Welf IV.                                   als Welf I. Herzog von Bayern (1070-1101)
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1030/40-9.11.1101
             Paphos auf Zypern

Begraben: Kloster Weingarten
 

Einziger Sohn des Markgrafen Albert Azzos II. von Este aus seiner 1. Ehe mit der Kunigunde (Chuniza) von Altdorf, Tochter von Graf Welf II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2144
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Welf IV., als Herzog von Bayern Welf I.
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     + 8. November 1101

Begraben: Kloster Weingarten

Sohn des OTBERTINERS Markgraf Azzo II. von Este (997-1096) und der WELFIN Chuniza (Kunigunde)

1. oo Italienerin

2. oo nach 1061 Ethelinde, Tochter des Bayern-Herzogs Otto von Northeim

3. oo Judith von Flandern, Halbschwester Graf Balduins V.; Witwe des Earl Tostig von Northumberland

Welf IV. wurde auf Initiative seiner Großmutter Imiza (Irmintrud), Gemahlin Welfs II., aus Italien nach S-Deutschland gerufen, um die schwäbisch-bayerischen Besitzungen seines verstorbenen Onkels Welf III. zu übernehmen und zu organisieren. Jener hatte bereits laut Testament diese Besitzungen an sein Hauskloster Altdorf vererbt, was aber seine Mutter Irmentrud verhinderte, indem sie ihren Enkel Welf IV. (der nur kognatische ein WELFE war) herbeirief. Welf IV. verstieß seine Gemahlin Ethelinde, nachdem Otto von Northeim 1070 zum erbitterten Feind König HEINRICHS IV. geworden war. Diese Tat war wohl die Voraussetzung dafür, dass Welf IV. 1070 das Herzogtum Bayern verliehen bekam. Seine Vermählung mit Judith brachte Welf IV. internationale Familienverbindungen, darüber hinaus erstmals Söhne. Welf IV. wurde in der Pfalz Goslar am Weihnachtsfest 1070 ohne Hinzuziehung des bayerischen Großen mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Schon 1073/74 gab es Spannungen mit dem König, als die Großen des Reiches die Wiedereinsetzung Ottos von Northeim als bayerischen Herzog forderten. Nach Ausbruch des Investiturstreits trat Welf IV. gemeinsam mit Herzog Rudolf von Schwaben zur päpstlichen Partei über und forcierte in Forchheim (15. März 1077) die Wahl RUDOLFS VON RHEINFELDEN zum Gegenkönig. Im Mai 1077 auf dem Hoftag zu Ulm geächtete, mußte er ohne bayerische Anhänger nach Ungarn fliehen, 1078 auch die Verwüstung seiner schwäbischen Güter durch Anhänger Kaiser HEINRICHS IV. dulden. Welf IV. scheint bereits vor dem Ausbruch des Machtkampfes zwischen König und Papst kirchliche Reformtendenzen verfolgt zu haben, denn 1073 gründete er südlich seiner Burg Peiting das Klerikerstift Rottenbuch. Der 1077 von einem Reformkreis in Augsburg zum Bischof gewählte Wigold konnte sich gegenüber den königlichen Favoriten Siegfried nur im Schutze Welfs IV. halten. Welf IV. hatte nach seiner Absetzung 1077 freilich in Bayern keinen nennenswerten Anhang mehr. Hier herrschte nun weitgehend der König. Im Umkreis der Bischofsstadt Augsburg vermochte Welf IV. aber mit den übrigen Mitgliedern der süddeutschen Fürstenopposition, langwierige kriegerische Aktivitäten durchzusetzen. Zudem hatte er erheblichen Einfluß auf die Alpenpässe. Der König konnte die Machtposition Welfs IV. nicht erschüttern. Anstelle Bayerns suchte sich Welf IV. eine neue Machtposition in Italien zu schaffen, scheiterte aber an seinen italienischen Stiefbrüdern. Durch päpstliche Vermittlung wurde Welfs IV. gleichnamiger Sohn Welf V. 1089 mit Markgräfin Mathilde von Tuszien vermählt, der sich aber 1095 von ihr trennte. Dies ermöglichte einen erneuten Parteiwechsel Welfs IV. in Deutschland. Er versöhnte sich mit HEINRICH IV. und erhielt das Herzogtum Bayern zurück. Ein neuer Zug gegen die italienischen Stiefbrüder brachte einen letzten Erfolg. Auf der Rückreise von einer Kreuzfahrt nach Jerusalem starb Welf IV. auf Zypern.

Literatur:
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E. König, Die süddt. Welfen als Kl.gründer, 1934 - R. Goes, Die Hausmacht der Welfen in S-Dtl. [Diss. masch. Tübingen 1960] - Spindler I, 1981, 324ff [K. Reindel].


