Jüngerer Sohn des Herzogs Gottfried III. von Brabant
aus seiner 1. Ehe mit der Margarete von Limburg, Tochter von Herzog
Heinrich II.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 284
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Albert von Löwen, Bischof von Lüttich
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* um 1166, + 24.11.1192 ermordet
Reims
1613 in das Martyrologium eingetragen.
Aus dem Hause BRABANT stammend, wurde Adalbero
Lütticher Archidiakon. Unter dem Druck seines Bruders,
Herzog Heinrich I. von Brabant, und seines Onkels wählte die Mehrheit
des Domkapitels
Adalbero am 8. September
1191 zum Bischof von Lüttich, während sich eine Minderheit
für Albert von Rethel entschied, den Vetter Balduins V., Grafen
von Hennegau, und Onkel der Kaiserin. Die streitenden Parteien wandten
sich an den Kaiser. Nach dem Urteil von 14 Prälaten machte HEINRICH
VI. auf dem Reichstag von Worms Januar 1192 von dem Devolutionsrecht
Gebrauch, das sein Vater formuliert hatte: Er sprach die bischöfliche
Würde Lothar von Hochstaden zu. Adalbero
weigerte sich nachzugeben und appellierte an den Papst; Coelestin III.
bestätigte seine Wahl. Er übertrug dem Erzbischof von Köln
(der sich dieser Aufgabe entzog) beziehungsweise dem Erzbischof von Reims
(der jedoch nicht Metropolitan von Lüttich war) die Weihe Adalberos,
der von allen Anhängern verlassen war und beim Erzbischof von Reims
Zuflucht suchte, wurde dort am 24. November 1192 von deutschen Rittern
ermordet. Dieses Verbrechen, das großes Aufsehen erregte,
wurde HEINRICH VI.
angelastet und trug entscheidend zur Bildung der Fürstenopposition
von 1193/94 gegen den Kaiser bei.
Auch in Lüttich hatte es eine Bischofswahl gegeben.
Nach einer Doppelwahl wurde Kaiser HEINRICH VI.
angerufen, der die Wahl gemäß den Bestimmungen des Wormser Konkordats
durch Fürstenspruch für ungültig erklären ließ.
Er traf eine völlig unerwaretete Entscheidung. Er setzte Lothar
von Hochstaden, Propst von St. Cassius in Bonn und Domdechant
von Lüttich, der erst kurz zuvor als Erzbischof von Köln gescheitert
war und den HEINRICH jetzt auch noch
zu seinem Kanzler ernannte, als Bischof von Lüttich ein. Wie die Quellen
berichten, betonte der STAUFER, dass
er bei diesem seinen Vorgehen lediglich seinem Recht und dem Ansehen des
Reiches, aber auch dem Vorbild seines Vaters gemäß gehandelt
habe.
Nur ein kleiner Teil der Lütticher Domherren ließ
sich zur Anerkennung Lothars bewegen.
Von den adeligen Streitparteien akzeptierte Balduin von Hennegau die Ernennung
und erlangte auch die Belehnung mit dem Reichslehen Flandern. Heinrich
von Brabant hingegen weigerte sich, dem Bischof den Lehenseid zu leisten.
Denn es war nicht allein das herrische Vorgehen und die kränkende
Zurücksetzung, die den Brabanter bewegten. Hinter der Nominierung
Lothars stand mehr. Die HOCHSTADENER
verfügten über Besitz an Ahr und Erft, standen im Gegensatz zu
den benachbarten Grafen von Berg und konnten somit dem Kaiser eine Region
sichern, die nunmehr von Lüttich bis an den Rhein reichte. Es läßt
sich leicht vorstellen, dass dieser neue Plan kaiserlichen Fußfassens
am Niederrhein während des Italienzugs vom Herrscher mit Graf Diether
entwickelt worden war. Die Besetzung des Kölner Erzstuhls wäre
natürlich das primäre Ziel gewesen, doch mußte auch die
nunmehrige Lösung für beide Teile von Vorteil sein.
Es wurde allerdings sehr schnell deutlich, dass sich
die Betroffenen - Albert von Löwen,
der Herzog von Brabant, die Grafen von Berg - zum Widerstand formierten.
Albert, der erwählte Bischof,
begab sich unverzüglich nach Rom, obwohl der Kaiser die Grenzen sperren
ließ, und brachte den Fall vor den Papst. Coelestin konnte von sich
aus das Vorgehen des Kaisers nicht tolerieren. So erlangte Albert
eine Bestätigung seiner Wahl und vermochte bei seiner Rückkehr
diese Legitimierung ins Treffen zu führen. Der Papst hatte zugleich
Bruno von Köln aufgetragen, Albert
zum Bischof zu weihen, aber auch für den Fall, dass sich
dieser aus Furcht vor dem Kaiser dazu außerstande sähe, den
Erzbischof von Reims ermächtigt, die Weihe vorzunehmen. Bruno griff
tatsächlich diesen Ausweg auf. So empfing Albert
am 19. September 1192 in Reims die Bischofsweihe und konnte
von zahlreichen Lehensträgern der Kirche von Lüttich den Eid
entgegennehmen. Verständlicherweise war der Kaiser aufs höchste
erbost. Am 24. September hielt er sich bereits in Lüttich auf, um
die Stellung Lothars zu sichern. Da
er gegen Alberts
Anhänger gleichzeitig gewaltsam vorging, huldigte sogar
Heinrich von Brabant und fand sich zu einem Friedensschluß mit Balduin
von Hennegau bereit. Somit schien die kaiserliche Autorität unwidersprochen
durchgesetzt. Da wurde am 24. November vor den Toren von Reims
Albert von
deutschen Rittern erschlagen. Die allgemeine Reaktion war ungeheuer.
Sofort wurden gegen die HOCHSTADENER und den Kaiser selbst die schwersten
Anschuldigungen erhoben. Es schien klar, dass die Grafen von Hochstaden
ihre errungene Position mit einer Gewalttat hatten verteidigen wollen und
dies kaum ohne Zustimmung des Herrschers gewagt hätte.
Literatur:
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Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche
Buchgemeinschaft Wiesbaden 1993 Seite 108-110 -
Toeche Theodor: Kaiser Heinrich VI. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1965, Seite 219-228,313 -