Begraben: St. Afra, Augsburg
Sohn des Grafen Hucbald von Dillingen und der Dietburg,
Tochter vom HUNFRIDINGER Adalbert
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1173
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Udalrich (Uodalricus, Ulrich), Bischof von Augsburg 923-973
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* wohl 890, + 4. Juli 973
Augsburg Augsburg
Entstammte der alemannischen Adelssippe der HUPALDINER. Sein Vater hieß Hupold. Über seine Mutter Thietpurg (Dietpirhc, Thietpric) dürften verwandtschaftliche Beziehungen zu Herzog Burchard I. von Schwaben bestanden haben und später über die Kaiserin Adelheid auch zur ottonischen Herrscherfamilie. In St. Gallen erzogen, amtierte der Grafensohn schon unter Bischof Adalbero als Kämmerer. Bei dessen Nachfolge übergangen, zog er sich aus Enttäuschung auf die elterlichen Güter zurück. Nach dem Tode Bischof Hiltins wurde Udalrich von König HEINRICH I. auf Bitten Herzog Burchards I. von Schwaben zum Augsburger Oberhirten ernannt (November-Dezember 923). Während der Regierungszeit des ersten Königs aus dem sächsischen Haus trat Udalrichnicht besonders hervor. Er nahm lediglich an der Synode von Erfurt (1. Juni 932) teil. Udalrichließ den von den Ungarn zerstörten Dom neu errichten und sicherte Augsburg durch einen Mauerring. Zur Regierungszeit OTTOS I. nahm er an wichtigen Hoftagen und Synoden teil (Ingelheim 948, Augsburg 952, Rom 972, Ingelheim 972). Während des sogenannten Liudolf-Aufstandes (953-955) stand Udalrich treu auf der Seite des Herrschers. Im Jahre 954 vermittelte er mit Bischof Hartbert von Chur einen Waffenstillstand zwischen OTTO I. und dessen Sohn Liudolf. Udalrich verteidigte während des Ungarneinfalls umsichtig seine Bischofsstadt und kämpfte entgegen der späteren Legendenbildung durchaus wohl selbst mit. Diese Verteidigung von Augsburg, die Kräfte des ungarischen Heeres band, war sicherlich entscheidend für den epochalen Sieg OTTOS I. am 10. August 955 auf dem Lechfeld. Um 955 wurde Udalrich auch das Münzrecht von König OTTOverliehen. Anstelle der von den Ungarn zerstörten Kirche St. Afra entstand auf Udalrichs Initiative ein Neubau, in dem er sich eine Grablege errichten ließ. Außerhalb der ehemaligen Stadtmauern gründete er 968 das Kanonissenstift St. Stephan und ein Spital. Trotz seines Einflusses bei OTTO I. konnte er seinen Neffen Adalbero nicht als Nachfolger durchsetzen. Ebenso blieb seine Designation des Fuldaer Abtes Werinhar wirkungslos. Udalrich, der zeitweise auch Abt der Klöster Kempten und Ottobeuren war, starb, nachdem er über seine Habe letztwillig verfügt hatte. Er wurde nach mehrtägiger Aufbahrung im Dom nach St. Ulrich überführt und dort in der vorbereiteten Grablege beigesetzt. Schon etwa 10 Jahre nach Udalrichs Tod begann sein ehemaliger Dompropst Gerhard, seine Vita abzufassen, die ein beredtes Beispiel für die schon andauernde Verehrung des durchaus kantigen Augsburger Bischofs ist. Die Echtheit der päpstlichen Kanonisationsurkunde vom 3. Februar 993, die bisher als ältestes Beispiel ihrer Art galt, wurde neuerdings mit gewichtigen Argumenten angezweifelt (Schimmelpfennig, Wolf, aber auch energisch verteidigt (Hehl).
Quellen und Editionen:
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W. Volkert-F. Zoepfl, Die Reg. der Bf.e und des Domkapitels
v. Augsburg, I, 1985, Nr. 102-159, Nachdr. 328-335 - Gerhard v. Augsburg,
Vita Sancti Uodalrici [Einl., krit. Ed., Übers. besorgt v. W. Berschin-A.
Häse, 1993.
