Ältester Sohn des Königs
Ferdinand I. der Gerechte von Aragon und der Eleonore
von Kastilien-Albuquerque, Tochter von Graf Sancho
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 401
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Alfons I. (V.), König von Neapel seit 1442
----------------- König von Aragon und Sizilien
seit 1416
* 1396, + 1458
Eltern: Ferdinand von Antequera (seit 1412 als Ferdinand I. König von Aragon) und Eleonore von Albuquerque
Am glänzenden Hof von Medina del Campo erzogen, begab
er sich mit 16 Jahren in das Gebiet der Krone von Aragon, als sein Vater
den Thron bestieg. Drei Jahre später (1415) heiratete er in Valencia
seine Kusine Maria, Tochter von Heinrich
III. von Kastilien, die ihm keine Kinder schenkte und von der
er lange Jahre getrennt war. Zu Beginn seiner Regierungszeit, im Jahr 1416,
hatte er politische Auseinandersetzungen mit Katalanen und Aragonesen wegen
seiner kastilischen Berater und der Absetzung des Justicia von Aragon.
Vom Beginn seiner Regierung an setzte Alfons der
Großmütige die traditionelle aragonesische Politik
der Expansion im Mittelmeer fort, die auch sein Vater verfolgt hatte. So
lief er 1420 mit einer Flotte aus, um Sardinien und Sizilien zu befrieden
und Korsika, damals genuesischer Besitz, anzugreifen. Die Königin
von Neapel, Johanna II., bat Alfons
um Hilfe gegen Ludwig III. von Anjou
und adoptierte ihn als Sohn und Erben. Der aragonesische König wurde
am 5. Juli 1421 als Befreier von Neapel empfangen. Nachdem jedoch die Königin
ihren Entschluß zugunsten Ludwigs
von Anjou geändert hatte, sah sich Alfons
gezwungen, nach Katalonien zurückzukehren, um später mit verstärkten
Kräften den Kampf um Neapel wiederaufzunehmen. Nach seinem Eingreifen
in die innerkastilischen Verhältnisse zur Verteidigung der Interessen
seiner Brüder Heinrich und Johann
ging Alfons für den Rest seines
Lebens nach Italien (1432). - Während der Abwesenheit des Monarchen
erlitten seine spanischen Besitztümer schwere politische und soziale
Krisen, die Alfons Statthalter - die
Königin
Maria und sein Bruder
Johann von Navarra
-
nicht lösen konnten. In Katalonien kam es zu großen sozialen
Unruhen durch die Bewegung der Remensas (unfreie Bauern), deren Streben
nach kollektiver Freiheit der Monarch unterstützte. Auf Mallorca war
der Aufstand der Foraneos (Bauern) ausgebrochen, in dem sich die Hauptstadt
der Insel und die Bauern der Dörfer gegenüberstanden. Diese Revolte
wurde von den vom König aus Neapel gesandten Truppen niedergeworfen.
