Alfons V. der Großmütige                         König von Aragon (1416-1458)
--------------------------------                        König von Sizilien (1416-1458)
1394-27.6.1458                                       König von Neapel (1442-1458)
       vor Genua
 

Ältester Sohn des Königs Ferdinand I. der Gerechte von Aragon und der Eleonore von Kastilien-Albuquerque, Tochter von Graf Sancho
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 401
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Alfons I. (V.), König von Neapel seit 1442
----------------- König von Aragon und Sizilien seit 1416
* 1396, + 1458

Eltern: Ferdinand von Antequera (seit 1412 als Ferdinand I. König von Aragon) und Eleonore von Albuquerque

Am glänzenden Hof von Medina del Campo erzogen, begab er sich mit 16 Jahren in das Gebiet der Krone von Aragon, als sein Vater den Thron bestieg. Drei Jahre später (1415) heiratete er in Valencia seine Kusine Maria, Tochter von Heinrich III. von Kastilien, die ihm keine Kinder schenkte und von der er lange Jahre getrennt war. Zu Beginn seiner Regierungszeit, im Jahr 1416, hatte er politische Auseinandersetzungen mit Katalanen und Aragonesen wegen seiner kastilischen Berater und der Absetzung des Justicia von Aragon. Vom Beginn seiner Regierung an setzte Alfons der Großmütige die traditionelle aragonesische Politik der Expansion im Mittelmeer fort, die auch sein Vater verfolgt hatte. So lief er 1420 mit einer Flotte aus, um Sardinien und Sizilien zu befrieden und Korsika, damals genuesischer Besitz, anzugreifen. Die Königin von Neapel, Johanna II., bat Alfons um Hilfe gegen Ludwig III. von Anjou und adoptierte ihn als Sohn und Erben. Der aragonesische König wurde am 5. Juli 1421 als Befreier von Neapel empfangen. Nachdem jedoch die Königin ihren Entschluß zugunsten Ludwigs von Anjou geändert hatte, sah sich Alfons gezwungen, nach Katalonien zurückzukehren, um später mit verstärkten Kräften den Kampf um Neapel wiederaufzunehmen. Nach seinem Eingreifen in die innerkastilischen Verhältnisse zur Verteidigung der Interessen seiner Brüder Heinrich und Johann ging Alfons für den Rest seines Lebens nach Italien (1432). - Während der Abwesenheit des Monarchen erlitten seine spanischen Besitztümer schwere politische und soziale Krisen, die Alfons Statthalter - die Königin Maria und sein Bruder Johann von Navarra - nicht lösen konnten. In Katalonien kam es zu großen sozialen Unruhen durch die Bewegung der Remensas (unfreie Bauern), deren Streben nach kollektiver Freiheit der Monarch unterstützte. Auf Mallorca war der Aufstand der Foraneos (Bauern) ausgebrochen, in dem sich die Hauptstadt der Insel und die Bauern der Dörfer gegenüberstanden. Diese Revolte wurde von den vom König aus Neapel gesandten Truppen niedergeworfen. In Barcelona tobten die Kämpfe zwischen den Parteien der Busca und der Biga; so bereitete sich die Auseinandersetzung vor, die verstärkt während der Regierungszeit seines Nachfolgers Johann II. ausbrechen sollte.
Die Italienpoltik Alfons' kann als Schluß- und Höhepunkt der aragonesischen Expansion im Mittelmeer betrachtet werden, deren Ziel die Eroberung des gesamten zentralmediterranen Raumes war, von dem sich bereits Sardinien und Sizilien als Stützpunkte in aragonesischer Hand befanden. Daher nominierte Johanna II. von Anjou, die für das Königreich Neapel keine Erben hatte, nicht ohne Grund Alfons zu ihrem Nachfolger. Als die Königin jedoch ihre Pläne änderte und dem aragonesischen König ihren entfernten Verwandten Ludwig von Anjou als Rivalen entgegensetzte, sah sich Alfons gezwungen, mit Waffengewalt zu intervenieren und seinen Gegner seit 1432 in einem langen und schwierigen Krieg entgegenzutreten, der dramatische Phasen hatte: Zwei Jahre lang bereitete Alfons von Sizilien aus den Angriff auf Neapel vor. Am 4. August 1435 wurde er jedoch von den Genuesen bei Ponza in einer Seeschlacht vernichtend geschlagen, gefangengenommen und von Genua an Filippo Maria