Literatur:
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F. Zoepfl, Das Bm. Augsburg und seine Bf.e im MA, 1955,
61-77 - Bf. Ulrich v. Augsburg und seine Verehrung (festg. zur 1000. Wiederkehr
seines Todestages, 1973) - G. Althoff, Amicitiae und Pacta, 1992, 295-306
- Bf. Ulrich v. Augsburg 890-973 (Fschr. aus Anlaß des tausendjährigen
Jubiläums seiner Kanonisation im Jahre 993, hg. M. Weitlauff, 1993)
- B. Schimmelpfennig, Afra und Ulrich. Oder: Wie wird man heilig? Zs. des
hist. Ver. für Schwaben 86, 1993, 23-44 - G. Wolf, Die Kanonisationsbulle
v. 993 für den Hl. Oudalrich v. Augsburg und Vergleichbares, ADipl
40, 1994, 85-104 - E.D. Hehl, Lucia/Lucina - Die Echtheit v. JL 3848. Zu
den Anfängen der Hl.nverehrung Ulrichs v. Augsburg, DA 51, 1995, 195-211.
Begraben: St. Afra, Augsburg
Vater: Hupald
Mutter: Dietpirch
Aus dem Geschlecht der HUPALDINGER, der späteren
Grafen von Dillingen.
Über seiner Mutter verwandt mit dem schwäbischen
Herzogshaus.
900-908 Erziehung in St. Gallen
908/09 Romreise.
923 Bischof von Augsburg
932 und 936 Teilnahme an einer Synode in Erfurt.
Zwischen 932 und 954 zweite Romreise
934 in Konstanz um den verstorbenen Bischof Noting zu
begraben.
Um 934 Reise zum Kloster Saint Maurice d’Agaune im Kanton
Wallis.
947 in Frankfurt
948 in Ingelheim.
Hielt sich in der Auseinandersetzung zwischen dem aufständischen
Herzog
Liudolf, dem Pfalzgrafen Arnulf und dem König auf seiten
des letzteren.
955 Verteidigung der Stadt Augsburg gegen die Ungarn
(Schlecht auf dem Lechfeld).
Erhielt von OTTO I. die
Abtei Kempten für sein Bistum.
960 Teilnahme an der Reichsversammlung zu Regensburg.
964 erneut in Rom
969 Gründung des Kanonissenstifts St. Stephan zu
Augsburg.
970/71 Aufbruch zur letzten Romreise
972 zu Ingelheim du Straßburg.
973 ordnete er den Umbau der Kirche zu Wittislingen,
Grablege seiner Eltern, an.
Führend in der pastoralen Reform des 10. Jahrhunderts.
Förderer der Augsburger Domschule.
993 Heiligsprechung. Fest: 4. Juli.
Literatur:
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Th.-K. 10; Lebensbilder Schwaben 1; F. Zoepfl, Bistum
Augsburg 1.
B 72
Lü: 4.7. Odalrici
epi + 973 Augsburg
Me: 4.7. Sci.
Odalrici epi
Ursprünglich lautete der Eintrag ins Merseburger
Necrolog: scs. odalricus eps., er wurde
dann durch Rasuren verändert.
Im Falle des Lüneburger Necrologs ist nicht mehr
zu entscheiden, ob der Eintrag ursprünglich necrologischen Charakter
hatte.
Udalrich war mit
dem schwäbischen Herzogshaus und der Kaiserin
Adelheid verwandt; vgl. Volkert - Zoepfl, Regesten der Bischöfe
von Augsburg, Nr. 102; Maurer, Der Herzog von Schwaben, S. 157.
In seiner langen Regierungszeit (923-973) bewährte
er sich als enger Vertrauter der ottonischen
Familie.
Allgemein vgl. LThK 10, Sp. 454ff.; Biogr. Wörterbuch
3, Sp. 2955ff. und FW B 114 mit weiteren Hinweisen.
Udalrichwurde wohl
im Jahre 890 in der Stadt Augsburg als Sproß eines nicht näher
faßbaren alemannischen Edelgeschlechts geboren. Der Name
Udalrich (= reich an Odal, an väterlichem
Erbe) wird von Gerhard etymologisch richtig erklärt, dann aber dem
Brauch der Zeit entsprechend allegorisch ausgedeutet, um gleich zu Beginn
seines Werkes aus dem Namen das Wesen des Namensträgers, dem das Werk
gewidmet ist, herauszulesen: "bereichert durch die Erbschaft des ewigen
Vaters".
