Poppo von Babenberg                              Erzbischof von Trier (1016-1047)
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um 986-16.6.1047
 

Begraben: Trier, Stift St. Simeon, ab 1803 St. Gervasius (1944 zerstört, Grab geborgen)

Jüngerer Sohn des Markgrafen Liutpold I. von Österreich und der Richwara im Zülpichgau, Tochter von Graf Erenfried II. (oder nach K. Lechner Tochter des Grafen Ernst IV. von Sualafeldgau)
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII. Seite 101
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Poppo, Erzbischof von Trier seit 1016
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     + 16. Juni 1047

Begraben: Trier, Stift St. Simeon, ab 1803 St. Gervasius (1944 zerstört, Grab geborgen)

Sohn von Markgraf Liutpold I. und der fränkischen Herzogs-Tochter Richeza

In Regensburg erzogen, wurde Poppo früh mit Kaiser HEINRICH II. bekannt, der ihn als Dompropst nach Bamberg entsandte. Mit der Bestimmung Poppos zum Nachfolger Megingauds riegelte der Kaiser zugleich die Ostexpansion der durch Kaiserin Kunigunde mit ihm verschwägerten LUXEMBURGER ab. Zielstrebig konnte Poppo die Herrschaft im Erzstift zurückgewinnen. Drei Kaisern (HEINRICH II., KONRAD II., HEINRICH III.) war er treuer Lehnsmann. 1018 erhielt er von HEINRICH II. den Königshof und St. Florin in Koblenz, 1031 durch KONRAD II. die Grafschaft Marsfeld (Taunus), die HEINRICH III. 1039 bestätigte. Als Trierer Oberhirte hat Poppo S. Maria ad martyres 1017 quasi neubegründet. Das aufgehobene Kloster Pfalzel, dessen Vermögen er gegen die LUXEMBURGER heranzog, wurde das Stift wiederhergestellt. 1027 weihte er Bischof Bruno von Toul (Leo IX.). Poppo begründete den Kult des auf seinen Antrag von Benedikt IX. heiliggesprochenen Simeon (+ 1035; Stiftsgründung). 1037 überführte er Reliquien des Bischofs Maternus in den von ihm sanierten und erweiterten Dom (Westwerk). Als Persönlichkeit war Poppo zugleich kraftvoll und "humilis". Sein Leben und Wirken erhielten sich auch in Legende und Sage.

Quellen:
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MGH SS VIII - UB zur Gesch. der mittelrhein. Territorien, I, 1860 - A. Goerz, Reg. der Ebf.e v. Trier, 1861 - Ders., Mittelrhein. Reg. I, 1886
 

Literatur:
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ADB XXVI, s.v. - F. Lesser, Ebf. P. v. Trier, 1888 - K. Lönnert, Personal- und Amtsdaten der Trierer Ebf.e, 1908 - R. Martini, Die Trierer Bf.swahlen, 1909 - A. Heintz, Der hl. Simeon v. Trier, seine Kanonisation und seine Reliquien (Fschr. A. Thomas, 1967), 163-173 - F. Pauly, P. v. Babenberg (1016-1047) (Aus der Gesch. des Bm.s Trier, II, 1969) - H. Schiel, Ein zeitgenöss. lat. Gedicht auf Ebf. P., seine Entstehungszeit und seine Deutung, Kurtrier, Jb. 9, 1969, 32-44 - D. Jank, Bemerkungen zu einigen Trierer Palliumurkk. des 11. Jh. ..., ebd 22,1982, 13-22.


Poppo war Erzkanzler für Burgund und wurde von HEINRICH II. als Vormund und Erzieher für seinen Neffen Ernst II. von Schwaben eingesetzt. Er stand gegen Luxemburg und Lothringen um Rechte und Besitzungen und gewann Koblenz und Montabaur für Trier.

