Eventuell Tochter des Herzogs Theodebert
von Bayern und der Regintrud
(W. Störmer)
Matthias Werner sieht in Pilitrud eine Tochter
der Regentrud, Tochter Hugoberts,
aus 1. Ehe mit einem namentlich unbekannten Gatten.
Nach der Vermutung Störmers entstammte Pilitrud
der Ehe Theodeberts und
Regintruds, während Jarnut sich
darüber hinaus um den Nachweis bemüht, dass ein Bruder
Pilitruds Tassilo
II. gewesen sei, aus dessen Ehe mit Irmina
von Oeren Swanahilt
hervorging.
Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 590
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Pilitrud, bayer. Herzogin
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† nach 725
1. oo Herzog Theudebald
2. oo Herzog Grimoald
Heiratete nach dem Tod ihres ersten Gatten dessen Bruder
Grimoald.
Dies war weder mit der Lex Baiuvariorum noch mit einer
päpstlichen Instruktion von 716 vereinbar.
Deshalb protestierte der Freisinger Bischof Korbinian
und forderte
Grimoald auf, seine Gattin zu verstoßen.
Karl
Martell fiel 725 in Bayern ein und entführte sie neben
„großen Schätzen“ mit ins Franken-Reich.
Im Gefolge auch ihre Nichte Swanahilde, die die
Gemahlin des Franken-Herrschers wurde.
Literatur:
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R. Reiser, Agilolf od. d. Herkunft d. Bayern, 1977.
Spindler Max: Seite 121,123,151,152
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"
Das im Jahre 784 angelegte Verbrüderungsbuch von Sankt Peter in Salzburg gibt folgende "Reihe der gestorbenen Herzöge mit ihren Frauen und Kindern":
Theoto Folchaid
Theotpert
Crimolt Pilitrud
Theodolt Uualtrat
Tassilo
Hucperht Rattrud
Otilo
Auch die beiden folgenden Namen sind aus unabhängiger
Überlieferung bekannt: Grimoald und Pilitrud
sind das in der Vita Corbiniani genannte Freisinger Herzogspaar [6 C.
15, Seite 203ff.; c. 23-26, Seite 214-218.]. Die gleiche
Pilitrud
war vorher mit dem Bruder
Grimoalds,
Theodolt, verheiratet,
der bei Arbeo als Theodoalt [7 Vita Corb. c. 24, Seite 215,
Herzog
Theodbald mit Todestag 15. Oktober im Regensburger Necrolog, hg. von
Franz Ludwig Baumann (MGH Necr. 3) 1905, 369.] erscheint. Im Verbrüderungsbuch
wird jedoch Theodolts Frau nicht Pilitrud, sondern Waltrat
genannt, so daß man auch hier an eine frühere Ehe denken muß,
oder aber, daß der Name der Waltrat um eine Zeile zu hoch
geraten ist und eigentlich zu Tassilo gehört.
Von seinem 725 unternommenen ersten Heereszug nach Bayern
brachte Karl Martell nicht nur große
Schätze, sondern auch die Herzogin Pilitrud
und
deren Nichte
Swanahilt mit heim [3 Fredegar, Chron. c. 12
(108) Seite 175.]. Vielleicht war Pilitrud
ihm freiwillig gefolgt [4 Vita Corb. c. 31, Seite 224.]; von ihrer
Nichte Swanahilt
erhielt
Karl
einen Sohn namens
Grifo.
Die bayerische Prinzessinn Swanahilt, die als
neptis
Pilitruds
[9 Fredegar, Cont. c. 12 (108) Seite 175; das neptis sua
muß sich hier, obwohl grammatikalisch falsch, sinngemäß
auf Pilitrud und nicht auf Karl Martell beziehen, vgl. Eugen
Schumacher, Beiträge zur Geschichte Grifos, des Sohnes Karl Martells
(Programm Gymnasium Landau) 1903/04.], als neptis Odilos
[10 Ann. Einh. (zu 741) 3.] und als neptis Hucberts
[11 Aventin, Ann. I 383.] bezeichnet wird, wurde von Karl Martell
ins Franken-Reich geführt und wurde hier seine legitime Gemahlin [1
Hans
Leo Mikoletztki, Karl Martell und Grifo (Festschrift Edmunnd E. Stengel)
1952, 130 bis 156, bes. 144ff.].
Corbian begab sich zuerst zu Herzog Theodo, der
eben damals Bayern in vier Teile geteilt hatte und das Land gemeinsam mit
seinen Söhnen regierte, und darauf zu einem der Söhne Theodos,
zu Herzog Grimoald von Freising. Hier machte er sich durch sein
schroffes Auftreten und durch seine Forderung, daß die Ehe des Herzogspaares
aus kanonischen Gründen getrennt werden müsse (Grimoald
hatte die Witwe seines Bruders geheiratet) [1 Die strengen Ehegesetzte
waren auf einer römischen Synode vom 5. April 721 wieder eingeschärft
worden (Hefele-Leclerq, Hisstoire des conciles III 1, 1909, 597f.), sie
standen aber auch in der Lex Baiw. VII 1, Seite 347f.], die Herzogin
Pilitrud zur Feindin. Vor ihrem Zorn mußte er nach Mais fliehen,
das demnach zu den Orten gehörte, die König Liutprand
den Bayern wegegenommen hatte, vielleicht aber auch im Einflußbereich
eines anderen Mitgliedes des bayerischen Herzogsfamilie klag. Die Flucht
liegt jedenfalls vor 725, denn dieses Jahr brachte mit dem Einfall Karl
Martells nach Bayern den Untergang Herzog Grimoalds und die
Wegführung seiner Frau ins Franken-Reich [2 Diese Datierung
auch bei Zeiss, Quellensammlung 9 (siehe oben 73) 52ff.].