Bosl's Bayerische Biographie
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Welf IV., bayerischer Herzog
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     + wahrscheinlich 9.11.1101
      Paphos auf Zypern

Begraben: Kloster Weingarten

Vater:
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Markgraf Azzo II. von Este (+ 1097)

Mutter:
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Kunigunde (+ vor 1055)

1. oo 1070 Ethelinde, Tochter von Otto von Northeim

2. oo Judith von Flandern (+ 1094)

Welf war der Ahnherr des jüngeren deutsch-italienischen WELFEN-Geschlechts,
1070 als Nachfolger von Otto von Nordheim als bayerischer Herzog eingesetzt.
Begründer der sogenannten jüngeren WELFEN-Linie.
1072 Kontroversen mit dem König.
1077 Absetzung und Acht.
Sein Herzogtum Bayern behielt der König ein.
1096 Aussöhnung. Wieder mit Bayern belehnt. Aufhebung der Acht.
1101 Kreuzzug.

Literatur:
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ADB 41; BWB 3; Historia Welforum, 1938; W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 3-4, 1876-1877.


Brandenburg Erich: Tafel 11 Seite 22
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

XI. 53 Welf IV., Herzog von Bayern 1070
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            * ca. 1030/40, + 1101 9.XI.

Gemahlinnen:  a) Ethelinde, Tochter des Otto von Northeim, Herzog von Bayern
                         geschieden 1070

                     b) 1071 Judith, Tochter Balduins IV., Graf von Flandern, Witwe des Grafen Tostig von Northumberland
                                       + 1094 5. III. (siehe IX 52)


Nach dem Tode seines kinderlosen Onkels Welf III. trat Welf IV., von seiner Großmutter Imiza herbeigerufen, das gesamte welfische Erbe an, das nach dem Willen Welfs III. an das Kloster Altdorf fallen sollte. Er trennte sich 1070 vom Schwiegervater Otto von Northeim und wurde Herzog von Bayern. Im Jahre 1073 gründete er das Augustinerchorherrenstift Rottenbuch neu. Er half Kaiser HEINRICH IV. 1075 in der Schlacht bei Homburg gegen die Sachsen, geriet später gegen ihn und sagte sich 1076 mit anderen auf der Synode von Tribur von ihm los und unterstützte den Gegen-König RUDOLF VON RHEINFELDEN, dann HERMANN VON SALM. Er galt 1080 sogar selbst als päpstlicher Thronkandidat gegen HEINRICH IV., der ihm 1077 in Bayern abgesetzt hatte. Er stritt viel mit königstreuen Grafen und Bischöfen in Bayern, setzte 1088 Bischof Siegfried von Augsburg gefangen und wurde von den STAUFERN in Schwaben bekriegt. Er unterstützte 1090 die Schwiegertochter Mathilde von Tuszien und verwehrte dem Kaiser durch Blockierung der Alpenpässe die Rückkehr aus Italien. Durch Vermittlung des greisen Vaters söhnte er sich 1096 mit dem Kaiser aus und bekam Bayern offiziell zurück. Seit 1097 kam es zum Erbstreit mit seinem Bruder Fulco I. um die italienischen Erbgüter, auf die er letztlich verzichten mußte. Er gewann unter anderem Achalm und Buchhorn, zog 1099 nach Jerusalem und starb auf der Rückkehr vom Kreuzzug in Zypern.

Heine, Alexander: Seite 26,42
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"Geschichte der Welfen"

Genealogie der Welfen
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                                      8.

Dieser zeugte eine Tochter Cuniza, welche der Markgraf Ezzo mit dem Hof Elisina als Mitgift zur Gemahlin erhielt und mit der er Welf erzeugte; und nachdem ihr Vater ohne einen Sohn als Erben gestorben und die ganze Erbschaft an den heiligen Martin nach Weingarten bestimmt war, kam er herbei, erlangte die Herrschaft und wurde der erste Herzog dieses Namens in Baiern.

                           9.
Dieser nahm ... die Tochter des Grafen von Flandern und Königin von England namens Judita und zeugte mit ihr Welf und Heinrich, nacheinander Herzöge von Baiern. Welf zog mit dem Erzbischof Timo nach Jerusalem und starb unterwegs [Auf dem Rückweg auf der Insel Cypern, am 8. oder 9. November 1101.].

Geschichte der Welfen
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                       10.

Er zeugte auch eine Tochter namens Kuniza, welche Azzo, ein sehr reicher Markgraf von Italien, mit der Mitgabe des Hofes Elisina zur Gemahlin nahm, und mit welcher er denselben Welf zeugte, den zukünftigen Erben und Herrn unseres ganzes Landes, von welchem an geeigneter Stelle die Rede sein wird.

                     12.
Welfs Mutter nämlich, welche wußte, daß sie von ihrer Tochter noch einen Erben [Welf IV., Sohn der Kuniza, Vgl. Kap. 10] hatte, schickte Boten nach Italien und ließ ihn herbeiholen. Und als er kam, verbot er die ganze Schenkung und erklärte sich selbst als den zweifellosen und wahren Erben.