Visconti, dem Herzog von Mailand, übergeben. Da Visconti aber überzeugt war, die Freundschaft eines mächtigen Herrschers könne ihm von Nutzen sein (vor allem weil ihm von Venedig ständig Gefahr drohte und Genua ein unsicherer Verbündeter war), ließ er Alfons frei und unterstützte ihn bei seinen weiteren militärischen Operationen in S-Italien, die mit dem triumphalen Einzug in Neapel am 2. Juli 1442 endeten, den Alfons Filaret auf dem Triumphbogen (des Castello Angioino, Neapel) verewigt hat. Nach der Eroberung und der Unterdrückung jedes noch vorhandenen Widerstandes errichtete Alfons seine Residenz im Königreich Neapel, wo viele Katalanen Ämter bei Hof und Lehen erhielten. Prachtliebend und ein Förderer der Künste, ließ Alfons das Castello Angioino verschönern, umgab sich mit Künstlern und Dichtern und begründete eine hervorragende Bibliothek. Er war durch eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit der neapolitanischen Adligen Lucrezia d'Alagno verbunden.
Innenpolitisch vermochte er seine Herrscherautorität gegenüber den sich widersetzenden Baronen zu behaupten, wobei er ihre Aufstände oftmals mit Härte unterdrückte. Seine Italienpolitik zielte nach dem Tode des Filippo Maria Visconti 1447 darauf, dessen Herzogtum zu gewinnen. Er stieß jedoch auf feindselige Haltung von Seiten Mailands und der anderen italischen Stadtstaaten wie Florenz und Venedig, die - nach dem kurzem Zwischenspiel der Ambrosianischen Republik - Francesco Sforza unterstützten. Deshalb mußte er in die Bedingungen des Friedens von Lodi einwilligen, der das Ende seiner ehrgeizigen Bestrebungen bedeutete. Nach seinem Tod (1458) ging das Königreich Neapel auf seinen natürlichen Sohn Ferdinand, bekannter als Ferrante, über.
Alfons V. war Mäzen und Beschützer bedeutender, auch freigeistiger Humanisten wie Valla, Beccadelli, Fazio, Porcello, Filelfo, Manetti; Verehrer antiker Denkmäler (bei der Belagerung von Gaeta 1435 verbot er, Steine aus Ciceros Villa zu verwenden) und Autoren (die täglich im Feld und bei Hof in Vorlesungen und Disputationen vergegenwärtigt wurden). So galt er den Zeitgenossen als Ideal des humanistischen Fürsten.
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Alfons V. der Großmütige folgte 1416 als König von Aragon und orientierte sich in alter aragonesischer Tradition nach Italien und Byzanz, unterstützte das Haus ANJOU und wurde sogar von Königin Johanna II. adoptiert, später aber zugunsten des neuen Hauses ANJOU enterbt, woraufhin er den Krieg um das Königreich Neapel begann. Er geriet 1435 in der Seeschlacht bei Scantia in mailändische Gefangenschaft, gewann jedoch den Herzog von Mailand für sich und eroberte bis 1442 endgültig das Königreich Neapel dazu. Er wurde 1443 damit päpstlich belehnt, nachdem er den Kirchenstaat bedroht hatte, schlug alle Eroberungsversuche der jüngeren ANJOU-Linie zurück und scheiterte 1447 nach dem Erlöschen des Hauses VISCONTI mit seinen Versuchen, Mailand zu erobern an Francesco Sforza, mit dem er sich anschließend verbündete und hielt damit ein labiles politisches Gleichgewicht gegen die Allianz Venedig/Florenz aufrecht. Er nahm alte normannisch-sizilianische Pläne Richtung Balkan-Byzanz auf, wurde aber durch die vordringenden Osmanen, die 1453 Byzanz eroberten, zurückgehalten und wurde 1453 Hauptinitiator des Friedens aller italienischen Staaten zu Lodi, der jedoch an der vorherrschenden Anarchie in Italien wenig änderte und alle Kreuzzugspläne lächerlich erscheinen ließ. Er führte einen glänzenden Hof in Neapel, das er stark ausbaute und förderte, während Sizilien etwas vernachlässigt wurde. Alfons war ein typischer Renaissancefürst, bedeutender Mäzen, klug und verschlagen, ein hemmungsloser Hedonist und Nimrod und künstlerisch begabt. Er richtete eine bedeutende Bibliothek und eine humanistische Akademie ein und erreichte, dass sein Bastardsohn Ferdinand Erbe des Königreiches Neapel wurde, während alles andere seinem Bruder Johann zufiel.
 
