Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte
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Arbeo, Bischof von Freising seit 764/65
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* + 4. Mai 783
Vermutlich in der Gegend von Mais bei Meran
Angehöriger der bayerischen Adelsfamilie der HUOSIS
Er wurde vermutlich in der Gegend von Mais bei Meran geboren und wurde Bischof Erembert von Freising, den er seinen nutritor nannte, übergeben und nach längerer Ausbildung in Oberitalien in die Freisinger Geistlichkeit aufgenommen. Er verfasste und schrieb als archipresbyter und Notar der bischöflichen Kanzlei ab 754 in Freising Urkunden und Traditionsnotizen. 763 wurde er Abt des Klosters Scharnitz und 764/65 Bischof. Bald darauf übertrug er die Reliquien des heiligen Korbinian aus Mais bei Meran nach Freising. Aufgrund zahlreicher Schenkungen konnte er Besitz und Rechte des Bistums ausdehnen und den bischöflichen Einfluss erweitern. Arbeo vereinigte um 770 Kloster Scharnitz mit Kloster Schlehdorf und nahm an den bayerischen Synoden in Dingolfingen (ca. 770) und vermutlich auch in Neuching (ca. 772) teil. Die für ihn angenommene Absetzung durch Herzog Tassilo wegen Parteinahme für KARL DEN GROSSEN bleibt fraglich. Arbeo hob die Bedeutung der Freisinger Schreibschule; aus seiner Domschule gingen mit Arn von Salzburg und Leidrat von Lyon bedeutende Persönlichkeiten hervor. Arbeo baute die Dombibliothek erstmals systematisch aus.
Quellen und Literatur:
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LThK I, 820f. NDB I, 333f. Verf-Lex. I, 414ff. {Lit.]
Th. Bitterauf, Traditionen des Hochstifts Freising I (Q. und Erörterungen
zur bayer. Und dt. Gesch. NF 4), 1905 G. Blaesecke, Bf. A. v. Freising,
PBB (Halle) 68, 1945/46, 75-134 H. Löwe, A. v. Freising, RhVjbll
15/16, 1950-1951, 87-120 A. Kanoldt, Stud. Zum Formular der ältesten
Freisinger Schenkungsurkunden 743-782 [Diss. Masch. Würzburg 1950]
G. Baesecke, Vor- und Frühgesch. Des dt. Schrifttums II, 2, 1953,
101-136, 201-203 J. Sturm, Bf. A.s v. Freising bayer. Verwandte, ZBLG
19, 1956, 568-572 J.A. Fischer, Bf. A. als Begründer des geistigen
Freising, Frisinga 39, 1956, Nr.10 und 12 K. Gambler, Das Sakramentar
des Bf.s A. v. Freising, Münchner theol. Zs. 9, 1958, 346-58 G.
Diepolder, Die Herkunft der Aribonen, ZBLG 27, 1964, 74-119 F. Prinz,
A. v. Freising und die Agilolfinger, ZBLG 29, 1966, 580-590 Spindler
I, 431f. W. Störmer, Adelsgruppen im früh- und hochma. Bayern,
1972 - Ders., Früher Adel II, 1973 Brunhölzel I, 236-239.
Arbeos genealogische
Herkunft hängt mit der Gründersippe des Scharnitzklosters (bei
Klais zwischen Garmisch und Mittenwald; später nach Schlehdorf am
Kochelsee verlegt) zusammen. Dieselbe Adelsgruppe (HOUSIER) hat
im 8./9. Jahrhundert nachhaltigen Einfluß auf die Besetzung des Freisinger
Bischofsstuhls.
Das politische Verhältnis zum AGILOLFINGER-Herzog
Tassilo III. war offenbar nicht frei von Spannungen und scheint
zu Besitzentfremdungen durch den Herzog geführt zu haben.
Arbeo
ist der Verfasser von Lebensbeschreibungen (Viten) der frühen
Bistumspatronate von Freising und Regensburg, Korbinian und Emmeram (Vita
Corbiniani bzw. Vita Haimhrammi), in denen die fränkische Herkunft
der beiden Heiligen sowie das negative Verhalten der agilolfingischen Herzöge
gegenüber den beiden Bischöfen (Exil Korbinians in Mais bei Meran
bzw. Martyrium Emmerams bei Helfendorf in Oberbayern) hervortritt.
Arbeos Viten (aus
den 760-er Jahren) stellen, neben der Abrogansübersetzung als ältestes
althochdeutsches Sprachdenkmal, die früheren literarischen Sprachdenkmäler
aus Bayern dar (in lateinischer Sprache).
Literatur:
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NDB 1; H. Löwe, A. v. F., in: Rhein. Vjbll 15/16,
1950/51; F. Prinz, A. v. F. u. d. Agilulfinger, in: ZBLG 29, 1966.
Störmer Wilhelm: Seite 331
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"Früher Adel"
Arbeo und seine Nachfolger
gehörten der HUOSIER-Sippe an, der führenden Adelsgruppe
W-Bayerns.
Über Bischof Arbeo,
der vor seiner Bischofserhebung 1. Abt des Passklosters Scharnitz
war, wird berichtet, dass Herzog Tassilo
und seine Gemahlin Liutbirg seinem
Freisinger Bistum viele Besitzungen entfremdeten "propter invidiam quam
habebant super Arbonem
episcopum dicentes eum fideliorem esse
domino KARALO regi
et Francis quam illis". Arbeo fällte denn auch in seinen
Viten harte Urteile über die Herzogsfamilie. Bezeichnend ist ferner,
dass Arbeo
schon vor seiner Bischofserhebung die Hälfte seiner Urkunden, die
er als Notar der Freisinger Kirche schrieb, nicht nach Herzog
Tassilo datierte, sondern auch nach Pippin.
Diepolder Gertrud: Seite 82
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"Die Herkunft der Aribonen"
Dass sich im Bayerischen die ältere Form Arbeo
erhalten hat, dürfte romanischen Einfluss zuzuschreiben sein.
Das lässt sogleich daran denken, dass der erste bedeutende Träger
des Namens von dem wir wissen, Bischof Arbeo von
Freising, in S-Tirol zumindest aufgewachsen ist.
Literatur:
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Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 23 - Diepolder Gertrud: Die
Herkunft der Aribonen, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
27, 1964 Seite 82 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen im Früh-
und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs-
und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische Landesgeschichte
München 1972 - Störmer Wilhelm: Früher Adel. Studien
zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich
vom 8. bis 11. Jahrhundert. Teil I und II. Anton Hiersemann Stuttgart 1973
Seite 331 -