Heribert                                                    Erzbischof von Köln (999-1021)
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um 965-16.3.1021

Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz

Sohn des Grafen Hugo im Einrichgau aus dem Hause der KONRADINER und der Thietswindis, Tochter von
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2155
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Heribert, Erzbischof von Köln 999-1021
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* um 970, + 16. März 1021

Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz

Über seinen Vater Hugo, wahrscheinlich Graf im mittelrheinischen Einrichgau, entstammte Heribert dem gebhardinisch-wetterauischen Zweig der KONRADINER, der durch Graf Udo mit den HERIBERTINERN von Vermandois verwandt war. Nach seiner Ausbildung an der Wormser Domschule und im Kloster Gorze wurde Heribert durch seinen Förderer, den Wormser Bischof und Kanzler Hildibald, zum Propst von dessen Kirche und zum Mitglied der königlichen Kapelle berufen. Früh mit OTTO III. befreundet, erhob dieser ihn 994 zum Kanzler für Italien und bot ihm das Bistum Würzburg an, das 995 Heriberts Bruder Heinrich übernahm. Auf dem 1. Italienzug in der engeren Umgebung des Kaisers, war er in der Folge einer seiner wichtigsten Helfer bei der Verwirklichung der "Restitutio rei publicae" und "Renovatio Imperii Romanorum", vor allem in Ravenna. Die Vereinigung der deutschen und italienischen Kanzlerwürde 998 in seiner Person zeigt OTTOS Wertschätzung des Vertrauten (Archilogotheta) und symbolisierte die Idee eines die Regina überwölbenden, unter christlich-KAROLINGISCHEN Vorzeichen erneuerten Imperium Romanum. Heriberts Versuch, 1002 seinem Verwandten Hermann von Schwaben die Nachfolge im Königtum zu sichern, führte zur Entfernung vom Hof unter HEINRICH II., der ihn nur fallweise zu Reichsgeschäften heranzog. Wohl erst nach Intervention der mit dem Kaiser verwandten EZZONEN ist Heribert zum Bischof gewählt worden. Stärken seines Pontifikats lagen in der Verwaltung und Organisation, besonders in der Armenfürsorge. Den Idealen monastischer Reform von Gorze-St. Maximin war Heribert verbunden; die von ihm 1002/03 gegründete Abtei Deutz vertraute er mit Folpert einen Exponenten der Bewegung an.

Quellen und Literatur:
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H. Müller, H., Kanzler Ottos III. und Ebf. v. Köln, 1977 - Ders., H. v. Köln (um 970-1021), Rhein. Lebensbilder 8, 1980, 7-20 - Ser. episcoporum ... V/I, cur. St. Weinfurter-O. Engels, 1982, 22f. - Reg. Pontificum Romanorum, GP VII/I, auct. Th. Schieffer, 1986, 5111f., 243 - M. L. Arduini, Rupert v. Deutz (1076-1129) und der 'Status christianitatis` seiner Zeit ..., 1987, 204-244 [Vgl. StM 20,1979, 87-138].


Heribert war Kaplan OTTOS III. und Kanzler für Italien. Im Herbst 998 erhielt er den Titel eines Logotheten (eigentlich Redestzer). Am 9.7.999 wurde er von Kaiser OTTO III. als Erzbischof von Köln eingesetzt. Nach dem Tode OTTOS III. hatte er die heilige Lanze bereits vorausgesandt, bevor es bei Polling zu der folgenschweren Begegnung des Leichenzuges mit Heinrich von Bayern kam. Er wurde von Heinrich gefangengenommen und zur Herausgabe der Reichsinsignien gezwungen. Als vertrauter Ratgeber OTTOS III. unterstützte er 1002 wirkungsvoll die Kandidatur Hermanns II. von Schwaben und widersetzte sich der Wahl Heinrichs von Bayern zum deutschen König. Er huldigte später HEINRICH II., stand aber in einem gespannten Verhältnis zu ihm.