 
 
 

12.6.1415
   oo Marie von Kastilien, Tochter des Königs Heinrich III.
   x  14.11.1401-4.9.1458         Cousine
 
 
 
 

Kinder:

Illegitim

  Ferdinand König von Neapel
  1423-25.1.1494

  Colia de Giudici
        -

  oo Emanuel d'Appiano Herr von Piombino
              -   1457

  Maria
         -   1449

 1440
  oo Lionel d'Este Graf zu Scandiano
            -   1450

  Leonora
        -

  oo Mariano Marzano Fürst von Rossano
             -   1494 ermordet
 
 
 
 

Literatur:
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Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 222, 224,240,333,338,390,394,415,478 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“

Die Regierung Alfons' V. el Magnanim (1416-1458) wird in der kastilischen Forschung gern durch den Begriff des absentisme gekennzeichnet. Dies spielt darauf an, dass der neue König schon bald, nachdem er die Herrschaft übernommen hatte, an die Grenzen seiner Machtausübung gestoßen war und sich in steigendem Maße aus den eigentlichen Kronländern zurückzog, um in einer intensivierten Italienpolitik die Erfüllung seiner Ambitionen zu suchen. Der kritische Punkt für die Durchführung dementsprechender Unternehmungen war die Beschaffung der notwendigen Geldmittel. Während sich Alfons V. in Katalonien immer härteren Auseinandersetzungen mit den Ständen ausgesetzt sah, die in der Form von Gravamina die Verantwortlichkeit der Mitglieder des Consell Reial gegenüber den Corts, die Unabhängigkeit der Justizverwaltung von der monarchischen Spitze, die Respektierung des gewachsenen Rechts forderten bis hin zur Nichtigkeit königlicher Entscheidungen, die gegen seine Normen verstießen, und die Unverständnis zeigten, dass wichtige Ämter immer häufiger mit Kastiliern besetzt wurden, konnte der König seine dringendsten Finanzprobleme durch Zahlung aus Valencia lösen, das in eine Phase kulminierender Prosperität eingetreten war. Zwar sollten die Geldnöte niemals aufhören, doch reichten die bereitgestellten Summen aus, um zwischen 1420 und 1423 das Regiment auf Sizilien wiederherzustellen, Sardinien, auf das der Vizegraf von Narbonne ebenfalls Rechtsansprüche geltend machte, zurückzugewinnen und einen Versuch zur Eroberung von Korsika zu unternehmen. Während in Katalonien die Königin Maria als Generalstatthalterin fungierte, sich dabei stetig stärkeren Schüben des Paktismus gegenübersah, als Sachwalter in Kastilien hingegen sein jüngerer Bruder Johann auftrat und 1420 seine Schwester Maria mit dem kastilischen König Johann II. verheiratet wurde, wandte sich Alfons V. Italien zu. Er ließ sich im Juli 1421 von Königin Johanna von Neapel adoptieren, um bei ihrem Tod das Königreich auf dem Erbweg erwerben zu können. Der Plan schlug fehl, und als Erbe wurde schließlich Ludwig III.von Anjou, Sohn Ludwigs II. von Anjou und der Violante von Aragon, adoptiert. Als Johanna II. am 2. Februar 1435 starb, ging das Erbe auf Rene von Anjou, den Bruder des inzwischen ebenfalls verstorbenen Ludwigs III., über. Dennoch nahm Alfons V. den Kampf um die Hegemonie in Italien auf und griff zur Durchführung seiner Ansprüche Neapel an, obwohl ihm eine Liga aus Venedig, Florenz und Mailand, die vom Papst unterstützt wurde, gegenüberstand. Nach manchen Rückschlägen - der herbste war gewiß die Niederlage von Ponza gegen eine genuesische Flotte (5. August 1435) und die anschließende Gefangenschaft beim Herzog von