Ältester Sohn des Markgrafen
Adalbert Atto II. von Canossa und der SUPPONIDIN Ildegarda
Theobald folgte dem Vater und nannte sich auch Markgraf zu Canossa, Modena, Reggio und Mantua, um 1001 auch Graf von Brescia und Ferrara mit Parma, Piacenza, Bergamo und Cremona. Er war eine treue OTTONEN-Stütze und zeitweise kaiserlicher Missus. Er stritt viel mit den Bischöfen von Verona wegen der Neuerwerbungen nach Norden hin und stieg zum mächtigsten Herrn in Mittelitalien auf, zumal 1001 Markgraf Hugo der Große von Tuszien-Spoleto starb. Er ging 1002 sofort zu HEINRICH II. über und half ihm gegen Arduin von Ivrea.
Trillmich Werner: Seite 348
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Adalberts Sohn Tedald
(+ 1013/15), der sich den Titel Markgraf zulegte, erwarb die
Grafschaft Ferrara hinzu, die bei Comacchio bis an die Adria reichte. In
der Mark Verona brachte er, oft sehr gewaltsam, Lehen des Bischofs von
Verona und der Abtei S. Zeno an sich, unter anderem die Höfe Rivva
und Sirmione am Gardasee. Innerhalb seines recht geschlossenen Territoriums
mit einer großen Zahl leistungsfähiger Vasallen lagen außer
dem Kloster Nonantola, schwachen bischöflichen Herrschaften und Streugut
von Standesgenossen nur noch die Rechtsbezirke unterlegener adliger Herren.
Als Familienkloster gründete Tedald
Polirone, das freigebig mit Grundbesitz ausgestattet und gegen Eingriffe
des Bischofs von Mantua - des Deutschen Hiltolf (1007-1040) - sorgfältig
abgesichert wurde. Gottfried,
der Bruder des Markgrafen, wurde mit der Bischofswürde von Brescia
und Luni ausgestattet. Eine Schwester, Prangarda,
heiratete den Markgrafen Manfred von Turin. Für HEINRICH
II. erwies sich der Herr von Canossa als der wichtigste und
zuverlässigste Bundesgenosse in Italien, der im Gegensatz zu den übrigen
Großen der Lombardei König Arduin
seit 1002 die Anerkennung versagte.
Im Gegensatz zum familienrechtlichen Brauch der übrigen
Dynastengeschlechter Italiens erwirkte Tedald,
um die Unteilbarkeit der Familiengüter in der Hand eines einzigen
Erben zu gewährleisten, seinem ältesten Sohne Bonifaz
Mitbelehnung durch König und Episkopat.
Golinelli Paolo: Seite 45-47,57
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"Mathilde und der Gang nach Canossa"
Erstmals begegnet sein Name 973 in einer in Bergamo ausgestellten
Urkunde, zusammen mit seinem Vater Adalbert und seinem Bruder Rudolf,
in der er einen Verkauf von Gütern zustimmt, den seine Kusine Adelchinda
im Gebiet von Bergamo tätigte.
Adelchinda war der von Margherita
Giuliana Bertolini erstellten Genealogie zufolge die Tochter eines Bruders
von Adalbert,
Siegfried
(Sigefredus), des Stammvaters der BARATTI in Parma. Andere
Nachkommen des ersten Siegfried
"de comitatu Lucensi" verbanden sich mit bedeutenden oberitalienischen
Dynastien: den ARDUINEN, die die Grafschaft Parma innehatten, den WIBERTINERN
und den DA BESATE.
Die ATTONEN von Canossa,
oder einfach die CANOSSA, wie sie von
den Historikern genannt werden, bildeten die Hauptlinie der Nachkommen
Siegfrieds.
