2. Sohn des Königs Ferdinand
I. der Gerechte von Aragon und der Eleonore
von Kastilien-Albuquerque, Tochter von Graf
Sancho
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 495
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Johann II., König von Aragon 1458-1479 und Navarra
(1425-1479)
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* 29. Juni 1398, + 19. Januar 1479
Medina del Campo Barcelona
Sohn Ferdinands I. von Aragon und Eleonores de Albuquerque, Nachfolger seines Bruders Alfons V. ‚el Magnanimo‘
1. oo 1420 Blanche von Navarra, Erbtochter
2. oo Johanna Enriquez
Johann II. besaß
in Kastilien das Herzogtum Penafiel und die Grafschaft Mayorga sowie die
Herrschaft über Castrogeriz, Medina del Campo, Olmedo, Cuellar und
Villalon. In Navarra erstreckte sich seine Macht über Haro, Belorado,
Brioes und Cerezo. Als König von Navarra und Statthalter seines Bruders
Alfons
in Aragon nahm er aktiv Anteil an den innenpolitischen Streitigkeiten in
Kastilien. Seine Tochter Blanka verheiratete
er 1440 mit dem Infanten Heinrich,
dem künftigen König von Kastilien, zu dem er jedoch keine guten
politischen Beziehungen aufbauen konnte. Während des Bürgerkrieges
in Navarra unterstützte er die Partei der Agramonteses gegen die Beaumonteses.
Die Inhaftierung seines Sohnes Karl von Viana,
dessen legitimen Rechte auf die Krone von Navarra er bestritt, führte
zu einem schweren Konflikt zwischen dem Herrscher und den Ständen.
Nach dem Tode des erstgeborenen Karl
schworen
die Stände, den Sohn seiner zweiten Gattin (den späteren Ferdinand
II. den Katholischen) als Erben anzuerkennen. Die Verschlechterung
der politischen Lage in Katalonien, das stark vom Kampf verschiedener Parteien
um die Macht in Barcelona erschüttert wurde und zugleich eine Agrarkrise
udn Verschlechterung der Finanzlage durchmachte sowie unter der egoistischen
Kurzsichtigkeit weiter Kriese der Aristokratie litt, führte zu einem
blutigen Bürgerkrieg
(1462-1472) zwischen den katalanischen Regierungsorganen
wie der Diputacion del General und dem Rat der Hundert (Concejo de Ciento)
in Barcelona. Johann II. ging siegreich
aus diesem Kampf hervor, obwohl die Grafschaften Roussillon und Cerdagne,
1475 Perpignan an Frankreich verloren gingen. Während des Krieges
riefen die katalanischen Regierungsorgane nacheinander
Heinrich
IV. von Kastilien, den Condestable
Peter von Portugal und Rene von Anjou
zum König von Katalonien aus. Der Bürgerkreg verschärfte
die allgemeine soziale und wirtschaftliche Krise, und nach Kriegsende (Capitulacio
von Pedralbes 1472) hatte Johann II. weder
das Geschick noch genügend Zeit, die herrschende Unsicherheit mit
dringend erforderlichen politischen Reformen zu beseitigen, auch gelang
es ihm nicht, die Forderungen der Remensas, seiner Verbündeten während
des Bürgerkrieges, zu erfüllen. Jedoch war er großmütig
gegenüber den Besiegten. Im städtischen Umfeld blieb die politische
und verwaltungstechnische Reform Barcelonas in der Schwebe. Viele dieser
Probleme wurden während der Regierung seines Sohnes Ferdinand
II. erfolgreich in Angriff genommen. Auch in den Königreichen
Valencia und Aragon kam es in seinen letzten Regierungsjahren zu Konflikten
zwischen verschiedenen Adelsfraktionen. Die Cortes in Aragon wiederum widersetzten
sich häufig den Forderungen des Königs, der die Fueros des Landes
wenig beachtete. Die Mittelmeerherrschaften Sizilien und Sardinien, die
Johann
II. während des Bürgerkrieges treu geblieben waren,
lehnten eine Integration in die Krone Aragon ab und mußten gewaltsam
unterworfen werden (1478).
