Jüngerer Sohn des Grafen Bernhard I. von Septimanien
und der
Dhuoda
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1983
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Bernhard Pantapilosa (Bernard Planteveleue), Graf von
Autun
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* 22. März 841, + 885/86
Uzes (Languedoc)
Sohn des Bernhards von Septimanien und der Dhouda (was der historischen Forschung angesichts zahlreicher bedeutender Träger des Namens Bernhard zwischen 860 und 880 lange Zeit nicht klar war)
Vielleicht schon vorher Graf von Razes, erhielt er 864
von KARL DEM KAHLEN die Grafschaft
Autun, die bereits sein Vater besessen hatte. Da er aber der Absicht, den
König zu ermorden, angeklagt wurde, ließ dieser ihm seine Güter
entziehen; doch machte Bernhardnoch
bis 866 Autun dem Grafen Robert dem Tapferen streitig. Danach begab sich
Bernhard
ins Mittelreich und wurde Graf von Ornois. 869 mit KARL
wieder versöhnt, ergriff er anschließend Besitz von den Grafschaften
Auvergne und Velay, die einem Bernhard, der wohl der Vater von Ermengard,
der Gemahlin Bernhards war, unterstanden
hatten.
Nachdem Bernhard
872 im Auftrag des Königs den Bernhard (Bernard le Veau), der Graf
von Autun, Toulouse, Limoges und Rodez gewesen sein dürfte, beseitigt
hatte, übergab ihm der König als Gegenleistung die drei letztgenannten
Grafschaften und setzte ihn anschließend mit anderen Großen
zum Berater seines Sohnes Ludwig des Stammlers
ein, der die Herrschaft über Aquitanien erhalten hatte. Nachdem Ludwig
die Nachfolge
KARLS DES KAHLEN angetreten
hatte, fand er in Bernhardeine Stütze
gegen Bernhard, den aufständischen Markgrafen von Gothien (878-879);Bernhard
erhielt vom König die Mark Gothien und die Grafschaft Bourges. Unter
Ludwigs
Nachfolgern,
Ludwig III. und Karlmann,
ließ er sich das Maconnais, das Boso
entzogen worden war, übertragen (880). Sein Bündnis mit Kaiser
KARL III., der 885 westfränkischer König wurde, trug
ihm das Lyonnais ein. Bernhard, der
die Titel comes, dux, marchio führte, wurde zum eigentlichen Wiederbegründer
des Herzogtums Aquitanien, das nach seinem Tod an seinen Sohn Wilhelm
den Frommen überging, danach auf die beiden Söhne seiner
Tochter Adelind (oo Graf Acfred von Razes).
Kienast Walter: Seite 164
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"Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis
12. Jahrhundert)"
Die Geschichte des Lehnsherzogtums Aquitanien beginnt
mit Bernhard, zubenanntPlantevelue
(Plantopilosa), der die erste aquitanische Dynastie, das Haus
AUVERGNE, begründete, ein Sohn des berüchtigten Bernhard
von Septimanien. PlanteveluesVater,
Oheim und Bruder waren den Tod durch Henkershand gestorben. Von seinem
gleichnamigen Schwiegervater erbte er (zwischen November 869 und Sommer
872) die Auvergne mit dem Velay. Als er den Grafen Bernhard von Toulouse,
der anscheinend bei KARL DEM KAHLEN
in Ungande gefallen war, umbringen ließ (872), übertrug der
König dem Mörder alle Lehen des Opfers: Toulousain, Limousin
und Rouergue. Das aquitanische Unterkönigtum hörte auf mit der
Thronbesteigung Ludwigs des Stammlers.BernhardPlanteveluehatte
nur noch einen ihm gewachsenen Nebenbuhler im Süden: Markgraf Bernhard
von Gothien, den "Sohn der Blichildis", der über Septimanien, Berry,
Autonois und vielleicht auch Poitou gebot. Daß dieser Ludwig
den Stammler nicht anerkannte und sich selbst als König
aufspielte, führte zu seinem Untergang (878/79) Er verschwindet spurlos
aus der Geschichte, der Hauptteil der Beute fiel Plantevelue
zu mit Gotien und dem Berry. Schließlich griff dessen ungezähmter
Machthunger über die Grenzen Aquitaniens hinaus: seinem bisherigen
Freunde Boso von Vienne, gegen den
als Usurpator die
KAROLINGER
einen
Familienkrieg führten, entriß er das Maconnais. Aber die große
Grafschaft Autun, die er einst als Nachfolger von Oheim und Bruder regiert
hatte und sogar das schon von ihm eroberte Lyonnais verweigerte ihm der
W-Franken-König
Karlmann. Kurzerhand ließ sich Bernhard
das Lyonnais von KARL III., DEM DICKEN
verleihen und erkannte diesen fortan als seinen König an. In einem
schwindelnden Aufstieg hatte sich Bernhardzum
mächtigsten Manne des S emporgeschwungen. Nicht dieser ganze gewaltige
Besitz wurde von Bernhard unmittelbar
beherrscht, für einzelne Gebiete hatten er oder sein Sohn besondere
Grafen unter sich. Ein uns unbekanntes Schicksal entrückte den Rastlosen
von der Bühne, im Juni 885 wird er zuletzt als lebend erwähnt.