Heribert war der Freund und bewährte Ratgeber Kaiser OTTOS III. Er weilte mit diesem in Italien und wurde im kaiserlichen Hoflager vor Benevent zum Erzbischof von Köln erhoben. Er wurde am 9. Juli in Benevent von Kaiser und Papst mit seiner neuen Würde bekleidet, konnte aber erst zu Wintersbeginn nach Deutschland zurückkehren, um die Leitung des Erzbistums zu übernehmen. Sein Amt als Kanzler des Kaisers für Deutschland und Italien behielt er trotz seiner neuen Stellung bei. Er weilte beim Tode Kaiser OTTOS III. in Italien und begleitete den Leichenzug nach Deutschland. Da er die von Heinrich von Bayern drohenden Gefahren vorausgesehen hatte, schickte er vor allem die wichtigste Insignie des Reiches, den Mauritiusspeer, die sacra lancea, in aller Heimlichkeit voraus. In Polding, einem Hof des Bischofs von Augsburg, zwang der Bayern-Herzog Heribert zur Herausgabe von Krone, Schwert und der Königsgewänder und setzte ihn in Haft, da er die heilige Lanze nicht erhalten konnte. Heribert wurde erst aus der Haft entlassen, als sein Bruder, Bischof Heinrich von Würzburg, für die Auslieferung der Lanze Bürgschaft geleistet hatte und empfing Ende März den Leichenzug in Köln.

Trillmich Werner:
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

In der Reichspolitik spielte der aus der Wormser Schule hervorgegangene Erzbischof Heribert (999-1021) eine führende Rolle. Den Mainzer weit überflügend, stieg er unter OTTO III. zum Kanzler und Archilogotheta für das gesamte Reich auf. Als Gegner der Königswahl HEINRICHS II. allerdings büßte er diese überragende Stellung 1002 wieder ein. Vergeblich hatte er versucht, dem Pfalzgrafen Ezzo die Reichsinsignien zuzuspielen, um den Pfalzgrafen auf diese Weise als Thronanwärter zu nominieren oder ihm zumindest für die bevorstehende Wahl eine ausschlaggebende Stellung zu verschaffen.

Eickhoff Ekkehard:
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"Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt."

Als OTTO III. 11 oder 12 Jahre alt war, kam ein weiterer überragender Geistlicher in seine Umgebung: Heribert, ein junger Kleriker aus rheinfränkischem Adel, wurde damals von seinem Amt als Dompropst in Worms an den Hof berufen. Er war in der Wormser Domschule und im Kloster Gorze geschult worden. Jetzt sollte er dem Kanzler Hildibald, seinem Wormser Bischof, und Erzbischof Willigis in der Hofkapelle zur Hand gehen. Hier ist Heribert, der ja dem jungen König altersmäßig weit näher stand als dessen Lehrer, dem König bald zum engsten Vertrauten geworden.

Görich Knut: Seite 134-139,178,180
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"Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus "