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Johann II. wurde
1398 Herzog von Penafiel, Graf von Mayorga, Senor von Lara und als
Johann I. ab 1425 durch die erste Frau König von Navarra.
Er begann dessen Eigenstaatlichkeit einzuschränken, um es zum aragonischen
Nebenland zu machen. Er half dem Bruder tatkräftig bei der Eroberung
des Königreiches Neapel, geriet mit Alfons
1435 in mailändische Gefangenschaft und wurde danach Generalstatthalter
von Aragon. Er mischte jahrelang hemmungslos in den kastilischen Bürgerkriegen
mit, setzte den königlichen Cousin unter Mithilfe anderer Infanten
gefangen und erzwang die Absetzung und Hinrichtung des allmächtigen
Majordomus Alvaro de Luna. 1458 folgte er dem Bruder als König von
Aragon, Valencia, Mallorca und Sizilien, Graf von Barcelona und Urgel und
überließ Neapel seinem Neffen Ferdinand.
Johann
war eine markante Persönlichkeit, jedoch ohne große Ausstrahlung,
besaß kaum etwas von der gewinnenden Art seines weltmännischen,
zugänglichen Bruders. Er war politisch versiert und verschlagen und
versuchte rücksichtslos, seine Ziele durchzusetzen und geriet damit
in schroffen Gegensatz zu seinem Sohn, der sich als Erbe und Exponent Navarras
gegen dessen Degradierung stemmte, was ab 1450 zum Bürgerkrieg und
zur Enterbung Karls von Viana führte.
Er enterbte seine älteste Tochter, die sogar ermordet wurde. Mit seinen
zentralistischen Bestrebungen provozierte er Rebellionen, denn in Aragon
bestanden seit 1283 bedeutende Adelsvorrechte, und Gegenkönige wurden
aufgestellt, die er mit französischer Hilfe besiegte, wofür er
aber Cerdagne/ Roussillon abtreten mußte. Er stritt darum bis zuletzt
mit Frankreich, das auch mit allen Mitteln die sich anbahnende spanische
Vereinigung verhindern wollte.
18.6.1420
1. oo Blanka II. von Navarra, Tochter des Königs
Karl III.
um 1391-1.4.1441
1444
2. oo Johanna Enriquez von Kastilien-Trastamara,
Tochter des Grafen Friedrich I. von Melgar
um 1425-13.2.1468 Cousine
Kinder:
1. Ehe
Blanka
1420- 1464
15.9.1440
oo Heinrich IV. König von Kastilien
- 1453 5.1.1425-14.12.1474
Eleonore Königin von Navarra
1425-12.2.1479
30.7.436
oo Gaston IV. Graf von Grailly-Foix
26.2.1422- 7.1472
nach 21.
Karl Fürst von Viana
1421-23.9.1461
2. Ehe
Johanna
-
1517
1477
oo Ferdinand I. König von Neapel
1423-25.1.1494
Ferdinand II. der Katholische
10.3.1452-23.1.1516
Illegitim
Johann Erzbischof von Saragossa
-9.11.1475
Literatur:
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Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel
im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“
Als Johann II. von Aragon (1458-1479)
seinem erbenlosen Bruder auf dem Thron nachfolgte, war er bereits 60 Jahre
alt und konnte auf ein politisch turbulentes Leben zurückblicken,
in dem die Vorgänge innerhalb der Krone Aragon lange Zeit eher einen
Nebenschauplatz dargestellt hatten. Für ihn selbst hatten bis 1445,
dem Jahr der Schlacht von Olmedo und seiner daraus resultierenden Entmachtung,
die Herrschaftsverhältnisse in Kastilien im Vordergrund gestanden,
wo er seit 1419 als Herzog von Penafiel alles darangesetzt hatte, die Königsgewalt
für sich zu erwerben. Zwar war ihm aufgrund seiner Heirat mit der
Erb-Tochter Blanca (1420) die Königswürde
von Navarra zugefallen, doch sollten die Stände 1429 anläßlich
der Krönung in Pamplona nur die Königin als "nuestra reina
et seinnora naturtal" anerkennen, während
Johann schon 1420 zugestehen mußte, dass einzig seine
Gattin und sein erstgeborener Sohn im erbrechtlichen Sinn vollgültige
Träger des Königtums sein konnten. Als 1441 Blanche
starb, verhinderte Johann indes die
Nachfolge seines ältesten Sohnes, des in Navarra erzogenen und mit
der dem Haus BURGUND entstammenden
Agnes von Kleve verheirateten Principe Karl von
Viana, indem er sich darauf berief, seine Gemahlin habe vor
seinem Tod festgelegt, dass zur Vergabe des Königstitels sein Einverständnis
unabdingbar erforderlich sei. Da Johann II.