Noch gegen Ende seiner Regierung, so scheint es, urkundet
Bernhard
Plantevelue einfach als comes - und so nennt ihn auch die einzige
zeitlich einschlägige fremde Privaturkunde - aber vorher, wohl 873
oder 874 Juni, also im Besitz der Auvergne und der tolosanischen Mark,
tituliert er sich comes dux seu et marchio und signiert er als dux et marchio.
Dümmler Ernst: Band I Seite 547,797 Band II
Seite 54,90,101,115,244
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"Geschichte des Ostfränkischen Reiches"
Ein Mordanschlag, den Bernhard,
der Sohn des berüchtigten
Markgrafen Bernhard von Septimanien,
durch einen Hinterhalt im Walde in der Nähe von Pistres entweder als
Bluträcher seines Vaters auf den König selbst oder gegen die
Grafen Robert und Ramnulf beabsichtigte (864), mißlang vollständig
und endete mit der Flucht des Meuchlers, dessen Lehen den reichen und wohlverdienten
Besitz Roberts vermehrten.
Bernhard, der Sohn
des berüchtigten
Markgrafen Bernhard von Septimanien, früher
auch als Reichsfeind geächtet, wurde damals (873) Graf von Auvergne,
nachdem er sich mit dem Könige vollständig ausgesöhnt, einen
zweiten Bernhard finden wir neben ihm als Markgrafen von Gothien, einen
dritten, Raimunds Sohn, der KARL den
Eid der Treue erneuern mußte, als Grafen von Toulouse.
Welcher Schreck aber mußte den Kaiser erfassen,
als er vernahm, daß sowohl Boso wie
auch der kriegerische Abt Hugo von Tours, Graf
Bernhard von Auvergne und Markgraf Bernhard von Gothien, kurz
alle, auf deren Beistand er gebaut, ihn insgesamt verließen und zwar
in Folge einer Verschwörung, an der die Mehrzahl seiner Großen
sich beteiligte (877).
Ferner ward in diesem Kriese vorläufig bereits über
die Lehen des geächteten Markgrafen Bernhard verfügt, und wenn
Boso
einwilligte,
daß die besten Stücke der Beute an den Kämmerer Theoderich
und an den Grafen Bernhard von Auvergne
verteilt wurden, so beweist dies eben, daß er seine Freundschaft
mit diesen Männern, die neben ihm und dem Abte Hugo die mächtigsten
im Reiche waren, möglichst eng zu knüpfen suchte, damit er nicht
minder für seine Pläne auf ihre bereitwillige Förderung
rechnen dürfe.
Von seinem Totenbett aus schickte
Ludwig der Stammler dann die Kroninsignien durch den Bischof
Odo und den Grafen Albuin an seinen ältesten Sohn Ludwig,
den er noch einen Knaben unter die besondere Obhut des Grafen
Bernhard von Auvergne gestellt. Zur Zeit von Ludwigs
Ableben lag eine Teil der westfränkischen Großen noch gegen
den Markgrafen Bernhard im Felde, dem sie die Grafschaft Autun entreißen
sollten, namentlich der Pfleger des Prinzen Ludwig,
Graf
Bernhard von Auvergne, ferner der Abt Hugo, Herzog
Boso und der Kämmerer Theoderich, dem eben jene Grafschaft
bestimmt war.
Es deutet vielleicht auf einen Vermittlungsversuch, wenn
Kaiser
KARL am 20. Juni 885 auf Bitten seines Erzkaplans Liutward und
des erlauchten Markgrafen Bernhard von Auvergne
dem
Erzbischof Aurelian von Lyon alle entfremdeten Besitzungen seiner Kirche
zurückstellte.
Riche Pierre: Seite 231-232,245,252,273
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"Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."
Bernhard Plantapilosa,
der Sohn
Bernhards von Septimanien, plante die Wiederaufnahme der
Politik seines Vaters und die Errichtung eines bedeutenden Fürstentums.