Bei Erreichen der Selbständigkeit OTTOS III. kam es zur Entfernung der Kaiserin Adelheid, die die Gegnerschaft einiger iuvenes in OTTOS Umkreis auf sich gezogen hatte . Der etwa 25-jährige Heribert, Schüler Hildebolds von Worms, wurde seit September 994 unter die vornehmsten Berater aufgenommen. Nach dem Tod Hildebolds im August 998 wurde die Stellung Heriberts durch Zusammenlegung der deutschen und italienischen Kanzlei weiter gestärkt. Im September 996 ist erstmals der Kapellan Leo, der spätere Bischof von Vercelli, nachweisbar, der ebenso wie der seit Frühjahr 997 zur Hofkapelle zählende Gerbert von Aurillac ein enger Berater des Kaisers war; Gerbert, Leo und Heribert waren "die dominierende Trias innerhalb des neuen Freundes- und Beraterkreises, dessen Mitglieder der junge König selbst erwählt hatte."
Erzbischof Heribert von Köln traf kurz nach dem 11. Januar 1002 beim Kaiser in Paterno ein. Die Anführer der eingetroffenen Heeresabteilungen standen denn auch alle in besonderer Nähe zum Kaiser. Fast alle waren vor ihrer Erhebung zum Bischof Mitglied der Hofkapelle gewesen. Heribert, den OTTO III. schon 992 doctor meus et capellanus mihi nannte, wurde zu Beginn der selbständigen Regierung OTTOS zum Kanzler für Italien erhoben; 998 übernahm er nach dem Tod des deutschen Kanzlers Hildebold von Worms auch dessen Amt in Personalunion und wurde im Sommer zusätzlich noch Erzbischof von Köln. Heribert war der zuverlässigste und gleichzeitig mächtigste Vertraute des Kaisers im deutschen Episkopat. Zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Bernward wurde 995 Heriberts Bruder Heinrich erhoben, nachdem OTTO zunächst Heribert selbst für das Amt vorgesehen, dieser sich jedoch für Heinrich eingesetzt hatte. Im Laufe des 2. Italienzuges wurde der Kanzler Heribert noch im Lager von Benevent zum neuen Erzbischof von Köln geweiht.
Heribert von Köln und die Bischöfe von Konstanz, Worms und Würzburg sowie Abt Erkanbald von Fulda unterstützten den Kaiser innerhalb weniger Jahre mehrfach im Süden. Dieser besonderen Belastung entsprach auch eine besondere Förderung durch den König: Heribert erhielt das Kastell Deutz und umfangreiche Güter zum Zweck der Klostergründung. Die mächtigsten Vasallen wie Heribert von Köln waren zweifellos zu bedeutend umfangreicherer Unterstützung fähig und hatten zum Italienzug 100 Panzerreiter zu stellen.

Finckenstein Finck von: Seite 100
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"Bischof und Reich"

Für den mittleren und südlichen Teil des Reiches bemerkenswert sind hier auch die Beziehungen jener von H. Müller ohne genaue geneaologische Einordnung den fränkischen KONRADINERN zugerechnete clarissima Wormaciensium progenies, der Erzbischof Heribert von Köln und sein Bruder Bischof Heinrich von Würzburg angehörten. Neffen dieser beiden Bischöfe, vielleicht über deren Schwester, waren die beiden Brüder und Bischöfe von Eichstätt Heribert und Gezemann. Die Mutter Heriberts von Köln, Tietwindis, war Tochter eines namentlich unbekannten comes Alemanniae, dessen Frau Imma von einem comes Reginboldus abstammte, dessen Name in der Familie Bischof Ulrichs von Augsburg begegnet. Ohne etwa die schon chronologisch sehr unwahrscheinliche Identifizierung dieses Reginbold mit dem 955 auf dem Lechfeld gefallenen gleichnamigen Neffen des Augsburger Bischofs zu erwägen, könnte gleichwohl durchaus verwandtschaftliche Verbindungen zwischen diesen Familien bestanden haben. Sollte sich aber Müllers ansprechende These von der konradinischen Herkunft Heriberts von Köln weiter erhärten lassen, so bezeugte sie eindringlich die Machtstellung dieser Familie in der Zeit OTTOS III. und HEINRICHS II. im Reich durch die obengenannten Bischöfe in Lothringen, Franken und Bayern in ihrem hier betrachteten Zweig und den schwäbischen Dukat ihrer agnatischen Verwandten Konrad und Hermann.
 
 
 
 

Literatur:
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Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 107f.,118f. - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 36-205 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 137,155-159,165,173 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 5/Band III Seite 83,87,102,145,373-375,377,379,521,531 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 - Finckenstein, Albrecht Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1989 Seite 100 -
Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 134-139,178,180 - Schulze Hans K.e: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 268,276,292,298,301 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 164-168,214,250,262,278,366,386,406,414,468 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 38,50,52,56,74,76,89,112,117,120,161,199,231,241,255,264 -