Nach den Angaben der Udalrichs-Vita hieß Udalrichs
Vater Hupold, über dessen Abstammung, Leben und Wirken jedoch
weiter nichts bekannt ist. Sollte er mit jenem Hupold identisch
sein, der nach Ausweis des St. Gallener Urkundenbuches zwischen 883 und
899 einige Male bei Rechtsgeschäften der Abtei St. Gallen im Thurgau
an vornehmer Stelle unter den weltlichen Zeugen erscheint, so würde
eine solche (vielleicht vorübergehende) Wirksamkeit im Bereich St.
Gallens zumindest mit der Tatsache der späteren Erziehung Udalrichs
in der dortigen Klosterschule gut zusammenstimmen. Udalrichs
Mutter war Dietpirch, und offenbar über sie laufen verwandtschaftliche
Fäden zum alemannischen Adelsgeschlecht der BURCHARDINGER (HUNFRIDINGER),
dem es 917 mit Burchard I. gelang, das schwäbische Stammesherzogtum
an sich zu bringen. Durch die Verehelichung König
OTTOS I. mit der Witwe König Lothars
von Italien,
Adelheid, einer Enkelin Herzog Burchards I., trat dieses Geschlecht
und damit auch die Familie Udalrichs
in verwandtschaftliche Beziehungen zum sächsischen Königshaus.
Allein, näher präzisieren läßt sich diese Verwandtschaftbeziehungen
nicht. Selbst die engsten Angehörigen Udalrichs
blieben ziemlich im Dunkel; erst nachdem Udalrich
dank nachdrücklicher verwandtschaftlicher Hilfe - nämlich Herzog
Burchards I. - zum Bischof von Augsburg bestellt worden war, fällt
in der Folge auch auf sie mehr Licht. Sein Bruder Dietpald begegnet von
953 bis zu seinem Tod in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 als "comes".
Dessen Sohn Riwin wurde unmittelbar nach der Schlacht in der Stadt Augsburg
wohl durch Vermittlung Udalrichs von
König
OTTO I. mit den "comitatus" des Vaters (Brenz- und Augstgau?)
belehnt und war 972 im Besitz des "castellum Dillinga" (Ober-Dillingen).
Von Udalrichs zweitem Bruder Manegold
ist nur der Name überliefert, dagegen bezeichnet die Udalrichs-Vita
dessen Sohn Hupald 973 als "comes". UdalrichsSchwester
Liutgard wurde dem Grafen Peiere vermählt; dessen Familie wiederum
war mit einem Geschlecht versippt, das bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts
über Generationen hin auf den Bischofsstühlen von Chur, Freising
und Konstanz nachzuweisen ist. Von einer zweiten Schwester
Udalrichs
unbekannten Namens berichten die Casus Sancti Galli, sie sei Nonne in Buchau
am Federsee gewesen, einem Kloster, dessen Gründerin Adalind dem Verwandtenkreis
Dietpirchs
zuzuordnen ist. Kinder aus der Ehe Liutgards mit Peiere waren Adalbero,
der sich der besonderen Fürsorge seines Oheims Udalrich
erfreute und von diesem zum Nachfolger im Bistum Augsburg ausersehen wurde
(jedoch vor Udalrich
starb), und Reginpald, der in der Udalrichs-Vita "nobilis" genannt wird
und mit Dietpald in der Lechfeldschlacht fiel; der dritte Sohn Manegold
beherbergte 973 Udalrich in seinem
"castellum Sunnemotiga" (Sulmetingen). Manegold und Udalrichs
Bruder-Sohn Hupald erscheinen in der Udalrichs-Vita als bischöfliche
Vasallen; sie hatten bischöflich-augsburgische Lehen inne und führten
in Vertretung Udalrichs wiederholt
die bischöflichen "milites" dem König zu. Dass Manegold mit jenem
Grafen Manegold identisch gewesen sei, der im Jahre 1003 im Duriagau amtierte,
darf man vermuten.
Wie Udalrich sich
in späteren Jahren durch seinen Neffen Adalbero im königlichen
Hof- und Heerdienst vertreten ließ, so liebte er es, auch seine anderen
nächsten Verwandten zur Erledigung wichtiger Aufträge heranzuziehen
und sie in Königsnähe zu bringen. Er wollte ihnen wohl dadurch
die Gelegenheit eröffnen, sich im Königsdienst zu bewähren.