                        13.
Dies ist jener Welf, welcher als der erste der Unseren das Herzogtum Baiern erlangte und dort wie auch in anderen Teilen des Reiches viel Großes vollbrachte. Denn er war ein Mann beherzt mit den Waffen, klug im Rat und mit Weisheit für den Rechtstreit wie für dir friedliche Verhandlungen begabt. Daher unterdrückte er auch alle Fehden in seinem Land, welche entweder gegen ihn oder von anderen unter sich geführt wurden, durch große Mäßigung oder durch Strenge. Ehe der Kaiser Pläne zu seiner Ermordung unternahm und den offenen Kampf gegen die Kirche begann, hing er ihm in aller Treue an und diente ihm, als er gegen die Sachsen Krieg führte in drei blutigen Schlachten mit größter Tapferkeit. Nachdem aber viel Schändliches von ihm erzählt wurde und er, was noch schlimmer ist, den Papst Gregor VII. von seinem Sitz vertrieben und Wibert, den Erzbischof von Ravenna, an seine Stelle gesetzt hatte, wendete er sich mit anderen katholischen Fürsten von ihm ab und machte ihm von da an viel zu schaffen. Daher befehdete er auch den Bischof Siegfried von Augsburg, welcher dessen Partei oder richtiger dessen Frevel begünstigte, lange Zeit aufs Heftigste. Endlich bemächtigte er sich seiner mit vielen anderen in seiner eigenen Stadt, warf ihn ins Gefängnis und hielt ihn lange Zeit in Ketten auf seiner Burg Ravensburg. Auch seine Stadt verheerte er durch Brand und Plünderung.
Zur Gemahlin aber nahm er Judith, die verwitwete Königin von England [Über die erste Ehe Welfs wissen wir nichts. In zweiter Ehe war er mit Ethelinde, der Tochter des Baiern-Herzogs Otto (von Nordheim) vermählt. Nachdem über diesen 1070 die Reichsacht verhängt und er selbst mit Baiern belehnt war, verstieß er sie.], eine Tochter des edlen Grafen Balduwin von Flandern. Mit ihr zeugte er zwei Söhne, nämlich Welf und Heinrich, welche beide nacheinander das Herzogtum Baiern besaßen.
Dieser ist derjenige, welcher als erster der Unseren, weil er in so bewegter Kriegszeit seine Güter unter seine Anhänger verteilt und dadurch die väterlichen Einkünfte vermindert hatte, Bischöfe und Äbten die Huldigung leistete und nicht wenige Güter von ihnen empfing. Durch Schenkungen besaß er auch die beiden Burgen Achalm und Wülfingen und alle Güter des Grafen Liutold [von Achalm, dem Letzten seines Geschlechtes], welche dieser m in jener Gegend gehörten, die ausgenommen, welche dieser in Zwiefalten der heiligen Maria übergeben hatte. Auch das Erbgut des Grafen Otto von Buchhorn erlangte er noch zu dessen Lebzeiten und mit seiner Einwilligung und behielt es.
Als er endlich das Greisenalter erreicht, mit dem Bau einer Kirche zu Rottenbuch begonnen und sie reichlich genug ausgestattet hatte, auch das Altdorfer Kloster mit Gütern, Zehnten und Leibeigenen, sowie mit kirchlichem Schmuck bis zum Überfluß bereichert und andere ihm gehörige Kirchen einigermaßen aufgebessert hatte, wollte er Gott für seine Sünden noch eine beschwerliche Genugtuung leisten und unternahm eine Fahrt nach Jerusalem. Diese führte er auch unter den größten Verfolgungen und Gefahren auf dem Wege durch Ungarn und Griechenland aus. Denn er besuchte, nachdem er die Seinigen größtenteils verloren hatte, das Grab des Herrn und die anderen heiligen Stätten und kam sodann auf dem Heimweg nach Cypern, wo er aus diesem Leben schied und begraben wurde. Indessen wurden seines Gebeine später gehoben, ins Altdorfer Kloster gebracht und dort bestattet.


Spindler Max: Seite 324-331
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"