In Barcelona tobten die Kämpfe zwischen den Parteien der Busca und
der Biga; so bereitete sich die Auseinandersetzung vor, die verstärkt
während der Regierungszeit seines Nachfolgers Johann
II. ausbrechen sollte.
Die Italienpoltik Alfons'
kann als Schluß- und Höhepunkt der aragonesischen Expansion
im Mittelmeer betrachtet werden, deren Ziel die Eroberung des gesamten
zentralmediterranen Raumes war, von dem sich bereits Sardinien und Sizilien
als Stützpunkte in aragonesischer Hand befanden. Daher nominierte
Johanna II. von Anjou, die für das Königreich Neapel
keine Erben hatte, nicht ohne Grund Alfons
zu ihrem Nachfolger. Als die Königin jedoch ihre Pläne änderte
und dem aragonesischen König ihren entfernten Verwandten Ludwig
von Anjou als Rivalen entgegensetzte, sah sich Alfons
gezwungen, mit Waffengewalt zu intervenieren und seinen Gegner seit 1432
in einem langen und schwierigen Krieg entgegenzutreten, der dramatische
Phasen hatte: Zwei Jahre lang bereitete Alfons
von Sizilien aus den Angriff auf Neapel vor. Am 4. August 1435 wurde er
jedoch von den Genuesen bei Ponza in einer Seeschlacht vernichtend geschlagen,
gefangengenommen und von Genua an Filippo Maria Visconti, dem Herzog von
Mailand, übergeben. Da Visconti aber überzeugt war, die Freundschaft
eines mächtigen Herrschers könne ihm von Nutzen sein (vor allem
weil ihm von Venedig ständig Gefahr drohte und Genua ein unsicherer
Verbündeter war), ließ er Alfons frei
und unterstützte ihn bei seinen weiteren militärischen Operationen
in S-Italien, die mit dem triumphalen Einzug in Neapel am 2. Juli 1442
endeten, den Alfons Filaret auf dem
Triumphbogen (des Castello Angioino, Neapel) verewigt hat. Nach der Eroberung
und der Unterdrückung jedes noch vorhandenen Widerstandes errichtete
Alfons seine Residenz im Königreich Neapel, wo viele Katalanen Ämter
bei Hof und Lehen erhielten. Prachtliebend und ein Förderer der Künste,
ließ Alfons das Castello Angioino
verschönern, umgab sich mit Künstlern und Dichtern und begründete
eine hervorragende Bibliothek. Er war durch eine leidenschaftliche Liebesbeziehung
mit der neapolitanischen Adligen Lucrezia d'Alagno verbunden.
Innenpolitisch vermochte er seine Herrscherautorität
gegenüber den sich widersetzenden Baronen zu behaupten, wobei er ihre
Aufstände oftmals mit Härte unterdrückte. Seine Italienpolitik
zielte nach dem Tode des Filippo Maria Visconti 1447 darauf, dessen Herzogtum
zu gewinnen. Er stieß jedoch auf feindselige Haltung von Seiten Mailands
und der anderen italischen Stadtstaaten wie Florenz und Venedig, die -
nach dem kurzem Zwischenspiel der Ambrosianischen Republik - Francesco
Sforza unterstützten. Deshalb mußte er in die Bedingungen des
Friedens von Lodi einwilligen, der das Ende seiner ehrgeizigen Bestrebungen
bedeutete. Nach seinem Tod (1458) ging das Königreich Neapel
auf seinen natürlichen Sohn Ferdinand,
bekannter als Ferrante, über.
Alfons V. war Mäzen
und Beschützer bedeutender, auch freigeistiger Humanisten wie Valla,
Beccadelli, Fazio, Porcello, Filelfo, Manetti; Verehrer antiker Denkmäler
(bei der Belagerung von Gaeta 1435 verbot er, Steine aus Ciceros Villa
zu verwenden) und Autoren (die täglich im Feld und bei Hof in Vorlesungen
und Disputationen vergegenwärtigt wurden). So galt er den Zeitgenossen
als Ideal des humanistischen Fürsten.
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Alfons V. der Großmütige
folgte 1416 als König von Aragon und orientierte sich in alter aragonesischer
Tradition nach Italien und Byzanz, unterstützte das Haus
ANJOU und wurde sogar von Königin
Johanna II. adoptiert, später aber zugunsten des neuen
Hauses
ANJOU enterbt, woraufhin er den Krieg um das Königreich
Neapel begann. Er geriet 1435 in der Seeschlacht bei Scantia in mailändische
Gefangenschaft, gewann jedoch den Herzog von Mailand für sich und
eroberte bis 1442 endgültig das Königreich Neapel dazu. Er wurde
1443 damit päpstlich belehnt, nachdem er den Kirchenstaat bedroht
hatte, schlug alle Eroberungsversuche der jüngeren
ANJOU-Linie
zurück
und scheiterte 1447 nach dem Erlöschen des Hauses VISCONTI mit seinen
Versuchen, Mailand zu erobern an Francesco Sforza, mit dem er sich anschließend
verbündete und hielt damit ein labiles politisches Gleichgewicht gegen
die Allianz Venedig/Florenz aufrecht. Er nahm alte normannisch-sizilianische
Pläne Richtung Balkan-Byzanz auf, wurde aber durch die vordringenden
Osmanen, die 1453 Byzanz eroberten, zurückgehalten und wurde 1453
Hauptinitiator des Friedens aller italienischen Staaten zu Lodi, der jedoch
an der vorherrschenden Anarchie in Italien wenig änderte und alle
Kreuzzugspläne lächerlich erscheinen ließ. Er führte
einen glänzenden Hof in Neapel, das er stark ausbaute und förderte,
während Sizilien etwas vernachlässigt wurde. Alfons
war
ein typischer Renaissancefürst, bedeutender Mäzen, klug und verschlagen,
ein hemmungsloser Hedonist und Nimrod und künstlerisch begabt. Er
richtete eine bedeutende Bibliothek und eine humanistische Akademie ein
und erreichte, dass sein Bastardsohn Ferdinand Erbe des Königreiches
Neapel wurde, während alles andere seinem Bruder Johann
zufiel.
