Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 631
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Minden
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I. BISTUM
Für den Missionsbezirk zwischen Oberweser und Leine
wurde um 790 der Fuldaer Mönch Erkanbert zum Bischof ernannt.
Zentrum der Mission bildete das Romanuskloster in Hameln. Um 803/04 wurde
Minden
Sitz des zum Kölner Metropolitanverband
geschlagenen Bistums (Petrus-Patrozinium aus Köln; zusätzlich
Gorgomius-Patrizinium nach Dombrand von 947 und Reliquientranslation),
währen Fulda mit Erkanbert den ersten Bischof stellte (noch vor 819
Verbrüderungsvertrag
Minden-Fulda). Die
Förderung sächsischer Adliger bewirkte im 9. Jh. eine rasche
Entwicklung der Pfarrorganisation. Zur seelsorgerischen Versorgung des
Umlandes wurden unter anderem die Klöster Wunstdorf (871 bestätigt)
und Möllenbeck (896) gegründet. Die Grenzen der in 12 Archidiakonatsbezirke
gegliederten Diözese bildeten im Nordwesten Wildeshausen, im Nordosten
Soltau, im Südwesten das Wiehengebirge und im Südosten das Weserbergland.
Die engen Bindungen der Bischöfe Landward (952-969)
und Milo (969-996) zu den ottonischen
Kaisern führten zur Verleihung der Immunität für die Mindener
Kirche (961) und der Regalien für den Bischofssitz (977). Königliche
Aufenthalte fallen in die 1. Hälfte des 11. Jh., als die Stadt unter
anderem durch Bischof Sigebert (1022-1036) weitere Förderung
erfuhr (um 1026 Martin-Stift gegründet, Skriptorium). Der Dom- und
Stadtbrand von 1062 markiert auch das Ende einer kurzen Blütezeit.
Nach dem Rückgang des königlichen Einflusses an der Mittelweser
übten ab etwa 1073/80 BILLUNGER Herzöge die Stiftsvogtei aus.
Deren Lehnsmannen, die Herren vom Berge, fungierten bereits um 1096 (bis
1398) als erbliche Edelvögte. Landesherrliche Rechte konnten die Mindener
Bischöfe seit dem 13. Jh. fast nur westlich der Weser durchsetzen,
während es den Grafen von Hoya, Wölpe, Roden-Wunstorf,
Schaumburg und Ravensberg bzw. den Edelherren von Diepholz und vom Berge
gelang, eigene Territorien innerhalb der Diözese zu errichten. Zu
spät bedienten sich die Bischöfe einer Burgen- und ansatzweise
einer Städtepolitik (Stadterhebung von Lübbecke um 1279, Petershagen
um 1360, Schlüsselburg 1400) zur Sicherung des Hochstifts und zur
Verdichtung der Landesherrschaft. Um 1300 hatte der Bischof die Gewalt
über seinen Bischofssitz verloren, die Burg Petershagen mit sich bildender
Minderheit diente seit 1306 als bischöflicher Vorzugs-Ort. Im Spätmittelalter
konnte das stark verschuldete Hochstift seinen territorialen Bestand nur
durch wechselnde Bündnisse mit benachbarten Landesherren wahren. Eine
südliche Erweiterung des Territoriums gelang 1398 nach dem Aussterben
der Herren vom Berge. Etappenpunkt bei der Entstehung der Landesstände,
denen Domkapitel, Städte und Ritterschaft angehörten, stellte
der zur Finanzverwaltung verordnete 'geschworene Rat' von 1348 dar, der
aus zwei Domkapitularen bestand.
Die 804 errichteten, nicht sehr wohlhabenden Suffragan-Bistümer
Münster, Osnabrück und Minden umfassten
politische Randgebiete, in denen Adelsbesitz überwog. Sie erhielten
selten Privilegien und Zuwendungen vom Reich. Kulturell tat sich keine
der bischöflichen Schulen hervor.