Nach Welfs III. kinderlosem Tod im Jahre 1055 kam ein italienischer Neffe, der Sohn seiner Schwester Kunigunde und des Markgrafen Azzo von Este, nach Deutschland, um hier die reichen Eigengüter des Geschlechts in Besitz zu nehmen, die im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet lagen. Welf IV., der diese jüngere Linie einleitet, war ein kluger, wendiger, wandlungsfähiger Politiker, der, günstige politische Situationen rasch erkennend und ergreifend, zu den Fürsten gehörte, die in den wirren Zeiten des Investiturstreites und der ihn begleitenden innerdeutschen Kämpfe seinen Vorteil überall zu wahren wußte. Er war vermählt mit Ethelinde, einer Tochter Ottos von Norheim, schickte diese aber dem Vater nach dessen Sturz zurück und heiratete die Tochter des Grafen Balduin von Flandern. Der Parteiwechsel war für ihn lohnend, denn zu Weihnachten 1070 belehnte ihn König HEINRICH IV. mit dem bayerischen Herzogtum.
Die Belehnung Welfs war für Bayern, wie die Zukunft lehren sollte, ein Ereignis von großer Bedeutung, auch wenn Welf IV. von 1077-1096 das Herzogtum noch einmal entbehren mußte: die Periode der Wechselherzöge und der Kronlandepoche war jetzt für Bayern abgeschlossen. Sofort zeigte sich dann auch am Verhältnis Herzog Welfs zu HEINRICH IV., dass mit ihm das Herzogtum einer starken Hand anvertraut worden war. Die Stellung des bayerischen Herzogs in dem 1073 offen ausbrechenden Konflikt des Königs mit den Sachsen ist nicht ganz klar. Er scheint einerseits sich geweigert zu haben, dem König bei seinem Kampf gegen die sächsischen Aufständischen Hilfe zu leisten, mußte aber andererseits doch befürchten, dass eine Einigung HEINRICHS IV. mit Otto von Nordheim nur auf seine Kosten gehen konnte. Nach zwei von einander unabhängigen Nachrichten hätte HEINRICH im Oktober 1073 bei den Vorverhandlungen von Gerstungen Otto das bayerische Herzogtum wieder zugesagt, in das er dann auch anläßlich des im Februar 1074 endgültig abgeschlossenen Friedens wieder entsetzt worden sei. Zur Ausführung dieses Beschlusses, wenn wirklich ein solcher gefaßt worden sein sollte, ist es jedoch nicht gekommen. Vielleicht war aber die Sorge vor einer Restitution des NORDHEIMERS die Ursache dafür, dass Welf IV. sich jetzt aktiv am Krieg gegen die Sachsen beteiligte: am 9. Juni 1075 nahm er mit bayerischen Truppen an der für den König erfolgreichen Schlacht bei Homburg teil.
Als auf der 1076 in Rom tagenden Fastensynode der Papst den deutschen König absetzte und bannte, zeigte die Reaktion auf die Bannung in Deutschland, dass HEINRICH die Festigkeit seiner Stellung überschätzt hatte. Blieb auch von den geistlichen Reichsfürsten der größte Teil auf seiner Seite, so benützten die weltlichen Fürsten doch überwiegend die willkommene Gelegenheit, dem Herrscher den Gehorsam aufzusagen. Auf dem Fürstentag von Tribur im Oktober 1076, der dem König die Krone absprach, wenn er nicht innerhalb eines Jahres vom Bann gelöst haben würde, befand sich neben dem ZÄHRINGER Berthold von Kärnten auch Welf von Bayern. Für HEINRICH IV. bedeutete die geschlossene Gegnerschaft der drei süddeutschen Fürsten, Bertholds von Kärnten, Welfs von Bayern und Rudolfs von Schwaben, dass ihm die Alpenpässe und damit der Rückweg von Italien gesperrt worden waren; doch jetzt bewährte sich die Königstreue der EPPENSTEINER, die ihm den Heimweg über Kärnten ermöglichten.
Auf einem Reichstag in Ulm im Mai 1077, der den aufständischen Adligen den Verlust ihrer Lehen und Besitzungen brachte, wurde auch Bayern Welf IV. abgesprochen, das Herzogtum jedoch nicht weiterverliehen; es blieb in der Hand des Königs. Nun zeigte sich, dass der Anhang des WELFEN in Bayern sehr gering, seine Machtmittel nur beschränkt waren: Welf IV. war anfangs ein Herzog ohne Land, und Bayern wurde im Investiturstreit zunächst zu einem wichtigen Stützpunkt der königlichen Macht.
Inzwischen schien sich die Sache des Königs, der von 1081 bis 1084 mit seinen Feldzügen gegen Rom beschäftigt war, auch in Bayern zu verschlechtern. Welfs IV. Bemühungen insbesondere war die Erhebung des Gegen-Königs HERMANN VON SALM im Sommer 1081 zu verdanken, die von ihm geführten schwäbischen Truppen errangen im August des gleichen Jahres bei Höchstädt einen großen Sieg über das königstreue bayerische Aufgebot. Erst der Tod Ottos von Nordheim 1083 und die Rückkehr HEINRICHS IV. nach Regensburg im Juni 1084 brachten wenigstens vorübergehend eine Wendung: in einem erfolgreichen Feldzug nach Westen gegen Welf konnte HEINRICH IV. Augsburg besetzen, während er im Osten den Markgrafen Luitpold zu erneuter Unterwerfung zwang.
Der abgesetzte Welf IV. blieb in S-Deutschland HEINRICHS gefährlichster Gegner; er hatte großen Anteil an dem Sieg von Pleichfeld im August 1086, er konnte Augsburg in seine Gewalt bringen, das bisher die Verbindung zwischen seinen in Schwaben und Bayern gelegenen Besitzungen behindert hatte, und "über den größten Teil der baierischen Lande scheint er damals eine herzogliche Gewalt tatsächlich wieder ausgeübt zu haben". Vor dem Hintergrund dieser Kämpfe müssen auch wohl Hinweise auf Bemühungen um einen Landfrieden in Bayern in den Jahren 1093 und 1094 gesehen werden. Welf war durch Papst Urban II. besonders fest mit den Interessen der päpstlichen Partei verknüpft worden, da der Papst 1089 eine Ehe zwischen dem Sohn Welfs IV., dem damals 17-jährigen Welf V. mit der 40-jährigen Gräfin Mathilde von Tuszien vermittelte, die dem jungen Welf eine Erbaussicht auf den reichen Besitz der Markgräfin eröffnen mußte. Welf hatte die Sache der päpstlichen Partei völlig zu der seinen gemacht, im Jahre 1093 bezeichnete er sich selbst als Vasall des heiligen Petrus und knüpfte Beziehungen zu dem von seinen Vater abgefallenen Kaisersohn KONRAD an. HEINRICH IV., dessen Erfolge mit dieser neuen Rebellion wieder zunichte gemacht worden waren, der weder in Italien eingreifen noch nach Deutschland zurückkehren konnte, hielt sich in diesen Monaten des für ihn so schweren Jahres 1093 auf den Burgen der treu gebliebenen EPPENSTEINER östlich der Etsch auf. Als die WELFEN erfahren mußten, dass die Markgräfin Mathilde ihre italienischen Güter schon seit langem St. Petrus vermacht hatte, lösten sie 1095 den Ehebund auf und suchten die Aussöhnung mit dem Kaiser. Nach 20-jährigem Kampf wurde im Sommer 1096 Welf IV. in Verona wieder mit dem bayerischen Herzogtum belehnt, und für den Kaiser ergab sich durch die damit verbundene Öffnung der Alpenpässe die Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren. Welf IV., der hinfort mit dem Kaiser im guten Einvernehmen blieb, der wohl 1098 von ihm auch noch die Zusicherung der Nachfolge seines Sohnes Welf V. im bayerischen Herzogtum erhielt, ist im November 1101 auf dem Heimweg vom Kreuzzug in Paphos auf Cypern gestorben.