12.6.1415
oo Marie von Kastilien, Tochter des Königs
Heinrich III.
x 14.11.1401-4.9.1458
Cousine
Kinder:
Illegitim
Ferdinand König von Neapel
1423-25.1.1494
Colia de Giudici
-
oo Emanuel d'Appiano Herr von Piombino
- 1457
Maria
-
1449
1440
oo Lionel d'Este Graf zu Scandiano
- 1450
Leonora
-
oo Mariano Marzano Fürst von Rossano
- 1494 ermordet
Literatur:
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Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher
an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996
Seite 222, 224,240,333,338,390,394,415,478 - Vones Ludwig: Geschichte
der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen.
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“
Die Regierung Alfons' V. el Magnanim
(1416-1458) wird in der kastilischen Forschung gern durch den
Begriff des absentisme gekennzeichnet. Dies spielt darauf an, dass der
neue König schon bald, nachdem er die Herrschaft übernommen hatte,
an die Grenzen seiner Machtausübung gestoßen war und sich in
steigendem Maße aus den eigentlichen Kronländern zurückzog,
um in einer intensivierten Italienpolitik die Erfüllung seiner Ambitionen
zu suchen. Der kritische Punkt für die Durchführung dementsprechender
Unternehmungen war die Beschaffung der notwendigen Geldmittel. Während
sich Alfons V. in Katalonien immer
härteren Auseinandersetzungen mit den Ständen ausgesetzt sah,
die in der Form von Gravamina die Verantwortlichkeit der Mitglieder des
Consell Reial gegenüber den Corts, die Unabhängigkeit der Justizverwaltung
von der monarchischen Spitze, die Respektierung des gewachsenen Rechts
forderten bis hin zur Nichtigkeit königlicher Entscheidungen, die
gegen seine Normen verstießen, und die Unverständnis zeigten,
dass wichtige Ämter immer häufiger mit Kastiliern besetzt wurden,
konnte der König seine dringendsten Finanzprobleme durch Zahlung aus
Valencia lösen, das in eine Phase kulminierender Prosperität
eingetreten war. Zwar sollten die Geldnöte niemals aufhören,
doch reichten die bereitgestellten Summen aus, um zwischen 1420 und 1423
das Regiment auf Sizilien wiederherzustellen, Sardinien, auf das der Vizegraf
von Narbonne ebenfalls Rechtsansprüche geltend machte, zurückzugewinnen
und einen Versuch zur Eroberung von Korsika zu unternehmen. Während
in Katalonien die Königin Maria als
Generalstatthalterin
fungierte, sich dabei stetig stärkeren Schüben des Paktismus
gegenübersah, als Sachwalter in Kastilien hingegen sein jüngerer
Bruder Johann auftrat und 1420 seine
Schwester Maria mit dem kastilischen
König Johann II. verheiratet wurde, wandte sich Alfons
V. Italien zu. Er ließ sich im Juli 1421 von Königin
Johanna von Neapel adoptieren, um bei ihrem Tod das Königreich
auf dem Erbweg erwerben zu können. Der Plan schlug fehl, und als Erbe
wurde schließlich Ludwig III.von Anjou,
Sohn Ludwigs II. von Anjou und der
Violante
von Aragon, adoptiert. Als
Johanna
II. am 2. Februar 1435 starb, ging das Erbe auf Rene
von Anjou, den Bruder des inzwischen ebenfalls verstorbenen
Ludwigs
III., über. Dennoch nahm
Alfons
V. den Kampf um die Hegemonie in Italien auf und griff zur Durchführung
seiner Ansprüche Neapel an, obwohl ihm eine Liga aus Venedig, Florenz
und Mailand, die vom Papst unterstützt wurde, gegenüberstand.
