Begraben: Münster von Großwardein
2. Tochter des Königs
Ludwig I. der Große von Polen-Ungarn aus seiner 2.
Ehe mit der
Elisabeth
Kotromanic von Bosnien, Tochter von König
Stefan II.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 278
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Maria, Königin von Ungarn 1382-1395
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* 1371, + 17. Mai 1395
bei
Ofen
Tochter von Ludwig I., König von Ungarn und Polen, und Elisabeth, Tochter Stjepans II., Banus von Bosnien
oo Kaiser SIEGMUND (1385, vereinbart 1375)
Am 17. September 1382 Krönung zur Königin von Ungarn („regina“, angeblich auch Bezeichnung als „rex“) in Stuhlweißenburg (Durchsetzung der Erbfolge gegen das Wahlprinzip). Der polnische Adel löste die Personalunion mit Ungarn (Wahl von Marias Schwester Hedwig zur Königin, Krönung 1384). In Ungarn teilte sich Maria bis zu ihrer Heirat die Herrschaft mit der Mutter. Eine Gruppe der ungarischen Barone erzwang am 31. Dezember 1385 Marias Verzicht und die Wahl und Krönung Karls III. von Anjou-Durazzo zum König, der am 7. Februar 1386 in den Gemächern Marias und ihrer Mutter ermordet wurde. Am 25. Juli 1386 gerieten beide bei Djakovo in die Gefangenschaft der Anhänger Karls (Burg Gomnec, dann Festung Novigrad, hier Ermordung Elisabeths). Maria wurde am 4. Juni 1387 befreit. Sie trat fortan in der Herrschaftsausübung hinter SIEGMUND zurück.
Literatur:
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BLGS III, 95 – J. M. Bak, Kgtm. und Stände in Ungarn
im 14.-16. Jh., 1973 – E. Malyusz, Ks. Sigismund in Ungarn, 1387-1417,
1990.
Hoensch Jörg:
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"Kaiser Sigismund"
Ihr Vater Ludwig I.,
der sich über die Erbaussichten seiner Töchter lange bedeckt
gehalten hatte, benannte erst am 21. Juni 1373 seine zweitgeborene Maria
als Verlobte SIGISMUNDS. Sie
waren im 3. Grad von Wladyslaw I. Lokietek
und 4. Grad von König RUDOLF I. VON HABSBURG
miteinander verwandt (Schema Seite 552), erhielten trotzdem am 15. Dezember
1374 den päpstlichen Dispens. Am 14. April 1375 wurde in Brünn
für Maria und
SIGISMUND der Ehevertrag abgeschlossen. Mitte August
1379 veranlasste
Ludwig I. nach dem
Tod seiner Tochter Katharina
den Adel und die Geistlichkeit Polens auf dem 3. Kaschauer Tag, seiner
Tochter Maria als ihrer künftigen
Königin zu huldigen. Im September richtete er dann in Tyrnau in Anwesenheit
der Kaiserin-Witwe Elisabeth die Verlobung
der Kinder aus. Unter dem Einfluss ihrer Mutter entwickelte
Maria
unüberwindliche Vorbehalte gegen ihren späteren Gemahl. Nach
dem Tode ihres Vaters trat Maria problemlos
am 17. September 1382 in Stuhlweißenburg als erste Frau und doch
als König (rex Hungariae) die Nachfolge in Ungarn an.
Ihre Nachfolge in Polen stellte ihre Mutter in Frage, die sich dann letztendlich
für Marias Schwester
Hedwig
entschied. Obwohl ihr Verlobter
Hedwig aktiv
bei deren Thronbesteigung in Polen unterstützt hatte, wurden die Beziehungen
zum französischen Hof aktiviert. Ihre Mutter löste 1385 die in
Ungarn unpopuläre Verlobung mit SIGISMUND
auf und im April wurde Maria mit dem
durch einen Gesandten vertretenen Ludwig von
Orleans
per procurationem getraut. Im September 1385 war
ihr Vetter
Karl III. der Kleine in
Dalmatien gelandet, um die Einbeziehung Ungarns in die französische
Einflusssphäre zu unterbinden. In ihrer Bedrängnis blieb ihrer
Mutter Elisabeth kein anderer Ausweg,
als ihre Zustimmung zur raschen Eheschließung Marias
mit SIGISMUND zu geben. Die
Hochzeit fand zwischen Ende September und Anfang November 1385 statt. Unter
dem Vorwand, den inneren Frieden wiederherzustellen und die Königinnen
unterstützen zu wollen, zog Karl in
Ofen ein, ohne dass Maria
und Elisabeth
eine andere Wahl geblieben wäre, als seiner Ernennung zum
Regenten des Landes zuzustimmen und seiner Krönung am 31. Dezember
1385 in Stuhlweißenburg beizuwohnen. Karl
wurde am 7. Februar 1386 vom Mundschenken Balazs Forgach schwer
verletzt und am 24. Februar im Kerker ermordet. Im anschließend ausbrechenden
Bürgerkrieg versuchten Mutter und Tochter weiterhin, die Krönung
SIGISMUNDS zu verhindern. Am
25. Juli 1386 wurde die sorglose Reisegruppe mit den Königinnen in
der Nähe von Diakovar überfallen und gefangengenommen. Der Plan,
Elisabeth und Maria
an die rachgierige Witwe Karls des Kleinen,
Margarethe
von Neapel, auszuliefern, scheiterte allerdings an der bald
aufgenommenen Blockade der Festung Novigrad bei Zara durch venezianische
Schiffe. Ihre Mutter wurde Anfang Januar 1387 vor ihren Augen erdrosselt
und ihr Leichnam über die Mauern ihres Gefängnisses geworfen.
