Peter II.                                                  Herzog von Bourbon (1488-1503)
-----------                                                 Seigneur de Beaujeu
1.12.1438-10.10.1503
                 Chateau de Moulins
 

5. Sohn des Herzogs Karl I. von Bourbon und der Agnes von Burgund, Tochter von Herzog Johann Ohnefurcht
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1932
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Peter II. von Beaujeu, Herzog von Bourbon 1488-1503; Regent des Königreiches Frankreich 1483-1491
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* 1437, + 10. Oktober 1503

4. Sohn Herzog Karls I. von Bourbon und der Agnes von Burgund

Erhielt den Titel eines Sire de Beaujeu nach dem Tode seines Bruders Philipp. Peter II. wurde am Hof von Burgund erzogen und beteiligte sich an der gegen den König gerichteten Ligue du Bien public (1465). Danach wurde er jedoch vom König in dessen Dienst genommen und erwies sich als loyaler politischer Helfer. 1472 fungierte er als Gouverneur von Guyenne und nötigte den Grafen Jean V. von Armagnac zur Kapitulation.
Im November 1473 heiratete er die 24-jährige Anna von Frankreich, [Richtigstellung: Anna war zum Zeitpunkt der Eheschließung 12 Jahre alt.] jüngste Tochter König Ludwigs XI. 1476 wurde Jean II., Herzog von Bourbon, dazu verpflichtet, seinen Bruder Peter II. die Grafschaft Clermont-en-Beauvaisis und die Herrschaft Beaujeu als Apanage abzutreten. 1477 übertrug ihm Ludwig XI. Marche und Combraille, die dem Herzog von Nemours durch Konfiskation entzogen worden waren. 1482 wurde Jean II. zu erneuter Gebietsbatretung, diesmal der Herrschaft Dombes, genötigt. 1483 wurden Anna und Peter für die Vormundschaft des Dauphins Karl VIII. designiert. Nach dem Tode Ludwigs (30. August 1483) übten Peter II. von Beaujeu und Anna von Beaujeu, ohne eigentlichen Rechtstitel, die Regentschaft aus. Sie regierten von 1484 bis 1491 in engem Zusammenwirken; Peter II. hatte den Vorsitz im Conseil royal inne. Ihre Politik setzte die Zentralisierungstendenzen Ludwigs XI. fort; ihre politische Lage nötigte sie aber zu einem gewissen, taktisch motivierten Eingehen auf Forderungen der Untertanen. Die Beaujeu versammelten 1484 die Etats genereaux in Tours, konnten die vom Herzog von Orleans gesteuerte Fürstenkoalition der Guerre folle ausmanövrieren (1485) und setzten die Eheallianz zwischen Karl VIII. und Anna von Bretagne durch, wodurch sie die Einverleibung des Herzogtums Bretagne vorbereiteten. Nach der Volljährigkeit Karls VIII. (1491) residierten die Beaujeu zumeist in Bourbonnais. Doch wurde Peter II. von Beaujeu im August 1494, während des Italienfeldzugs Karls VIII., als lieutenant-general nochmals mit der Leitung der Staatsangelegenheiten betraut.
1488 wurde Peter II., nach dem Tode Jeans II. und dem (erzwungenen) Verzicht des Kardinals Karl von Bourbon, zum Herzog von Bourbon und Grafen von Forez. In Moulins unterhielten Peter II. und Anna ihre glänzende Hofhaltung, die sich durch reges Mäzenatentum für Schriftsteller und Künstler (Meister von Moulins) sowie große Bauvorhaben (Schlössser von Chantelle und Moulins, Ste-Chapelle zu Bourbon) auszeichnete. Die Beaujeu ließen das Gewohnheitsrecht des Bourbonnais aufzeichnen und am 19. September 1500 publizieren.


Peter II. besaß nichts von der gewinnenden, ritterlichen Ausstrahlung seines Bruders; er war zurückhaltend, verschlossen, staatsmännisch sehr versiert. Er ging zuerst eng mit dem Bruder zusammen, schloß sich der "Ligue du Bien public" an, ging aber bald auf die königliche Seite über und wurde mit seinem erzbischöflichen Bruder Karl II. einer der ganz wenigen engen Vertrauten des mißtrauischen König Ludwigs XI. und führend im Staatsrat. Er war 1468 mit in Peronne, wo Ludwig Gefangener Karls von Burgund war, wurde 1476 Gouverneur von Languedoc und Guyenne, unterwarf 1476 das Haus ARMAGNAC, wurde dafür Graf de la Marche und de Gien, Vicomte de Carlat und de Murat, Seigneur von Montaigu und Combrailles, 1483 Generalleutnant und Regent von Frankreich und Tutor des königlichen Schwagers Karl VIII. Peter geriet in einen erbitterten Gegensatz zum Herzog von Orleans, der als nächster königlicher Agnat die Regentschaft forderte, vernachlässigte die Erziehung Karls VIII., unterwarf 1488 Orleans und die Bretagne und folgte als 8. Herzog von Bourbon seinem erzbischöflichem Bruder Karl II., der verzichtete. Er konnte 1494/95 Karl VIII. nicht von dessen abenteuerlichen Italienfeldzug abhalten, söhnte sich 1498 mit dem Herzog von Orleans - jetzt als Ludwig XII. König - aus und sicherte so seiner Tochter das Erbe. Peter war sozial stark engagiert; er war ein hervorragender Organisator und Verwalter.
 
 
 
 

 8.11.1473
  oo Anna von Frankreich, Tochter des Königs Ludwig XI.
      April 1462-14.11.1522
                       Chateau de Chantelle
 
 
 
 

Kinder:

  Karl Graf von Clermont
   4.1476-   1498

  Susanne 9. Herzogin von Bourbon, 6. Herzogin von Auvergne und Gräfin von Clermont
  10.5.1491-28.4.1521

10.5.1505
  oo Karl III. Herzog von Montpensier
      17.2.1490-6.5.1527
 
 
 
 

Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 371,379-386 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 337,358,363,366,369,371,376 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 438,440 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 78,84,88-90,94,100,112,115,122,158,459 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 213, 217 -
 
 
 
 
 
 
 
 


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