Flavius Ricimer                             römischer Feldherr
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    18.8.472
 

Sohn des Sueben-Fürsten Rechila und einer Tochter des Westgoten-Königs Wallia
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 835
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Ricimer (Flavius Ricimer)
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    †

Magister militum (ab 456; Patricius 457; Consul 459), stammte aus dem westgotischen oder suebischen Könighaus, Onkel des Burgunden-Königs Gundobad. Ricimer diente unter Aëtius, war unter Avitus 456 erfolgreich gegen die Vandalen in Sizilien, führend beteiligt bei der Beseitigung des Kaisers und der Erhebung des Maiorianus. Nach dessen Versagen und Vernichtung 461 hob er Libius Severus auf den Thron. Nicht zu bewältigen war die Gegnerschaft zu Marcellinus in Dalmatien bis zu dessen Ermordung 468. Leon I. erhob auf Ersuchen Ricimers Anthemius 466 zum West-Kaiser. Zerwürfnisse zwischen Anthemius und Ricimer (oo Tochter des Anthemius) führten ab 470 zu offenem, durch gelegentliche Versöhnung (Epiphanius) unterbrochenem Bürgerkrieg und Ermordung des Kaisers. Ricimer starb 40 Tage danach (wohl August 472), der im April von ihm erhobene Olybrius im Herbst. Nachfolger Ricimers wurde Gundobad.

G. Wirth



Lexikon Alte Kulturen: Band III Seite 266
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Ricimer, Flavius (Rikimer)
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    18. August 472 n. Chr.

Weströmischer Magister militum (seit 456) und Patricius (seit 457)

Aus westgotischer und swebischer Königsfamilie stammend, gestützt auf seine Autorität im Heer, sein immenses Vermögen und seine Leibgarde, leitete Ricimer die Politik Westroms mit dem Ziel der Behauptung Italiens bei Verzicht auf Rückeroberungsversuche. Er war maßgeblich beteiligt an der Absetzung des Kaisers Avitus (455/56), an der Ein- und Absetzung des Kaisers Majorian (457-461) sowie an der Einsetzung der Kaiser Libius Severus (461-465) und Olybrius (472); an Stelle seines Schwiegervaters, des von Ostrom eingesetzten Kaisers Anthemius (467-472).



Thiele, Andreas: Tafel 487
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

ALYPIA
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  oo 467
      RICIMER
             472

Sohn des Sueben-Fürsten Rechila, Enkel des Westgoten-Königs Wallia

letzter großer "Reichsgermane" und "Kaisermacher"

Ricimer war mit Maiorianus befreundet, stürzte den Kaiser Avitus mit und war seitdem dominierend. Er wurde 456 nach einem Sieg über die Vanadalen unter König Geiserich Magister militum, stürzte 456 nach der Schlacht bei Placentia den Kaiser Avitus und wurde Anfang 457 Patricius durch Byzanz und 459 Konsul. Er setzte nacheinander 5 Kaiser ein und wieder ab (Beiname Kaisermacher). In der Schlacht bei Bergamo 464 besiegte er den Alanen-König Beorger und regierte 465-467 ohne Kaiser und war bis zuletzt der eigentliche Herrscher. 472 eroberte er Rom und ließ den von Ostrom eingesetzten Kaiser Anthemius töten, starb aber selbst kurz danach an der Pest.


  oo Alypia, Tochter des weströmischen Kaisers Procopius Anthemius
           †
 
 
 
 

Literatur:
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Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher in Byzanz. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 Seite 16,30 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 26,52,96,105,108,342 - Grant, Michael: Der Untergang des Römischen Reiches. Manfred Pawlik Verlagsgesellschaft mbH Herrsching 1988 Seite 50,62,168,171 - Grant, Michael: Die römischen Kaiser. Von Augustus bis zum Ende des Imperiums. Eine Chronik. Bechtermünz Verlag Augsburg 1977 Seite 326,390,395,397,401-404 - Günther Rigobert: Römische Kaiserinnen. Zwischen Liebe, Macht und Religion. Militzke Verlag Leipzig 2003 Seite 70,142 - Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/Zürich 1990 Band III Seite 266 - Löwe Gerhard/Stoll Heinrich Alexander: Die Antike in Stichworten. Koehler & Amelung Leipzig 1967 Seite 279 - Nack/Wagner: ROM. Land und Volk der alten Römer. Verlag Carl Überreuter Wien 1976 Seite 315 - Riehl Hans: Die Völkerwanderung. Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite 207,241-243 - Schreiber Hermann: Die Vandalen. Siegeszug und Untergang eines germanischen Volkes. Gondrom Verlag Bindlach 1993 Seite 172,176, 191,195,199,208 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 487 -