Begraben: St. Maria im Kapitol (Köln)
Tochter des Seneschalls Hugobert
und der Irmina
Lexikon des Mittelalters: Band VII
Spalte 19
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Plektrud, fränkische Adlige
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† p. 717
Begraben: St. Maria im Kapitol
oo Pippin der Mittlere
Plektrud stammte aus vornehmster austrasischer Familie, höchstwahrscheinlich Tochter der Äbtissin Irmina von Oeren und des Seneschalls Hugobert und Schwester der Äbtissin Adela von Pfalzel (Hlawitschka gegen Werner). Nach der Heirat (um 670) mit Pippin dem Mittleren begegnet sie als Mitausstellerin aller Urkunden des Hausmeiers. Nach dessen Tod 714 versuchte sie energisch, die Rechte ihrer Enkel gegen ihren Stiefsohn Karl (Martell) zu wahren, den sie in Köln gefangensetzte. 716 von den Neustriern zusammen mit den Friesen bedroht, mußte sie die Schätze aushändigen; der entkommene Karl konnte sie 717 zur förmlichen Anerkennung seiner Rechte zwingen. In dem von ihr gegründeten Stift St. Maria im Kapitol (Köln) fand sie ihr Grab.
Quellen:
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MGH DD Merov. - Cont. Fredeg. 5-10;
Liber hist. Fr. 48-53 (MGH SRM II) - Ann. Mettenses priores (MGH SRG 10)
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Literatur:
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H. Bonnell, Die Anfänge des
karol. Hauses, 1866 - I. Heidirch, Titul. und Urkk. der arnulf. Hausmeier,
ADipl 11/12, 1965/66, 71-279 - S. Konecny, Die Frauen des karol. Kg.hauses,
1976 - I. Haselbach, Aufstieg und Herrschaft der Kar. in der Darstellung
der sog. Ann. Mett. pr., 1970 - M. Werner, Adelsfamilien im Umkreis der
fr. Karolinger, 1983 [dazu E. Hlawitschka, RhVjbll 49, 1985, 1-61] - R.
A. Gerberding, The Rise of the Carol. and the Liber hist. Francorum, 1987
- I. Heidrich, Von P. zu Hildegard ... RhVjbll 52, 1988, 1-15. -
Im südlichen Seitenschiff der
Kirche St. Maria im Capitol zu Köln steht noch heute der merowingische
Sandsteinsarkophag, in dem in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts Plektrudis,
die Gattin des Hausmeiers Pippins des Mittleren von Heristal, beigesetzt
war. Ein zweiter, späterer Sarkophag im nördlichen Seitenschiff
der Kirche bewahrte ebenfalls einige Jahrhunderte lang die Gebeine der
Fürstin, seitdem aber sind sie verschollen. Die noch erhaltene Grabplatte
mit dem schönen romanischen Bildnis ist erst um 1180 entstanden, also
über 450 Jahre nach dem Tode der Plektrudis, über die
wir in der um 1217 verfaßten "Königschronik lesen: "Pippin
hatte eine hochadelige und überaus kluge Frau mit Namen Plektrudis.
Sie baute in Köln auf dem Capitol eine bedeutsame Kirche zu Ehren
der Gottesmutter und gründete dort zum Dienste Gottes und der Heiligen
Jungfrau ein Damenstift, das sie mit reichen Liegenschaften und Einkünften
ausstattete..." Pippin trennte sich von ihr, um mit seiner zweiten
Gemahlin Alpaide zusammenleben zu können, die ihm einen Sohn
schenkte. Man berichtete ihm, es sei "ein Karrl", was in der deutschen
Sprache einen Knaben mit kräftigen Gliedern bedeutet. So wurde Pippins
Sohn einfach "der Karrl" oder "Der Kerl" genannt und damit im Zeichen
der "volkstümlichen oder deutschen Sprache die karolingische
Dynastie begründet". Dieser "Karrl" erhielt später
den Beinamen "Martell" - der Hammer; er vertrug sich schlecht mit
seiner Stiefmutter
Plektrudis, die ihn eine zeitlang gefangenhalten
ließ. Später gelang es ihm, durch seine Siege bei Tours und
Poitiers das Abendland vor dem Ansturm des Islam zu retten. Als er im Jahre
717 in Köln eindrang, mußte
Plektrudis
auf alle Herrschaftsansprüche
verzichten. Sie starb in der Stille des von ihr gegründeten Klosters.
17 Plektrud
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Pippinus, filius
Ansigisli
quondam, necnon et illustris matrona mea Plectrudis, filia Hugoberti
quondam; so öfter
in Urkunden Pippins des Mittleren; C. Wampach, Echternach 1,2, Nr.
14, 15,24, Seite 39ff.
