Engelbert I. von Berg                                 Erzbischof von Köln (1216-1225)
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1185-7.11.1225 ermordet
          bei Schwelm

Begraben: Dom zu Köln

Jüngerer Sohn des Grafen Engelbert I. von Berg und der Margarete von Geldern, Tochter von Graf Heinrich II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band III Seite
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Engelbert I. von Berg, Erzbischof von Köln 1216-1225
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* 1185/86, + 7. November 1225 ermordet
                   bei Schwelm

Begraben: Dom zu Köln

Sohn des Grafen Engelbert von Berg und seiner Gemahlin Margarethe von Geldern, Großneffe des Erzbischofs Bruno II. von Köln, Neffe der Erzbischöfe Friedrich II. und Bruno III. von Köln sowie Vetter des Erzbischofs Adolf I. von Köln.

Als nachgeborener Sohn schon früh für die geistliche Laufbahn bestimmt und an der Kölner Domschule erzogen, erscheint Engelbert bereits seit Anfang 1198 als Propst von St. Georg in Köln, wurde 1199 ebenda in zwiespältiger Wahl zum Dompropst erhoben und übte das Amt seit 1203 aus, begegnet seit 1210 als Propst von St. Severin in Köln und wurde zwischen 1213-1215 auch zum Propst von St. Marien in Aachen und zu unbekannter Zeit zum Propst von Deventer und Zutphen ernannt. Seine Wahl zum Bischof von Münster im Jahre 1203 lehnte er angeblich auf Grund seiner "adolescatia" ab. In den Wirren des deutschen Thronstreits schloß er sich eng an Erzbischof Adolf I. an, trat mit diesem auf die staufische Seite über, wurde 1206 auf Geheiß von Papst Innozenz III. gebannt und abgesetzt. Als Adolf I. sich 1208 dem Papst unterwarf, wurde auch Engelbert begnadigt, der jetzt zu OTTO IV. neigte, sich 1212 am Albingenserkreuzzug beteiligte und erst nach der Schlacht von Bouvines 1214 endgültig Partei für die STAUFER ergriff. Nach dem Rücktritt Adolfs I. und dessen Gegenspieler Theoderich I. von Hengebach fiel die Wahl der Kölner Prioren am 29. Februar 1216 einstimmig auf Engelbert von Berg, der am 24. September 1217 in Köln die Weihe empfing. Hauptaufgabe des neuen Erzbischofs war die Konsolidierung der im Gefolge des Thronstreits erschütterten kölnischen Herzogsgewalt, die vor allem durch die territorialpolitischen Ziele des Herzogs Walram III. von Limburg bedroht war, dessen Sohn Heinrich IV. mit Irmgard, der Erbtochter Adolfs III. von Berg (+ 1218), verheiratet war. In zwei Fehden konnte Engelbert Limburg und das mit diesem verbündete Kleve besiegen, bevor er im Jahre 1220 mit beiden Gegnern für ihn günstige Friedensverträge schloß, wobei die Ansprüche der Limburger auf die Grafschaft Berg mit einer Jahresrente abgefunden wurden. Durch den Erwerb von Vogteirechten, Befestigungsbauten (Burg Valentia = Velandshus bei Herzogenrath) und Bündnisse mit Brabant (1217) und Namur (1223) suchte er die Macht der Limburger einzudämmen, die wegen ihrer Verbindung zu Luxemburg und einer möglichen Koalition mit dem Pfalzgrafen auch Maßnahmen im Süden des Erzstifts erforderlich machte, wo Engelbert die Burg Thuron an der Mosel eroberte, die Burg Fürstenberg bei Bacgarach erbaute, sich die Schmidtburg bei Kirn auftragen ließ und Rechte an den Burgen Vianden, Hamm, Neuerburg und Manderscheid erwarb. Daneben suchte Engelbert I. in Westfalen durch gezielte Burgen- und Städtepolitik (Erwerb von Mitrechten an zahlreichen Neugründungen) den Einfluß Paderborns und der Grafen von Arnsberg abzuwehren. In Köln nutzte er Streitigkeiten zwischen Schöffen und Zünften dazu aus, die erzbischöfliche Stadtherrschaft wiederherzustellen. Seine Ernennung zum provisor des Reiches und Vormund HEINRICHS (VII.) im Jahre 1220, durch die FRIEDRICH II. mittels Engelberts Autorität die westlichen Reichsgebiete in seine Vertretung einbinden wollte, bot seiner Herzogs- und Territorialpolitik zusätzliche Möglichkeiten, darf aber nicht überschätzt werden. 1222 krönte er HEINRICH (VII.) in Aachen, scheiterte aber mit seinem Plan einer englisch-staufischen Doppelhochzeit am Widerstand des Kaisers. Seinen geistlichen Pflichten kam er hauptsächlich in Gesetzgebung, Rechtsprechung (Provinzialsynoden) und Verwaltung nach. Er begünstigte die Zisterzienser, ließ Franziskaner und Dominikaner in Köln zu, förderte den Einfluß des Domkapitels und regte den (späteren) Neubau des Kölner Doms an. Trotz seiner Frömmigkeit überwog in Engelbert I. von Berg der Territorialpolitiker die geistliche Persönlichkeit. Dies zeigt sein vorzeitiger Tod: als er den Sohn seines Vetters, Friedrich von Isenburg, wegen dessen Übergriffe als Vogt des Stiftes Essen zur Rechenschaft ziehen wollte, geriet er bei Gevelsberg in einem Hinterhalt und wurde im Zuge seiner beabsichtigten Gefangennahme getötet. Die Komplizen des Isenburgers, die im Bund mit dem Herzog von Limburg standen, zählten alle zu den territorialpolitischen Gegnern Engelberts, dessen Nachfolger Heinrich von Müllenark, dem Zisterzienser Caesarius von Heisterbach den Auftrag gab, eine Vita Engelberts zu verfassen, die seine Heiligsprechung vorbereiten sollte. Warum es nicht dazu kam, ist unbekannt. Erst seit 1618 wird Engelberts Fest im Erzbistum Köln gefeiert.