Mailand - konnte Alfons V.letztlich eben jenen Mailänder Herzog Filippo Maria Visconti für eine Allianz gewinnen und dann bis 1442 Neapel gegen den Widerstand Renes von Anjou, Genuas und Papst Eugens IV. erobern. Dabei konnte er außerdem angesichts der französischen Rückendeckung für den ANJOU-Block auf die Unterstützung Englands zählen und das Konzil von Basel gegen die päpstliche Politik mobilisieren. Im Besitz Neapels, das er nach der Einnahme (2. Juni 1442) allerdings nicht mit der Krone Aragon inkorpierte, sondern seinem illegitimen Sohn Ferrante (Ferdinand I. von Aragon, König von Neapel, 1458-1494) - vorläufig mit dem Titel eines locumtenes generalis bedacht - als Erbe zudachte und dies schon am 26. Februar 1443 durch das Parlament bestätigen ließ, kannten seine Pläne für den Ausbau einer hegemonialen Stellung fast keine Grenzen mehr: Nach dem Tod Filippo Marias (1447) trachtete er, wenn auch erfolglos, über die ihm testamentarisch zugesicherte Nachfolge im Herzogtum Mailand die beherrschende Stellung in N-Italien an sich zu ziehen, bis seinen Bestrebungen durch die Bedingungen des Friedens von Lodi (April 1454) und seinen damit zusammenhängenden Eintritt in eine italienische Liga (26. Januar 1455) ein fester Riegel vorgeschoben wurde.
In erster Linie ging es Alfons V. jedoch darum, wie einst Karl von Anjou in staufischer Tradition eine imperiale Mittelmeerpolitik im wahrsten Sinne des Worte zu betreiben und die zumeist inhaltsleeren Titel (Athen, Neopatras; Ungarn, Jerusalem, Kroatien, Dalmatien, Serbien, u.a.), in deren Besitz er durch die Vereinigung der aragonessichen und angevinischen Ansprüche gelangt war, in realen Machtgewinn umzusetzen. Diesem Zweck sollte ein Netz weitgespannter Bündnisse dienen, in das der sagenhafte Priesterkönig Johannes in Abessinien ebenso einbezogen wurde wie Ungarn, Serbien, Albanien, der Großkhan der Mongolen und die Reste des byzantinischen Kaiserreiches, nicht ohne dass Alfons dort überall eine eigene Herrschaft angestrebt hätte. Herausragende Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Allianz des aragonesischen Königs mit dem Herzog Philipp dem Guten von Burgund zu, von dem er in den Orden vom Goldenen Vließ aufgenommen wurde und mit dem ihn die gemeinsame Gegnerschaft gegen ANJOU, Frankreich, Kastilien und Genua sowie die Affinität zu Portugal verband - 1428 hatte Alfons' Schwester Eleonore den portugiesischen König Duarte geheiratet, 1430 der burgundische Herzog Duartes Schwester Isabella. Allerdings war der Christenheit seit dem 13. Jahrhundert im Osten mit den Türken ein dynamischer Gegner erstanden, der mit der Eroberung von Byzanz nach kurzer Belagerung 1453 nicht nur die endgültige Grenzen abendländischer Expansionsgelüste in dieser Richtung aufzeigen, sondern  die europäischen Mächte für Jahrhunderte in die Defebsive drängen sollte. Dieses Ereignis traf sich zwar mit den Plänen Alfons' V., einen Kreuzzug zur Unterstützung und Befreiung, dann zur Rückgewinnung von Byzanz zu organisieren, der unter der Leitung des römischen Kaisers oder eines Königs von großer Autorität - dabei dachte er natürlich an sich selbst - stehen sollte, doch waren weder Papst Nikolaus V. noch der der katalanisch-valencianischen BORJA-Familie entstammende Papst Calixt III. wirklich dafür zu begeistern, so dass das Projekt letztlich trotz einer Kreuzzugsbulle, der Kreuznahme durch den König und der Erhebung