Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1055
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Naumburg
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I. BISTUM
1028 genehmigte Papst Johann XIX. die Verlegung des Bistums
Zeitz nach Naumburg, angeblich wegen besserer
Schutzmöglichkeit, offenbar aber auf Betreiben der ekkehardingischen
Markgrafen, die den befestigten Ort Naumburg dem
Hochstift schenken und damit wohl Einfluss auf das Bistum gewinnen wollten.
Die meisten Naumburger Bischöfe waren seit Kadeloh (1030-1045)
im Reichsdienst Stützen der Könige, besonders
Eberhard (1045-1079)
und Wichmann (1149-1154), später Erzbischof von Magdeburg).
Das 976 mit vielen Orten, unter anderem den Civitates Zeitz und
Altenburg, und mehreren Kirchen ausgestattete Bistum erhielt auch im 11.
Jh. von den Kaisern große Schenkungen, dabei Grafschaften (Gerichtsbezirke)
in Thüringen und drei Burgwarde an der Elbe, doch blieb das bischöfliche
Territorium in die Gütergruppen an Elbe, Rippach, Saale/Wethau, Pleiße
und Elbe gespalten; der Elbbesitz ging seit dem 13. Jh. wieder verloren.
Um die Mitte des 13. Jh. geriet das Bistum in eine lange politisch-finanzielle
Krise, als Markgraf Heinrich der Erlauchte seinen Halbbruder Dietrich
von Wettin auf den Bischofsstuhl brachte (1243), der im Thüringer
Erbfolgekrieg (seit 1247 die Partei der Landgräfin Sophie ergriff
und in mehrjährigem Kampf von Heinrich niedergerungen wurde. Der 'Vertrag'
von Seußlitz zwischen Markgraf und Bischof von 1259 war der Beginn
der Mediatisierung des Bistums. Damals wurde in
Naumburg dem unter Bischof Engelhard
(1206-1242) begonnenen spätromanischen Dom der berühmte gotische
Westchor mit den (weltlichen) Stifterfiguren angefügt durch Einbeziehung
des ehemaligen ekkehardingischen Burgstifts St. Marien. Die Stifterfiguren
müssen deshalb als Zeichen des markgräflichen Einflusses auf
das Bistum gelten. Bischof Bruno verlegte 1285 den bischöflichen
Wohnsitz nach Zeitz
zurück; Naumburg
blieb Bischofssitz mit Domkapitel, in dem nach Streitigkeiten mit dem
Stift Zeitz (1230) der Zeitzer Propst Sitz und Stimme erhielt.
Im Spätmittelalter hingen die Bischofswahlen wie die Zusammensetzung
des Domkapitels stark von den WETTINERN ab. Unter den Bischöfen fanden
sich berühmte Juristen wie Dietrich von Bocksdorf (1463-1466).
Naumburg wurde praktisch schon in den 20-er des 16. Jh. protestantisch,
begünstigt durch die fast dauernde Abwesenheit des Administrators
Philipp von Wittelsbach (1517-1541).
Der Bistumssprengel umfasste das Gebiet östlich
der Saale ohne den früh mainzisch gewordenen Orlagau. Die Grenze der
Diözese ging von Weißenfels und unterem Rippach in die südöstliche
Richtung über Elster und Pleiße bis zur Zwickauer Mulde bei
Waldenburg, von dort nach Südosten bis zum Fichtelberg, von da den
Gebirgskamm entlang bis in die Gegend Adorf-Markneukirchen und weiter bis
zur Saale bei Saaldorf. Die Westgrenze bildete die Saale unter Aussparung
des Orlagaues. Bei der Auflösung des Bistums Merseburg 981 erhielt
Zeitz
den südlichen Teil Merseburgs, der nördlich bis zum Unterlauf
der Elster und östlich bis zur Mulde reichte und 1004 an Merseburg
bei dessen Wiederherstellung zurückfiel.
Die ältesten Kirchen im Bistum sind die Peterskirche
in Zeitz (seit 968 Dom), die Kirche in Bosenrode (in Zeitz
aufgegangen)
und die 976 dem Bischof vom König übereigneten Kirchen in Teuchern,
Wethau und Kirchberg bei Jena. im Süden der Diözese entstanden
Kirchen 1118 in Zwickau und 1122 in Plauen. Die Zahl der Pfarreien stieg
bis zum 13. Jh. auf ca. 300, bis zum 16. Jh. auf ca. 350. Das Bistum hatte
vier Archidiakonate: Dompropstei Naumburg
(nordwestlicher Diözesen-Teil; Dekanate Zorbau, Schkölen, Lobeda),
Propstei Zeitz (Elsterbezirk; Dekanate St. Nikolai Zeitz,
Profen, Gera, Weida, Greiz, Schleiz). Domkantorei
Naumburg (Pleißenland), Dekanat Zeitz (Gebiet östlich
der Mulde). Das älteste Stift im Bistum war das ekkehardingische Burgstift
St. Marien in der Vorburg Naumburg (ca. 1020).