Trotz verkehrsgünstiger Lage an der Porta Westfalica
suchte der Hof Minden
nur selten auf. Die Diözese, vorwiegend BILLUNGER Machtraum,
reichte von Süntel und Deister Weser abwärts bis tief in die
Heide, von der Hunte bis an die untere Aller und die Örtze. 961 erhielt
Minden das
erste Immunitätsprivileg, 977 Markt, Münze, Zoll und Gerichtsbann,
991 Forstrechte. Die meisten Klöster innerhalb des Sprengels blieben
von ihren adligen Gründern abhängig. Keiner der Bischöfe
unterhielt enge Beziehungen zum Hofe.
Harumbert | 803-07.06.813 |
Hartward | 813-16.09.853 |
Dietrich I. | 853-02.02.880 |
Wulfar (Wolfher) | 880-15.09.886 |
Drogo | 886-05.06.902 |
Adalbert | 902-06.02.905 |
Bernhard | 905-06.09.914 |
Lothar | 914-26.07.927 |
Ebergisl | 927-18.10.950 |
Helmward | 950-14.02.958 |
Landward | 958-27.09.969 |
Milo | 969-18.04.996 |
Ramward | 996-08.10.1002 |
Dietrich II. | 1002-08.10.1022 |
Siegbert | 1022-10.10.1036 |
Bruno von Walbeck | 1037-10.02.1055 |
Eilbert | 1055-01.12.1080 |
Reinward | 1080-25.02.1089 |
Volkmar Gegen-Bischof | 1080-29.08.1096 |
Ulrich | 1089-08.12.1097 |
Gottschalk | 1097-15.12.1112 |
Widelo | 1112-28.12.1119 |
Siegward | 1120-28.04.1140 |
Heinrich I. | 1140-1153 |
Werner von Bückeburg | 1153-10.11.1170 |
Anno von Landsburg | 1170-15.02.1185 |
Dietmar | 1185-06.03.1206 |
Heinrich II. | 1206-30.07.1209 |
Konrad I. von Diepholz | 1209-26.06.1236 |
Wilhelm I. | 1236-12.05.1242 |
Johann von Diepholz | 1242-13.01.1253 |
Wittekind I. von Hoya | 1253-20.09.1261 |
Kuno von Diephold | 1261-07.03.1266 |
Otto I. | 1266-18.11.1275 |
Volkwin von Schwalenberg | 1275-04.05.1293 |
Konrad II. von Wardenberg | 1293-02.07.1295 |
Ludolf von Rostorf | 1295-01.03.1304 |
Gottfried von Waldeck | 1304-14.05.1324 |
Ludwig von Braunschweig-Lüneburg | 1324-18.07.1346 |
Gerhard I. von Schauenburg | 1346-01.01.1353 |
Dietrich III. Kagelwit | 1353-20.06.1361 |
Gerhard II. von Schauenburg | 1361-28.09.1366 |
Otto II. Burggraf von Wettin | 1366-17.07.1368 |
Wittekind II. von Schalksberg | 1369-03.08.1383 |
Otto III. von Schalksberg | 1384-22.12.1397 |
Gerhard III. von Hoya | 1397-27.01.1398 |
Marquard von Randeck | 1398 |
Wilhelm II. von Büschen | 1398-03.04.1402 |
Otto IV. von Rietberg | 1402-12.10.1406 |
Wilbrand von Hallermund | 1406-23.12.1436 |
Albrecht von Hoya | 1436-25.04.1473 |
Heinrich III. von Schauenburg | 1473-26.01.1508 |
Franz I. von Braunschweig-Lüneburg | 1508-29.11.1529 |
Franz II. von Waldeck | 1530-24.04.1553 |
Julius von Braunschweig-Lüneburg | 1553-1554 |
Georg von Braunschweig-Lüneburg | 1554-06.09.1566 |
Hermann von Schauenburg + 1592 | 1566-29.01.1582 |
Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg | 1582-25.09.1585 |
Sedisvakanz | 1585-1587 |
Anton von Schauenburg | 1587-21.01.1599 |
Christian von Braunschweig-Lüneburg | 1599-1625 |
Sedisvakanz | 1625-1631 |
Franz Wilhelm von Wartenberg + 1661 | 1631-10.11.1634 |