niemals seine Zustimmung geben sollte, konnte Karl
von Viana bis 1450 nur als Generalstatthalter fungieren und
wurde danach durch die zunehmende Präsenz seines Vaters immer mehr
zurückgedrängt. In seinem Bestreben, seiner Machtausübung
die Legitimation einer königlichen Herrschaft zu geben, ließ
Karl
demgegenüber unter seiner Leitung als "proprietario e natural
Sennor del regno de Navarra" 1454 eine bis zur Thronbesteigung Karls
III. reichende Chronik der Könige von Navarra - "nuestros
antecassores" - redigieren, in der er sich selbst die Ordnungszahl 'IV.'
zulegte. Seit 1449 schälte sich indes die Absicht Johanns,
der mittlerweile (seit 1447) mit Johanna Enriquez
- sie stammte als Tochter des Fadrique Enriquez aus der einflußreichen,
gegen Alvaro de Luna in Opposition stehenden kastilischen Adelsfamilie
- verheiratet war, zunehmend klarer heraus, in Navarra eine Front gegen
Kastilien zu errichten.
Der unaufhaltsam eskalierende Vater-Sohn-Konflikt erhielt
eine zusätzliche Brisanz durch seine Verquickung mit den innernavarresischen
Gegensätzen zwischen den Adelsparteien der Beaumonteses, die die Berge
beherrschten, und der Agramonteses, die ihre Machtgrundlagen auf dem flachen
Land hatten. Da Johann von Beaumont, der Prior des Johanniterordens, Erzieher
Karls
von Viana gewesen war, stützte sich dieser auf die Beaumonteses,
während Johann II. natürlich
die Agramonteses auf seine Seite ziehen konnte. Fast zwangsläufig
mußte Karl
Anlehnung an Kastilien
suchen, doch als Heinrich IV. unmittelbar
nach seiner Thronbesteigung in Agreda einen Ausgleich mit Aragon schloß
(8. Oktober 1455), hielt Johann II.
die Zeit für reif, die Thronfolge in Navarra definitiv zu regeln.
Er enterbte Karl von Viana mitsamt
seiner Schwester Blanca und richtete,
ohne sich dabei auf einen gültigen Rechtstitel berufen zu können,
die Nachfolgeordnung auf seine zweite Tochter Leonor
und ihren Gatten, den Grafen Gaston IV. von Foix, aus, wofür er sich
der Unterstützung des französischen Königs als obersten
Lehnsherrn der Grafschaft versicherte. Diesem Druck war Karl
nicht
gewachsen, so dass er Navarra verließ, um bei seinen Onkel Alfons
V. von Aragon, dann in Sizilien und schließlich in Katalonien
Hilfe zu suchen. Dennoch war seine Sache nicht völlig verloren. Als
Johann II. seine Nachfolgeregelung
durch eine Ständeversammlung in Estella absegnen ließ (12. Januar
1457), versammelte Johann von Beaumont als Statthalter des Principe anders
zusammengesetzte Cortes in Pamplona und sorgte dafür, dass Karl
(IV.)
feierlich zum König von Navarra proklamiert wurde
(16. März 1457).
Spätestens nachdem Johann
II., wie seit längerem absehbar, die Königsnachfolge
in der Krone Aragon zugefallen war, wurde klar, dass der Thronstreit in
Navarra die Verhältnisse in seinem neuen Reich tangieren mußte.
Da dort traditionell das Prinzip der Primogenitur aufrechterhalten wurde,
stand Karl von Viana dort ebenfalls
das Recht auf die Thronfolge zu. Als sich zeitweilige Rekonziliationsverhandlungen
zwischen Vater und Sohn zerschlugen, Johann II.