Gleichzeitig wurde die Benediktinerabtei Kleinjena an der Unstrut von den
EKKEHARDINGERN nach Norden verlegt (Georgenkloster). Bald darauf entstand
in Naumburg ein Benediktinerinnenkloster. In Zeitz
verblieb seit der Verlegung des Domkapitels nach Naumburg 1028 ein Kollegiatstift.
Das älteste Kloster abseits der Bischofsstädte war das Benediktinerinnenkloster
Schmölln (um 1100), das bald mit Benediktinern besetzt und 1132 in
eine Zisterze umgewandelt wurde, die 1140 nach Pforte südwestlich
Naumburg kam. Augustiner gab es vor 1119 in Naumburg (Umwandlung
des Moritz-Klosters), Prämonstratenser 1193 in Mildenfurt, Franziskaner
1231 in Zwickau, Dominikaner 1166 in Plauen, Magdalenerinnen 1245 in Altenburg,
Klarissen 1284 in Weißenfels, Kartäuser 1480 in Crimmitschau.
Der Deutsche Orden (seit 1214 in Altenburg) breitete sich vor allem im
Vogtland aus. Der Orden des heiligen Grabes hatte seit 1214 eine Haus in
Droyßig (später in eine Johanniterkommende umgewandelt).
Hugo I. | 968-07.05.979 |
Friedrich | 980- 991 |
Hugo II. | 991-1002 |
Hildeward von Gleißberg | 1003-03.08.1030 |
Kazzo | 1032-1045 |
Eberhard von Wippra | 1045-05.05.1078 |
Günther I. von Brehna | 1078-01.04.1089 |
Walram (von Schwarzburg) | 1089-12.04.1111 |
Dietrich I. von Brehna-Landsberg | 1111-27.09.1123 |
Richwin | 1123-11.04.1125 |
Udo I von Thüringen | 1125-1148 |
Günther II. | 1148-1150 |
Wichmann von Seeburg + 1192 | 1150-01.04.1154 |
Berthold I. von Bubelitz | 1154-06.05.1161 |
Udo II. von Querfurt | 1161-02.04.1186 |
Berthold II. von Meißen | 1186-16.10.1206 |
Engelhard von Meißen | 1207-04.04.1242 |
Dietrich II. von Meißen | 1243-22.09.1272 |
Meinher von Osterfeld-Meißen | 1273-1280 |
Ludolf von Schlotheim-Mila | 1280-1285 |
Bruno Edler von Langenbogen | 1285-1304 |
Ulrich I. von Kolditz-Wolkenburg | 1304-17.03.1316 |
Heinrich I. von Grünenberg | 1317-30.10.1334 |
Witticho I. von Ostrau | 1335-24.10.1348 |
Johann I. von Miltitz | 1348-27.12.1352 |
Rudolf Schenk von Saaleck-Nebra | 1352-12.01.1362 |
Gerhard I. von Schwarzburg | 1362-1372 |
Witticho II. von Wolframsdorf | 1372-16.10.1381 |
Christian von Witzleben | 1382-23.10.1394 |
Ulrich II. von Rodenfeld | 1394-13.09.1409 |
Gerhard II. von Goch | 1409-15.05.1422 |
Johann II von Schleinitz | 1422-30.11.1434 |
Peter von Haugwitz | 1435-27.08.1463 |
Georg von Haugwitz | 19.09.-01.10.1463 |
Dietrich III. von Burgsdorf | 1463-09.03.1466 |
Heinrich II. von Stammer | 1466-05.02.1480 |
Dietrich IV. von Schönberg | 1480-15.03.1492 |
Johann III. von Schönberg Coadjutor | 1492-26.09.1517 |
Philipp von der Pfalz | 1517-05.01.1541 |
Julius Pflugk | 1541-03.09.1564 |
Nikolaus von Amsdorf Gegenbischof | 1542-1546 |
Alexander von Sachsen Verweser | 1564-1565 |
August von Sachsen Verweser | 1565-1615 |