Auch Odilo, der Bruder
der beiden alemannischen duces Landfried
und Theutbald,
besaß vor der Übernahme seines bayerischen Dukats im
alemannischen Raum allem Anschein nach eine größere Herrschaft,
und zwar im Gebiet von Pfungen bei Winterthur. Hier errichtete der
heilige Pirmin anfänglich sein Kloster, bevor es auf die Reichenau
verlegte. Im Gebiet um Pfungen trägt noch ein Berg mit einer bereits
vorgeschichtlichen, dann mittelalterlichen Befestigung den Namen Odilos:
der Uetliberg. Dass freilich Odilo
auf dieser Burg "residierte", wie Josef Siegwart annimmt, wird man in dieser
Form nicht übernehmen können.
Nach der freilich recht späten Überlieferung
des Gallus Öhem empfing Watilon ( = Odilo),
der Sohn
Herzog
Gottfrieds, den heiligen Pirmin im oben genannten Pfungen,
also unmittelbar beim Uetliberg, und gab ihm dort den Grundbesitz für
den Klosterbau. Nach 709, dem Tod Herzog Gottfrieds, soll Pirmin
Pfungen verlassen haben und schließlich die Insel Reichenau als Klosterplatz
auserwählt haben. Sprandel betont, dass die Söhne
Gottfrieds
weitgehend das Schicksal des Klosters bestimmten. Selbst wenn sie
nicht immer der Abtei Reichenau freundlich gesinnt waren, so wird ein enger
Kontakt Odilos zu diesem Kloster doch
deutlich in der Tatsache, dass seine bayerische Klostergründung Niederaltaich
das Reichenauer Patrozinium St. Mauritius, ja sogar die ersten Mönche
aus der Reichenau erhielt.
Erich Zöllner hat gezeigt, dass Odilo
noch
mit einem weiteren alemannischen Kloster in Verbindung steht: Gengenbach
an der Kinzig im westlichen Schwarzwald. Einer jüngeren Überlieferung
zufolge war Herzog Odilo nicht nur
an der Gründung dieses Klosters beteiligt, er soll auch dort begraben
sein.
Wir kehren noch einmal zu den Anfängen Odilos
in Bayern zurück: Noch zu Karl
Martells Zeiten wurde Odilo
Nachfolger
Hugiberts
auf dem bayerischen Herzogsstuhl, offensichtlich unter dem Einfluß
Swanahilds,
die in den Einhardsannalen zu 741 als neptis Odilos
bezeichnet wird. Unter Swanahilds Einfluß stand
schließlich auch ihre Stieftochter Hiltrud,
Schwester Pippins,
die auf den Rat
Swanahilds gegen den Willen ihrer Brüder Herzog
Odilo heiratete, doch offensichtlich ebenfalls aus politischen
Gründen.
Odilo ist denn auch nach
dem Tode Karl Martells zusammen mit
seinem Verwandten, dem Alemannen-Herzog, und mit Swidker, dem Inhaber der
regio Eichstätt, der Verteidiger des Swanahild-Erben
Grifo
gegen Pippin und Karlmann.
Durch den Einfluß
Swanahilds kam mit Odilo
offensichtlich eine schwäbische Linie der AGILOLFINGER
auf den bayerischen Herzogsstuhl. Auffallend ist, dass damit die beiden
den Ostalpen vorgelagerten Stämme praktisch in die Hand einer Familie
kommen. Das kann nicht vom Interesse des fränkischen Gesamtreiches
her erklärt werden, sondern nur aus dynastischen Interessen, hinter
denen Swanahild steckte.