Karl auf keinen Fall als Primogenito anerkennen wollte und der
Principe von Viana im Gegenzug eine Eheschließung mit Isabella
von Kastilien, der Halbschwester Heinrichs
IV., betrieb, um kastilische Unterstützung bei seinen Aktionen
in Navarra zu erhalten, setzte ihn der König von Aragon in Lerida
gefangen (2. Dezember 1460) und entfernte ihn so vorerst von den aktiven
politischen Umtrieben. Dieser Vorgang, der verfassungsrechtliche Normen
tangierte, rief zuvorderst die seit langem bei solchen Fragen empfindlichen
katalanischen Stände auf den Plan. Sie machten die Sache Karls
von Viana zu ihrer eigenen und bildeten zur Unterstützung
der Diputacio einen Consell representant lo Principat de Catalunya. Die
Forderung nach Freilassung Karls und
der Sicherstellung seiner Thronfolge wurde mit dem Ringen um die Garantie
für die katalanischen Freiheiten verquickt, das heißt, man pochte
im Sinne des Paktismus auf den vermeintlichen Vertragscharakter der Verfassung,
durch den das Verhältnis zwischen Monarchie und Volk geregelt und
letztlich die Königsmacht eingeschränkt wurde. Der Kampf für
die Rechte Karls von Viana wurde zum
Kampf um die Einhaltung der verfassungsrechtlichen Prinzipien innerhalb
Kataloniens umgedeutet, zum Kampf zwischen dem monarchischen und dem konstitutionellen
Prinzip. Die Weigerung Johanns II. nachzugeben,
vereinigte über alle trennenden Gegensätze hinweg die verfeindeten
gesellschaftlichen Gruppen, so auch Dipucatio und Consell, Biga und Busca.
Das gemeinsame Anliegen, alle möglicherweise aus Kastilien hinübergebrachten,
von Johann II. oft prononciert vertretenen
Rechtsvorstellungen von Grund auf abzulehnen und die eigenen politische
Verfassung zu bewahren, gab die notwendige militärische Stärke,
um die Freilassung Karls zu erzwingen
(25. Februar 1461) und in der Capitulacio von Vilafranca del Penedes (22.
Juni 1461) die Anerkennung des kastilischen Standpunkts durch
Johann II. zu erreichen. Außer der Thronfolge
Karls, der im Falle seines Todes durch seinen Halbbruder Ferdinand
ersetzt werden sollte, hatte der König zuzugestehen, dass er den Prinzipat
nur mit Erlaubnis der Stände betreten durfte und dass alle von ihm
benannten Amtswalter durch die Generalitat, den Consell de Cent und den
Consell del Principat bestätigt werden mußte.
Der überraschende Tod Karls
von Viana, der Kristallisationsfigur des katalanischen Widerstandes,
am 23. September 1461 sollte die Zugeständnisse von Vilafranca schnell
entwerten, darüberhinaus ein Auseinanderbrechen der mühsam gewonnenen
Einheit der Stände bewirken und letztlich den Weg in den Bürgerkrieg
der Jahre 1462-1472 ebnen. Entgegen früheren Auffassungen sind die
wirklichen Ursachen für den Ausbruch des Bürgerkriegs weder in
den langfristigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch in den immer wieder
aufflackernden Gesellschaftskonflikten zu suchen, denn seit mehr als einem
Jahrzehnt waren die Anzeichen für eine ökonomische Erholung unübersehbar,
und die sozialen Spannungen hatten, wie aus der Überbrückung
der Gegensätze 1460/61 zu schließen, keineswegs zu unheilbaren
Brüchen geführt. Selbst für die Remensas darf eine konstante
Frontstellung gegen die oligarchische Diputacio ebensowenig angenommen
werden wie ein unveränderbares Bündnis mit dem Königtum.