Nach manchen Rückschlägen - der herbste war gewiß die Niederlage
von Ponza gegen eine genuesische Flotte (5. August 1435) und die anschließende
Gefangenschaft beim Herzog von Mailand - konnte Alfons
V.letztlich eben jenen Mailänder Herzog Filippo Maria Visconti
für eine Allianz gewinnen und dann bis 1442 Neapel gegen den Widerstand
Renes
von Anjou, Genuas und Papst Eugens IV. erobern. Dabei konnte
er außerdem angesichts der französischen Rückendeckung
für den ANJOU-Block auf die Unterstützung
Englands zählen und das Konzil von Basel gegen die päpstliche
Politik mobilisieren. Im Besitz Neapels, das er nach der Einnahme (2. Juni
1442) allerdings nicht mit der Krone Aragon inkorpierte, sondern seinem
illegitimen Sohn Ferrante
(Ferdinand
I. von Aragon, König von Neapel, 1458-1494) - vorläufig
mit dem Titel eines locumtenes generalis bedacht - als Erbe zudachte und
dies schon am 26. Februar 1443 durch das Parlament bestätigen ließ,
kannten seine Pläne für den Ausbau einer hegemonialen Stellung
fast keine Grenzen mehr: Nach dem Tod Filippo Marias (1447) trachtete er,
wenn auch erfolglos, über die ihm testamentarisch zugesicherte Nachfolge
im Herzogtum Mailand die beherrschende Stellung in N-Italien an sich zu
ziehen, bis seinen Bestrebungen durch die Bedingungen des Friedens von
Lodi (April 1454) und seinen damit zusammenhängenden Eintritt in eine
italienische Liga (26. Januar 1455) ein fester Riegel vorgeschoben wurde.
In erster Linie ging es Alfons
V. jedoch darum, wie einst Karl von
Anjou in staufischer Tradition
eine imperiale Mittelmeerpolitik im wahrsten Sinne des Worte zu betreiben
und die zumeist inhaltsleeren Titel (Athen, Neopatras; Ungarn, Jerusalem,
Kroatien, Dalmatien, Serbien, u.a.), in deren Besitz er durch die Vereinigung
der aragonessichen und angevinischen Ansprüche gelangt war, in realen
Machtgewinn umzusetzen. Diesem Zweck sollte ein Netz weitgespannter Bündnisse
dienen, in das der sagenhafte Priesterkönig Johannes in Abessinien
ebenso einbezogen wurde wie Ungarn, Serbien, Albanien, der Großkhan
der Mongolen und die Reste des byzantinischen Kaiserreiches, nicht ohne
dass Alfons dort überall eine
eigene Herrschaft angestrebt hätte. Herausragende Bedeutung kam in
diesem Zusammenhang der Allianz des aragonesischen Königs mit dem
Herzog Philipp dem Guten von Burgund zu, von dem er in den Orden vom Goldenen
Vließ aufgenommen wurde und mit dem ihn die gemeinsame Gegnerschaft
gegen ANJOU, Frankreich, Kastilien
und Genua sowie die Affinität zu Portugal verband - 1428 hatte Alfons'
Schwester
Eleonore
den portugiesischen König Duarte
geheiratet, 1430 der burgundische Herzog Duartes
Schwester Isabella. Allerdings war
der Christenheit seit dem 13. Jahrhundert im Osten mit den Türken
ein dynamischer Gegner erstanden, der mit der Eroberung von Byzanz nach
kurzer Belagerung 1453 nicht nur die endgültige Grenzen abendländischer
Expansionsgelüste in dieser Richtung aufzeigen, sondern die
europäischen Mächte für Jahrhunderte in die Defebsive drängen
sollte. Dieses Ereignis traf sich zwar mit den Plänen Alfons'
V., einen Kreuzzug zur Unterstützung und Befreiung, dann
zur Rückgewinnung von Byzanz zu organisieren, der unter der Leitung
