Tochter des Stammesfürsten Taphnuz oder Tafroc
Runciman Steven: Seite 198,412,415
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Balduin
selbst, Witwer und nunmehr auch kinderlos, ging ihnen mit seinem
Beispiel voran. Seine neue Gemahlin war die Tochter eines Stammesfürsten,
welcher den lateinischen Chronisten als Taphnuz oder Tafroc bekannt
war. Er war ein reicher Fürst mit in der Nähe gelegenem Landbesitz
und anscheinend ein Verwandter des Konstantin von Gargar; er besaß
außerdem Verbindungen nach Konstantinopel, wohin er sich schließlich
zurückzog. Es ist möglich, dass er mit Thatul, dem Herrscher
von Marasch, identisch ist, der für Balduin
gewiß ein wertvoller Verbündeter gewesen wäre. Er gab seiner
Tochter eine Mitgift von 60.000 Byzantinii und ein undeutliches Versprechen,
dass sie seine Länder erben werde. Aber die Ehe brachte ihr kein Glück,
und es entsprossen ihr keine Kinder.
Balduin beging einen
ernsten Fehltritt, und dieser betraf seine Ehe. Er hatte nie sehr viel
für seine armenische Gemahlin übrig gehabt, seit dem Tag, da
ihr Vater sich vor Schreck über seinen brutalen Schwiegersohn mitsamt
der versprochenen Mitgift fluchtartig aus dem Staub gemacht hatte. Balduin
war sehr für Liebesabenteuer zu haben, aber er war umsichtig und verschwiegen,
und die Anwesenheit einer Königin am Hof hinderte ihn, seinen Neigungen
nachzugeben. Die Königin stand ebenfalls in dem Ruf ausschweifender
Lebenslust und hatte sogar, wie es hieß, als sie zu Schiff von Antiochia
herabreiste, um ihren Thron zu besteigen, die muselmanischen Seeräuber
mit ihrer Gunst beschenkt. Der Ehe waren keine Kinder entsprossen, die
sie aneinander hätten binden können. Nach einigen Jahren, als
der Ehe nicht der geringste politische Vorteil mehr innewohnte, verwies
Balduin
die Königin wegen Ehebruchs vom Hof und nötigte sie, in das St.-Annen-Kloster
zu Jerusalem einzutreten, dem er zur Beruhigung seines Gewissens reiche
Stiftungen zuwendete. Aber die Königin spürte keine Berufung
zu einem Leben geistlicher Entsagung. Bald verlangte und erhielt sie die
Erlaubnis, sich nach Konstantinopel zurückzuziehen, wo ihre Eltern
seit ihrer Vertreibung durch die Franken aus Marasch lebten. Dort entledigte
sie sich ihres klösterlichen Gewandes und gab sich allen Freuden und
Vergnügungen hin, welche diese große Stadt zu bieten hatte.
Balduin
war inzwischen herzlich froh, wieder das Leben eines Junggesellen
führen zu können.
Im Angesicht des Todes lieh Balduin
seinen Beichtvätern Gehör, die ihm erklärten, er sterbe
im Stande der Sünde. Er müsse Adelheid
verstoßen
und seine vormalige Gattin an seine Seite zurückrufen. Er konnte nicht
alle ihre Wünsche erfüllen; denn die frühere Königin
war nicht gesonnen, Konstantinopel zu verlassen, dessen galanter Lustbarkeit
sie sich so hingebungsvoll erfreute.
oo 2. Balduin I. von Boulogne König von Jerusalem
x 1058-2.4.1118
Literatur:
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Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen
Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 30 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978 Seite 198,412,415 -