Begraben: Nantes, Kartause (von ihm gegründet)
2. Sohn des Herzogs Johann V.
der Tapfere von der Bretagne aus seiner 3. Ehe mit der Johanna
von Navarra, Tochter von König
Karl II.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1068
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Arthur III., Herzog der Bretagne 1457-1458
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* 24. August 1393, + 26. Dezember 1458
Schloß Suscinio
Begraben: Nantes, Kartause (von ihm gegründet)
Sohn Johanns IV. und der Johanna von Navarra
1. oo Margarete von Burgund
2. oo Johanna von Albret
3. oo Katharina von Luxemburg
keine legitimen Kinder
Arthur war Graf
von Richmond, französischer Heerführer und Staatsmann, bekannt
unter dem Namen "Connetable de Richmont". Von 1415 (Schlacht bei
Azincourt) bis 1422 in englischer Gefangenschaft, trat er danach wie viele
Bretonen in französische Dienste; König
Karl VII., an einem Bündnis mit Arthurs
Bruder Johann VI. interessiert, ernannte
ihn 1425 zum Connetable. Ehrgeizig und energisch, erlangte er bald
großen Einfluß am Hofe von Bourges: Trotz Rivalität zu
La Tremoille und zeitweise Exils war er an der Einnahme von Beaugency durch
Jeanne d'Arc und am Sieg von Patay beteiligt. Nach der Ermordung La Tremoilles
durch einen Gefolgsmann Arthurs wurde
der Connetable zum beherrschenden Ratgeber Karls
VII. 1435 gelang ihm im Vertrag von Arras der Ausgleich zwischen
Burgund und Frankreich. Am 13. April 1436 hielt er seinen feierlichen Einzug
in das zurückeroberte Paris. Er verteidigte 1440 die königliche
Sache gegen die Führer der Praguerie und nutzte den Waffenstillstand
mit den Engländern, um die königlich Armee zu reorganisieren
(Schaffung der compagnies d'ordonnances und der Francs Archers). Nach dem
Wiederausbrechen der offenen Feindseligkeiten mit England (nach der Ermordung
Gilles
II. de Bretagne, des Bruders des bretonischen Herzogs
Franz I. 1446, englische Einnahme von Fougeres 1449) machten
sich der Connetable und seine bretonischen Streitkräfte mit Unterstützung
von Dunois, den der König gesandt
hatte, zu Herren der Halbinsel Cotentin und eroberten Fougeres zurück.
Als neue englische Truppen in Cherbourg landeten, kam Arthur
dem
Grafen von
Clermont zu Hilfe und besiegte das englische Heer am 15. April
1450 bei Formigny nahe Bayeux. Durch diesen Sieg eroberte
Arthur
dem
französischen König die Normandie zurück, in der er zum
Gouverneur eingesetzt wurde; dieser Erfolg bildete eine der entscheidenden
Etappen des Hundertjährigen Krieges.
Da weder Herzog Franz I.
noch sein Bruder Peter II. Söhne
hinterließen, trat Arthur am
22. September 1457 die Nachfolge als Herzog der Bretagne an. Wie
seine Vorgänger verteidigte er die Sonderstellung des Herzogtums.
Er leistete dem König nur den einfachen Lehnseid und blieb Connetable.
Auch widersetzte er sich der Forderung Karls VII.,
am Prozeß gegen seinen in Aufstände verwickelten Neffen, Herzog
Johann II. von Alencon, teilzunehmen und erlangte dessen Begnadigung.
Mit gleicher Energie stellte er sich den Kräften in der Bretagne entgegen,
die nach Unabhängigkeit von seiner Autorität strebten (so der
Bischof von Nantes). Er hinterließ das Herzogtum seinem Neffen
Francois d'Etampes (Franz II.).
Ehlers Joachim: Seite 307,313,324-327
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Im Früjhahr 1425 hatte Karl
einen Bruder Herzog Johanns V. von der Bretagne
als Connetable in seine Dienste egnommen, Arthur
von Richemont, seit Oktober 1423 Schwager Philipps
des Guten. Richemonts Frontwechsel
dürfte auf die Vermittlung Jolandes von Aragon
bei Johann V. zurückzuführen
sein, dessen Tochter Isabella im Oktober
1424 Ludwig III. von Anjou geheiratet
hattte. Im Juli des folgenden Jahres begann Karl
dann jene Vertrauten zu entlassen, die am Attentat von Montereau beteiligt
gewesen waren. Mochten diese Entlassungen zunächst nur Wünsche
Herzog Johanns und Voraussetzungen
für den Aufstieg Richemonts am
Hof von Bourges gewesen sein, so lag in ihnen doch auch eine Geste gegenüber
Burgund. Hier schien Bewegung in bisher starre Linien zu kommen, und Richemont
wiederum führte Karl im Juli 1427
Georges de La Tremouille zu, einst glücklicher Ehemann der Witwe Herzog
Johanns von Berry, nun durch ihre nachgelassenen Güter
reich geworden. Weil La Tremouilles Bruder Johann auf burgundischer Seite
stand, wollten Richemont und seine
Protektorin Jolande von Aragon auf
diesem Wege eine Brücke zu Philipp dem
Guten schlagen, und
Karl verschloß ihren Bemühungen nicht. Er übertrug
La Tremouille das Herzogtum Berry, aber der ganze Plan scheiterte am Ende
daran, daß Johann V. im September
1427 einen Vertrag mit Heinrich V.