des römischen Kaisers oder eines Königs von großer Autorität
- dabei dachte er natürlich an sich selbst - stehen sollte, doch waren
weder Papst Nikolaus V. noch der der katalanisch-valencianischen BORJA-Familie
entstammende Papst Calixt III. wirklich dafür zu begeistern, so dass
das Projekt letztlich trotz einer Kreuzzugsbulle, der Kreuznahme durch
den König und der Erhebung eines Kreuzzugszehnten in Katalonien-Aragon
unausgeführt blieb, sieht man von einigen erfolgreichen Schlachten
(so 1457 Tomorniza und Mytilene) ab. Einzig ein Herausforderungsschreiben
an den "Gran Turch", den osmanischen Sultan Mehmed
II. den Eroberer, durch den aragonesischen König, "ton
destroidor", legt Zeugnis von dem leidenschaftlichen Willen zum Heidenkampf
ab, der sich in Katalonien mit dem seit Jahrhunderten lebendigen, ein Gemeinschaftgefühl
dokumentierenden Sankt-Georgs-Kult verband, dem "glorios cavaller Mossenyor
Sent Jordi, capita de la Casad'Arago e del dit Principat".
Aber gerade in den Kernländern der Krone Aragon
hatte die Stellung des Königs in den letzten Jahrzehnten empfindlich
gelitten und sein Verhalten - seit November 1448 sollte er Neapel nicht
mehr verlassen - schließlich zu einer Entfremdung geführt. Während
der kulturbeflissene und humanistisch gebildete Alfons
V. im Stil eines Renaissancefürsten in Neapel nicht nur
eine corte literaria von größerer Austrahlungskraft einrichtete,
an der die katalanische, kastilische und lateinische - nicht jedoch die
italienische - Literatur gepflegt und die Dichter gefördert wurden,
sondern durch sein Mäzenatentum für Gelehrte "eine(n) der maßgeblichen
Mittelpunkte des Renaissance-Humanismus" höfisch-aristokratischer
Prägung schuf, während er in seinen italienischen Reichen bestrebt
war, eine zentralistische Administration aufzurichten und sie durch Gobernadores
mit dem Titel eines Vizekönigs verwalten zu lassen, vernachlässigte
er seine Machtbasis in Katalonien-Aragon und kümmerte sich insbesondere
zu wenig um die immer katastrophaler werdende wirtschaftliche Situation,
durch die ganze Bevölkerungsschichten in steigendem Maße radikalisiert
wurden. In Abwesenheit ihres Gatten hatte die Königin
Maria - zuerst von 1420 bis 1423, dann wieder seit 1432 - die
Generalstatthalterschaft in den Kronländern ausgeübt, hatte aber
seit dem 20. Januar 1436 in Aragon, Valencia und Mallorca mit ihrem Schwager
Johann, mittlerweile durch seine Gemahlin Blanca
König von Navarra, die Amtsgewalt teilen müssen, bevor
dieser 1445 angesichts der Gefahr einer kastilischen Invasion infolge der
verlorenen Schlacht von Olmedo zum alleinigen locumtenens generalis in
Aragon und Valencia ernannt worden war. Im krisengeschüttelten Katalonien
und auf den Balearen behielt Maria bis
Oktober 1453, als an ihrer Stelle Galceran de Requesens trat, der als Mitglied
einer den TRASTAMARA treuen Adelsfamilie
aus Girona schon seit 1442 die katalanischen Verhältnisse in der Funktion
eines Gobernador General wesentlich beeinflußt hatte. Doch bereits
am 31. Mai 1454 mußte Galceran, von allen Seiten angefeindet, wieder
Johann
von Navarra, dem Bruder des Königs, weichen, der nun die
allein beherrschende Gestalt des Königshauses in den aragonesisch-katalanischen
Kernländern wurde.
