Neffe des Ostgoten-Königs Ildibad
Thiele, Andreas: Tafel 220
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
TOTILA (BADWILA)
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†
552
Totila (Badwila) war
Herzog
und
Kommandant
von Tarvisium in Venetien und folgte seinem ermordeten Onkel
Ildebad; beide waren verwandt mit dem Westgoten-König
Theudis,
dessen Hilfe sie vergeblich erhofften. Er setzte sich im Thronkrieg 541/42
gegen König
Erarich
durch, errichtete das Reich neu und war eine glänzende Herrscherpersönlichkeit.
Er besiegte Byzanz mehrmals, eroberte ganz Italien außer Ravenna
zurück und führte Enteignungen durch, um die breiten Bauern-
und Kolonenschichten zu gewinnen. Er plünderte mahrmals den Balkan
und kam mit Flotten bis zu den Dardanellen. Er führte seit 551 eine
verzweifelten Abwehrkampf gegen Narses,
konnte ihn nicht aufhalten und fiel gegen ihn 552 in der
Schlacht bei Tadinae.
Norwich John Julius: Seite 278-282,284,289,293,295,305
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Nach der Ermordung Erarichs
war der Weg frei für einen jungen Mann, der sich als der größte
und wohl auch interessanteste gotische Herrscher erweisen sollte. Nach
den Münzen zu schließen, lautete sein
Name Baduila; aber schon zu seinen Lebzeiten hieß er für
seine Untertanen nur Totila, und so
ist er auch in die Geschichte eingegangen.
Totila war Hildebads
Neffe. Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt, aber er kann kaum älter
als 25 gewesen sein. Auch er hatte im geheimen mit den kaiserlichen Heerführern
verhandelt, und diese waren, vermutlich nicht zu Unrecht, durch seine Ernennung
beunruhigt. Sobald er aber an der Macht war, erklärte er ihnen ganz
offen den Krieg. Er vermochte die Goten auf eine Weise dafür zu begeistern,
von der seine Vorgänger nicht einmal hätten träumen können.
Er hatte indes nicht nur sein eigenes Volk im Blick. Er war sich jederzeit
bewußt, daß die Goten nur einen kleinen Teil seiner Untertanen
in Italien ausmachten und daß er auf die Unterstützung der anderen
angewiesen war, wenn er die Byzantiner aus Italien vertreiben wollte. Seit
Belisars
Siegen hatte sich die führende Schicht Italiens sich auf die Seite
des Byzantinischen Reiches geschlagen: Deshalb wandte sich der junge Totila
an die Menschen vom an deren Ende der sozialen Leiter: an die Mittelschicht,
das städtische Proletariat und die Bauern.
Totila versprach
ein Ende der Unterdrückung. Die Sklaven sollten befreit, die großen
Landgüter aufgeteilt und das Land unter die Kolonen und Bauern verteilt
werden. Die Steuergelder aus Italien würden nicht mehr an einen schlaffen
und korrupten Hof anbeführt. Bei all diesen Versprechungen überrascht
es nicht, daß die Leute auf ihn hörten und sich ihm anschlossen.
Viele kaiserliche Soldaten taten dies ebenfalls. Wenige Monate nach seiner
Thronbesteigung war Totila bereits
so stark, daß er und seine Truppen ein kaiserliches Heer von 12.000
Mann von den Toren Veronas vertreiben und ein anderes vor Faventia (Faenza)
in offener Feldschlacht vernichten konnten. Im Frühjahr 542 errangen
sie einen weiteren Sieg im Tal des Mugello etwa 15 Meilen nördlich
von Florenz. Bei dieser Gelegenheit schlugen sie das Heer von Vitalians
Neffen Johannes in die Flucht. Nun lag ganz Mittel- und Süditalien
offen vor ihnen, und so zogen sie weiter. Noch im Spätsommer des Jahres
hatte Totila ganz Italien außer
Ravenna, Rom, Florenz und ein paar befestigten Küstenstädten
unterworfen, an deren Spitze Neapel stand.
Nachdem er Neapel erobert hatte, öffneten am 17.
Dezember 546 vier isaurische Garnisionssoldaten die Tore Roms, das
Totila seit 544 belagert hatte.
Totila verlor die
Schlacht bei Taginae (zwischen den kleinen Städten Scheggis und Gualdo
Tadino) gegen ein 35.000 Mann starkes byzantinisches Heer unter dem Oberbefehl
des Eunuchen Narses. Totila flüchtete,
tödlich, verletzt, mit den anderen und starb wenige Stunden später
in dem kleinen Dorf Caprae (dem heutigen Caprara).
1. oo Valeria
†
2. oo Agila (Westgotin)
†
Literatur:
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Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher
in Byzanz. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 Seite
68,163,166,169,172,175,177,180,183,186,188,198,202,207,230 - Dahn
Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 70,71,158,165,176,376
- Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Seite
278-282,284,289, 293,295,305 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das
Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche
Buchhandlung Hannover 2001 Seite 87 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung.
Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite
251,271,272 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List
Verlag München 1977 Seite 248,253,260,265 - Schreiber Hermann:
Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom
Verlag Bindlach 1993 Seite 335,356 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 220 -