Jordan Karl: Seite 5
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"Heinrich der Löwe"

Da Cuniza bereits gestorben war, rief Imiza ihren Enkel nach Deutschland, um die Tradition des Hauses weiterzuführen. Als Welf IV. ist er der Begründer der jüngeren Linie der WELFEN geworden.
Wenige Monate nach dem Tode seines Onkels übernahm er das gesamte WELFEN-Erbe in Schwaben und Bayern. In Weingarten hielten die Mönche aus dem bayerischen Kloster Altomünster ihren Einzug; die Weingartener Nonnen übernahmen dafür Altomünster. Welf selbst gründete das Augustinerchorherrenstift Rottenbuch im Ammertal, das in der kirchlichen Reformbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen sollte.
Nachdem Welf in erster Ehe mit einer namentlich nicht bekannten Angehörigen eines italienischen Geschlechts verheiratet gewesen war, vermählte er sich mit Ethelinde, der Tochter des Bayern-Herzogs Otto von Northeim, und verband sich dadurch mit einer der angesehensten Dynastien des Reiches. Als Otto wegen eines angeblichen Anschlages auf HEINRICH IV. im Jahre 1070 durch einen Fürstenspruch abgesetzt wurde, verstieß Welf seine Gemahlin und stellte sich auf die Seite des jungen Königs.
Damit begann seine zwiespältige Rolle in der Reichsgeschichte dieser Jahrzehnte. König HEINRICH übertrug ihm das Herzogtum Bayern. Dadurch stiegen die WELFEN endgültig zur herzoglichen Würde empor. Mehr als ein Jahrhundert haben sie, wenn auch mit Unterbrechungen, das herzogliche Amt in Bayern innegehabt und so ihre Machtstellung im Reiche ausgebaut. Bald nach 1070 ging Welf eine dritte Ehe mit Judith von Flandern ein. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Welf V. und Heinrich, der später "der Schwarze" genannt wurde.
In den innerdeutschen Auseinandersetzungen der 70-er Jahre stand Welf IV. zunächst auf der Seite HEINRICHS IV. und leistete ihm beim Kampf gegen die Sachsen wertvolle Hilfe. Nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen dem König und Papst Gregor VII. wechselte er aber bald in das Lager der fürstlichen Opposition gegen HEINRICH IV. über und spielte bei der Wahl Herzog Rudolfs von Schwaben zum Gegen-König im März 1077 eine führende Rolle. Ebenso wie die Herzöge von Schwaben und Kärnten wurde er deshalb vom König abgesetzt.
Die Herzogtümer Schwaben und Kärnten wurden von HEINRICH wieder neu verleihen. Das wichtige schwäbische Herzogtum übertrug er dem Grafen Friedrich von Büren, der sich fortan nach seiner auf dem Staufenberg bei Göppingen neu erbauten Burg Friedrich von Staufen nannte und sich mit Agnes, der Tochter HEINRICHS IV., vermählte. Im Dienste des salischen Königshauses begann damit die geschichtliche Leistung jenes anderen schwäbischen Geschlechts, das später zeitweilig der stärkste Rivale der WELFEN werden sollte. Das Herzogtum Bayern behielt der König vorläufig in seiner Hand, ohne jedoch hier die Stellung der WELFEN erschüttern zu können.
Welfs Ziel war es, sich auch in Italien eine Machtbasis zu schaffen. Sein Vater Albert-Azzo war nach CunizasTod eine zweite Ehe eingegangen, der zwei Söhne, Hugo und Fulco, entsprossen waren. Nach Welfs Abfall von der königlichen Partei hatte HEINRICH IV. ihnen die Rechte und Besitzungen ihres Vaters in Italien zugesichert. Demgegenüber versuchte Welf IV., durch eine Bündnis mit dem mächtigen Haus CANOSSA in Ober- und Mittelitalien wieder zur Macht zu kommen. Durch Vermittlung Papst Urbans II. schloß im Jahre 1089 der 17-jährige Welf V.die Ehe mit der damals 42- oder 43-jährigen Markgräfin Mathilde von Tuszien, die seit den Tagen Gregors VII. die eifrigste Verfechterin der päpstlichen Sache in Ober- und Mittelitalien war. Sie hatte - vermutlich im Jahre 1079 - das umfangreiche Eigengut ihres Hauses in Italien und Lothringen der römischen Kurie geschenkt, es aber als Lehen zurückerhalten. Als sich die Hoffnung des jungen Welf, durch seine Ehe mit Mathilde die Anwartschaft auf diese Gebiete zu erhalten, nicht erfüllte, trennte er sich nach wenigen Jahren (1095) von der Markgräfin. Mit diesem Schritt steht ein neuer Parteiwechsel seines Vaters im Zusammenhang. Welf IV. söhnte sich mit HEINRICH IV. aus und wurde wieder als Herzog in Bayern eingesetzt.
Als Azzo von Este 1097 im hohen Alter die Augen schloß, brach zwischen seinen Söhnen aus seinen beiden Ehen ein heftiger Streit um das reiche väterliche Erbe aus. Welf IV. erhob gegenüber seinen Stiefbrüdern, den Markgrafen Hugo und Fulco, weitgehende Ansprüche auf die Besitzungen und konnte sie auf einem Zug nach Italien zum großen Teil durchsetzen. Es war sein letzter großer Erfolg; wenige Jahre später ist er im Jahre 1101 auf der Rückkehr von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land auf der Insel Cypern gestorben.

