Ältester Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus
dem Hause der KONRADINER
Barth Rüdiger E.: Seite 180
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"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"
Chuonradus (Konrad der Ältere)
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-27.2.905/906
Graf im Oberlahngau, Bruder Eberhards, Graf
im Niederlahngau, und Gebhards, Graf in der Wetterau (+ 22.6.910);
Wampach, Lux., S. 148, Nr. 135, a. 899; ebd., Nr. 138,
a. 902 und Nr. 141, S. 157 Anm. 5; gem. Jb. G l. G V,2 S. 38: Laienabt
der Abtei S. Maximin.
892
Um dieselbe Zeit zieht Arn, der
ehrwürdige Bischof der Wirziburger Kirche, auf Ermahnung und Anraten
des Thüringer-Herzogs Poppo zur Schlacht gegen die Slaven aus und
fällt in eben dieser Schlacht [Am 13. Juli gegen die Chutizer unweit
der Chemnitz.]; seinen Stuhl nahm Ruodulfein
und folgte ihm in der Bischofswürde nach, der, obwohl von edler Geburt,
ein Bruder nämlich der Grafen Cuonrad und Gebehard [Sie
waren Blutsverwandte ARNOLFS
und in O-Franken, Hessen und am Mittelrhein angesessen.], doch äußerst
einfältig war.
Poppo, der Thüringer-Herzog,
wird seiner Würden entkleidet und das Herzogtum, das er verwaltet
hatte, Cuonrad
überwiesen, der es aber nur kurze
Zeit inne hatte und es frteiwillig wieder aufgab.
906
Graf Cuonrad schickte seinen
Sohn Cuonrad
mit einer ansehnlichen Schar von Bewaffneten ab, um Gerard und dessen Bruder
Matfrid anzufallen, weil diese seinen und seines Bruders Gebehard Lehen,
das heißt den Besitz des heiligen Maximin [St. Maximin zu Trier]
und der heiligen Maria zu den Speichern,
sich gewaltsam zugeeignet hätten;
mit ihnen verband sich ein Heer aus dem Reiche Lothars.
Sie gelangten aber bis in den Blesigau, indem sie das Erbteil und den Besitz
der obengenannten Brüder und ihrer Vasallen mit Raub und Feuer verheerten.
Während dies im Reiche Lothars
geschah, hatte der ältere Cuonrad mit einer großen Schar
von Fußgängern und Reitern sein Lager in Hessen an dem Orte,
der Friedeslar heißt [Fritzlar], indem er auf die häufigen Einfälle
Adalberts sein Augenmerk richtete; sein Bruder Gebehard aber harrte
mit allen, die er hatte an sich ziehen können, in der Wedereitha [Die
Wetterau] eines plötzlichen Einbruches eben jenes Adalberts. Auch
gab ihnen der Ausgang der Dinge durchaus Recht; denn als Adalbert merkte,
daß die Macht der Gegner geschwächt sei, weil sie sich nach
drei Seiten hin verteilt hatte, versammelte er seine Gefährten, froh,
daß die günstige und lange ersehnte Zeit gekommen sei, und ergreift
alsbald die Waffen; und zwar gibt er sich zuerst den Anschein, als wolle
er seine Truppen gegen Gebehard führen, damit er sowohl diesen
den Krieg fürchten laasse, als auch seinen Bruder sicher mache; darauf
lenkt er mit so großer Geschwindigkeit, als er vermochte, sein Heer
gegen Cuonrad. Als Cuonrad dies zu spät erkannt hatte,
teilt er seine Gefährten in drei Haufen und rückt ihm ohne Zögern
entgegen; da das Treffen begann, wenden zwei Haufen, der eine vom Fußvolk
und der andere von den Sachsen sogleich den Rücken. Da Cuonrad
diese vergeblich mit lautem Rufe ermahnte, sie möchten keineswegs
den Feinden weichen, sondern für das Heil ihrer Weiber und Kinder
und zur Verteidigung des Vaterlandes aus allen Kräften streiten, so
stürzt er sich selbst mit der dritten Schar, anchdem er seine Kameraden
angefeuert, auf die Widersacher, aber alsbald beim ersten Angriff wurde
er mit vielen Wunden bedeckt und seines Lebens beraubt. Adalbert
trug den Sieg davon, verfolgte mit seinen Gefährten die Fliehenden
und streckte eine zahllose Menge, hauptsächlich von Fußgängern,
mit dem Schwerte nieder. Indem er darauf drei Tage hinereinander jene ganze
Landschaft durchstreifte, richtete er durch Mord und Plünderung alles
zu Grund. Als dies vollbracht war, kehrte er mit seinen Genossen, die mit
der Kriegsbeute und unermeßlichem Raube beladen waren, in die Feste
Babenberg zurück. Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27.
Februar. Die Leiche Cuonrads
hoben die Söhne [Cuonrad
und Eberhard] nebst ihrer Mutter
[Glismoda] auf
und bestatteten sie in der Feste, die Willineburch [Weilburg] genannt wird.