Udalrich
nahm denn auch in seiner Familie als Bischof deutlich eine beherrschende
Stellung ein. Er bestimmte, wie sich mehrfach erschließen lässt,
die politische Haltung seiner Familie, und diese zeichnet sich aus durch
unbedingte Treue zum König. Die Erhebung von Angehörigen Udalrichs
zu "comites" darf wohl als königlicher Lohn dieser Treue angesehen
werden. Der Tod Bischof Udalrichs,
nicht weniger der vorzeitige Tod Adalberos und somit dessen Ausfallen als
bereits bestätigter Nachfolger des Oheims, scheint den weiteren Aufstieg
der Familie gehemmt zu haben; gleichwohl vermochte sie die erlangte Stellung
allem Anschein nach in gewissem Maße zu halten. Zwischen den im Jahr
1111 erstmals urkundlich nachweisbaren Grafen von Dillingen, benannt nach
ihrer Stammburg (Ober-)Dillingen (die im Jahr 972, wie bereits erwähnt,
im Besitz Riwins und seiner Gemahlin Hiltegard gewesen ist) und begütert
hauptsächlich um Dillingen und Wittislingen (wo sich die Grablege
der Eltern Udalrichs befand), und der
Familie Udalrichs bestand mit hoher
Wahrscheinlichkeit ein direkter genealogischer Zusammenhang. Dass aber
die Familie Udalrichs- die man nach
dem Vater Hupald "HUPALDINGER" genannt hat - ihren Aufstieg vornehmlich
dessen bischöflich-reichsfürstlicher Stellung zu verdanken hatte,
dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen.
Als schwächliches Kind, "obgleich von wohlgeformten
Körper", zur Welt gekommen und einige Zeit auf den Tod erkrankt, begannUdalrich
doch sich körperlich und geistig gesund zu entwickeln und zu stattlichem
Äußeren heranzureifen - dies ist wohl der historische Kern der
legendenhaften Heilung des kaum lebensfähigen Säuglings durch
die von einem Geistlichen empfohlene Entwöhnung von der Mutterbrust,
wie die Udalrichs-Vita in Abwandlung eines Legenden-Topos berichtet. Um
das Jahr 900 übergaben die Eltern den Heranwachsenden dem Kloster
St. Gallen zur Erziehung und Ausbildung.
"Mit dem doppelten Schatz der Wissenschaft und der Frömmigkeit"
kehrte Udalrich nach Abschluss seiner
Ausbildung spätestens 908 von St. Gallen wieder heim, vom Mönchskonvent
hochgeschätzt und wohl damals in jungen Jahren schon ergriffen vom
benediktinischen Mönchsideal, dem er lebenslang in heimlicher Sehnsucht
anhing. Vielleicht ist der Besuch Udalrichs bei der Reklusin Wiborada (+
926) in der Zeit der zweijährigen St. Gallener Sedisvakanz nach Salomos
III. Tod (+ 919) anzusetzen, als man möglicherweise unter anderen
eine Kandidatur des inzwischen 30-jährigen ehemaligen Klosterzöglings
erwog. Nach den Angaben der Udalrichs-Vita wandte sich Udalrichjedenfalls
an Wiborada um Rat, ob er Mönch in St. Gallen werden soll.
Der theoretischen Ausbildung in St. Gallen folgte ein
etwa zweijähriger Aufenthalt am Hof des Augsburger Bischofs Adalpero
(887-909), der Udalrichmit dem
Amt des Kämmerers und "anderen Ämtern seiner Würde
entsprechend" betraute. Es handelte sich um eine Zeit praktischer Ausbildung
in den Geschäften der bischöflichen Verwaltung und Finanzen,
die an Gediegenheit der erworbenen Schulbildung gewiss nicht nachstand.
Denn Bischof Adalpero, ein kluger und politisch einflussreicher
Mann von umfassender philosophischer Bildung, "der Musik mehr als andere
kundige, war einst der ständige Ratgeber und Begleiter König
ARNULFS gewesen und wirkte als Erzieher und Ratgeber König
Ludwigs des Kindes. Kein Wunder, dass Udalrich
nicht gewillt war, unter Adalperos
Nachfolger Hiltine (909-923),
der nichts von der "celsitudo" seines Vorgängers an sich hatte, seinen
Dienst am bischöflichen Hof fortzusetzen. Bis 923 lebte der Kleriker
Udalrich, vom kirchlichen Dienst völlig zurückgezogen,
[vielleicht in Wittislingen] bei seiner Mutter Dietpirch, die inzwischen
Witwe geworden war, und verwaltete ihre Güter. Ob er aus der Hand
Bischof
Adalperos noch die Priesterweihe erhalten hatte, ist unbekannt.
