Begraben: Lüttich
Jüngerer Sohn des fränkischen
Hausmeiers Pippin
der Mittlere aus dem Hause der ARNULFINGER
und der Plektrudis,
Tochter von Graf
Hugobert
Lexikon des Mittelalters: Band IV
Spalte 1717
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Grimoald II., Maiordomus in Neustrien
nach 697 und vor 701 bis 714
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* vermutlich nach 680, †
April 714
Begraben: Lüttich
Jüngster Sohn aus Pippins II. Ehe mit Plektrud (älterer Bruder Drogo, Halbgeschwister sind Childebrand und Karl Martell)
oo um 711/12 Theutsind, Tochter des dux der Friesen, Radbod, der dadurch an das neue pippinidischeHerrschaftszentrum Austrien gebunden werden sollte. Die Ehe blieb kinderlos.
Der ihm 708 von einer Konkubine geborene Sohn Theudoald († 741) wurde von Pippin II. 714 noch unmündig als maiordomus bestimmt. Über Grimoalds 14-jährige Wirksamkeit in seinem politischen Spitzenamt liegen kaum Quellen vor. Mit der Übernahme des Maiordomats gingen die wichtigsten neustrischen Königspfalzen als Herrschaftssitze an den im Raum Paris residierenden Grimoald. Nach Drogos Tod (708) blieb Grimoald der eigentliche Nachfolger Pippins II. Auf dem Weg zum in der Pfalz Jupille bei Lüttich schwer erkrankten Vater - wohl wegen der Einweisung in die Nachfolge - wurde Grimoald II. in der Lütticher Lambert-Basilika vom Friesen Rantgar erschlagen. Mit Grimoalds unerwartetem Tod war die karolingische Nachfolgeregelung gefährdet und die karolingische Vorherrschaft im Franken-Reich nach dem Tod Pippins II. (16. Dezember 714) in Frage gestellt.
Literatur:
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E. Hlawitschka, Die Vorfahren Karld
d. Gr. (Braunfels, KdG I, 1965), 60-62, 78 - E. Ewig, Spätantikes
und frk. Gallien, I, 1976, (Francia Beih. 3.I.), 228-301 - J. Semmler,
Zur pippinid.-karol. Sukzessionskrise 714-723, DA 33, 1977, 1-5 - M. Werner,
Der Lütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 306-308,451-452.
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GRIMOALD
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† erschlagen
St. Lambert zu Lüttich IV. 714
um 700 Hausmeier in Neustrien und Burgund
oo THEUDESINDA
†
Tochter von Radbod Fürst der Friesen
29 Grimoald II. - Theutsinda - Theudoald
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Belegstellen zu Filiation bei Nr.
16. und 28. Zu seiner Ehe vgl. Lib. Hist. Franc. c. 50, MG. SS. rer. Merov.
2, Seite 324: Habebat Grimoaldus uxorem in matrimomium nomine
Theudesinam,
filaim
Radbodis ducis gentilis, danach Contin.
Fredegarii c. 7, ebd., Seite 172 f.
Seinen Sohn
Theudoald hatte
er freilich von einer Konkubine. Lib. Hist. Franc. c. 49, ebd., Seite 324:
Grimoaldus
quippe
genuit filium ex concubina Theudoaldus nomine,
danach Contin.
Fredegarii c. 6, ebd. Seite 172. - Die Wendung des Lib. Hist. Franc. c.
51, ebd., Seite 325, daß Plektrud nach Pippins des Mittleren
Tode
cumnepotibus
suis vel regecuncta gubernatorat, berechtigt nicht, neben Theudoald
noch weitere
Grimoald-Söhne zu vermuten, da unter den nepotes
auch
Drogos Söhne verstanden werden können. Auch die in
Nr.28. zitierte Urkunde fürEchternach, in der von filiis Grimoalds
die
Rede ist, kann nicht zwingend sein, da an dieser Stelle eine Bestimmung
für die Zukunft getroffen wird und damit auch noch zu erwartende Söhne
Grimoalds
gemeint
sein können; vgl. Th. Breysig, Jahrbücher (wie in Nr. 18), Seite
4.
Dahn Felix: Seite 513
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"Die Franken"
Als im Jahre 714 Pippin in
Jobii-villa (Juppile, bei Lüttich), von heftigen Fieber ergriffen,
krank lag: - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein
beliebter Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika
des heiligen Märtyrers Landbert (Lambert) zu Lüttich ermordet
von einem Heiden Rangar.
Das war ein harter Schlag: vor
sechs Jahren war der andere Sohn, Drogo, gestorben.
Dahn Felix: Seite 461,462
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas."