Als die Remensas 1462 einen Aufstand wagten, waren sie bereit jeder politischen
Kraft zu folgen, die ihre Forderungen erfüllte, während Diputacio
und Consell ihrerseits durchaus Kompromißbereitschaft zeigten. Unversöhnlicher
erscheint vielmehr der eigentlich politische Bereich. Dass sich der katalanische
Paktismus und der daraus erwachsende Konstitutionalismus in letzter Konsequenz
gegen jene Ausprägung des Hausdenkens richtete, wie es die Mitglieder
der TRASTAMARA-Familie in Aragon demonstrierten,
ist bereits angeklungen. Es konnte niemandem verborgen bleiben, wie sehr
die Politik Johanns II. unverbrüchlich
auf die Erringung der Herrschaft in Kastilien zielte, ja wie unverhüllt
er sich als Kastilier fühlte und entsprechende Verfassungsvorstellungen
auf die Krone Aragon zu übertragen versuchte. Gegenüber den bedrohlichen
Fremdeinflüssen entwickelten allen voran die Katalanen über den
Begriff der nacio hinaus ein irrationales Vaterlandsgefühl, das auf
den Prinzipat projeziert wurde und in Barcelona das Symbol für die
patria sah. Die Forderung nach der Einschränkung monarchischer Macht
und der Sicherstellung der Freiheitsprivilegien wurde getragen von der
Furcht vor kastilischer Überfremdung. Das Hausdenken der herrschenden
Dynastie, früher die Klammer, die den inneren und äußeren
Zusammenhalt der Krone Aragon garantierte, drohte nun in der Ausprägung,
die es durch Johann II. erhielt, die
Eigenständigkeit zu gefährden. Der Bruch zwischen Diputacio und
Monarchie wurde damit unausweichlich.
Die Nachfolge des 9-jährigen Ferdinand
als Primogenito und Generalstatthalter von Katalonien für seinen Halbbruder
Karl,
die Übernahme seiner Funktion durch seine kastilische Mutter
Johanna Enriquez unter dem Rechtstitel der Vormundschaft (1461/62),
ihre unablässigen Versuche, die Front der Katalanen gegen ihren Gatten,
wenn nötig mit Gewalt, aufzuweichen, ihr militärisches Vorgehen
gegen das feindliche Girona, ihr Bündnis mit den Remensas unter ihrem
Führer Verntallat, dies alles genügte, um die Lunte an das Pulverfaß
zu legen. Als Johann II. dann noch
in Verhandlungen mit Ludwig XI. von Frankreich
eintrat und mit diesem eine Reihe von Verträgen schloß,
durch die unter Herbeiführung französischer Erbaussichten die
Nachfolge seiner jüngeren Tochter Leonor
von Navarra gesichert (Vertrag von Olite, 12. April 1462), gegenseitige
Waffenhilfe vor allem gegen die ungehorsamen Katalanen vereinbart (Vertrag
von Sauveterre, 3. Mai 1462) und schließlich die Hilfsleistungen
unter Abtretung katalanischer Gebiete an Frankreich genau festgelegt wurden
(Vertrag von Bayonne, 9. Mai 1462), war die Rebellion der katalanischen
Stände unvermeidlich. Zwar traten Valencia, Sizilien und Sardinien
auf die Seite des Königs, während Mallorca wegen seiner Handelsbeziehungen
zu Barcelona nur versteckt Unterstützung gewährte und Aragon
neutral blieb, doch sollte der katalanische Bürgerkrieg wegen der
immensen Kosten und des Mangels an schlagkräftigen Truppen gut 10
Jahre dauern - zehn Jahre, die das Königtum ruinierten, da Johann
II. gezwungen war, bis 1473 praktisch das gesamte Patrimonium
zu veräußern. Dennoch blieb er fortwährend auf das Eingreifen
französischer Truppen angewiesen, nicht ohne mit der Besetzung des
Roussillon und der Cerdagne (1463) auch dafür einen hohem Preis bezahlen
zu müssen.
Die katalanischen Stände wiederum wandten sich in
ihrer Bedrängnis an Heinrich IV. von Kastilien,
den mächtigsten Gegner Johanns II.,
setzten als Vorleistung Johann, Johanna
und Ferdinand ab und proklamierten
den kastilischen König zum Grafen von Barcelona und zum Senyor del
Principat de Catalunya unter der Bedingung, dass er die Usatges, die Constitucions
und die übrigen Rechte Kataloniens respektierte und die Punkte der
Capitulacio von Vilafranca, die sich auf den Prinzipat bezogen, akzeptierte.