Das
erklärt ihre Erwähnung in Urkunden und Rechtshandlungen, die
- scheinbar - mit ihren Interessen nichts zu tun hatten. Ihre Macht gründete
sich auf die gräfliche Jurisdiktionsgewalt, mit der die Ausübung
öffentlicher Rechte verbunden war (Gerichtsgewalt, Erhebung von Grundzins
und Sonderabgaben, Brücken-, Ufer- und Wegezölle, Bannrechte
auf Wald und Weide, Befestigungsrechte usw.); sie besaßen aber auch
eine große Anzahl von Eigengütern (im Mittelalter Allodialgüter
genannt) in verschiedenen Teilen Nord- und Mittelitaliens. Die Anwesenheit
Adalbert
Attos und seiner Söhne Rudolf und Tedald
bei
dem Verkauf, den Adelchinda
tätigte, ist daher durch ihr direktes
Interesse an jenen Ländereien motiviert, die wahrscheinlich zu einer
noch nicht aufgeteilten Erbschaft gehörten. Sie wurden wohl herbeigerufen,
um die Verkaufsurkunde zu unterschreiben. Daraus läßt sich erschließen,
wie ausgedehnt das Gebiet war, in dem diese Familie in so kurzer Zeit Güter
und Rechte erworben hatte.
Ein zweites Mal begegnet uns Tedald
-
diesmal mit dem Grafentitel - in der Bulle Papst Benedikts VII., in der
die Verehrung des heiligen Apollonius in Canossa und die Gründung
einer Kanonikerkommunität bestätigt wird. Von seinem Bruder ist
nicht mehr die Rede. Tedald bekommt
hingegen den Grafentitel noch zu Lebzeiten seines Vaters, indessen Auftrag
er die Pilgerfahrt nach Rom zu den Gräbern der Apostelfürsten
unternommen haben soll. Daraus kann man folgern, dass Adalbert
Atto seinen Sohn an der Verwaltung seiner Grafschaften beteiligen
wollte, wie es später auch Tedald
mit seinem Sohn Bonifaz
und Mathilde
mit ihrem Adoptivsohn Guido Guerra versuchen wird - ein bewährtes
Mittel, um für die Nachfolge zu sorgen.
"Tedalds
Gemahlin
war Guillia,
die Herzogin genannt, durch ihre Frömmigkeit gefiel sie den Armen
und Mächtigen." Über die Herkunft von Tedalds
Gemahlin
Guillia (oder Willa) war man sich in der Forschung nicht einig.
Am interessantesten ist die Hypothese, die Willa
als Schwester
Markgraf Hugos von Tuszien
identifiziert. Diese Annahme wurde kürzlich von Margherita Giuliana
Bertolini wieder aufgenommen und durch drei Indizien gestützt:
1. die verführerische Namensgleichheit (Willa hieß
auch die Mutter des Markgrafen Hugo,
und der gleiche Name erscheint noch zweimal bei ihren Verwandten; der Vater
und ein Enkel besagter Willa hießen überdies Bonifaz, ein Name,
der in der Dynastie der CANOSSA bislang
nicht vertreten war und der dann einem Sohn von Tedald
und
Guillia
gegeben wurde);
2. die Burg Zola Predosa in der Gegend von Bologna,
die zum Teil dem Bruder von Hugos Mutter
Willa gehört hatte, ist zur Zeit des Markgrafen
Bonifaz als Besitz der CANOSSA
belegt
3. den Bischofssitz von Arezzo hatte von etwa 960 bis
986 ein Bruder jener Willa inne, Everard, später jedoch ein Sohn
Guillias und Tedalds
von Canossa, der ebenfalls Tedald
hieß.
Wie kam die Macht der CANOSSA
zustande?
Die Heiratspolitik der Familie war einer der Angelpunkte. Ein einschneidendes
Ereignis war die Übertragung der Markgrafschaft Tuszien an die CANOSSA,
die sicher auf den Konflikt zwischen dem Reich und dem oberitalienischen
Lehnsadel zurückzuführen war, aber wahrscheinlich auch mit der
Tatsache zusammenhing, dass die CANOSSA
bereits in der Toskana präsent waren und dort einen gewissen Einfluß
hatten. Dies wäre leicht erklärlich, nimmt man an, dass
Tedalds Frau
Giullia die
Schwester des großen Markgrafen Hugo von
Tuszien war.