Als Chlodovech
schon nach vier Jahren starb, folgte sein Bruder Childibert
III. 695-711, und da bald darauf,
695,
Nordbert, der Bewacher Neustriens für Pippin starb,
übertrug dieser das wichtige Amt keinem Geringeren als seinem jüngeren
Sohn
Grimoald, dessen Bescheidenheit, Gerechtigkeit, Milde, Güte,
Freundlichkeit, Wortfertigkeit und Almosenspende gerühmt werden. Aber
später erst, nicht gleich, wurde Grimoald "Majordomus von
Neustrien". Am 14. März 697 ist noch Pippin Majordomus
von Neuster, erst am 25. Februar 702 erscheint Grimoald als solcher.
So hielt Pippin, selbst wohl meist in Austrasien weilend und dort
die Oststämme wieder heranzwingend, durch seine beiden Söhne
Neustrien-Burgund und die Champagne in Zucht, bis Drogo (708) starb.
Als im Jahre 714 Pippin
in Jobii-villa (Juppille, bei Lüttich), von heftigem Fieber ergriffen
lag - er war etwa 80 Jahre - und sein tüchtiger, allgemein beliebter
Sohn Grimoald zu ihm reiste, wurde dieser in der Basilika des heiligen
Märtyrers Landbert zu Lüttich von dem Heiden Rangar ermordet.
Ewig Eugen: Seite 189,200
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"Die Merowinger und das Frankenreich"
Vor 701, wahrscheinlich 697, nahm
Pippin
eine Gewaltenteilung vor, die ihn entlastete und zugleich der intensiveren
Erfassung des einstigen neustroburgundischen Teilreichs diente. Der zweite
Sohn Grimoald übernahm das Hausmeieramt mit Kompetenzen,
die sich Neustrien beschränkt waren.
Auflösungserscheinungen mögen
sich auch in Frankoburgund schon angekündigt haben. Noch war jedoch
die neustrische Francia mit dem König fest in Grimoalds Hand.
Der schwerste Schlag traf die arnulfingische Herrschaft, als Grimoald,
der zu einem Besuch des bereits erkrankten Vaters in die maasländische
Heimat gereist war, im April 714 in der Lambertuskirche zu Lüttich
von dem heidnischen Friesen Rantgar ermordet wurde. Der Entschluß
Pippins,
Drogos
Sohn
Arnulf zu übergehen und
Theudoald, den noch im
Knabenalter stehenden Sohn Grimoalds als Nachfolger im Hausmeieramt
zu erheben, ist wohl auf den Einfluß der Gattin Plektrud zurückzuführen.
Riche Pierre: Seite 45,47
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"Die Karolinger. Eine Familie formt
Europa."
Um 700 ersetzte Pippin den
neustrischen
Hausmeier Norbert durch seinen eigenen Sohn Grimoald II., so
daß Vater und Sohn über die beiden Hausmeierämter im Reich
verfügten. Als Drogo im Jahre 708 starb, übernahm sein
Bruder Grimoald einen Teil dieser Ämter.
Immerhin war Radboddamit
einverstanden, daß seine Tochter getauft und mit Pippins Sohn
Grimoald
vermählt wurde.
Schieffer Rudolf: Seite 28,30,32-34
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"Die Karolinger"
Pippins ältester, nach
Neustrien verheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux
in
der Champagne aufgetreten war, wird nach 697 in den Quellen als
dux der Burgunder bezeugt, während der jüngere
Grimoald
um dieselbe Zeit sogar das Hausmeieramt des Vaters übernahm und nach
Nestrien ging.
Hier brachte Pippin in zwei
Kriegszügen 690 und 695 seine Übermacht zur Geltung und erreichte
nach der Einnahme von Utrecht einen Modus vivendi, der mit der Zeit dazu
führte, daß der Hausmeier Grimoald der Jüngere Radbods
Tochter Theudesinde
heiratete, also die Aufnahme der friesischen Führung in die pippinidische
Familie anbahnte.
Drogo hinterließ vier
Söhne, doch galt offenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel
trat nun um so deutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald
in den Vordergrund, den der Vater ja früher schon durch die Überlassung
des Hausmeieramtes bevorzugt hatte.
Den denkbar schwersten Schlag mußte
es daher gerade für
Plektrud bedeuten, daß ihr aus Neustrien
herbeigerufener Sohn Grimoald, in dem wohl jeder seit langem den
Nachfolger Pippins sah, im folgenden Monat in Lüttich von einem
Heiden, wohl einem Friesen, erschlagen wurde.
oo Theutsind, Tochter des
Friesen-Königs Radbod
x
†
Kinder:
Ill.
Theodebald (Theudoald)
Hausmeier
† 715 oder 741
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken.
Emil Vollmer Verlag 1899 Seite 513 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung.
Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt
1977, Seite 461,462, 464 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 189,200 - Hartmann
Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag
2003 Seite 94 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien
und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann
Stuttgart 1968, Seite 17 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte
unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion
- Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 301,302,307
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie
formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
1991, Seite 45,47,51,93 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 28,30,32-34,37 - Schneider
Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter.
Anton Hiersemann Stuttgart 1972, Seite 215 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband
1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 4 - Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 364 - Werner
Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1982, Seite 190,193,225,234,250, 265,276-278 -