Tochter des Königs Eduard
I. von Wessex
aus seiner 2. Ehe mit der Aelflede,
Tochter von Earldorman Athelm
Treffer Gerd: Seite 60-61
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada
bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
Otgive - von "Übersee"
Geboren: um 903 - Heirat: 919 - + nach 951
Zweite Gemahlin Karls III. des Einfältigen (+ 879; König: 889-922; + 929)
Otgive ist von königlichem
Geblüt, Tochter des Königs Eduard I.
von England. Fünfzehnjährig quert sie den Ärmelkanal,
begleitet von ihren Schwestern Edith und
Ethil: ein neues großes Ehesyndikat ist in Sicht (So etwas hat Bertrada
schon einmal versucht.). Edith heiratet
OTTO
I., König des O-Reiches, Ethil wird die Frau Hugues', des
französischen Großfürsten.
Otgive
selbst
ist Karl dem Einfältigten, der
24 Jahre älter ist, bestimmt. Sie eröffnet den Reigen englischer
Prinzessinnen auf Frankreichs Thron.
Die junge Königin wird den dringenden Wunsch ihres
alternden Gemahls erfüllen. 921 bringt sie einen Sohn zur Welt:Ludwig
- da seine Mutter von jenseits des Kanals gekommen ist, wird man ihn später
Ludwig
von Übersee, "Louis d'Outre-mer"nennen. Otgive
hat allerdings einen Mann geheiratet, gegen den nun die großen Feudalherren
rebellieren. An ihrer Spitze steht Robert,
der Graf von Paris. Am 20. Juni 922 wird der KAROLINGER-König
abgesetzt. Robert wird von Rebellen
zum Thron geführt. An ihrer Spitze steht Gautier, der Erzbischof von
Sens, der schon 888 seinem Bruder Odo
die Salbung verabreicht hatte. Zum zweiten Mal nimmt ein Graf von Paris,
mit Billigung der Hohen Geistlichkeit, auf dem Throne Platz.
Otgive ist mit ihrem
Sohn nach Lothringen geflohen. Sie beobachtet gespannt, wie ihr Gemahl
Karl
eine Armee aufstellt, erwartet fieberhaft am 15. Juni 923 Nachrichten von
der Schlacht bei Soissons. Der
Pseudo-König
Robert, berichtet man ihr, ist im Kampf gefallen. Aber: Karl
muß den Truppen dessen Sohn, Hugues' des
Großen, weichen. Otgive
wartet: Die großen Vasallen wählen nun Roberts
Schwiegersohn Raoul von Burgund zum
König. Karl muß sich diesem
neuen Rivalen stellen. Er glaubt, in dem mächtigen Herbert von Vermandois
Beistand zu finden.
Karl irrt. Herbert
verhaftet den König, kerkert ihn bis zu seinem Tod am 7. Oktober 929
in Peronne ein. Sobald Otgive diese
tragische Nachricht erhalten hat, verläßt sie das Land. Mit
ihrem Sohn
Ludwig, dem rechtmäßigen
Erben, schifft sie sich ein, quert den Ärmelkanal ein zweites Mal
und stellt sich und ihr Kind unter den Schutz des englischen Königs.
Sie können warten: zwei französische Könige lang. Erst 936
- nach dem Tod
König Raouls -
wird ihr Sohn König. Hugues der Große
hat das veranlaßt. Er glaubt mit dem neuen König leichtes Spiel
zu haben. Otgive folgte ihrem Sohn
an den Hof von Laon. Dort nimmt sie 939 an der Hochzeit
Ludwigs
IV. mit Gerberge, der Schwester
Kaiser
OTTOS I., den ihre Schwester
Edith
einst geheiratet hat, teil. Gerberge
wird im folgenden Jahr einen Thronerben haben: Lothar.
Otgive hat keine
besondere Aufgabe mehr: Sie ist Zuschauerin, als ihr Sohn Hugues
den Großen, der offen revoltiert hat, niederringt, als
selbst die Ungarn in sein Könuigreich eindringen und es wie benäßtes
Leder abschrumpft. Was bewegt die alternde Otgiva?