Erst der Tod des Mannes, dem er seine Dienste nicht hatte
widmen wollen, brachte die Wende im Leben Udalrichs:
Als Bischof Hiltine Ende 923 (nach dem Merseburger Nekrologium am
8. November) gestorben war, präsentierte der Schwaben-Herzog Burchard
I., gemäß der getroffenen Vereinbarung bei der Anerkennung König
HEINRICHS, im königlichen Hoflager seinen Verwandten Udalrich,
damit ihm als Nachfolger Hiltines die "episcopalis potestas" erteilt
würde. Und der König, von der stattlichen Gestalt und der Gelehrsamkeit
des Kandidaten beeindruckt, nahm Udalrich
in königliche Pflicht und übertrug ihm (wohl durch
symbolische Darreichung des Hirtenstabs) das Bischofsamt. Auf Weisung HEINRICHS
I. setzte der Herzog daraufhin in Augsburg den ernannten Bischof
in den Besitz des Bistums. Am Fest der Unschuldigen Kinder (28. Dezember
923), einem Sonntag - der kanonischen Vorschrift entsprechend -, empfing
Udalrich
außerhalb seiner Bischofsstadt, vielleicht am zuständigen Metropolitansitz
Mainz, die Bischofsweihe.
Finckenstein Finck von: Seite 95
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"Bischof und Reich"
Vielleicht noch zurückhaltender als in Chur ist die
königliche Personalpolitik zunächst im schwäbischen Augsburg
gewesen. Hier hatte HEINRICH I. 923
mit Ulrich einen Verwandten Burchards
von Schwaben zum Bischof berufen. OTTO I.
hat später Bischof Ulrich zugestanden,
seinen Schwester-Sohn Adalbero mit seiner Vertretung in der Verwaltung
des Bistums zu beauftragen und ihn nach seinem Tode zum Nachfolger zu ernennen.
Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass Ulrich
über seine Verwandtschaft mit OTTOS I.
zweiter Frau Adelheid eine persönliche
Beziehung auch zum König gefunden hatte. Immerhin hatte
Ulrich durch
seine Absprache mit dem König und eine dann vorgenommene eidliche
Verpflichtung seiner Vasallen zum Gehorsam gegen Adalbero eine Voraussetzung
für die Weitergabe des Bistums innerhalb der Familie geschaffen, die
nur dadurch nicht zur Auswirkung kam, da der Nominierte vorzeitig starb.
Dabei hatte auch ein kirchenrechtliches Verfahren, das wegen der Form der
Amtsführung Adalberos in Vertretung seines Onkels angestrengt worden
war, die Nominierung an sich nicht als anstößig gerügt,
sie sogar nach dem Reinigungseid des Beklagten ausdrücklich aufrechterhalten.
Auch eine zweite Nominierung nach dem Tode Adalberos, in der Person Abt
Werinhars von Fulda durch Bischof Ulrich
fand grundsätzliche Zustimmung beim König, wobei wiederum
verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Bischof und Nominiertem bestanden.
Zu der Erhebung dieses Nominierten ist es dann wegen dessen Ablehnung auch
nicht gekommen. Inzwischen war es Burchard III. von Schwaben gelungen,
in Augsburg die Wahl seines Verwandten Heinrich, des Sohnes Markgraf
Burchards von der bayerischen Ostmark, durchzusetzen, die OTTO
II. dann bestätigt hat.
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 209,309
B 72 -
Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 794 - Die Salier und das
Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite
251,516/Band III Seite 518-520, 522,524,526,531 - Einsle, Hans:
Die Ungarnschlacht im Jahre 955 auf dem Lechfeld. Ursachen und Wirkungen,
Weltbild Verlag Augsburg 1993, Seite 9-179 - Finckenstein, Albrecht
Graf Finck von: Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß
des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1989 Seite 95 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter.
Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998,
Seite
28-40 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen,
Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer
Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 157 - Weinfurter,
Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1999, Seite 39,42,45,107 - Weitlauff, Manfred:
Der heilige Bischof Udalrich von Augsburg (890-4. Juli 973), in: Jahrbuch
des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V. 7, Augsburg 1973
Seite 1-48 -