Zu ihrer genealogischen Einordnung
Ders., Echternach 1, 1, Seite 130-135, sowie E. Hlawitschka, Zur landschaftlichen
Herkunft (wie in Nr. 4), Seite 8-10. - Seit dem 12./13. Jahrhundert kursiert
in der Diözese Köln die Nachricht, eine gewisse Notburgis habe
im Kölner Kloster St. Maria gelebt und sei Plektruds
Nichte
gewesen; vgl. Vlies des Saints 10, Paris 1952, Seite 1006. Zumal auch noch
die klösterlichen Anfänge von St. Maria im Kapitol umstritten
sind (ältester Beleg aus dem 10. Jahrhundert), dürfte hier kaum
ein echter Kern zu vermuten sein.
Plektrud, Tochter Hugoberts, entstammte einer vornehmen austrischen Familie und heiratete um 670 Pippin den Mittleren. Ihre Mutter wäre Irmina gewesen, die als Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Oeren bei Trier und Stifterin des Mönchsklosters Echternach an der Sauer wurde und außer Plektrud eine weitere Tochter namens Adela hatte, die Gründerin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammen mit einigen weiteren Verwandten, die auf diesem Wege erschlossen werden können, zeichnet sich hier das Bild eines hochbedeutenden Adelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von der mittleren Mosel über die Eifel bis an den Niederrhein nördlich von Köln erstreckte und in dieser Weiträumigkeit den ARNULFINGER/PIPPINIDEN kaum nachstand.
Werner Matthias: Seite 30,241-243,247-256
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"Adelsfamilien im Umkreis der frühen
Karolinger."
Die Familie Plektruds, die
"HUGOBERT-IRMINA-Sippe", deren Einflußbereich sich vom Elsaß
und Seillegau über das Trierer Gebiet bis in die Gegenden nördlich
von Köln erstreckte, hatte ihre führende Stellung bereits vor
dem Herrschaftsantritt Pippins II. von 679/80 inne, das heißt
zu einer Zeit, als die Position derARNULFINGER-PIPPINIDEN
selbst durch den Sturz des Grimoald
von 662 noch stark geschwächt
war. Auf diesem Hintergrund dieser Beobachtungen gewinnt die Zuweisung
von Pippins II. Gemahlin zur Verwandtschaft der Irmina von Oeren
erhöhtes Gewicht.
Pippins Heirat mit Plektrud ist vor
668/70 anzusetzen.
Die Angaben über die Erbteilung
zwischen Regentrud und Plektrud
in Budberg und Beslanc wurden
erstmals von Halbedel in der Weise interpretiert, daß Regentrud
und Plektrud als die beiden Anteilberechtigten zugleich auch Geschwister
gewesen seien. Wie bereits vor ihm Goerz hielt auch Halbedel Plektrud,
die er somit als weitere Schwester Adelas ansah, für personengleich
mit der Gemahlin
Pippins II. Diesen Ergebnissen schloß sich
Wampach an, der zuvor schon unter Hinweis auf die Gemengelage von Gütern
Pippins
II., Irminas und Adelas im Trierer Gebiet eine Verwandtschaft
dieser Personen untereinander vermutet hatte. Die erstmals von ihm fundierter
vorgetragene These, Adela von Pfalzel und Pippins II. Gemahlin
Plektrud
seien mit "größter Wahrscheinlichkeit" Töchter
Irminas
von Oeren und deren Gemahl
Hugobert gewesen, wurden von dem
Großteil der Forschung übernommen.
Noch weniger ist den Quellen in
der Frage der Besitzungen
Plektruds zu entnehmen. Bis auf eine unwesentliche
Ausnahme tätigte Plektrud sämtliche ihrer bekannten Besitzgeschäfte
gemeinsam mit Pippin II. In den betreffenden Urkunden ist nicht
vermerkt, aus wessen Besitzmasse die jeweiligen Güter stammten. Die
erzählenden Quellen lassen für Plektrud engere Verbindungen
in das Kölner Gebiet erkennen, denen möglicherweise auch weiter
zurückreichende Besitzbeziehungen entsprachen. So residierte
Plektrud
nach
dem Tod Pippins II. in Köln und gründete hier nach später,
aber glaubwürdiger Überlieferung die Kirche St. Marien im Kapitol.
670/75
oo Pippin II. der Mittlere
635 oder 640/50 † 16.12.714
Kinder:
Grimoald II.
† April 714
Drogo Herzog der Champagne
† 708
Literatur:
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Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998
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zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner Matthias:
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Sigmaringen 1982 Seite 15,27-31,36,60,62,70,72,74-77,89,99,107, 111,119,121-123,126,128,131,133,137,165,167,169,172-176,186,193,197,213,221,226,229,234,236,
239,241-243,247-256,258,261-263,265-270,274-282,285,289,291-294,322,324,326
- Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle
Verlag Esslingen 1986, Seite 30 -