Konrad folgte als
Graf im Ober-Lahngau, Vogt zu St. Maximin und Kettenbach. Er war
Gegner der LIUDOLFINGER wegen Thüringen
und war dort 892-893 Herzog. Im Jahre 897 bestätigte
Kaiser
ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg die Übertragung
von Besitz an das Kloster Fulda, wobei es sich um konradinische
Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern, Görmar und dem
wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen
legten, handelte. Als zweite Gruppe konradinischer
Besitzungen traten Güter in Sömmerda und "Hagen" entgegen, die
durch eine undatierte, König KONRAD I.
zugeschriebene Urkunde ebenfalls an Fulda kamen. Diese Reichslehen
hatte er erst 892 im Kampf gegen LIUDOLFINGER
und
POPPONEN von
Kaiser ARNULF erhalten
und die Abgabe des Besitzes mußte als Scheitern in ihrer Aufgabe
in Thüringen angesehen werden. Er wurde durch Kaiser
ARNULF 893 anstelle der BABENBERGER Markgraf im Maingau, was
zur erbitterten Feindschaft zu diesem Geschlecht führte. Mit Hilfe
ARNULFS
von Kärnten gelang es den KONRADINERN
ihre Stellung auszubauen und ihre Rivalen, die BABENBERGER zu verdrängen.
Er war eng mit Erzbischof Hatto von Mainz liiert und mit ihm seit 899 einflußreiches
Regentschaftsmitglied für den König
Ludwig IV. das Kind. Er gewann nach und nach alle hessischen
und mainfränkischen Grafschaften, dazu auch die niederrheinischen
Grafschaften und besaß eine herzogsähnliche Stellung im Raum
Franken. Konrad der Ältere
führte Macht und Einfluß seines Hauses in Hessen und
im Weserland zu einem ersten Höhepunkt. In der Babenberger Fehde besiegten
die
KONRADINER 902 ihre Gegner und
Konrad der Ältere erhielt 903
von den konfiszierten babenbergischen Gütern die Grafschaft im Gau
Gozfeld, die im Maindreieck östlich Würzburg liegt. Wahrscheinlich
903 erhielt er Lehen im Volkfeld und im Iffgau. Konrad
unterlag aber dem BABENBERGER Adalbert in der Schlacht bei Fritzlar, als
die konradinischenStreitkräfte
in Lothringen gebunden waren, und fiel in der Schlacht. Durch seinen Tod
beschwor er eine höchst gefährliche Krise der gesamten konradinischen
Position im Reich herauf. Erst nachdem es vornehmlich durch den Einsatz
des Mainzer Erzbischofs Hatto gelungen war, die auf dem Schlachtfeld gefundene
Entscheidung durch eine spätere, die das Gericht fällte, unwirksam
zu machen, war nicht nur eine in drohende Nähe gerückte Katastrophe
des
KONRADINER-Hauses vereitelt, sondern
der Weg geöffnet zu neuen Erfolgen.
Konrad wurde von
seiner Witwe und seinen Söhnen in der Feste Weilburg bestattet.
Dietrich Irmgard:
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"Die Konradiner im fränkisch-hessischen Grenzraum"
Lediglich drei Urkunden sprechen noch heute vom ehemaligen KONRADINER-Gut in Thüringen. In der ältesten bestätigt Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg 897 die Übertragung von quasdam res de beneficio Konrads des Älteren an das Kloster Fulda. Es handelt sich dabei um die konradinischen Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legen, wo die KONRADINER nicht unmittelbar nachweisbar sind. Abgelöst von diesem Komplex im oberen Unstruttal wird ferner Diedorf an der heutigen Straße von Mühlhausen nach Heldra an der Werra genannt, sowie Lengenfeld.
Schieffer Rudolf: Seite 190,194,197
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"Die Karolinger"
892 sorgte ARNOLF für
den Sturz des von KARL III. geförderten
BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die
konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf
Konrad den Älteren sowie dessen
Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg,
in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschenden Einfluß gelangen.
In der Gegend von Prüm wurde im Oktober eine offene
Feldschlacht zwischen den beiden KAROLINGERN
durch einen Waffenstillstand abgewendet, doch zeigten die Friedensverhandlungen
im Frühjahr 899 in St. Goar am Mittelrhein, bei denen die ostfränkischen
Abgesandten ARNOLFS, Erzbischof Hatto
von Mainz sowie die KONRADINER Konrad
und Gebhard, ein gewichtiges Wort mitsprachen, daß es um Zwentibolds
Autorität und Autonomie immer schlechter bestellt war.
Im Kreis der großen Familien gaben nun erst
recht die unter ARNOLF aufgestiegenen
KONRADINER
den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die
sächsischen LIUDOLFINGER
behaupteten
und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde
mit den BABENBERGERN ausfochten; daß Graf
Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald
die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach
sich, womit der Weg frei war für den jüngeren
Konrad, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein-
und Mainfranken waltete.
oo Glismut (Glismoda), Tochter des Kaisers ARNULF
von Kärnten
um 865-26.4.924
Nach Jackman/Fried Gismoda (von Sachsen)
Kinder:
KONRAD I.
um 881-23.12.918
Eberhard Herzog von Franken
um 885-2.10.939
Udo III. Graf im Ober-Lahngau
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um 918
Tochter
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oo Werner Graf im Worms- und Nahegau
-
Nach Jackman/Fried Burkhard
Literatur:
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Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,95
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Barth
Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1990 Seite 180,186 - Beumann, Helmut:
Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 24,27
- Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm.
Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,104,117,119 - Dümmler
Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und
Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,499,503,518,523,532,537
- Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen.
Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches
im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes
Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51,134 - Hlawitschka Eduard:
Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton
Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170,179,182,189-191,194 - Holtzmann
Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1971 Seite 38,40 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,194,197,225
- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern.
Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1990 Seite 93,103,105 - Widukind von Corvey: Res gestae Saxonicae,
Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1981 Seite 59 -