Das gleiche vollzieht sich, auf niedrigerer Ebene, bei
der Grafschaft Brescia, zu deren Inhaber Tedald
erhoben wird: Zuerst gewinnen die CANOSSA
mit dem Bischof
Gottfried, der aus ihrer Familie stammt, und durch den Erwerb
zahlreicher Allodialgüter eine gewisse Präsenz in der Stadt,
dann erwirken sie - spätestens um 1001 - die Jurisdiktionsrechte über
sie, wie Donizo berichtet und wie aus den Urkunden hervorgeht.
Tedald ist eine weitere
Erwerbung für seine Dynastie zu verdanken: Ferrara. Auch dazu gibt
es viele strittige Fragen, die sich aus den Quellen nicht hinreichend beantworten
lassen. Der einzige, der diese Nachricht überliefert hat, ist wiederum
Donizo, und zwar in ziemlich kryptischer Form: "Der Papst in Rom, der ihn
sehr schätzte, gab zur Herrschaft ihm Ferrara", eine Version, die
im Widerspruch zu den Rechten steht, die die Erzbischöfe von Ravenna,
gestützt auf besondere kaiserliche Privilegien wie das Diplom OTTOS
III. aus dem Jahr 999, auf die Stadt und ihr Territorium geltend
machten. Aber sowohl aus dem Urkundenmaterials auch aus einschlägigen
Untersuchungen geht hervor, dass die CANOSSA
in der Tat im 11. Jahrhundert die Grafenherrschaft über
Ferrara und über einen großen Teil seines Umlands ausübten,
vor allem in dessen nordwestlichem Abschnitt, in dem auch ihre Vasallen
ihre Rechte und Herrschaft im östlichen Teil wahrnahmen. Die Residenz
der
CANOSSA, ein Symbol für ihre
Macht, hinterließ in Ferrara deutliche toponomastische Spuren im
"Quartiere di Castel Tedaldo".
War der Aufstieg der CANOSSA
der
Gunst OTTOS I., die
Adalbert
Atto genoß, und ihrer engen Bindung zum Reich zu verdanken,
so war es nur natürlich, dass sich diese Bindung nicht allzu schnell
lockern würde. Die CANOSSA gehörten
deshalb lange Zeit zu den treuesten Anhängern des Reichs, auch in
Krisenzeiten, wie beispielsweise als der erst 22-jährige OTTO
III. 1002 während seines dritten Italienzugs bei Civita
Castellana starb. Wer sollte sein Nachfolger werden? Wie 100 Jahre zuvor
zerfiel der hohe Lehnsadel Reichsitaliens in zwei Parteien: Markgraf
Arduin von Ivrea ließ sich von den "langobardischen" Herren
am 15. Februar 1002 in Pavia zum König von Italien wählen; andere
Lehnsträger unterstützten dagegen den legitimen Thronerben HEINRICH
II., einen Vetter des verstorbenen Kaisers. Tedald
war
einer der ersten, der auf HEINRICHS
Seite trat, zusammen mit Erzbischof Arnulf von Mailand. Zu ihnen gesellten
sich andere große oberitalienische Herren wie der Erzbischof von
Ravenna und Otto, Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona, der
Ende des Jahres 1002 gegen Ardiun zog.
In dem Zusammenstoß bei Campo di Fabbrica im Gebiet von Verona siegte
der König von Italien, und der Herzog von Kärnten mußte
nach Norden zurückweichen. Im Frühjahr 1004 zog jedoch HEINRICH
II., der bereits in Deutschland als Kaiser anerkannt war, mit
einem starken Heer nach Italien und zerstreute Arduins
Truppen.