Fleckenstein Josef: Seite 82,86
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"Die Herkunft der Welfen"

Der welfische Besitz im Ammergau ist jedenfalls in seinen Anfängen erst durch Rodung erworbener Besitz: ein Besitz, der wiederum, wie schon im Vintschgau, nach Schwaben graviert! Wir können noch einigermaßen gut verfolgen, wie sich der Ausbau über Jahrhunderte hin erstreckte und wie das Gebiet am rechten Ufer des oberen Lech zunehmend an Bedeutung für das Geschlecht gewann. Dabei wird deutlich, dass es, obwohl längst weithin in welfischem Besitz, doch erst mit den jüngeren WELFEN wirklich in den Vordergrund getreten ist: Erst Welf IV., der Sohn Azzos von Este und der WELFIN Kuniza, der erste welfische Herzog Bayerns, hat dafür den entscheidenden Schritt getan, indem er am N-Rand des Ammergaus nordwestlich von Peiting eine Burg errichtete, die fast einen Stammsitz gleichkam. Der gleiche Welf hat auch um 1074 das Augustinerchorherrenstift Rottenbuch gegründet, dem zum Teil er selbst, zum Teil auch seine Nachkommen umfänglichen Besitz im Ammergau übergaben, so in Böbing, in Wildsteig und in dem erst nach 1100 als novus locus genannten Ried.
Als Welf IV., Herzog von Bayern, im Kampf zwischen HEINRICH IV. und seinem Gegen-König RUDOLF VON SCHWABEN auf die Seite des Gegenkönigs getreten war, entzog ihm HEINRICH im Juni 1077 iusto iudicio seine Lehen, darunter das praedium nomine Moringen, um es der bischöflichen Kirche in Augsburg zu übergeben. Welf hat es später, nach seiner Aussöhnung mit HEINRICH IV., wieder zurückerlangen können. Geht daraus schon hervor, dass Mering kein Stammgut, sondern königliches Lehen war, so erfahren wir aus der Genealogia wie der Historia Welforum noch dazu, dass die villa Moringen erst durch Imiza, die Gemahlin Welfs II., Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und Schwester Herzog Heinrichs von Bayern, an das WELFEN-Haus gekommen ist.

Störmer Wilhelm: Seite 516
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"Die Salier und das Reich" Band I