Trillmich Werner:
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

Als Adalbero endlich resignierte, verlieh der Kaiser das Erzbistum dem treu ergebenen BABENBERGER Poppo (1016-1047), Bruder zweier Markgrafen und des verstorbenen Schwabenherzogs Ernst. Der tatkräftige Mann vollendete die Befriedung des Landes. Seit er als Vormund seines herzoglichen Neffen Schwaben verwaltete, gehörte er zu den einflußreichsten Fürsten des Reiches. Unter ihm gelangten Kunst und Kultur in Trier wieder zu beachtlicher Blüte. Namentlich Goldschmiedearbeiten und Elfenbeinschnitzereien wurden gefertigt. Enge Beziehungen unterhielt man zur Malerschule der Reichenau, aber auch zu Reims. Dom und Klöster schufen sich ansehnliche Bibliotheken. Die Bautätigkeit nahm ebenfalls einen beachtlichen Aufschwung. Dank königlicher Zuwendungen war das Erzbistum recht vermögend. Um die Domburg verfügte es über alle Hoheitsrechte samt Zoll, Markt und Münze. In der nahen Kaufmannssiedlung errichtete man neben der Pfarrkirche St. Gangolf als Zeichen kirchlicher Gerichtsbarkeit ein steinernes Marktkreuz. Die zerfallende Stadtmauer der Römerzeit war viel zu weit, doch dienten nun andere Römerbauten neben neuen Anlagen dem Schutze des belebten Handelsplatzes und seiner Klöster. Der Kirche gehörten die Grafschaft im Triergau, Rechte an den Forsten des "Hochwalds" zwischen Merzig, der Saarmündung und Neumagen, im Killwalde zwischen Sauer und Lieser, Ländereien um Wittlich, Zell, Bernkastel, Güter und Forsten am rechten Rheinufer um Montabaur und an der unteren Lahn. 1018 schenkte HEINRICH II. Erzbischof Poppo den stattlichen Reichshof Koblenz samt Zoll, Münzrecht und dem Stift St. Florin. Diese starke Stellung konnte wenig später noch durch den Erwerb der Feste Ehrenbreitstein verstärkt werden. Die Zahl eigener, vom Hochadel unabhängiger Vasallen muss bedeutend gewesen sein.

Finckenstein Finck von: Seite 49,115
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"Bischof und Reich"

Erzbischof Poppo, Verwandter und späterer Nachfolger des Erzbischofs Heinrich, wurde vermutlich in St. Emmeram erzogen, Propst in Bamberg und Mitglied der Hofkapelle, von wo aus ihn HEINRICH II. auf den Trierer Erzstuhl berief, ihn aber gleichzeitig auch die Vormundschaft und Regentschaft in Schwaben für den Sohn seines verunglückten Bruders, Herzog Ernsts I., anvertraute.
Als den in dieser Situation des Erzbistums geeigneten Nachfolger für Meingaud hat HEINRICH II. den ehemaligen Hofkapellan Poppo (1016-1047) angesehen und dessen Wahl angeordnet. Die Weihe Poppos, mit Erlaubnis des als dienstältestem Suffragan dazu berechtigten Bischofs von Verdun durch Erzbischof Erchanbald von Mainz, musste der König noch gegen den Widerstand Bischof Dietrichs II. von Metz durchsetzen, der sich auf sein verbrieftes Recht zur Weihe des Erzbischofs berief und mit dem Bann drohte. Der alte Gegensatz zwischen König HEINRICH und Bischof Dietrich, aber auch der Versuch Dietrichs, die Position seines Bruders Adalbero in Trier zu verteidigen, mögen dabei eine Rolle gespielt haben.
Poppo, der Sohn Markgraf Liutpolds von Österreich und der Richwara, Tochter Graf Ernsts IV. von Sualafeldgau, war ein Bruder Ernsts des Älteren von Schwaben und der Markgrafen Heinrich und Adalbert von Österreich. Im Regensburger Domstift erzogen, ist er 1001 in der Hofkapelle OTTOS III. nachweisbar. Nach der Gründung des Bistums Bamberg wurde er Propst des dortigen Domstiftes.
Durch Herkunft und Werdegang qualifiziert scheint Poppo auch persönlich von energischem Charakter gewesen zu sein. Letztlich jedoch nicht nur durch Energie, die er bei der Rückeroberung verschiedener von Anhängern Adalberos besetzter Burgen bewies, sondern wohl auf dem Verhandlungsweg hat er das Erzbistum wieder ganz in seine Hand bekommen und Adalbero zum vollständigen Verzicht bewogen. Erst die Wiedereinsetzung des am Widerstand seines Bruders Adalbero beteiligten Herzogs Heinrich in sein ihm 1009 abgesprochenes Herzogtum Bayern im Jahre 1017, sicut ei firmatum est a Poppone Treverensi archiepiscopo, scheint Grundlage eines Ausgleichs gewesen zu sein. Poppo hat offenbar zu den vertrauten Beratern König HEINRICHS gehört, da seine Anwesenheit am Hof in den ersten Jahren seiner Amtszeit häufig bezeugt ist. Als Intervenient erscheint er in fremder Sache nur zweimal für Bischof Meinwerk von Paderborn, der mit ihm in der Hofkapelle gewesen war. 1024 gehörte der Erzbischof, auch als Vormund seines Neffen Ernst von Schwaben, zu den Teilnehmern der Königswahl in Kamba. Eine besondere Rolle bei den Wahlvorgängen und der Erhebung KONRADS II. hat Poppo, soweit aus den Quellen ersichtlich, jedoch nicht gespielt. Die Tatsache indessen, dass er und seine Suffragane in Metz und Toul sich nicht der lothringischen Opposition gegen KONRAD II. anschlossen, die sich um Pilgrim von Köln und die Herzöge von Ober- und Nieder-Lothringen gebildet hatte, muss dem König eine wesentliche Hilfe bei der Überwindung der Widerstände gewesen sein, denn die Bildung eines geschlossenen lothringischen Blocks gegen KONRAD II. kam nicht zustande.
Dennoch ist der politische Einfluss des Erzbischofs in der Regierungszeit KONRADS II. anscheinend geringer gewesen. Die Gründe können in den Reformbestrebungen des Königs gelegen haben, in deren Zusammenhang Poppo zur Partei um Aribo von Mainz gehört hat, ohne jedoch in Aribos Auseinandersetzung mit Rom hineinzugeraten.
Erst mit dem Regierungsantritt HEINRICHS III. lässt sich aus den nun wieder häufigeren Kontakten Poppos zum König von neuem ein engeres Verhältnis des Erzbischofs zur Reichsspitze konstatieren. Der Erzbischof starb am 16. Juni 1047 und wurde in der Kirche des von ihm gegründeten Stiftes St. Simeon beigesetzt.
Ohne ein ausgesprochen politisch engagierter Bischof gewesen zu sein, hat er seine Pflichten als Reichsbischof und Metropolit gewissenhaft erfüllt, wobei zweifellos die geistlichen Aufgaben innerhalb seines Sprengels für ihn Vorrang besessen haben. Das größere politische Gewicht, das er im Vergleich zu seinem Vorgänger Meingaud durch seine babenbergische Herkunft besaß, und seine eigene Energie haben die Lage im Erzbistum wieder hergestellt, andererseits aber auch das Verhältnis Lothringens zum Reich stabilisiert, indem zur luxemburgischen Partei in Lothringen ein "babenbergisches Gegengewicht" gebildet wurde.

