbst als Martin I. l'Huma (auch: l'Eclesiastic) (1396-1410) die Thronfolge hatte antreten können. Obwohl Martin beim Tode seines Bruders  gar nicht anwesend war, sondern in Sizilien weilte, seine Gemahlin Maria de Luna an seiner Statt ein ganzes Jahr lang die Regentschaft ausüben mußte (Mai 1396-Mai 1397) und die Königs-Witwe Violante samt ihren Töchtern keineswegs daran dachte, auf ihre Herrschaftsrechte zu verzichten, vollzog sich der Übergang dank der Unterstützung durch die Städte ohne größere Unruhen. Einzig den Beratern Johanns I., denen die jahrelange Mißwirtschaft angelastet wurde und die sich zufällig in Barcelona befunden hatten, um ihre Ankläger zu strafen, machte nach ihrer Gefangensetzung ein Tribunal aus Vertretern aller größeren Städte der Krone Aragon den Prozeß, ohne indes eine exemplarischen Verurteilung durchsetzen zu können, da dies ungeachtete der vorgebrachten Vergehen eine Konfrontation mit dem Königtum bedeutet hätte. Die meisten Angeklagten, darunter der berühmte Dichter Bernat Metge, wurden bald freigelassen und fanden sich in der Mehrzahl wieder am Hof ein,  diesmal bei dem humanistisch gebildeten kontemplativer Frömmigkeit zugewandten Martin I., den Hillgarth als "crowned monk" charakterisiert.
Eingedenk der Schwächen seines Bruders und der daraus erwachsenen allgemeinen Unzufriedenheit legte Martin I. gesteigerten Wert auf die Mitwirkung der Stände, bestätigte die Privilegien der Stadt Barcelona, beeidete in Zaragoza anläßlich seiner Krönung die Übereinkunft von 1348, berief wieder regelmäßig die Cortes ein, strebte Maßnahmen gegen die sich offen bekämpfenden Adelsbanden an und betrieb mehr oder weniger erfolgreich die Rekuperation des Königsgutes, um einer Sanierung der öffentlichen Finanzen vorzuarbeiten. Ein neues Element drang in die Politik ein, als 1409 der avignonesische Papst Benedikt XIII., eben jener frühere Kardinal Pedro de Luna, dem mittlerweile alle übrigen Länder die Obedienz entzogen hatten, in Aragon Zuflucht suchte. Darüber hinaus sah das Jahr 1409 den entscheidenden Sieg über die sardischen Rebellen in der Schlacht von Sanluri (30. Juni), aber auch unmittelbar danach den Tod Martins des Jüngeren ohne legitime Nachkommen (25. Juli), wodurch ihm sein Vater als Universalerbe in der Königsherrschaft nachfolgte und das Königreich Sizilien der Krone Aragon endlich inkorpiert wurde.
Dieser Vorgang warf indes in Aragon selbst die Nachfolgefrage auf, da nun auch Martin I. ohne Nachkommenschaft dastand und die Königin Maria de Luna bereits 1406 gestorben war. Zwar gab der König der Cortes nach und ging nochmals eine Ehe ein (17. Septmebr 1409), doch blieb diese kinderlos, bis er am 31. Mai 1410 starb. Da der von Martin I. gern als Nachfolger betrachtete Enkel Friedrich, Graf von Luna, lediglich ein illegitimer Sohn Martins des Jüngeren war, war die aragonesisch-katalanische Königsdynastie nunmehr im Mannesstamm erloschen.