Der durch den absentisme Alfons'
V. und die zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen bedingte
häufige Wechsel in der Generalstatthalterschaft seit den 30er Jahren
zeugt, wie sehr innenpolitische Instabilität das Erscheinungsbild
der Kronländer prägte. Die letzten Nachwehen des Großen
Schismas in Aragon hatte der "diplomatisch hervorragend begabte König"
noch souverän meistern und zu seinem Vorteil nutzen können. Nachdem
der unnachgiebige Benedikt XIII. am 26. JKuli 1417 vom Konstanzer Konzil
abgesetzt worden war und sich fortan sein Wirkungsbereich im großen
ganzen auf Peniscola und wenige Obedienzenreste - außer in
Aragon in der Gascogne, im Languedoc und in Schottland - beschränkte,
hatte die königliche Verwaltung des Pontifikatsantritt Martins V.
zum Anlaß genommen, den Schriftwechsel mit der päpstlichen Kurie
einer offiziellen, prüfenden Billigung zu unterwerfen. Zudem sollte
versucht werden, eine Bestimmung Johanns I. aus dem Jahre 1392, wonach
die Vergabe von Pfründen an Ausländer in den Kronländern
untersagt war, wiederum einzuschärfen, die erneute Investitur
mit Sardinien und Sizilien zu erreichen (März 1418) und weitere Zugeständnisse
zu erringen. Die Italienpolitik Alfons' V.
sollte indes sein Verhältnis zum Papsttum zunehmend prekär gestalten,
so dass die Rückkehr zur Odedienz Benedikts XIII. ein Druckmittel
des Königs wurde, ein Zustand, der nach dem Tod Benedikts XIII (1423)
und der mit königlicher Zustimmung erfolgten Wahl eines Nachfolgers,
Clemens' VII., auf Dauer unerträglich und erst durch die Legation
des Kardinals Peter von Foix zwischen 1425 und 1430 beendet wurde. Da jedoch
die Neapelpolitik speziell seit dem 23. Februar 1436, dem Tag, an dem Eugen
IV. Rene von Anjou mit dem Königreich
belehnte, und später zusätzlich die Gelüste des Aragonesen,
nach Oberitalien auszugreifen, einen längerfristigen Abbau der Spannungen
nicht zuließen, benutzte Alfons V. als
"singularis Sancte Ecclesie filius obediens" seine Unterstützung des
Konzils von Basel als Druckmittel gegen den Papst. Er erklärte sich
sogar bereit, Rom und den Kirchenstaat für das Konzil erobern zu wollen,
und erschien als heftiger Verfechter einer Reform der Kirche an Haupt und
Gliedern. Dabei scheute er nicht davor zurück, eine der wichtigsten
Grundlagen der territorialpolitischen Rechtstellung des Papsttums, die
berühmte Konstantinische Schenkung, durch den am neapolitanischen
Hof lebenden Humanisten Lorenzo Valla in der Schrift De falso credita et
ementita Constantini donatione (1440/41) als Fälschung nochmals entlarven
und anprangern zu lassen. Andererseits schwenkte er nach Abschluß
des Vertrages von Terracina (14. Juni 1443), der ihm die Belehnung mit
Neapel zusicherte, ohne Skrupel auf die Linie Eugens IV. ein, zog sich
vom Baseler Konzil zurück und legte in der Folge eine Haltung "come
un Principe cattalico della Controriforma" an den Tag. Alfons
V. ordnete eindeutig seine Einstellung gegenüber Kurie
und Konzil politischem Kalkül unter, so dass letzten Endes mit keiner
der beiden Institutionen eine rechte Zusammenarbeit zustande kam, wenn
auch spanische Kardinäle - darunter Carillo de Albornez, Carvajal,
Cervantes - an manchen Weichenstellungen beteiligt waren. Folglich kann
trotz verschiedener vorheriger Ansätze (Appuntamenta von 1427/29;
Vertrag von 1451) erst 1482 unter den Katholischen Königen von einem
wirklichen Ausgleich gesprochen werden, als durch den Abschluß eines
Konkordates das Verhältnis von Staat und Kirche geregelt wurde.