Von Verona zog er nach Brescia und von dort nach Bergamo, wo ihm die großen
Vasallen und die mächtigen Bischöfe huldigten. Unter ihnen befand
sich auch Tedald. Es ist bezeichnend,
dass der Biograph HEINRICHS II., Adalbold
von Utrecht, dies eigens erwähnt.
In Pavia wurde HEINRICH II.
zum König von Italien akklamiert und gekrönt. Bald darauf rebellierte
die
Stadt jedoch gegen ihn. Der Herrscher unterdrückte diesen Aufstand
mit äußerster Härte und wurde dabei anscheinend von
canossischen
Bewaffneten
unterstützt. Nach all diesen Ereignissen war
HEINRICH
II. fest als Herrscher etabliert;
Tedald
setzte die kaiserfreundliche Politik seines Vaters fort und zog aus dem
Sieg des Kaisers dementsprechende Vorteile. Unter ihm vergrößerte
sich das Herrschaftsgebiet der CANOSSA
nach verschiedenen Richtungen hin: Im NW gewann er die Grafschaft Brescia,
die sich bis in das heutige Gebiet von Cremona erstreckte; im Osten erhielt
er Ferrara und einen Teil von dessen Territorium und griff dann in Richtung
auf die Salinen von Comacchio und die Adria aus. Er versuchte auch im Norden
Expansionspolitik zu betreiben und eignete sich den Fronhof (Curtis) Riva
del Garda an, wurde aber von dem Herzog von Kärnten gezwungen, ihn
an den Bischof von Verona zurückzugeben. Diese Gebiete waren zu stark
geschützt, als dass die CANOSSA dort
hätten eindringen können. Auch in der Folgezeit ging ihr Herrschaftsgebiet
nicht über das Veroneser Becken hinaus.
Im Süden genügte es - wenn M. G. Bertolinis
Hypothese zutrifft - , sich mit dem mächtigen Hugo von Tuszien zu
verschwägern, um die Allodialgüter zu halten, die die CANOSSA
in der Garfagnana und in der Versilia besaßen.
Die geographische Mitte des Herrschaftsgebiets der CANOSSA
bildete nun nicht mehr der Apennin, sondern der Po. Nicht von ungefähr
gründete Tedald im Jahre 1007
am Po das Kloster San Benedetto Polirone.
Tedald starb zwischen
1007 und 1012. In einer Schenkung seines Sohnes Bonifaz
an das Kloster San Benedetto Polirone aus dem Jahr 1012 wird
er als bereits verstorben bezeichnet. Seiner Ehe mit Guillia
entstammten drei Söhne: Tedald,
der die kirchliche Laufbahn einschlug und von 1023 bis vor 1036 Bischof
von Arezzo war; Bonifaz, der dem Vater nachfolgte,
und Konrad, den Donizo einen "Kriegsmann,
stark wie ein Löwe" nennt, der aber in jungen Jahren starb. Einer
von Tedalds
Söhnen wurde Kleriker, einer starb in jungen Jahren, einer
war zum Nachfolger bestimmt. Tedald
traf genaue Verfügungen für seine Nachfolge; in seinen letzten
Lebensjahren beteiligte er
Bonifaz
an
der Herrschaft. Schenkt man Donizo Glauben, so soll er auf dem Sterbebett
seine Vasallen gezwungen haben, seinem Sohn Treue zu schwören.