eines Kreuzzugszehnten in Katalonien-Aragon unausgeführt blieb, sieht man von einigen erfolgreichen Schlachten (so 1457 Tomorniza und Mytilene) ab. Einzig ein Herausforderungsschreiben an den "Gran Turch", den osmanischen Sultan Mehmed II. den Eroberer, durch den aragonesischen König, "ton destroidor", legt Zeugnis von dem leidenschaftlichen Willen zum Heidenkampf ab, der sich in Katalonien mit dem seit Jahrhunderten lebendigen, ein Gemeinschaftgefühl dokumentierenden Sankt-Georgs-Kult verband, dem "glorios cavaller Mossenyor Sent Jordi, capita de la Casad'Arago e del dit Principat".
Aber gerade in den Kernländern der Krone Aragon hatte die Stellung des Königs in den letzten Jahrzehnten empfindlich gelitten und sein Verhalten - seit November 1448 sollte er Neapel nicht mehr verlassen - schließlich zu einer Entfremdung geführt. Während der kulturbeflissene und humanistisch gebildete Alfons V. im Stil eines Renaissancefürsten in Neapel nicht nur eine corte literaria von größerer Austrahlungskraft einrichtete, an der die katalanische, kastilische und lateinische - nicht jedoch die italienische - Literatur gepflegt und die Dichter gefördert wurden, sondern durch sein Mäzenatentum für Gelehrte "eine(n) der maßgeblichen Mittelpunkte des Renaissance-Humanismus" höfisch-aristokratischer Prägung schuf, während er in seinen italienischen Reichen bestrebt war, eine zentralistische Administration aufzurichten und sie durch Gobernadores mit dem Titel eines Vizekönigs verwalten zu lassen, vernachlässigte er seine Machtbasis in Katalonien-Aragon und kümmerte sich insbesondere zu wenig um die immer katastrophaler werdende wirtschaftliche Situation, durch die ganze Bevölkerungsschichten in steigendem Maße radikalisiert wurden. In Abwesenheit ihres Gatten hatte die Königin Maria - zuerst von 1420 bis 1423, dann wieder seit 1432 - die Generalstatthalterschaft in den Kronländern ausgeübt, hatte aber seit dem 20. Januar 1436 in Aragon, Valencia und Mallorca mit ihrem Schwager Johann, mittlerweile durch seine Gemahlin Blanca König von Navarra, die Amtsgewalt teilen müssen, bevor dieser 1445 angesichts der Gefahr einer kastilischen Invasion infolge der verlorenen Schlacht von Olmedo zum alleinigen locumtenens generalis in Aragon und Valencia ernannt worden war. Im krisengeschüttelten Katalonien und auf den Balearen behielt Maria bis Oktober 1453, als an ihrer Stelle Galceran de Requesens trat, der als Mitglied einer den TRASTAMARA treuen Adelsfamilie aus Girona schon seit 1442 die katalanischen Verhältnisse in der Funktion eines Gobernador General wesentlich beeinflußt hatte. Doch bereits am 31. Mai 1454 mußte Galceran, von allen Seiten angefeindet, wieder Johann von Navarra, dem Bruder des Königs, weichen, der nun die allein beherrschende Gestalt des Königshauses in den aragonesisch-katalanischen Kernländern wurde.
Der durch den absentisme Alfons' V. und die zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen bedingte häufige Wechsel in der Generalstatthalterschaft seit den 30er Jahren zeugt, wie sehr innenpolitische Instabilität das Erscheinungsbild der Kronländer prägte. Die letzten Nachwehen des Großen Schismas in Aragon hatte der "diplomatisch hervorragend begabte König" noch souverän meistern und zu seinem Vorteil nutzen können. Nachdem der unnachgiebige Benedikt XIII. am 26. JKuli 1417 vom Konstanzer Konzil abgesetzt worden war und sich fortan sein