Das vorrangige Problem, das Alfons
V. zur Absicherung seiner ehrgeizigen mediterranen Pläne
hätte meistern müssen, bestand darin, eine solide finanzielle
Grundlage zu schaffen. Dies blieb ihm weitgehend versagt. Durch seine lange
Abwesenheit von den Kronländern verbesserten sich die dortigen ökonomischen
und sozialen Verhältnisse keineswegs, so dass sich die katalanischen
Corts gegenüber seinen finanziellen Forderungen bis hin zur völligen
Verweigerung der Gelder sperrten. Einzig Valencia, das in eine Phase höchster
Prosperität eingetreten war und im Laufe des Jahrhunderts zu einer
der führenden mittelmeerischen Handelsstädte aufsteigen sollte,
stellte ein Moment der Stabilität dar und sorgte dafür, dass
die königlichen Kassen nicht gänzlich leer waren. Angesichts
dieser wenig aussichtsreichen Lage verlegte sich Alfons
V. seit 1436 allmählich gegenüber den Ständen,
der Stadt Barcelona und den einzelnen Gruppen der Gesellschaft auf
eine ähnliche Schaukelpolitik, wie er sie auch erfolgreich gegenüber
der Kurie betreiben sollte, diesmal jedoch mit dem Ziel, sich seine Unterstützung
mit Geld bezahlen zu lassen. Dabei kam ihn entgegen, dass auf dem Land
ein scharfer Gegensatz zwischend der abhängigen bäuerlichen Schicht,
den payeses de remensa, und der Herrenschicht bestand, während in
Barcelona die regierende olgarchische Partei der Biga (Balken), die sich
vornehmlich aus reichen Patriziern (ciutadans honrats) und Mitgliedern
vergleichbarer ständischer Grupen zusammensetzte, mit einer wachsenden
Opposition durch die zwischen 1433 und 1450 formierende Partei der Busca
(Splitter)- unzufriedenen Bürgern, Kaufleuten, Handwerkern, Handlangern
- zu kämpfen hatte. Der König versuchte, direkt in diese Verhältnisse
einzugreifen. Er ließ bei der Wahl für die städtische Magistrate
ein neues Verfahren, das regiment d'insaculacio, die für eine gerechtere
Ämterverteilung sorgende Sack- bzw. Kugelwahl, einführen, stellte
sich seit 1446 auf die Seite der remensas und unterstützte die
populare Busca gegen die oligarchische Biga. Wichtigster Vertreter der
königlichen Interessen war Galcveran de Requesens, seit 1442 Gobernador
von Katalonien, der 1452 mit ausdrücklicher Zustimmung Alfons'
V. die Bildung des Sindicat dels Tras Estaments, eines Syndikats
der Kaufleute, Handwerker und Handlanger, durchsetzte, sich deshalb 1453
als lugarteniente general nicht halten konnte und 1454, nun wieder als
Gobernador, durch eine Änderung des Wahlrechts und weitere Machenschaften
in Barcelona die Regierungsübernahme durch die Busca ermöglichte.
Es folgte eine Phase radikaler, aber wenig erfolgreicher Reformen, bis
die Revolution der Busca und die damit verbundene Machtfülle des Synadikats
schließlich in einem Umsturz durch die Biga und gemäßigte
Kräfte endete (1460).
Das Bestreben Alfons' V.,
die gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander auszuspielen, trug wesentlich
zur politischen Instabilität bei, ohne dass sich dies auf dem finanziellen
Sektor dauerhaft ausgezählt hätte. Es führte nur zu einer
Vertiefung der Gräben. Eine deutliche Warnung war schon der 1450 -
vielleich in Absprache mit den festländischen payeses de remensa -
ausgebrochene Aufstand der Forans, der kleinbäuerlichen Landbevölkerung
auf Mallorca, gewesen, der auf den seit langem schwelenden Stadt-Land-Konflikt
hingewiesen hatte und erst nach der Schlacht von Inca (31. August
1452) blutig niedergeworfen werden konnte. Dabei hatte es nicht an Versuchen
gefehlt, durch die Einleitung von Reformen die wirtschaftlichen Verhältnisse
in den Griff zu bekommen und spürbar zu verbessern, ja sogar ein Programm
des redrec, einer Neuregelung des ökonomischen Sektors durchzusetzen.