Pauler Roland: Seite 37,59
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"Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit"
Nach der Niederlage des deutschen Heeres im Jahre 1003
unter Herzog Otto von Kärnten forderten Tado und Bischof Otbert von
Verona als Gesandte Leos und des Markgrafen Thedald
von Canossa HEINRICH
II. selbst zum Kommen auf.
Thedald, Adalbert-Attos
Sohn, der ungeteilt die väterliche Macht übernahm,
obwohl er Brüder hatte, erhielt den Titel marchio und erwarb
noch die Grafschaften Brescia und Ferrara hinzu, wobei ihm die Grafschaft
Ferrara, die zum Exarchat gehörte, wohl vom Papst verliehen worden
war; neben dem Markgrafen amtierte dort auch noch ein Graf. Wann Thedald
die
Grafschaft Ferrara übertragen wurde, läßt sich nicht mehr
rekonstruieren; die Grafschaft Brescia jedenfalls erhielt er in der Zeit
OTTOS III. [Erstmals ist Thedald
1001 als Markgraf und Graf von Brescia erwähnt - Tiraboschi,
Nonantola 2, Nr. 100, Seite 134. Vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II., I Seite
437.]
Thedald wurde zu
einer der wichtigsten Stützen HEINRICHS II.
im Kampf gegen Arduin, wohl weil er
sich vom Kaiser weitere Unterstützung erhoffte und ein einheimischer
König sicher versucht hätte, den riesigen Machtkomplex in seinen
Händen zu vermindern.
Bresslau Harry: Band I Seite 433-437
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II.
Donizo (v. 411. 412. 435ff.) erwähnt drei Söhne
Attos,
Gottfried, Rodulf,
Thedald;
die Tochter Prangarda, die, wie wir oben (Seite
363) sahen, mit Manfred I. von Turin, aber vielleicht erst nach dem Tode
des Vaters vermählt ward, nennt er nicht. Gottfried
ist Bischof von Brescia geworden und begegnet als solcher bis zu
Ende des 10. Jahrhunderts; Rodulf, den wir noch 973 bei seinem Vater, starb
vor demselben an einem 21. Juli (Donizo v. 593. 94). Somit blieb der Erbe
von
Attos ganzen Besitzungen (Donizo
v. 435 ff.): ille Tedaldus,
Qui post Attonem totum servavit honorem.
Thedald wird von
vornherein als Markgraf bezeichnet, ein Titel, den er nun auch seinem Vater
gibt, den dieser selbst aber niemals beigelegt zu haben scheint. Bereits
im Jahre 989 tritt zu Pavia bei einem Tauschgeschäft der Abtei Nonantola
Ilderadus missus domini Theobaldi marchionis
auf, und später nennte sich Thedald
selbst Theodaldus marchio filius quondam
Adalberti
itemque marchio.
An der Politik seines Vaters hielt im Ganzen auch Thedald
unverändert fest, sodaß es nicht befremden kann, wenn
wir ihm 986 als Königsboten begegnen. 993 zwar scheint er vorübergehend
in einen Konflikt mit den Reichsgewalten gekommen zu sein. Von dem Bischof
Otbert von Verona wurde er nebst einer Verwandten (Berta cognata sua),
die wir in den Stammbaum des Hauses einzureihen nicht vermögen, wiederholentlich
vor dem Gericht des Herzogs von Kärnten und Markgrafen von Verona
wegen widerrechtlicher Vorenthaltung des dem Bistum gehörigen Hofes
Riva am Gardasee belangt, ohne sich dem Richter zu stellen, so daß
er abwesend verurteilt wurde. Doch hinderte ihn dies nicht im Jahre 1002
nach der Wahl Arduins sich entschlossen
auf die Seite des deutschen Königs HEINRICHS
II. zu stellen. Es ist bekannt, wie er bereits im Winter 1002,
als HEINRICH den Herzog Otto von Kärnten
nach Italien sandte, nebst dem Erzbischof Friedrich von Ravenna und anderen
Getreuen seine Scharen bereit hielt, um sie mit dem deutschen Heer zu vereinigen;
wie er auch nach der Niederlage Ottos nicht zu Arduin überging, sondern
persönlich oder durch Boten mit HEINRICH
in Verkehr trat, welcher im Februar 1003 "per interventum nostri fidelis
Theobaldi
marchionis" beim Bischof von Parma
das Kloster Nonantola schenkte (St. 1349): wie er sodann im Frühjahr
1004, als HEINRICH endlich in Italien
einrückte, ihm in Verona entgegenkam "gaudens tempus advenisse, quo
secretum bonae voluntatis sibi liceret ... aperire". Welchen Lohn das Geschlecht
für diese Treue empfing, wird noch zu erwähnen sein. Unter den
von Theodald ausgestellten Urkunden
verdient besondere Beachtung seine Dotationsurkunde für das von ihm
einige Jahre früher gegründete, bald neben Canossa zur eigentlichen
Familienstiftung gewordene Kloster Polirone; nicht nur die reiche Ausstattung
des Klosters mit Grundbesitz - allein in der Gegend von Casale-Barbatum
700 Jugera - sondern auch die Fürsorge gegen Vergabungen desselben
durch den König oder eine andere weltliche Macht ist bemerkenswert.