Wirkungsbereich im großen ganzen auf Peniscola und wenige Obedienzenreste - außer in  Aragon in der Gascogne, im Languedoc und in Schottland - beschränkte, hatte die königliche Verwaltung des Pontifikatsantritt Martins V. zum Anlaß genommen, den Schriftwechsel mit der päpstlichen Kurie einer offiziellen, prüfenden Billigung zu unterwerfen. Zudem sollte versucht werden, eine Bestimmung Johanns I. aus dem Jahre 1392, wonach die Vergabe von Pfründen an Ausländer  in den Kronländern untersagt war, wiederum einzuschärfen, die  erneute Investitur mit Sardinien und Sizilien zu erreichen (März 1418) und weitere Zugeständnisse zu erringen. Die Italienpolitik Alfons' V. sollte indes sein Verhältnis zum Papsttum zunehmend prekär gestalten, so dass die Rückkehr zur Odedienz Benedikts XIII. ein Druckmittel des Königs wurde, ein Zustand, der nach dem Tod Benedikts XIII (1423) und der mit königlicher Zustimmung erfolgten Wahl eines Nachfolgers, Clemens' VII., auf Dauer unerträglich und erst durch die Legation des Kardinals Peter von Foix zwischen 1425 und 1430 beendet wurde. Da jedoch die Neapelpolitik speziell seit dem 23. Februar 1436, dem Tag, an dem Eugen IV. Rene von Anjou mit dem Königreich belehnte, und später zusätzlich die Gelüste des Aragonesen, nach Oberitalien auszugreifen, einen längerfristigen Abbau der Spannungen nicht zuließen, benutzte Alfons V. als "singularis Sancte Ecclesie filius obediens" seine Unterstützung des Konzils von Basel als Druckmittel gegen den Papst. Er erklärte sich sogar bereit, Rom und den Kirchenstaat für das Konzil erobern zu wollen, und erschien als heftiger Verfechter einer Reform der Kirche an Haupt und Gliedern. Dabei scheute er nicht davor zurück, eine der wichtigsten Grundlagen der territorialpolitischen Rechtstellung des Papsttums, die berühmte Konstantinische Schenkung, durch den am neapolitanischen Hof lebenden Humanisten Lorenzo Valla in der Schrift De falso credita et ementita Constantini donatione (1440/41) als Fälschung nochmals entlarven und anprangern zu lassen. Andererseits schwenkte er nach Abschluß des Vertrages von Terracina (14. Juni 1443), der ihm die Belehnung mit Neapel zusicherte, ohne Skrupel auf die Linie Eugens IV. ein, zog sich vom Baseler Konzil zurück und legte in der Folge eine Haltung "come un Principe cattalico della Controriforma" an den Tag. Alfons V. ordnete eindeutig seine Einstellung gegenüber Kurie und Konzil politischem Kalkül unter, so dass letzten Endes mit keiner der beiden Institutionen eine rechte Zusammenarbeit zustande kam, wenn auch spanische Kardinäle - darunter Carillo de Albornez, Carvajal, Cervantes - an manchen Weichenstellungen beteiligt waren. Folglich kann trotz verschiedener vorheriger Ansätze (Appuntamenta von 1427/29; Vertrag von 1451) erst 1482 unter den Katholischen Königen von einem wirklichen Ausgleich gesprochen werden, als durch den Abschluß eines Konkordates das Verhältnis von Staat und Kirche geregelt wurde.