Lampert von Hersfeld - freilich 'parteipolitisch' befangen - desillusioniert dieses Herzogseinsetzungsgeschäft mit ungewöhnlicher Schärfe: "Der König feierte Weihnachten in Goslar. Dort wurde auf Fürsprache Herzog Rudolfs von Schwaben Welf, der Sohn Markgraf Azzos von Italien, mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Dieser hatte eine Tochter Herzog Ottos von Bayern geheiratet und ihr schon zum zweiten Mal eidlich eheliche Treue gelobt. Solange nun Frieden herrschte und auch solange er hoffte, der leichtsinnig begonnene Krieg könne ohne große Veränderung der Zustände beendet werden, erwies er seiner Gemahlin eheliche Liebe und Ehre und förderte die Sache seines Schwiegervaters nach Kräften durch Waffenhilfe und gute Ratschläge. Als er aber von dem Urteil gegen diesen erfuhr und merkte, dass der Krieg und der Zorn des Königs von Tag zu Tag heftiger gegen diesen anschwoll, brach er alle Abmachungen und alle Bande, mit denen sie gegenseitig ihre Verwandtschaft aneinander geknüpft hatten, denn er hielt es für besser, den Vorwurf des Meineids und die Schande des Treubruchs auf sich zu nehmen, als sich in seiner glänzenden Lage an dessen hoffnungslose, verlorene Sache zu binden. Zunächst versagte er ihm die Hilfe, um die er ihn in seiner Not bat, dann schloß er seine Tochter von der Gemeinschaft des Ehebettes aus und schickte sie ihrem Vater zurück, und schließlich richtete er sein ganzes Bemühen darauf, dessen Herzogtum in seine Hände zu bekommen, ohne Rücksicht darauf, wie viel Gold, wie viel Silber, wie viel seiner Einkünfte und Besitzungen er verschleudern mußte, wenn er nur erreichte, was er wünschte. So geriet ihm der Betrug, und er wurde groß und mächtig, aber alle verabscheuten ihn, weil er die glänzendste und angesehenste Würde im Reich durch so schmutzigen Ehrgeiz besudelt hatte. Der König wußte, dass es den bayerischen Fürsten nicht gerade gefallen werde, was da wider Sitte und Recht und ohne ihre Befragung geschehen war, und deshalb gedachte er, so schnell wie möglich nach Bayern zu gehen, um eine Verschwörung, die etwa ausbrechen würde, persönlich zu beschwichtigen."
König HEINRICH IV. hatte mit der Einsetzung Welfs alte salische Gepflogenheiten aufgegeben. Mit Welf IV. kam seit HEINRICH II. erstmals wieder ein Mann an die Leitung des bayerischen Herzogtums, der auch in Bayern bereits eine ererbte Interessensphäre hatte, die er in der Folge ausbauen konnte und wollte. Als Welf nach der Aussöhnung mit Kaiser HEINRICH IV. 1096 wieder das Herzogtum erlangte, verließ der Kaiser schließlich alle salischen Prinzipien bezüglich des Herzogtums, indem er die Erblichkeit zugestand. Frutolf berichtet: "Welf, neuerlich Herzog von Bayern, versöhnte seine Söhne, als sie selbst einen Aufruhr anzuzetteln versuchten, in Gnaden mit dem Kaiser und erreichte, dass nach ihm einem von ihnen die Herzogsgewalt übertragen werden sollte."

"WELF VI."
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Baaken Katrin: Seite 18
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"Herzog Welf VI. und seine Zeit"

Bald nach der Geburt Welfs IV. ist Kuniza gestorben, und nach ihrem Tod hat Azzo wieder geheiratet. Bei den Streitigkeiten Welfs IV. mit seinen Halbbrüdern, den Kindern aus dieser zweiten Ehe seines Vaters Azzo, hatte er jene Güter, die seine Mutter mit in die Ehe gebracht hatte, zugeteilt erhalten. Der Hof Elisina, der mit 1.100 Mansen wirklich riesig war, dürfte also am ehesten in dem Besitzkomplex südlich von Padua zu sehen sein, in dem Este liegt und wo die Rechte der WELFEN nach Azzos Tod zu belegen sind. Hier ist Welf IV., der Begründer der jüngeren süddeutschen WELFEN-Linie, später mit den Söhnen Welf V. und Heinrich dem Schwarzen in der Burg Este zu finden. Dieser einem Zweig der OBERTENGHI den Namen gebende Sitz liegt nahe der Scodosia, die als Gütereinheit im Besitz der ESTE nachzuweisen ist, aber sicher nicht der curtis Elisina entspricht.

"WELF VI."
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Althoff Gerd: Seite 76
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"Welf VI. und seine Verwandten"

Durch einen Konflikt - um nicht zu sagen durch einen Skandal - erlangten die WELFEN auch die bayerische Herzogswürde. Welf IV. folgte in dieser Würde im Jahre 1070 seinem Schwiegervater Otto von Nordheim, nachdem dieser in Auseinandersetzungen mit König HEINRICH IV. geraten war und von diesem abgesetzt wurde. Der WELFE löste aus diesem Grunde seine Ehe mit Ethelind, der Tochter Ottos von Nordheim, und schickte seine Frau dem Schwiegervater nach Hause zurück. Überdies soll er HEINRICH IV. eine Unmenge an Gold und Silber für das Amt bezahlt haben, wie vor allem empörte sächsische Quellen zu berichten wissen. Die Reaktionen auf diesen Treuebruch und Verrat des WELFEN waren unter den Zeitgenossen jedenfalls beträchtlich, und es ist überliefert, dass man wenig später, als Sachsen und Schwaben sich gegen HEINRICH IV. eidlich verbündeten, Otto von Nordheim und Welf IV. veranlaßte, ihr feindseliges Verhältnis durch eine Schwurfreundschaft gesondert beizulegen. Zu dem Schwurbündnis der Stämme trat also ein persönliches Schwurbündnis der beiden Kontrahenten. Man hielt dies offensichtlich für nötig, um den Konflikt des Jahres 1070 endgültig beizulegen.

