Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1092
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Rugier,
den Goten verwandter ostgermanischer
Stamm, in historischer Zeit an der Weichselmündung und in den angrenzenden
pommerschen Gebieten siedelnd (Tac. Germ. 44). Im 5. Jh. erschienen sie
an der mittleren Donau, zuerst in Abhängigkeit von den Hunnen
Attilas,
mit dem sie bis nach Gallien zogen. Nach der Abwanderung eines Teils in
oströmische Dienste gründeten sie ein selbständiges Reich
von der Enns bis in die Gegend von Wien mit dem Zentrum Stein/Krems. Mit
den südlich der Donau lebenden Romanen unter der Fürsorge Severinus'
lebten sie in einem erträglichen Verhältnis, das auch nicht durch
ihr Bekenntnis zum Arianismus getrübt wurde. Die Vita Severini des
Eugippius schildert die Rugier als kriegerisches Volk mit ausgeprägtem
Stammesbewußtsein, das von Viehzucht, primitivem Ackerbau und Raubzügen
lebte. Nach dem Abzug der letzten Romanen aus der Provinz Noricum Ripense
wurden sie von Odoaker
besiegt, die Reste des Volkes zogen mit Theoderich
nach Italien, wo sie nach Jahren einer gewissen Selbständigkeit den
Untergang durch die byzantinischen Eroberer zusammen mit den Ostgoten fanden.
R. Klein