Merowech                                      König der salischen Franken
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     um 457/58
 

Eventuell Sohn des Franken-Königs Chlodjo
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 541
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Merowech, fränkischer König
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    †

Nach dem glaubwürdigen Bericht bei Gregor von Tours (Hist. II,8: MGH SRM I, 58) war Merowech der Vater Childerichs und Großvater Chlodwigs. Nach Kontamination mit dem myth. Ahn Mero bei Fredegar (III, 9) wurde er irrigerweise zum Heros Eponymos der MEROWINGER. Weitere Angaben dort (III, 9; II: Merowech Sohn Chlodios) und in einem späteren Zusatz zum Liber hist. Francorum (c. 5) sind wohl dahin zu verstehen, daß Merowech Verwandter Chlodios war, ca. 440/50 die Seitenlinie von Tournai begründete, vielleicht gegen die Hunnen kämpfte und bis 457/58 lebte.

Quellen:
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Greg. Tur., Hist. II, 9 - Fredegar III,9; 11 -

Literatur:
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Hoops ² IV, 476-478 - L. Schmidt, Aus den Anfängen des salfrk. Kgtm.s, Klio 34, 1942, 306-327 - W.J. de Booen, De Franken. Van hun eerste optreden tot dood van Childerik, 1954 - E. Zöllner, Gesch. der Franken bis zur Mitte des 6. Jh., 1970 - E. Ewig, Die Namengebung bei den ältesten Frankenkg.en und im merow. Kg.shaus, Francia 18/I, 1991, 21-69 (Prosopographie Nr. I) -



Thiele, Andreas: Tafel 1
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

MEROWECH
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   † um 460

Merowech war König im Raum Brabant mit der Residenz Tournai. Er wurde vom römischen Heermeister Aetius mit anderen Klein-Königen - meist Verwandte - ins römische Föderatenverhältnis gezwungen. Nach dessen Ermordung 454 durchbrach er die römischen Grenzbefestigungen und eroberte den Raum Artois-Picardie dazu.



Ewig Eugen: Seite 14
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"Die Merowinger"

Die Beziehungen Roms zu den rheinischen Franken traten allerdings in ein kritisches Stadium, als deren König (oder einer ihrer Könige) starb und zwischen den Söhnen des Verstorbenen ein Streit um die Nachfolge ausbrach. Der jüngere Bruder suchte Hilfe bei Aetius und dem Kaiser, der ältere beim Hunnen-König Attila. Der Konflikt gehörte zu den auslösenden Faktoren des großen Hunneneinfalls nach Gallien im Jahr 451.

Schneider Reinhard: Seite 66
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„Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter“

Verweist die Angabe für Chlogio als utilis ac nobilissimus auf dessen Befähigung und edle Herkunft, so überliefert Gregor auch eine Vermutung, daß aus Chlogios Stamm (de huius stirpe) König Merowech entsprossen sei, cuius fuit Childericus.

Hartmann Martina: Seite 41
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

Gregor von Tours lässt das Geschlecht der MEROWINGER mit den Anführern Chlodio und Merowech beginnen. Die Chronik des sogenannten Fredegar berichtet an mehreren Stellen von einer trojanischen Herkunft der Franken und ihrer Könige:

   Die Franken wählten nach sorgfältigen Überlegungen
   einen König, der sich wie früher durch langes Haar
   auszeichnete, aus dem Geschlecht des Priamus, Friga
   und Francio. Sein Name war Theudomer, Sohn des
   Richimer, der im Kampf, ... von den Römern getötet
   wurde. Ihm folgte in der Herrschaft sein Sohn Chlodio,
   der stärkste Mann seines Volkes, der in der Feste
   Esbargium im Gebiet der Thoringer residierte.
         (Fredegar, Chronik II, 9 = Kaiser, Wegbereiter, Seite 126)

Als königliches Merkmal wird auch von ihm das lange Haar der MEROWINGER genannt, das in den Quellen immer wieder hervorgehoben wird, nicht zuletzt dann, wenn ein MEROWINGER-König durch Scheren des Haupthaares amtsunfähig gemacht wurde. Merowech, Chlodios Sohn, gilt als Vater Childerichs:

   Man erzählt, Chlodio habe sich einmal im Sommer
   mit seiner Gattin an den Meeresstrand begeben; als
   seine Gemahlin mittags zum Baden ins Meer hinauswatete,
   habe sie ein Meerungeheuer mit Stierkopf
   angefallen. Ob sie nun daraufhin von dem Untier
   oder von ihrem Mann empfing - sie gebar jedenfalls
   einen Sohn mit dem Namen Meroveus, nach dem
   später die Könige der Franken Merowinger genannt
   wurden.
        (Fredegar, Chronik III, 9 = Kaiser, Wegbereiter, Seite 126)

Und das Wesen, halb Stier, halb Mensch, das den Stammvater gezeugt haben soll, ist wohl die Erklärung für die kultische Verehrung des Stiers: Stierköpfe tauchen unter den Grabbeigaben merowingischer Könige und Königinnen wiederholt auf.
 
 
 
 

Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 361 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 205,208 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 14 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 41,89,93 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien, Seite 10,40 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 66,78 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 1 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 344,346 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 28, 30,37,106 -