Störmer Wilhelm: Seite 21,38
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"Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen
Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band
IV."
Von Pilitrud, der
Gemahlin zunächst
Herzog Theodoalds (Theodebalds),
dann seines Bruders Grimoald, sagt die Vita Corbiniani, sie sei
"generis praeclara ex Gallorum partibus suae genetrice secuta".
Das heißt doch wohl, dass ihre Mutter schon vor ihr nach Bayern kam
und sich vermutlich nach dem Tode ihres ersten Mannes mit einem bayerischen
Großen vermählte. Leider wissen wir nicht, wie ihre Mutter hieß.
Sollte sie unter Umständen gar jene Regintrud sein? Auch Pilitruds
Nichte (neptis)
Sunnichild (Swanahild)
befindet sich am bayerischen Herzogshof. Wenn Karl
Martell nach seinem Sieg über die Alemannen und Bayern
725 die beiden Frauen ins Franken-Reich zurücknimmt, Swanahild
sogar heiratet, so hat er dafür sicherlich gravierende politisch-dynastische
Gründe. Bekanntlich entstammt Karl Martell
nicht der legitimen Frau Pippins
des Mittleren,
Plektrud,
sondern dessen Friedelfrau Chalpaida.
Der Hausmeier Pippin der Mittlere setzte
seinen Friedelsohn Karl Martell seinen
Nachkommen aus der legitimen Ehe gleich. Zwischen den Nachkommen Plektruds
und
Chalpaidas muß
es zu heftigen Erbauseinandersetzungen gekommen sein. So ist auch Karl
Martell seit 723 rücksichtslos gegen die Söhne seiner
verstorbenen Halbbrüder vorgegangen und hat auf diese Weise auch versucht,
Besitz aus den Erbe Plektruds an sich
zu bringen.
Nun muß immerhin auffallen, dass drei bayerische
Herzöge des 8. Jahrhunderts Namen tragen, die auch in der Familie
Plektruds,
der Gemahlin Pippins des Mittleren
vorkommen. Grimoald, der mit jener von Karl
Martell inhaftierten
Pilitrud
verheiratet
war, entspricht namentlich einem Sohn der Plektrud
aus der Ehe mit Pippin dem Mittleren,
sein Bruder Theudoald deren Enkel. Herzog Hucbert entspricht
dem Vater Plektruds, der mit Irmina
von Oeren verheiratet war. Freilich ist schwer vorstellbar, dass Regintrud
- falls sie wirklich die Gemahlin Theodos II. von Bayern war und
die Mutter der Pilitrud - ihre Söhne
mit ihrer eigenen Tochter vermählen läßt. Die Verwandtschaftszusammenhänge
scheinen also etwas anders zu liegen.
Wenn Arbeo in der Vita Corbiniani berichtet, dass der
Sohn Herzog Grimoalds und Pilitruds
auf geheimnisvolle Weise ums Leben kam, kurz nach dessen Tod auch Herzog
Grimoald von seinen Feinden ermordet wurde, schließlich die böse
Gattin Pilitrud, durch Trug
getäuscht, dem in Bayern siegreichen Hausmeier
Karl Martell ins Franken-Reich folgt, wo sie Macht und Glanz
und ihr gesamtes Vermögen verliert, dann erinnern diese Fakten doch
in starkem Maße an jene Methoden, die Karl
Martell seit 723 gegen die Söhne seiner Halbbrüder
anwandte. Die Vermählung des siegreichen Hausmeiers mit Pilitruds
neptis
Sunnichilde (Swanahild) könnte
damit geradezu der Legitimierung von Karl Martells
Ansprüchen auf das Erbe der Plektrudis-Sippe
gedient haben.
Wir haben gesehen, dass die bayerischen AGILOLFINGER
damals
schon mit den Hausmeiern irgendwie verschwägert waren. Diese offensichtlich
für ihn gefährliche Familienkonstellation zerschlug Karl
Martell, indem er die
AGILOLFINGERIN
Swanahild
selbst heiratete, deren aus Franken stammende Tante, die Herzogin
Pilitrud, ebenfalls mit nach Westen nahm. Laut Vita Corbiniani
verlor sie dort alles: "ammissa potestate et gloriae decorem, proprisis
exuta substantus, nil quam asellum sub vectigali possidens", bis sie
völlig verarmt nach Italien zog (wohl floh), wo sie endete. Arbeo
berichtet im selben Kapitel der Vita, dass alle Kinder aus dieser Ehe der
Pilitrud,
die mütterlicherseits wohl eine KAROLINGERIN
war, mit Herzog Grimoald "unter schweren Heimsuchungen die Herrschaft
und das Leben verloren", zuerst der offensichtlich älteste Sohn, der
angeblich verzaubert worden war. Ihm folgte sein Vater Grimoald,
Teilherzog mit der Hauptpfalz Freising; er wurde ab insidiatoribus ermordet.
Auch sein subactor wurde hinterhältig umgebracht. Es ist schwer möglich,
dass der Vitenschreiber Arbeo hier fabulierte: da er Freisinger Bischof
war, mußten ihm diese Vorgänge aus der Überlieferung noch
bekannt sein. Die gesamte Familie des dux Grimoald und der
Pilitrud wurde also ausgerottet.
1. oo 2. Theudebald Herzog von Bayern
† um 719
2. oo Grimoald Herzog von Bayern-Freising
† um 728
Literatur:
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Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 590 - Konecny Silvia: Die
Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der
Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie
vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien
1976, Seite 58 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 42 - Spindler Max: Handbuch
der bayerischen Geschichte Erster Band Das alte Bayern das Stammesherzogtum
bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung
München Seite 121,123,151,152 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen
im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen
Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische
Landesgeschichte München 1972 Seite 21,38 -