Sie hat ihren Sohn beschützt. Sie hat ihn behütet. Sie hat in
den letzten Jahren zurückgezogen gelebt. Jetzt, 941, mit 38 Jahren,
flieht sie vom Hof zu Laon - um erneut zu heiraten: ausgerechnet den Sohn
jenes Herbert von Vermandois, der dazumal
ihren Mann verraten hatte. Keine Quelle erklärt diese befremdliche
Ehe. Suchten die VERMANDOIS nach einer
illustren Verbindung? [Schließlich wird die nächste Königin
eine VERMANDOIS sein.]. War Otgive
- nach ihres Sohnes Heirat, der Geburt seines Thronfolgers - jeglicher
politischer Bedeutung enthoben, eine verbitterte, frustrierte Frau? Hatte
sie vielleicht nur eine späte Liebe erfahren? Gab es eine explosive
Mischung all dieser Motive? Wie auch immer: nach dieser Heirat verliert
sich die geschichtliche Spur Otgivas,
selbst das genaue Datum ihres Todes ist unbekannt.
Nach der Gefangennahme Karls
III. war
Eadgyfu 923 mit
ihrem 3-jährigen Sohn Ludwig ins
angelsächsische Exil, das heißt zu ihrem Vater geflüchtet.
Es war kein geringer Schock für Ludwig
IV., als seine Mutter
Eadgyfu,
die in den Jahren ihres Aufenthalts in W-Franken stets im Schatten der
Gerberga
gestanden und keinen erkennbaren Einfluß auf die Politik ihres Sohnes
gewonnen hatte, ausgerechnet den gleichnamigen Sohn des einstigen Kerkermeisters
Karls
III. von W-Franken heiratete, der erheblich jünger gewesen
sein muß als sie. Eadgyfu floh
aus Laon und brach mit ihrem Sohn, der ihr sofort das Wittum Attigny und
die Abtei Notre-Dame in Laon entzog und letztere sogleich seiner Gemahlin
Gerberga
übertrug.
Schwager, Helmut: Seite 50,83,173,183 mit Anm.
699
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"Graf Heribert II. von Soissons"
Nach der Gefangennahme König
Karls III. durch Graf Heribert II.
im Jahre 923 und der Flucht
Königin Eadgyfus
(+ nach 951) mit ihrem Sohn Ludwig
IV. dem Überseeischen (+ 954) ins angelsächsische
England wurden natürlich die königlichen Domänen eine Beute
der besitzgierigen westfränkischen Großen.
Karls III. Gattin
Königin
Eadgyfu (+ nach 951) dagegen gelang mit ihrem Sohn Ludwig
IV. (+ 954) gerade noch die Flucht nach England zu ihrem Vater,
dem angelsächsischen König Eadward dem
Älteren (+ 924).
Tusey war nämlich eine alte
karolingische "villa", die Ludwigs
Vater Karl III. Könifin Eadgyfu als
Morgengabe gegeben hatte; nun war Tusey aber von Graf Rotger von Douai
(+ 942) besetzt, einem Vasallen
Herzog Hugos
und Onkel des legendären Rudolf "von Cambrai" (+ 943).
[Nach Lauer, Louis, 37 mit Anm. 4 läuft diese Verwandtschaft
dergestalt: Graf Arnulf I. von Flandern ist ein Vetter der Angelsächsin
Eadgyfu/Edith
(+ 946), der ersten Gattin
König
OTTOS DES GROSSEN, über seine Mutter Aelfthryth/Elftrude
( + 929) gewesen; mit dem KAROLINGER
Ludwig IV. war der Flame über Ludwigs
Mutter
Eadgyfu/Edgiva (+ nach 951),
Schwester der Eadgytha, verwandt;
beide Schwestern waren somit Nichten der Gräfin Aelfthryd und Enkel
König
Alfreds des Großen von England, was im übrigen auch
auf Graf Arnulf I. zutraf! Zudem: Kalckstein, Capetinger, 214.]
Konecny Silvia: Seite 145
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die
politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen
Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."
Deutlicher noch als bei ARNULF,
hinter dessen Ehen eine heftig umstrittene Bündnispolitik des Adels
stand, trat die Annäherung des königlichen Eheverhaltens an das
des Adels im westfränkischen Reich zutage. Die Ehen Karls
des Einfältigen
unterschieden sich
von denen ARNULFS
allerdings insofern, als der westfränkische
KAROLINGER
auf eine Gesamtherrschaft in seinem Reich faktisch völlig verzichtete
und eine feste Position in Lothringen anstrebte. Damit war eine Annäherung
an die übrigen westfränkischen Principes gegeben. Karl
der Einfältige wurde bei der Wahl
seiner Ehepartnerinnen zumindest teilweise von dieser Politik bestimmt.