Aber Gothien-Septimanien wurde 865 einem anderen Bernhard anvertraut, der
Sohn eines Grafen von Poitiers und mit dem Geschlecht der RORGONIDEN verbunden
war. In der Auvergne wurde ein anderer Bernhard zur bedeutendsten Figur.
Es gab damals 11 Adlige, die alle den Namen Bernhard führten und deren
Identifizierung der Forschung große Probleme bereitet. Dieser Bernhard
von Auvergne scheint in Verbindung zu stehen mit der Familie des Grafen
Warin, er begegnet bis zum Jahr 868 als Graf der Auvergne, Graf von Velay
und Abt von Broude. Seinen Sohn und Nachfolger konnte dann aber Bernhard
Plantapilosa verdrängen.
Anstelle der Verstärkungen traf jedoch die Nachricht
ein, daß in Quierzy fehlende, führende Adlige rebellierten.
Es handelte sich um Boso, Hugo Abbas,
Bernhard
Plantapilosa, Bernhard von Gothien, und auch Ludwig
den Stammler
scheint an der Verschwörung beteiligt gewesen
zu sein. So reagierten die Großen in ihrer Weise auf die "Fahnenflucht"
des Herrschers.
Einige Adlige blieben aber dem Andenken an den verstorbenen
König treu und vereitelten den Plan. Bernhard
Plantapilosa, der Kämmerer Theoderich und Hugo Abbas konnten
Ludwig
den Jüngeren
zum Verzicht bewegen, indem sie ihm jenen
Teil Lothringens abtraten, den KARL DER KAHLE
870
erhalten hatte.
Bernhards "honores" wurden zwischen mehreren Familien
aufgeteilt, darunter die von Bernhard Plantapilosa
und von Bello von Conflent. Bernhard Plantapilosa
verfügte als Erbe der WILHELMINER
über
Güter und Gefolgsleute im Berry, in der Auvergne, dem Limousin, dem
Rouergue und, wie noch zu zeigen ist, auch in Burgund. Er war weniger wagemutig
als Bernhard von Gothien oder Boso
und hielt dem rechtmäßigen Herrscher die Treue bis zu seinem
Tod im Jahre 886.
Schieffer Rudolf: Seite 168,182
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"Die Karolinger"
So wie KARL 872 den
längst erwachsenen Sohn in seinem aquitanischen Regnum unter die Kuratel
des Grafen Bernhard (Plantapilosa) von Autun,
Sohn des einst hingerichteten
Bernhard von Septimanien, ferner des
gleichnamigen Grafen von Gothien sowie
Bosos von
Vienne gestellt hatte, unterwarf er auch jetzt Ludwigs
Verfügungsgewalt und Bewegungsfreiheit allerhand einschränkenden
Bestimmungen.
Von großer Tragweite war, daß mitdem Aufrücken
Ludwigs
des Stammlers zum westfränkischen König 877 auch die
karolingische
Unterherrschaft entfiel, was sich 878/79, freilich noch vergebens, Bernhard
von Gothien zunutze zu machen suchte, dann aber die Bahn freigab für
den von KARL III. bereits als marchio
titulierten Grafen Bernhard Platapilosa,
ursprünglich von Autun (+ 885/86), den Begründer des bald schon
recht autonomen Herzogtums der WILHELMINE.
Störmer Wilhelm: Band II Seite 468
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"Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht
im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert."
Sin jüngerer Bruder Bernhard
versuchte durch ein Attentat auf KARL DEN KAHLEN
den Vater zu rächen, was jedoch mißlang. Er verlor daraufhin
zwar seine honores, konnte sich aber trotzdem im comitatus von Autun noch
zwei Jahre behaupten. Jahrzehnte später wird noch von der Gefährlichkeit
der drei Bernharde gesprochen, die aber nicht genauer zu identifizieren
sind. Damit verliert sich die Spur; Wollasch vermutet, daß Bernhardeine
ähnlich Machtfülle wie sein Vater hatte ansammeln können.
oo Ermengard, Tochter und Erbin Bernhards von Auvergne
- 881
Kinder:
Wilhelm I. der Fromme
-6.7.918
Adelinde
-
oo Acfred Graf von Carcassonne und Rasez
-
Ava Äbtissin von Lyon
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Literatur:
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Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 547,797;
Band II Seite 54,88, 90,115,117 - Kienast Walter: Der Herzogstitel
in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag
München - Wien 1968 Seite 164-167 - Riche Pierre: Die Karolinger.
Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.
KG, München 1991 Seite 231,245,252,260,273,407 - Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
Seite 168,182,188,199 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 46 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge
Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH &
Co. KG, München 1995 Seite 467 -