Ältester Sohn des Königs
Peter IV. der Zeremoniöse von Aragon aus seiner 3. Ehe
mit der Eleonore von Sizilien, Tochter
von König Peter II.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 494
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Johann I., König von Aragon 1387-1396
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* 27. Dezember 1350, + 19. Mai 1396
Perpignan
Wald bei Foixa (Gerona)
Sohn König Peters IV. und Eleonore von Sizilien
1. oo Mata von Armagnac
2. oo Violante von Bar
Johann I. begünstigte
kurz nach seinem Regierungsantritt die Partei des Avignoneser Papstes Clemens
VII., nachdem sein Vater im Großen abendländischen Schisma keine
eindeutige Stellung bezogen hatte. Dabei befolgte Johann
I. den Rat des Onkels seiner zweiten Gattin, der Nichte des
französischen
Königs Karl V. Trotz seiner Friedenspolitik auf internationaler
Ebene (Friede mit Frankreich und Kastilien, mit den
ANJOU und Genua) vermochte er 1389 einen Einfall des Grafen
von Armagnac ebensowenig zu verhindern wie Aufstände auf Sizilien
und Sardinien, die der Herrschaft der Krone Aragon über diese Inseln
sehr schadeten (1391), und den Verlust der Herzogtümer Athen (1388)
und Neopatras (1390), wo die katalanische Herrschaft nie sehr gefestigt
gewesen war. Im Inneren seines Reiches kam es während seiner Regierung
zu auf viele Orte übergreifende antisemitische Unruhen. Johann
I., den wirtschaftliche Interessen mit den Juden verbanden,
befahl, die dafür Verantwortlichen hart zu bestrafen.
Johann reformierte die Cortes von Katalonien durch die Schaffung
eines vierten Standes (brazo), den des niederen Adels oder der Caballeros,
der sich jedoch nicht durchsetzen konnte. 1351 schuf sein Vater für
ihn den Titel eines Herzogs von Gerona und Grafen von Cervera. Die wirtschaftliche
Lage verschärfte sich unter seiner Regierung merklich: Auch gelang
ihm keine Lösung der durch die sozialen Forderungen der Remensa-Bauern
entstandenen Agrarkrise. Da er ohne männliche Erben starb, folgte
ihm sein Bruder Martin I. nach.
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Johann I. der Jäger wurde
1351 Herzog von Gerona, 1387 Titular-Herzog von Athen und Neopatras und
zog schon früh mit in den Krieg, obwohl er ganz unkriegerisch war.
Er besaß nichts von den überragenden Fähigkeiten des Vaters,
neigte zum behäbigen, genußsüchtigen Leben, war ohne Durchsetzungskraft
und leicht beeinflußbar. Mit dem Vater geriet er in Streit wegen
dessen 4. Ehe und seiner zweiten Ehe, da er eigentlich die Thronerbin von
Sizilien heiraten sollte. Er folgte 1387 in Aragon, förderte die provencalische
Dichtung und überließ die Regierung seiner talentvollen, aber
eigensüchtigen Frau. Sie machte die französisch-burgundischen
Hofsitten heimisch und sorgte bald mit ihrem "Weiberregiment" für
großen Unmut, was Adelsrebellionen und eine Schwächung der königlichen
Gewalt nach sich zog. Er ließ Juden verfolgen und verjagen, behauptete
mit Mühe Sardinien und erkannte den Avignonpapst an. An seinem Hofe
herrschten recht lockere Sitten und Johann
starb an den Folgen eines Sturzes vom Pferd.
1373
1. oo Marie von Armagnac, Tochter des Grafen Johann
I.
- 1378 (bei 5. Geburt im Kindbett)
1380
2. oo Jolanthe von Bar, Tochter des Herzogs Robert
I.
um 1370-13.7.1431
Kinder:
1. Ehe
Johanna
10.1375- 9.1407
4.6.1392
oo Matthäus Graf von Foix
- 8.1398
2. Ehe
Jolanthe
1384-14.12.1443
2.3.1400
oo Ludwig II. von Anjou Graf von Provence
7.10.1377-29.4.1417
Literatur:
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Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel
im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“
In der Krone Aragon war Johann
I. el Cacador (1387-1396), der während seiner Infantenzeit
Herzog von Girona gewesen war, auf seinen Vater Peter
IV. gefolgt. Er sollte durch eine prächtige und kulturell
hochstehende Hofhaltung glänzen, was ihm ebenso wie Karl
III. von Navarra den Ruf eintrug, einer der ersten Fürsten
der Frührenaissance gewesen zu sein. Durch seine Ehen mit Martha
von Armagnac (1373) und vor allem Violante
von Bar (1379), einer Nichte Karls
V. von Frankreich, wurde er auf die französische und damit
- in den die politischen Konstellationen durcheinanderwirbelnden kirchlichen
Wirren - auf die clementistische Seite gezogen, wodurch ein Zerwürfnis
mit seinem Vater Peter IV. entstand.
