Begraben: Chelles
Sohn des Franken-Königs Chlodwig
II. und der Bathilde
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1871
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Chlothar III., merowingischer König
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* ca. 649, † 673
Begraben: Chelles
Nach dem Tod Chlodwigs II. 657 folgte der älteste seiner drei noch unmündigen Söhne, Chlothar III., im neustroburgundischen Königtum; seine Mutter Balthild führte die Regentschaft. Sie verfolgte dabei, zusammen mit dem 658 erhobenen Hausmeier Ebroin, einen zentralistischen Kurs, der bald starke Opposition in Frankoburgund hervorrief; die Königin unterdrückte die Widerstände blutig. Neue Konflikte im Westreich führten zu Spannungen mit Ebroin; Balthild mußte zurücktreten und zog sich 664/65 in das von ihr gegründete Kloster Chelles zurück. Der inzwischen mündige junge König regierte nun formell selbständig; praktisch lag die Herrschaft in der Hand Ebroins, der ein Mandat des Königs erwirkte, wonach der Hausmeier unumgängliche Zwischeninstanz zwischen den frankoburgundischen Großen und dem König wurde; das heißt praktisch der Versuch, "das Hausmeieramt zu einer einheitlichen Statthalterschaft für die Reichsteile des Westens auszubauen" (Ewig). Die hieraus erwachsenden schweren Konflikte, besonders mit dem Bischof Leodegar von Autun, mündeten in eine Klage Ebroins gegen den Bischof vor dem König. Noch während des Prozesses starb Chlothar III. (673).
Quellen:
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Liber hist. Fr. 44-45 (MGH SRM II) - Passio I Leudegarii
2-5 (MGH SRM V) -
Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh., Trierer Zs. 22,
1953, 121-127 (abgedr. in:Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976,
207-214) - J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin, 1954 - E. Ewig, Stud. zur
merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 23 -
CHLOTHAR III.
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* 654, † 673 ermordet
Chlothar III. vereinigte
für kurze Zeit das Gesamtreich, mußte aber bereits 662
seinen jüngeren Bruder Childerich II. als
König in Austrien einsetzen. Seine Regierung markierte die endgültige
Wende zum völlig entmündigten Königtum. Er wurde vom Hausmeier
Ebroin geleitet, der den Adel niederwerfen wollte. In den nun folgendem
Bürgerkrieg wurde Chlothar
ermordet
und Ebroin 673 verjagt.
Anders verlief die Herrschaftsnachfolge im Westreich,
als Chlodwig II. ein Jahr nach seinem
Bruder Sigibert
(zwischen dem 11. September und 16. November 657) verstarb. Er hinterließ
drei unmündige Söhne: Chlothar III.,
Theuderich
III. und Childerich
II., die sich in der Obhut ihrer Mutter, der Königin
Balthilde, befanden. Nach dem Bericht des Liber historiae Francorum
setzten die Franci den ältesten von drei Söhnen sich als
König, der gemeinsam mit seiner Mutter herrschen sollte.
Der vermeintliche Widerspruch zwischen jenen Quellen,
die Chlothars III. alleinigen Erbgang
meldeten, und den zuletzt angeführten ausführlicheren Nachrichten
löst sich damit. Die Erhebung Chlothars III.
zum
neustrisch-burgundischen
König stellt sich also als erheblich modifizierter dar. Auch seie
Brüder besitzen innerhalb der Brüdergemeinde Herrschaftsrechte.
Von den Großen des Reiches werden sie kaum förmlich zu Königen
erhoben worden sein, die Quellen schweigen darüber. Bei der Herausstellung
Chlothars
III. verbanden sich praktische Notwendigkeiten mit rechtlichen
Möglichkeiten, die hier aufgegriffen wurden.
König Chlothar III. starb
im Jahre 675 (zwischen März 10 und Mai 15).
Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten
Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft
750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 270 - Dahn
Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die
Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 455 - Ehlers,
Joachim: Die Kapetinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
2000, Seite 14 - Ewig, Eugen: Die Merowinger
und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
1993, Seite 149, 152,157,159-161,164,188,199,202,206 -
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Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag
2003 Seite 24,31,77,79,146,183 - Nack Emil: Germanien. Ländern
und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach
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Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 250,253,254,256-260,262,268,271,274,279,288,291 - Riche
Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch
Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 40 - Schieffer,
Rudolf: Die Karolinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
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im Frühmittelalter, Seite 154-158, 163,230 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 -
Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 355, 378 -