Da einige Aufständische den Kampf verloren gaben
und in der Hoffnung, Besitz und Würden retten zu können, sich
SIGISMUND
und der Liga der Barone unterwarfen, gelang es dank des Einsatzes der venezianischen
Flotte bereits am 4. Juni,
Königin Maria
zu befreien. Über Zeng erreichte sie Agram, wo sie nach 15 monatiger
Trennung am 4. Juli mit SIGISMUND
zusammentraf.
Das Zusammenleben der Ehegatten dürfte jedoch Schwierigkeiten
aufgeworfen haben; es wäre zu verstehen, wenn Maria
für den Tod der Mutter und ihre lange Gefangenschaft die Untätigkeit
ihres Gemahls verantwortlich gemacht und seine ohne ihre ausdrückliche
Billigung vorgenommene Thronerhebung in Frage gestellt hätte, zumal
SIGISMUND
ihre Notlage ja optimal zu seinem Vorteil zu nutzen gewusst und die Krönung
erreicht hatte. Bislang war den Eheleuten auch keine Gelegenheit geboten
worden, die alten Vorurteile, die innere Ablehnung und Fremdheit aufzuarbeiten
und zu einem vertrauensvollen Konsens zu gelangen. Beide besaßen
wohl das gemeinsame Interesse, den Einfluss der ihre königlichen Prägorativen
überwachenden und beschneidenden Barone zurückzuschrauben. Da
SIGISMUND
zeitlebens dem schönen Geschlecht sehr zugetan blieb, Charme und Ausstrahlungskraft
besaß sowie als einfühlsamer Gesprächspartner gerühmt
wurde, zudem über eine imposante Erscheinung, gutes Aussehen und Intelligenz
verfügte, wäre ihm zuzutrauen gewesen, die Vorbehalte Marias
mit der Zeit abzubauen und ein gutes Einvernehmen herzustellen. Wahrscheinlich
hat die anfängliche Zurückhaltung Marias,
die "das Unglück und harte Gefangenschaft siech und vor der Zeit alt
gemacht hatte", ihren leichtsinnigen und lebenslustigen Gatten davon abgehalten,
sie mit Geduld und Einfühlungsvermögen für sich zu gewinnen;
eine herzliche Beziehung scheint sich jedenfalls nicht entwickelt zu haben.
Immerhin war Maria stärker als
ihre Vorgängerinnen auf dem Thron in die aktive Politik eingebunden
und übte mit Unterstützung des auch ihr als Kanzler dienenden
Erzbischofs Kanizsai eigenständig Herrschaftsrechte aus, stimmte Regierungsakten
und Schenkungen zu und vertrat ihren Gemahl während seiner Aufenthalte
im Ausland. Als die wenige Monate nach der Krönung über SIGISMUND
verärgerten Barone den Hof verließen und die Königin aufforderten,
sich gegen ihren Gatten zu stellen, war es Kanizsai, der "die Einheit des
Friedens und die Ruhe der Eintracht" wiederherstellte. Diese eigentümliche
Doppelherrschaft währte jedoch nur siebeneinhalb Jahre: Ohne einen
Thronfolger geboren zu haben, verunglückte die hochschwangere Königin
am 17. Mai 1395 bei der Jagd tödlich und wurde im Münster
von Großwardein in der Nähe der Gruft des heiligen Ladislaus
beigesetzt.
Verwandtschaft Marias mit SIGISMUND VON LUXEMBURG
Rudolf I. von Habsburg
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Jutta
Clementia
oo Wenzel II. von Böhmen
oo Karl I. Martell von Anjou
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Elisabeth von Böhmen
Karl II. Robert
oo Johann von Luxemburg
oo Elisabeth von Polen
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KARL IV.
Ludwig I. der Große
oo Elisabeth
von Pommern
oo Elisabeth von Bosnien
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SIGISMUND
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Maria
Wladyslaw I. Lokietek von Polen
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Elisabeth von Polen
Kasimir III. der Große
oo Karl II. Robert
oo Aldona/Anna von Litauen
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Ludwig I. der Große
Elisabeth von Polen
oo Elisabeth von Bosnien
oo Boguslaw V. von Pommern
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Maria
Elisabeth von Pommern
oo KARL IV.
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SIGISMUND
Literatur:
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Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer
2000 Seite 165,170,172,202-205,211 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser
Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H.
Beck München 1996 Seite 40,45,49-54,56-63,68,71,81,87,91,96,138,461,492,494,599
- Hoensch, Jörg K.: Matthias Corvinus. Diplomat, Feldherr und
Mäzen. Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 217 - Lazar
Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien
1990 Seite 90 -