Dieser hatte ihn als zukünftigen Gatten für Maria,
die Erbin des Urban VI. anhängenden Inselkönigreich Sizilien,
vorgesehen. Kaum auf dem Thron, verließ Johann
I. die Politik der Indifferenz gegenüber den kirchlichen
Spannungen, die sein Vater zu seinem eigenen Vorteil meisterhaft betrieben
hatte, und führte am 4. Februar 1387 eine Entscheidung zugunsten Clemens'
VII. herbei, dem nicht zuletzt aufgrund der Unterstützungen durch
das Königshaus 1394 mit dem Kardinal Pedro de Luna als Benedikt XIIII.
ein Mitglied dieses einflußreichen aragonesischen Adelsgeschlechts
auf dem Papststuhl folgen sollte. Da der aragonesische König schon
zu Lebzeiten seines Vaters mit den städtischen Schichten und den zum
Niederadel zählenden Fortia in Konflikt geraten war, wundert es ebenfalls
nicht, dass er nach der Regierungsübernahme in erster Linie außer
dem Hochadel die obligatorischen Strömungen förderte und die
bis dahin auf dem Vormarsch befindlichen popularen Schichten wie auch das
städtische Patriziat entschlossen zurückdämmte. Der auf
Betreiben der Königin Violante
erfolgten Entmachtung der Fortia und ihres Angangs entsprach eine Regierungspraxis,
die unter dem jagd- und lebensfreudigen Monarchen weitgehend ohne Konsultation
der Corts auskam und wichtige Entscheidungen den Händen einer ausgewählten
Hofcamarilla anvertraute.
Man hat diese Art der Herrschaftsauffassung als aristocratisme
charakterisiert, nicht ohne gebührend darauf hinzuweisen, dass die
Unbotmäßigkeiten des Hochadels bestraft wurden und gleichermaßen
der Niederadel nun das Recht erhielt, auf den überlangen Cortes von
Monzon (13. November 1388-1. Dezember 1389) erstmals einen eigenen, vierten
brac zu bilden. Allerdings lag es dem König dann fern, auf den Rat
der Cortes wirklich Wert zu legen. Angesichts dieser unentschlossenen Schaukelpolitik
konnte es nicht ausbleiben, dass sich die aufgestauten Emotionen irgendwann
explosionsartig entluden. Den willkommenen Anlaß bot die Welle der
Judenverfolgungen, die in Kastilien ausglöst worden waren. Der Pogrom
von 1391 geriet im Bereich der Krone Aragon besonders in Altkatalonien
zum Ausdruck der Unzufriedenheit breiter, vorwiegend städtischer
und in Abhängigkeit lebender bäuerlicher Volksschichten mit der
Königsherschaft, ihrer sozialen Lage und ihren eingeschränkten
politischen Wirkungsmöglichkeiten. Diese Unzufriedenheit manifestierte
sich religiös und beabsichtigte, mit den Juden als Schutzbefohlenen
der Krone in Wirklichkeit gleichfalls eine Randzone königlicher Machtentfaltung
zu treffen. Gewiß waren die Motivationen vielfältig, doch wuchs
sich die Bewegung vor allem in Barcelona und Girona zu Aufständen
gegen die etablierte Ordnung aus - hier gegen das nach der Aufhebung der
Maßnahmen Peters IV. nach wie
vor reformbedürftigte Stadtregiment und dort gegen die vom König
gestützte oligarchische Obrigkeit.
Die Bestrafung einiger Schuldiger und die Unterdrückung
der oppositionellen Strömungen konnte natürlich das strukturelle
Problem ebensowenig an der Wurzel packen wie jene Schutzbehauptung, die
die eingerissenen Mißstände und das in vielen Fällen manifeste
Versagen der Verwaltung auf den Beraterkreis um den König schob. Die
katastrophale Entfremdung des Königsguts war auch eine Folge der ruinösen
Außenpolitk Johanns I. und seiner Gattin Violante, durch die die
Krone Aragon aus ihren gewachsenen Bindungen herausgerissen und an die
Seite Frankreichs sowie - durch das 1390 abgeschlossene Projekt einer Heiratsverbindung
zwischen Johanns Tochter Violante
und Ludwig II. von der Provence - der
provenzalischen ANJOU-Linie gedrängt
worden war. Dies hatte aber zur Folge gehabt, dass das Königreich
in die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen innerhalb des
Bannkreises der französischen Krone hineingezogen wurde. Was nichts
anderes bedeutete, als dass der Kampf zwischen den Armagnacs, die
mit dem Haus ORLEANS verschwägert
waren und den nach den Herzögen von Burgund benannten Bourguignons
auch auf den Boden Kataloniens übergriff. Die ernsthafteste Bedrohung
ging dabei von Graf Bernhard von Armagnac selbst aus, der Rechte über
das Königreich Mallorca sowie die Grafschaften Roussillon und Cerdagne
beanspruchte und dieser kaum einklagbaren Forderung 1389 durch einen Feldzug
erfolglos Nachdruck zu verleihen suchte. Ähnlich finanzzerrüttend
wirkten sich die Daueraufstände auf Sardinien und die geldverschlingenden
Unternehmungen zur Befriedung des sizilischen Königreichs aus. Zumindest
hier wurde eine zukunftsträchtige Regelung Realität, als der
Infant
Martin, der jüngere Bruder Johanns
I., die Insel auf lange Sicht unter Kontrolle bekommen und seinen
gleichnamigen Sohn Martin el Joven,
seit 1390 Gatte der Erbin Maria, 1398
als König installieren konnte. Johann I.
starb
überraschend am 19. Mai 1396 auf der Jagd.