Das vorrangige Problem, das Alfons V. zur Absicherung seiner ehrgeizigen mediterranen Pläne hätte meistern müssen, bestand darin, eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen. Dies blieb ihm weitgehend versagt. Durch seine lange Abwesenheit von den Kronländern verbesserten sich die dortigen ökonomischen und sozialen Verhältnisse keineswegs, so dass sich die katalanischen Corts gegenüber seinen finanziellen Forderungen bis hin zur völligen Verweigerung der Gelder sperrten. Einzig Valencia, das in eine Phase höchster Prosperität eingetreten war und im Laufe des Jahrhunderts zu einer der führenden mittelmeerischen Handelsstädte aufsteigen sollte, stellte ein Moment der Stabilität dar und sorgte dafür, dass die königlichen Kassen nicht gänzlich leer waren. Angesichts dieser wenig aussichtsreichen Lage verlegte sich Alfons V. seit 1436 allmählich gegenüber den Ständen, der Stadt Barcelona und  den einzelnen Gruppen der Gesellschaft auf eine ähnliche Schaukelpolitik, wie er sie auch erfolgreich gegenüber der Kurie betreiben sollte, diesmal jedoch mit dem Ziel, sich seine Unterstützung mit Geld bezahlen zu lassen. Dabei kam ihn entgegen, dass auf dem Land ein scharfer Gegensatz zwischend der abhängigen bäuerlichen Schicht, den payeses de remensa, und der Herrenschicht bestand, während in Barcelona die regierende olgarchische Partei der Biga (Balken), die sich vornehmlich aus reichen Patriziern (ciutadans honrats) und Mitgliedern vergleichbarer ständischer Grupen zusammensetzte, mit einer wachsenden Opposition durch die zwischen 1433 und 1450 formierende Partei der Busca (Splitter)- unzufriedenen Bürgern, Kaufleuten, Handwerkern, Handlangern - zu kämpfen hatte. Der König versuchte, direkt in diese Verhältnisse einzugreifen. Er ließ bei der Wahl für die städtische Magistrate ein neues Verfahren, das regiment d'insaculacio, die für eine gerechtere Ämterverteilung sorgende Sack- bzw. Kugelwahl, einführen, stellte sich seit 1446 auf die Seite der remensas und  unterstützte die populare Busca gegen die oligarchische Biga. Wichtigster Vertreter der königlichen Interessen war Galcveran de Requesens, seit 1442 Gobernador von Katalonien, der 1452 mit ausdrücklicher Zustimmung Alfons' V. die Bildung des Sindicat dels Tras Estaments, eines Syndikats der Kaufleute, Handwerker und Handlanger, durchsetzte, sich deshalb 1453 als lugarteniente general nicht halten konnte und 1454, nun wieder als Gobernador, durch eine Änderung des Wahlrechts und weitere Machenschaften in Barcelona die Regierungsübernahme durch die Busca ermöglichte. Es folgte eine Phase radikaler, aber wenig erfolgreicher Reformen, bis die Revolution der Busca und die damit verbundene Machtfülle des Synadikats schließlich in einem Umsturz durch die Biga und gemäßigte Kräfte endete (1460).
Das Bestreben Alfons' V., die gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander auszuspielen, trug wesentlich zur politischen Instabilität bei, ohne dass sich dies auf dem finanziellen Sektor dauerhaft ausgezählt hätte. Es führte nur zu einer Vertiefung der Gräben. Eine deutliche Warnung war schon der 1450 - vielleich in Absprache mit den festländischen payeses de remensa - ausgebrochene Aufstand der Forans, der kleinbäuerlichen Landbevölkerung auf Mallorca, gewesen, der auf den seit langem schwelenden Stadt-Land-Konflikt hingewiesen hatte  und erst nach der Schlacht von Inca (31. August 1452) blutig niedergeworfen werden konnte. Dabei hatte es nicht an Versuchen gefehlt, durch die Einleitung von Reformen die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Griff zu bekommen und spürbar zu verbessern, ja sogar ein Programm des redrec, einer Neuregelung des ökonomischen Sektors durchzusetzen. Als Grundbedingungen dafür waren im Dezember 1449 ein verschärftes Importverbot für ausländische Tuche, die Verpflichtung, katalanische Transportmöglichkeiten