Quellen:
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R. Knipping, Die Reg. der Ebf.e v. Köln im MA III, 1., 1909, 138-569; zur Vita s. Engelberti vgl. Caesarius v. Heisterbach

Literatur:
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ADB VI, 121ff. - Ndb IV, 508f. - E. Wisplinghoff, E. I. v. Berg (Rhein. Lebensbilder I, 1961), 30-48 - M. Groten, Priorenkolleg und Domkapitel v. Köln im Hohen MA, 1980, 160f, 244 - Th. R. Kraus, Die Entstehung der Landesherrschaft der Gf.en v. Berg bis zum Jahre 1225, 1980, 47f. u. ö. - O. Engels (Rhein. Gesch. I, 3, 1983) 247-254.


Seine Familie verschaffte ihm entgegen den kanonischen Regeln schon 1199 das einflußreiche Amt des Kölner Dompropstes. Im ausbrechenden staufisch-welfischen Thronstreit wechselte Engelbert wie die meisten deutschen Fürsten mehrfach die Partei, schloß sich jedoch nach 1212 mehr und mehr FRIEDRICH II. an. Am 29.2.1216 zum Erzbischof von Köln gewählt, bemühte sich Engelbert rigoros um Wiedergewinnung der während der Thronwirren verlorenen Kölner Machtpositionen, um Konsolidierung der zerrütteten Finanzen und um den Ausbau der erzbischöflichen Territorialherrschaft. 1220 berief ihn FRIEDRICH II. zum Vormund seines zum König gewählten Sohnes HEINRICH (VII.) und zum Gubernator des Regnum Teutonicum. In dieser Funktion bekämpfte Engelbert erfolgreich das Fehdewesen, vertrat aber gegenüber Ministerialen und Städten die Interessen der nach Territorialherrschaft strebenden Fürsten. Seine außenpolitischen Pläne, das traditionelle Bündnis der STAUFER mit den KAPETINGERN durch eine Koalition mit den PLANTAGENETS zu ersetzen, die vor allem den wirtschaftlichen Beziehungen Kölns und des Niederrheingebietes zu England gedient hätte, scheiterte an der imperialen Politik des Kaisers. Konkurrenten des Erzbischofs bei seiner Territorialpolitik am Niederrhein ermordeten ihn am Gevelsberg bei Schwelm in Westfalen.
 
 
 
 

Literatur:
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Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 113,255,256 - Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 188,218,223,239 - Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot Berlin 1998, Seite 3 A,4,77,97 A,98-101,103-105,108-113,115,118-121,126,130,133-148,160,181,183, 186-188,199-201,205-207,210 A,211-213,216,219,223-229,231-245, 248,250,252A,253-255,258,263, 265 A, 266-30 - Wies, Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle Esslingen 1998, Seite 100,181 -