Sohn des N.N.
Nach Decker-Hauff habe ich diesen Ato
als
Eticho I. (Ato) bei den WELFEN eingeordnet.
Borgolte Michael: Seite 63
***************
"Die Grafen Alemanniens"
ATO (II)
------------
(belegt als Graf wohl vor 902)
Belege mit comes- bzw. grave-Titel:
--------------------------------------------
Herimanni Augiensis Chronicon 111 ad a. 902, St. Galler
Gedenkbuch pag. 6 (= Piper, Libri Confrat. 15 col. 23b,29); Zimmerische
Chronik 124
Belege ohne comes-Titel:
-------------------------------
Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau 102C1
(= Piper, Libri Confrat. 271 col. 406 über Z.1), Liber Memorialis
von Remiremont 21rA2, Bethmann, Evangelienhandschrift Cividale 122, ? Das
Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau 104C1
Literatur:
------------
Stälin, Geschichte I 331 - Baumann, Zur schwäbischen
Grafengeschichte 32 A.4 - Ders., Gaugrafschaften 76 - Dümmler, Ostfrk.
Reich III 527 - Jänichen, Baar und Huntari 113,115, Tafel 2: "Die
Bertholde" und Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - Decker-Hauff,
Ottonen und Schwaben 322-350 - Tellenbach-Fleckenstein-Schmid, Kritische
Studien 185-190 - Fleckenstein, Welfen 124f. A.286 - Schmid, Königtum,
Adel und Klöster 291-295,304 - Borst, Mönche am Bodensee 73,80f.,563
Der Reichenauer Chronist Hermann der Lahme berichtet zum
Jahr 902, dass Beringer, Reginolf und Gerhard, nobiles germani fratres,
filii Atonis comitis et Adellindae,
nicht weit von dem durch ihre Mutter erbauten Frauenkloster Buchau erschlagen
wurden, als sie ihre dort weilende Schwester heimlich zur Heirat hinwegführen
wollten. Die Mutter hat, wie Hermann weiter schreibt, die drei Söhne
nahe bei dem Kloster begraben. Nachdem Adallind darauf causa orationis
eine Pilgerreise nach Jersusalem unternommen hatte, sei sie nach ihrer
Rückkehr gestorben und in Buchau bestattet worden; dort aber war zuvor
ihre gleichnamige Tochter als Äbtissin eingesetzt worden (Herimanni
Augiensis Chronicon 111, vgl. Annales Alamannici ad a. 903, in: LendiI,
Untersuchungen 186; Chronicon Suevicum Universale 86). In der Schilderung
des Chronicon steht die Gründerin von Buchau im Mittelpunkt; Adallinds
Gatte, Graf Ato, wird dagegen nur nebenbei
als Vater der getöteten Brüder erwähnt. Man hat den Eindruck,
dass Adallind sich bereits vor der Katastrophe zusammen mit ihrer
Tochter in das Kloster zurückgezogen hatte, also um 902 wohl bereits
verwitwet war. Indessen fehlen zur Prüfung dieser Vermutung urkundliche
Zeugnisse. Der Hinweis Decker-Hauffs (328 A.334) auf Zeugen namens
Ato
in St. Galler cartae
half nicht weiter, da es für eine Identität mit
Ato
keinerlei Anzeichen gibt (vgl. Tellenbach u.a. 187 A. 49). Das bereits
von Stälin für Ato zitierte
Königsdiplom ARNULFS von 889 bietet
tatsächlich den Beleg eines Grafen Otto, der für Albrich, den
Vasallen Adalberts, intervenierte (D Arn Nr. 51 = W II Nr. 670); auch hier
ist fraglich, ob Ato gemeint war. Schließlich
dürften zwei undatierte Urkunden aus der Zeit des St. Galler Abtes
Grimald (D LdD Nr. 71 = W II Nr. 435; W II Anh. Nr. 2 1), in denen jeweils
ein
Graf Ato genannt wird, eher auf
Ato (I) zu beziehen sein. Dafür
spricht die größere zeitliche Nähe dieser Quellen zu den
sonstigen Belegen Atos (I) und die herausgehobene Position, in der der
comes in den beiden Urkunden erscheint; diese paßt zu dem gut bezeugten
Grafen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts besser als zu Ato
"von Buchau".