schloß, der die Bretagne wieder fest an den englischen König
band und auf Bourges gerichtete Initiativen beendete. Nun konnte Georges
de La Tremouille den Connetable als unzuverlässiges Element stürzen
und mit ihm eine ganze Hofpartei zu Fall bringen.
Jolande von Aragon
hatte Jeanne nicht nur geprüft, sondern sie erreichte mit ihrer Hilfe
auch die Aussöhnung zwischen Karl
und Jolandes Schützling Richemont,
der sich in Jeannes Heereasabteilung am 19. Juni 1429 bei Patay ausgezeichnet
hatte.
Plünderungszüge La Hires in der Ile-de-France
enthüllten auch dort die Schwäche Bedfords,
aber Uneinigkeit im Lager Karls VII. behinderte
vorderhand den durchschlagenden Erfolg, weil der Dauerkonflikt zwischen
Richemont und La Tremouille immer wieder
Fehde- und Kriegshandlungen in der Auvergne, im Anjou, im östlichen
Grenzgebiet der Bretagne nach sich zog. Danach mußte Bedford
wichtige Vorhaben abbrechen, so die Belagerung von Lagny am
10. August 1432, und er trug unbeabsichtigt zum Sturz La Tremouilles bei,
indem er Herzog Johanns V. von der Bretagne und
seinem Bruder Richemont ein Bündnis
anbot. Auf diese Nachricht nämlich erklärte La Tremouille seinen
Frieden mit Richemont und erregte durch
solche schnell und ganz selbständig vollzogene Wendung das Mißtrauen
der ANJOUS, die ihn im Juni 1433 auf
Schloß Chinon überraschend verhaften ließen. Nur gegen
hohes Lösegeld und das Versprechen, dem Hof künftig fernzubleiben,
kam er wieder frei. Für den Beraterkreis Karls
VII. bedeutete es zweifellos eine Stabilisierung, daß
nunmehr Jolande von Aragon, Karl
von Anjou und Richemont
die unbestrittene Vormachtstellung innehatten.
Das militärische Vorgehen gegen die Hauptstadt wurde Richemont
übertragen, der im Frühjahr 1436 die Einschließung begann
und durch einen Bürgeraufstand unterstützt wurde. Am 13. April
sah sich die kleine englische Garnision außer Gefecht gesetzt, den
Truppen des Königs öffneten sich die Tore.
Favier, Jean: Seite 396,401
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"
Die Günstlinge, darunter vor allem Arthur
von Richemont, der Bruder des Herzogs der Bretagne, und Georg
von La Tremouille, lösten einander in kurzer Folge ab, was eine konsequente
Politik vereitelte.
Nach langem Schwanken war Arthur
von Richemont schließlich ins Lager des VALOIS
übergewechselt.
Nachdem Richemont im
April 1436 ohne einen Schwertstreich in Paris eingezogen war - die Bürger
hatten die Porte St. Jacques geöffnet -, erhielten die Getreuen Karls
VII. Posten im Parlement, am Rechnungshof und im Chatelet.
10.10.1423
1. oo 2. Margarete von Burgund, Tochter des Herzogs
Johann Ohnefurcht
x
1393-2.2.1441
1. oo Ludwig
von Guyenne Dauphine von Frankreich
22.1.1396-18.12.1415
29.8.1442
2. oo Johanna d'Albret, Tochter des Grafen Karl
III. von Dreux
x ca. 1420-20.9.1444
Erbin
2.7.1445
3. oo 2. Katharina von Luxemburg-St. Pol, Tochter
des Grafen Peter I.
x
um 1430- 1476
Literatur:
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Calmette, Joseph: Die großen Herzöge
von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 179,183 -
Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer
GmbH 1987 Seite 307,311,313,317,324-327,329,334,339 - Favier, Jean:
Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt
Stuttgart 1989 Seite 396,398,401,408,452 -