Es steht in Einklang mit der verfassungsgeschichtlichen Entwicklung innerhalb der Kronländer, dass vorerst die Katalanen darauf drangen, den Fortbestand der Königsherrschaft durch eine gemeinsame Entscheidung der einzelnen Parlamente zu sichern. Zwar gab es sofort eine Reihe von Prätendenten, die mit der alten Königsdynastie eng verwandt waren, doch konnte niemand ein unbestreitbares Anrecht auf die Thronfolge geltend machen. Am aussichtsreichsten erwiesen sich anfangs 3 Kandidaturen: Graf Jakob von Urgell el Dissortat hatte als Urenkel Alfons' IV. und Gatte einer Halbschwester Martins I. schon 1409 Ämter bekleidet, die eigentlich dem präsumptiven Thronerben vorbehalten waren, konnte aber des erbitterten Widerstands der Aragonesen gewiß sein; Ludwig II. von Anjou mußte als Gatte der Violante, Tochter Johanns I., den Nachteil seiner landfremden Herkunft überspielen; Alfons von Aragon, seit 1398 Herzog von Gandia und zuvor in Kastilien Marques von Villena sowie Condestable, stammte als Enkel von Jakob II. ab und war ein Sohn jenes Infanten und Visionärs Peter von Aragon, der schließlich dem Franziskanerorden beitreten sollte. Alle Kandidaten hatten ihre Gegner, so dass sich der vielschichtige Entscheidungsprozeß der Parlamente fast über zwei Jahre hinzog.
Als im Frühjahr 1411 mit dem Zaragozaner Erzbischof Garcia Fernandez de Heredia der einflußreichste Verfechter der angiovinischen Sache durch Anhänger Jakobs von Urgell ermordet wurde, führte dies den Ständevertretern die Brisanz der Lage vor Augen und ließ sie eine weitere Kandidatur ernsthaft in Betracht ziehen. Ferdinand von Antequera, über seine Mutter Eleonore von Aragon ein Enkel Peters IV., schien als starker Mann Kastiliens und Eroberer der Feste Antequera durchaus geeignet, den auseinanderstrebenden Kräften innerhalb der Föderation Einhalt zu gebieten. Da auch Papst Benedikt XIII., der bisher in der Hoffnung, die Vormundschaft an sich ziehen zu können, Friedrich von Luna favorisiert hatte, dem kastilischen Regenten gewogen war, zeichnete sich eine Einigung ab. Am 13. Februar 1412 kamen die Vertreter der Parlamente von Tortosa (Katalonien), Alcaniz (Aragon) und Vinaroz (Valencia) in der Concordia de Alcaniz überein, die Entscheidung über die Person des neuen Königs neun gewählten Unterhändlern (compromisarios) zu überlassen, die "secundum Deum et justiciam et bonam eorum conscientian" handeln sollten. Diese Unterhändler, unter denen dem berühmten Prediger Vicent Ferrer als Vertreter Valencias eine hervorragende Bedeutung zukam, trafen sich in der Johanniterburg Caspe und bestimmten am 29. Juni 1412 in geheimer Abstimmung Ferdinand von Antequera zum König von Aragon.
Mit dem wahlrechtlich begründeten Schiedspruch von Caspe, der Königserhebung Ferdinands I. (1412-1416) im August 1412 und seiner Krönung am 10. Februar 1414 in Zaragoza hatte das Haus TRASTAMARA auch den aragonesischen Thron in Besitz genommen, so dass sich erstmals fast die gesamte Iberische Halbinsel in der Hand einer Königsdynastie befand. Zwar übergab Ferdinand seine kastilischen Besitzungen seinen Söhnen, doch behielt er die Regentschaft bis 1416 bei, was den Zusammenhalt des Herrscherhauses eher noch unterstrich. Aus seiner Position der Stärke konnte er den Aufstand Jakobs von Urgell, der den niederen Adel und das Stadtpatriziat nicht für seine Sache zu gewinnen vermochte, schnell niederschagen. Nach seiner Gefangennahme (1. November 1413) und dem anschließenden Prozeß sollte der unglückliche Prätendent bis zu seinem Tod fast 20 Jahre im Kerker verbringen. Auf der dynastischen Ebene war indes ein Zustand der Einheit präfiguriert, der sich mit Herrschaft der Katholischen Könige endgültig verfestigen sollte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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