Die Hoffnung auf Unterstützung durch Kastilien sollte sich indessen
als trügerisch erweisen, obwohl Heinrich
IV. Johann von Beaumont und Juan Ximenez de Arevalo als Statthalter
einsetzte und bis Mitte Januar 1464 den Titel eines Senyor del Principat
de Cathalunya e encara dels comdats de Rossel'o e de Cerdenya annahm. Gleichzeitig
hatte der kastilische König auf Betreiben seines Günstlings,
des Marques von Villena, allerdings den Prinzipat schon Karl
von Guyenne, dem jüngeren Bruder Ludwigs
XI., angeboten und sich am 29. April 1463 einen unvorteilhaften,
in Bayonne am 23. April gefällten Schiedsspruch des französischen
Königs unterworfen, durch den ihm als Ersatz für seinen Verzicht
der kaum zu realisierende Besitz der Merindad von Estella in Navarra zugestanden
worden war. Die Katalanen ihrerseits sollten sich Johann
II. unterwerfen und dafür ihre Privilegien behalten.
Ähnlich enttäuschend verlief der Versuch, den
Condestavel
Peter von Portugal, durch seine Mutter ein Enkel Jakobs
von Urgell, zum König von Aragon und damit zum Garanten der katalanischen
Freiheit zu machen. Schon bald nach seiner Ankunft in Barcelona (21. Januar
1464) überwarf er sich mit Diputacio und Consell, bevor er, durch
seine portugiesischen Gefolgsleute wenig beliebt, herbe militärische
Niederlagen einstecken mußte. Sein früher Tod am 29. Juni 1466
machte den Weg frei, mit Rene von Anjou
einen weiteren Kandidaten zu favorisieren, dessen Vorfahren im Vorfeld
des Kompromisses von Caspe aussichtsreiche Anwärter auf den aragonesischen
Thron gewesen waren und der bereits in Italien
Alfons V. gegenübergestanden hatte. Politisch brachte dieser
Zug Bewegung in das Bündnisgefüge. Ludwig
XI. von Frankreich wurde nun auf die katalanische Seite gezogen,
wodurch das militärische Gewicht zugunsten der Aufständischen
verschoben wurde.
Die diplomatischen Gegenzüge
Johanns II., dessen Stellung 1468 durch den Tod der Königin
weiter geschwächt worden war, zeigen, wie stark der katalanische Konflikt
in die großen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen
Mächten eingebettet war. Dem Einverständnis zwischen den Katalanen,
den ANJOU, Frankreich und Kastilien
setzte der aragonesische König eine Allianz mit England und Burgund,
eine italienische Liga gegen die angevinischen Positionen und den Versuch,
durch Kontakte zu einer Adelsfronde in die französische Innenpolitik
einzugreifen, entgegen. Das Kernstück seiner Bündnispolitik sollte
jedoch die Eheschließung seines Sohnes Ferdinand
mit der kastilischen Thronerbin Isabella werden
(1469). Durch diesen Vorgang, der die oppositionellen Kräfte in Kastilien
zusammenschmiedete und das TRASTAMARA-Haus
zusammenführte, wurde das Bündnis Frankreichs mit Kastilien und
den ANJOU weitgehend entwertet, so
dass das Ende des katalanisch-angevinischen Widerstandes nur noch eine
Frage der Zeit sein konnte. Im Oktober 1471 fiel Girona, 1472 ergab sich
Barcelona nach langer Belagerung. Am 16. Oktober 1472 wurde durch die Capituulacio
von Pedralbes der Friede wiederhergestellt, dessen Dauerhaftigkeit nicht
zuletzt dadurch gewährleistet war, dass Johann
II. in kluger Mäßigung die katalanischen Freiheitsprivilegien
nun bestätigte. Damit war der Bestand der Monarchie gesichert, wenn
auch Barcelona und Katalonien in der Folgezeit einen unaufhaltsamen Niedergang
erleben sollten. Bis zu seinem Tod am 19. Januar 1479 verlegte sich Johann
II. vornehmlich darauf, eine Politik des wirtschaftlichen Redrec
für seine ausgebluteten Reiche einzuleiten. Selbst die Grafschaften
Roussillon und Cerdagne sollte er 1473 wiedergewinnen, ohne allerdings
für die Zukunft weitere Kämpfe mit Frankreich ausschließen
zu können.