Als Grundbedingungen dafür waren im Dezember 1449 ein verschärftes
Importverbot für ausländische Tuche, die Verpflichtung, katalanische
Transportmöglichkeiten zu benutzen, ein Schiffbauprogramm und die
Verhinderung der Einfuhr von landwirtschaftlichen Produkten aus anderen
Länderen bei gleichzeitiger Förderung der Importe aus Sizilien,
Sardinen und Neapel genannt worden. Solche Forderungen waren allerdings
nicht neu, hatte doch schon Königin Maria 1422 die Konstitution Havents
a cor auf Drängen der Corts erlassen müssen, durch die
die Einfuhr ausländischer Tuche untersagt worden war - die nach wie
vor bestehende Aktualität dieser Konstitution wurde 1456 dadurch un-terstrichen,
dass die Handwerker die Consellers und Jurats des Rats der Hundert (Consell
del Cent) zwingen wollten, sie erneut zu promulgieren und ihre Gültigkeit
so zu bestätigen. Protektionismus und Geldentwertung sollten die Finanzprobleme
der Kommunen und letztlich auch der Krone lösen helfen, doch durchbrach
Alfons
V., dem der Kronhandel mit sizilischem Getreide angesichts seiner
Schuldenlast gegenüber den Städten eine willkommene zusätzliche
Einnahmequelle war, selbst zu häufig diese Prinzipien als dass die
Maßnahmen letztlich greifen konnten. Zudem sah er die Aufhebung oder
Bestätigung von Rechten vornehmlich unter finanzielen Aspekten, wodurch
die gesellschaftlichen Gruppen verprellt wurden und die Glaubwürdigkeit
der Krone eine Erschütterung erfuhr - so als sei er ein Dekret, durch
das die Befreiung der payeses de remensa erklärt wurde, gegen die
Zusage einer beträchtlichen Geldzahlung durch die Corts aufhob und
schließlich dennoch leer ausging. Obwohl der Handel in Katalonien
und Valencia durch die Eroberung Neapels und die Zurückdrängung
italienischer Kaufleute eine günstige Beeinflussung erfuhr, förderte
die imperial-mediterrane Politik Alfons' V.,
die die einstige Konzeption des Hauses Barcelona fortführen wollte,
aber in der Beschränkung auf ihre editerran-italienische Variante
endete, allgemein den Geldabfluß und damit dem Niedergang der katalanischen
Wirtschaftspotenz. Die Forderungen an die Cort(e)s erreichten schließlich
enorme Höhen: 400.000 Goldflorin sollte Katalonien, 120.000 Valencia
und 80.000 Aragon zur Finanzierung der königlichen Unternehmungen
aufbringen. Als der aragonesische König, ohne legitime männliche
Nachkommen geblieben, 1454 die Generalstatthalterschaft seinem jüngeren
Bruder und präsumptiven Nachfolger Johann
(II.) übertrug, der sowieso mehr in den kastilischen als
in der katalanisch-aragonesischen Politik engagiert gewesen war und seit
1456 in kriegerische Auseinandersetzungen mit seinem ältesten Sohn
und Erben Karl von Viana verstrickt
wurde, kam dies einer Absage an die Corts und die Aufkündigung der
Fürsorgepflicht gleich, zumal der neue locumentenents generalis für
seine unerbittliche und autoritäre Haltung bekannt war. Die Empfindungen
der Corts und der Katalanen überhaupt kamen in jener Rede des Kardinals
Joan Margarit in Pau am deutlichsten zum Ausdruck, die er am 6. Oktober
1454 vor den Corts von Barcelona hielt: Er sprach immer wieder von "aquesta
quasi vodua nacio de Catalunya", der gewissermaßen verwitweten Nation
Katalonien, der die Abwesenheit des Königs solchen Schaden zugefügt
habe. Der Kleinkrieg zwischen Corts und Königtum zog sich bis zum
Tod Alfons' V. am 27. Juni 1458
in Neapel hin und bereitete endgültig das Feld für den Bürgerkrieg
der kommenden Jahre vor.