Klaar Karl-Engelhardt: Seite 123-126
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"Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

Die Aussagen des Diploms lassen sich jetzt, soweit sie für die politische Geschichte erheblich sind, etwa so zusammenfassen: In Gegenwart des Kaisers und des Bayernherzogs und unter dem Schutze des ersteren überträgt der Herzog von Kärnten dem Heiligen Stuhl eine von ihm errichtete Abtei zu weitgehend zeitüblichen Bedingungen; anschließend beurkundet der Kaiser eine Übertragung. - Bei der Erklärung des Hintergrundes dieser eigenartigen Konstellation sei von Herzog Welf ausgegangen. Dass seine Anwesenheit keine mehr oder minder zufällige ist, zeigt schon seine Stellung innerhalb der Urkunde; ansonsten hätte er, anstatt neben dem Kaiser, an der Spitze der Zeugen rangieren können. So erscheint er als Mitwirkender, und es ist zu fragen: Warum? und: Auf welche Weise? - Welf IV. war 1077 das Herzogtum Bayern durch HEINRICH IV. entzogen worden. Seither hatte er sich energisch, obschon nicht ohne Eigennutz, für die Sache Gregors VII. und dessen Nachfolger eingesetzt, während das Herzogtum einstweilen beim Reiche geblieben war. Des WELFEN zeitweilig große Erfolge beim Streben nach Ausbau seiner Macht wichen später Mißerfolgen. Die Hoffnung auf reiche Erbschaft hatte sich als verfehlt erwiesen, sobald die (aus welfischer Sicht) zum Behufe ihrer Erlangung geschlossene Ehe des jüngeren Welf mit der Markgräfin Mathilde von Tuszien aufgelöst worden war. Mehr noch: Der abgesetzte Bayern-Herzog hatte um weiteres Erbe nach seinem Vater Azzo zu bangen, hauptsächlich in der Lombardei, da Azzonach dem Tode von Welfs IV. Mutter Cuniza (+ 1055) wieder geheiratet hatte und Halbbrüder Anspruch auf des alten Markgrafen Besitzungen erhoben [Nr. 77]. So kann es nicht verwundern, wenn sich seit dem Jahre 1095 Bemühungen Welfs abzeichnen, sich mit dem Kaiser zu verständigen und das Herzogtum Bayern zurückzuerhalten. Diese Versuche mußten dem von Oberdeutschland noch immer weitgehend abgeschnittenen Kaiser gleichfalls willkommen sein. So führten sie bald sie bald zum Erfolge - eben 1096 in Verona, zur Zeit der Ausstellung unserer Nr. 76: Der Kaiser nahm Welf wieder in Gnaden auf und gab ihm Bayern zurück. Als selbstverständliche Gegenleistung verzichtete der Herzog auf weitere Umtriebe gegen HEINRICH IV. Das Diplom für St. Lambrecht gibt uns darüber hinaus einigen Einblick in weitere Kompromisse, die dabei gefunden wurden. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Welf bereits 1096 mit Herzog Heinrich von Kärnten abgesprochen, dass dieser ihm im Falle von Markgraf Azzos Ableben, womit bei dessen hohem Alter in naher Zukunft zu rechnen war, beim Kampf um sein lombardisches Erbe unterstützen würde. Der Fall trat im nächsten Jahr ein, und es gelang Welf mit Unterstützung durch die EPPENSTEINER - Herzog Heinrich von Kärnten und Patriarch Ulrich von Aquiileja -,  sich eines großen Teils der fraglichen Güter zu versichern [Nr. 77]. - Dafür hat sich der Bayern-Herzog, so darf aus seiner Erwähnung in Nr. 76 geschlossen werden, beim Kaiser für eine Sache verwandt, welche dem EPPENSTEINER wichtiges Anliegen war - eben für das Zustandekommen des Klosters St. Lambrecht. Der Kaiser konnte dessen Übertragung an den Heiligen Stuhl, woferne darunter Urban II. verstanden war, schwerlich gutheißen.
Erheblichen Gewinn zog aus dem Veroneser Abkommen zweifellos auch Herzog Welf, der durch das Zusammenhalten seiner Besitzungen in Bayern, Schwaben und Italien die Grundlage für den weiteren Aufstieg seiner Familie sicherte.
 
 
 
 

  1. oo N.N. (Italienerin)
               -

     1062
  2. oo Ethilinde von Northeim, Tochter des Herzogs Otto
   -1070    -

    1071
  3. oo 2. Judith von Flandern, Tochter des Grafen Balduin IV.
              1031/32-5.3.1094
 
 
 
 

Kinder:
3. Ehe

  Welf V.
  1072-24.9.1120

  Heinrich IX. der Schwarze
  um 1075-13.12.1126

  Kunizza
         -6.3.1120

  oo Friedrich Rocho Graf von Dießen
              -12.11.
 
 
 
 

Literatur:
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Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 150,197,243,251,253,259,262 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 11 Seite 22 - Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 13,15 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 218,264-266,494,516-518,529,533,543,547/Band II Seite 135,144,177,179,258-260,386/Band III Seite 507 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 56 A. 156,62,190,249,326,351 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 34,37,42,55,169 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 183,199,247,249,253-255 - Heine, Alexander: Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen - Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 18,51,76,92,110,117,120 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 5,54 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30,32,128,129,130,132-150,152, 154,156,158,183,190,198,221 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 419,436,445,448,459 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 121,125,141 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 63,93,123,159,174,215 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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