Karl wurde als Vierzehnjähriger
zum König gekrönt. Eine erste Verbindung ging er wohl unter der
Ägide der FULCONEN ein, die seinen Herrschaftsanspruch vor allem unterstützt
hatten. Auf Grund der politischen Entwicklung verlor jedoch die erste nicht
näher bekannte Verbindung Karls des Einfältigen
an Bedeutung, und jene Söhne, die ihr entstammten, blieben als Konkubinsöhne
von einem Herrschaftsanspruch ausgeschaltet. Auch die FULCONEN förderten
sie nicht, sondern unterstützten
Ludwig den
Überseeischen. Dieser hatte im Frankenreich keine mütterliche
Verwandtschaft und eignete sich deshalb wohl besser zu einem Schattenkönig
als selbst ein Kandidat aus den eigenen Reihen. Die Verbindung Karls
des Einfältigen mit Friderun,
die einem elsässischen Geschlecht entstammte (Richtig wohl eher
sächsisches
Geschlecht
[IMMEDINGER]), sollte Karls
Versuche unterstützen, sich im lothringischen Gebiet einen
eigenen Herrschaftsbereich aufzubauen. Wie wichtig die Ehe mit Friderun
war, wird an deren zahlreichen Anniversarien deutlich, die bezeugen, daß
Karldie
Bindungen zur Sippe seiner Gemahlin auch nach deren Tod pflegte. Friderun
aber gebar keinen Sohn, und daher hatte Karl
keine Möglichkeit, eine Fortsetzung seiner elsässischen Politik
anzubahnen.
Nach Frideruns Tod
heiratete Karl
die
angelsächsische
Prinzessin Eadgivu. Es handelt sich um eine der wenigen Ausländerehen
in karolingischer Zeit. Die Verbindung
sollte wohl ein Bündnis gegen die Normannen darstellen. Nach dem Tod
ihres Gatten kehrte Eadgivu gemeinsam
mit ihrem Sohn, Ludwig dem Überseeischen,
nach England zurück.
Ludwigwurde
schließlich von den ROBERTINERN
zurückberufen und zum König erhoben. Die Legitimitätsfrage
stand bei seiner Herrschaftsübernahme nicht im Vordergrund. Zwar wird
eine Krönung Eadgivus nicht erwähnt,
der Krönungsbrauch ist jedoch bei den letzten westfränkischen
KAROLINGERN
so häufig bezeugt, daß diese durchaus anzunehmen ist. Überdies
wurde Eadgivu auch Königin genannt.
Möglicherweise dotierte Karl der Einfältige
seine
angelsächsische Gemahlin noch zusätzlich, wie dies im Falle Frideruns
deutlich bezeugt ist. Von einer Sonderform der Ausländerehe, die sich
rechtlich von der Vollehe unterschied, kann hier jedenfalls nicht mehr
die Rede sein.
919
1. oo 2. Karl III. der Einfältige Westfränkischer
König
17.9.879-7.10.929
951
2. oo Heribert III. der Alte Graf von Soissons
x 910/15-29.1.993
Kinder:
1. Ehe
Ludwig IV. der Überseeische
10.9.920/21-10.9.954
2. Ehe
Odo
-
Adelheid
-
976
oo Karl Herzog von Nieder-Lothringen
Sommer 953-22.6.992
Literatur:
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Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 57
- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd:
Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30,34,47,58 - Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 20,24,271,273 - Hlawitschka
Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des
11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich
klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1987, Seite 47 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge
des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens
und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite
68,76 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses.
Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen
Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität
Wien 1976, Seite 146 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine
Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
1991, Seite 294 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 202,204,206,230 - Schmid
Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80.
Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55 - Schwager,
Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf.
1994, Seite 50,83,163,173,183 mit Anm. 699,243 - Treffer Gerd: Die
französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18.
Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 60-61- Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 489,493
- Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle
Verlag Esslingen 1989, Seite 122 -