Die Ernennung des Abtes behält der Markgraf sich und seinen Erben
vor; er ermächtigt die jeweilig ernannten Äbte, falls der Bischof
von Mantua ihnen die Weihe verweigere oder an lästige Bedingungen
knüpfe, sich von jedwedem anderen Bischof weihen zu lassen; er untersagt
jede Veräußerung von Klostergut durch Tausch-, Precarien- oder
Libellvertrag ohne seine oder seiner Erben Zustimmung, soweit sie nicht
an Kolonen des Klosters erfolgt.
Das Todesjahr Thedalds steht
nicht fest. Noch 1011 war er am Leben; sein Sohn Bonifaz
urkundet am 25. Juli des Jahres als Bonifacius marchio
filius domini Theudaldi
itemque
marchio; im März 1017 dagegen war er verstorben, wie sich aus anderen
Urkunden des Sohnes ergibt. Der Todestag war nach Donizo v. 591 der
8. Mai. Über seine Gemahlin sagt Donizo v. 452:
"Uxor Tedaldi fit Guillia
dicta ducatrix,
eine durch den der Willa
gegebenen Titel bemerkenswerte Angabe. Welchem Hause sie angehörte,
wissen wir nicht; 1007 war sie bereits tot, da Thedald
pro anima mea et quondam Willae conjugis
suae in der Dotationsurkunde für Polirone disponiert; ihr Todestag
war nach Donizo v. 596 der 30. August. Aus der Ehe zwischen
Thedald und Willa entsprossen
drei Söhne
Thedald, Bischof von Arezzo,
der um 1020 durch die Gunst HEINRICHS II. dies
wichtige Bistum erhielt, Bonifaz und
Konrad.
Bonifaz,
von dem in diesen Jahrbüchern schon mehrfach die Rede war und noch
öfter zu sprechen sein wird, war vom Vater, der offenbar fürchtete,
durch eine Teilung seiner Besitzungen werde die mühsam errungene Machtstellung
des Hauses zu sehr geschwächt werden, zu seinem alleinigen Erben bestimmt;
schon 1004 urkundet er selbständig und mit dem Titel marchio für
Polirone zu Mantua. Noch vor Thedalds
Tod wurde er demgemäß, dem in diesen Dynastengeschlechtern sonst
geltenden Fanilienrecht zuwider, in den Besitz der gesamten Lehen und Güter
seines Vaters eingewiesen, dessen Vasallen und Diener ihm huldigen mußten,
vgl. Donizo v. 462 ff.:
Nam pater ipsorum moriens benedixit eorum
Peronas. Post se precepit major ut esset
Natus, dilectus Bonifacius atque modestus.
Cui juraverunt, patre tunc vivente fidelis
Servi, prudentes proceres, comites pariterque.