Eine andere Frage ist es, wo man Atos
Grafschaft suchen muß. Aus der Angabe Hermanns, dass Buchau in pago
Alamanniae Erichgewe lag, wurde seit Stälin immer wieder abgeleitet,
Ato
sei
Amtswalter im Eritgau gewesen. Tellenbach (187 A. 48) hat die Quelle aber
behutsamer ausgewertet und zurecht festgestellt, dass Hermann auch räumlich
über den Comitat nichts aussagt. Schmids Vermutung (292 mit A. 53),
Atos
"Wirkungsbereich habe sich nicht ausschließlich auf Alemannien beschränkt",
konnte trotz eines gleichzeitig bezeugten Grafen
Hatto am Mittelrhein noch nicht verdichtet werden.
Sechs Angehörige von Atos
Familie werden durch Hermanns Bericht namentlich bekannt. Es ist der Forschung
gelungen, diese und noch andere Verwandte in einigen Einträgen in
den Gedenkbüchern von St. Gallen (pag. 6), Reichenau (102C1) und Remirernont
(21rA2) sowie im Evangeliar von Cividale (122) nachzuweisen (Schmid 292-295).
Ato
steht
in diesen Personenverzeichnissen immer mit seiner Gemahlin
Adallind
zusammen. Lediglich in einem weiteren Reichenauer Eintrag (104C1) ist die
Namengruppierung nicht so eindeutig. Da aufgrund der Liste von Remiremont
angenommen werden kann, dass ein Hatto und ein anderer Ato
zu den Angehörigen Atos gehörte,
scheint mir nicht ganz sicher zu sein, dass der Ato des zweiten Eintrags
von Reichenau auch Ato bezeichnet hat
(anders Schmid 294).
Ato, der zusammen
mit seiner Familie im Gedenkbuch des Frauenklosters Remiremont in engster
Nachbarschaft einer Mönchsliste aus Schienen eingeschrieben wurde,
gilt als Verwandter
Atos (I). Während ihn Decker-Hauff (334, 337)
als Enkel des mutmaßlichen Erbauers von Kloster Schienen ansah, hielt
ihn Tellenbach (186,189, vgl. Schmid 295, Borst 73) eher für dessen
Sohn. Zu den Angehörigen
Atos
und Adallinds darf nach Schmid (303f., vgl. Borst, Pfalz Bodman
204) auch der Erzbischof
Hatto von Mainz gezählt werden. Als dieser nämlich Abt
von Reichenau war (888-913), ging Schienen in den Besitz des Inselklosters
über. Die These Decker-Hauffs, Ato
sei mit dem WELFEN Eticho
identisch
gewesen, wurde von Tellenbach und Fleckenstein widerlegt (s. a. Art. Heinrich).
Nach einer älteren Forschungsmeinung (Baumann, Zur schwäbischen
Grafengeschichte; Jänichen 115 und Tafel 2), die auf bloßen
Vermutungen beruht, gehörte Ato dagegen
dem Geschlecht der ALAHOLFINGER-BERTOLDE an.
Das Geschehen um Adallind von Buchau hat außer
Hermann den Lahmen noch andere Nachlebende beschäftigt (vgl. Borst
80f.). In der Zimmerischen Chronik wird berichtet, dass Otho, diser loblich
grave (...) sampt zwaien seinen sönen, graven Beringern und graven
Reginaldo, auch andern rittern und knechten von den Hungern, so der zeit
mit macht aus irem land zogen und das ganz Bayerland, auch ain großen
thail in Schwaben verderbt und verbrennt heben, jämmerlich erschlagen
worden sei (Zimmerische Chronik 124). Die Nachricht, die sich offensichtlich
auf
Ato bezieht, steht im Hinblick
auf Beringer und seinen Bruder mit Hermann dem Lahmen in Widerspruch. Der
Chronist, der Ato
im übrigen in die Zeit
KARLS DES
GROSSEN setzt und
Adallind
zu einer Schwester der Kaiserin
Hildegart macht (ebd. 23), verdient deshalb kaum Vertrauen.
Aus der Quelle darf man sicher nicht, wie Decker-Hauff (350), schließen,
dass Ato nach 902 "im Kampf gegen die
Ungarn gefallen" sei.