zu benutzen, ein Schiffbauprogramm und die Verhinderung der Einfuhr von landwirtschaftlichen Produkten aus anderen Länderen bei gleichzeitiger Förderung der Importe aus Sizilien, Sardinen und Neapel genannt worden. Solche Forderungen waren allerdings nicht neu, hatte doch schon Königin Maria 1422 die Konstitution Havents a cor auf Drängen der Corts erlassen müssen, durch  die die Einfuhr ausländischer Tuche untersagt worden war - die nach wie vor bestehende Aktualität dieser Konstitution wurde 1456 dadurch un-terstrichen, dass die Handwerker die Consellers und Jurats des Rats der Hundert (Consell del Cent) zwingen wollten, sie erneut zu promulgieren und ihre Gültigkeit so zu bestätigen. Protektionismus und Geldentwertung sollten die Finanzprobleme der Kommunen und letztlich auch der Krone lösen helfen, doch durchbrach Alfons V., dem der Kronhandel mit sizilischem Getreide angesichts seiner Schuldenlast gegenüber den Städten eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle war, selbst zu häufig diese Prinzipien als dass die Maßnahmen letztlich greifen konnten. Zudem sah er die Aufhebung oder Bestätigung von Rechten vornehmlich unter finanzielen Aspekten, wodurch die gesellschaftlichen Gruppen verprellt wurden und die Glaubwürdigkeit der Krone eine Erschütterung erfuhr - so als sei er ein Dekret, durch das die Befreiung der payeses de remensa erklärt wurde, gegen die Zusage einer beträchtlichen Geldzahlung durch die Corts aufhob und schließlich dennoch leer ausging. Obwohl der Handel in Katalonien und Valencia durch die Eroberung Neapels und die Zurückdrängung italienischer Kaufleute eine günstige Beeinflussung erfuhr, förderte die imperial-mediterrane Politik Alfons' V., die die einstige Konzeption des Hauses Barcelona fortführen wollte, aber in der Beschränkung auf ihre editerran-italienische Variante endete, allgemein den Geldabfluß und damit dem Niedergang der katalanischen Wirtschaftspotenz. Die Forderungen an die Cort(e)s erreichten schließlich enorme Höhen: 400.000 Goldflorin sollte Katalonien, 120.000 Valencia und 80.000 Aragon zur Finanzierung der königlichen Unternehmungen aufbringen. Als der aragonesische König, ohne legitime männliche Nachkommen geblieben, 1454 die Generalstatthalterschaft seinem jüngeren Bruder und präsumptiven Nachfolger Johann (II.) übertrug, der sowieso mehr in den kastilischen als in der katalanisch-aragonesischen Politik engagiert gewesen war und seit 1456 in kriegerische Auseinandersetzungen mit seinem ältesten Sohn und Erben Karl von Viana verstrickt wurde, kam dies einer Absage an die Corts und die Aufkündigung der Fürsorgepflicht gleich, zumal der neue locumentenents generalis für seine unerbittliche und autoritäre Haltung bekannt war. Die Empfindungen der Corts und der Katalanen überhaupt kamen in jener Rede des Kardinals Joan Margarit in Pau am deutlichsten zum Ausdruck, die er am 6. Oktober 1454 vor den Corts von Barcelona hielt: Er sprach immer wieder von "aquesta quasi vodua nacio de Catalunya", der gewissermaßen verwitweten Nation Katalonien, der die  Abwesenheit des Königs solchen Schaden zugefügt habe. Der Kleinkrieg zwischen Corts und Königtum zog sich bis zum Tod Alfons' V. am 27. Juni 1458 in Neapel hin und bereitete endgültig das Feld für den Bürgerkrieg der kommenden Jahre vor.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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