Im Besitz einer vierten Grafschaft, der von Brescia, erscheint,
soweit das bis jetzt bekannte Quellenmaterial reicht, erst
Thedald, der 1001 als marchio et comes ipsus comitatu Bresianense
richtet; die Verhältnisse der Grafschaft in früherer Zeit bedürfen
noch einer genaueren Untersuchung. Sicher ist nur, daß der Comitat
um Brescia im 10. Jahrhundert eine bedeutend größere Ausdehnung
hatte, als die bischöfliche Diözese, daß insbesondere die
Stadt und wohl auch der größte Teil der Diözese Cremona
dazu gehörten. Schon im Anfang des 10. Jahrhundert begannen aber die
Bischöfe von Cremona, Teile der Grafengewalt an sich zu bringen. 916
klagte Bischof Johannes bei BERENGAR I.,
daß die ministeriales Brixiensis comitatus und die Leute des
Königshofes Serpilas (Sespile) seine Hintersassen mit Abgaben und
Gerichtszwang drängten, und erwirkte ein Diplom (BRK 1356), welches
dem Grafen und Vicegrafen die Ausübung seiner Befugnisse in der Stadt
und einem Umkreise von 5 Miglien untersagte und "quincid ad publicam partem
in eadem civitate vel foris ad miliaria quinque de comitatu Brixianense
et de curte nostra Sexpilas juste et legaliter huc usque pertinuit" dem
Bischof überwies. Wie schon Ficker bemerkt hat, enthält diese
Urkunde nicht mit ausdrücklichen Worten eine Verleihung der Grafenrechte
an den Bischof; indessen beabsichtigt war diese wohl, und schon am Ende
des 10. Jahrhunderts ward das Recht des Bischofs durch Urteil des Hofgerichts
anerkannt; 1184 führt derselbe den Titel comes.
Wie das Bistum Cremona, so scheint auch der Königshof
Sespile mit seinem Gebiet von der Grafengewalt eximiert gewesen zu sein;
zu Ende des 11. Jahrhunderts finden wir hier einen Grafen Bernhard, der
seinen Titel nur von diesem Hofe führen kann. Was dann innerhalb der
Diözese Cremona dem Grafen von Brescia noch an Gebiet blieb, wird
wohl im wesentlichen zusammenfallen mit dem districtus de Insula Fulcherii,
der um 1045 von HEINRICH III. sowie
von Markgraf Bonifaz besessen, dem Bischof
von Cremona verliehen wurde. Zur Ausführung dieser Verleihung kam
es dann freilich nicht; erst 1098 entschloß sich
Mathilde die Commune von Cremona an Stelle des Bistums (a parte
S. Mariae Cremonensis ecclesiae seu ad communem ipsius Cremonae civitatis)
mit dem Gebiete, das nun geradezu als comitatus Insulae Fulcheri bezeichnet
wird, zu belehnen; und bei den späteren Streitigkeiten um das Mathildische
Gut spielt dann gerade dies Gebiet eine bedeutende Rolle.
Endlich hat Thedald
noch eine fünfte Grafschaft, die von Ferrara, erworben.
Es genügt dafür die erschöpfende Zusammenstellung des Materials
zu verweisen, welche Ficker gegeben hat; nach derselben ist es doch sehr
wahrscheinlich, daß schon Thedald die Verleihung der Grafschaft,
die übrigens zum Exarchat gehörte, dem Papste verdankte. Die
Rechte der gräflichen Gerichtsbarkeit über die Bürger der
Stadt sind von HEINRICH III. 1055 sehr
genau geregelt worden (St. 2478) und haben sich hier bis zum Schluß
des 12. Jahrhunderts ziemlich in derselben Weise erhalten.
oo Willa von Bologna, Tochter des Markgrafen Teubaldus
von Spoleto
-
Kinder:
Bonifaz I.
um 985-6.5.1052 ermordet
Konrad
um 990-15.7.1030 gefallen
Theodald Bischof von Arezzo (1023-1036)
-
Literatur:
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Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker&Humblot Leipzig 1879 Band
I Seite 431-437 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine
Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1995, Seite 13,34,56,93,114,120,121 - Pauler Roland:
Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit. Max Niemeyer Verlag Tübingen
1982 Seite 37,59,63,71,73,78,93,97,114,140 -