Lechner Karl: Seite 55
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"Die Babenberger"

Nicht geringer war die Stellung, die Poppo, ein weiterer Sohn Markgraf Liutpolds, erreichte. Er trug seinen Namen vermutlich nach seinen großmütterlichen Verwandten, den ostfränkischen "POPPONEN", und war zur Ausbildung an die nicht nur in geistiger Beziehung weithin führende Domschule von Regensburg gegangen, wohin sein Vater auch Beziehungen hatte. Wir finden ihn 995 als Kaplan an der Hofkapelle der deutschen Könige und bald als Beisitzer im Königsgericht. Die Hofkapelle war von OTTO III. in besonderer Weise gefördert worden, indem er sie in die Reichskirche einbaute; ihre Kapläne greifen auch bald immer mehr auf die Domkapitel über. Poppo wurde der erste Dompropst des von König HEINRICH II. 1007 errichteten Hochstiftes Bamberg. Die Lebensbeschreibung des Bischofs Meinwerk nennt ihn einen karo karissimus des Königs. 1016 wurde er auf Betreiben König HEINRICHS II., der im besonderen die bayerischen Familien berücksichtigte, zum Erzbischof von Trier  gewählt, nachdem er noch ein Jahr vorher vom Kaiser ein Besitztum bei Wien (im heutigen Unter-St. Veit) für das Bamberger Domkapitel erwirkt hatte. Poppo regierte Erzstift und Bistum bis 1047 und hat im Jahr 1043 Markgraf Leopold, den Sohn seines Bruders Markgraf Adalbert, in Trier beigesetzt.
 
 
 
 

Literatur:
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Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 231,255, 483,485/Band II Seite 284/ Band III Seite 102,171-173,182 - Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1989 - Lechner, Karl: Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 55 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 47,81, 83-86,268 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 103,122,149,153 -