Chlothar III.                                   Franken-König (657-673)
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654 Frühjahr 673 ermordet (10.3./15.5.)
 

Begraben: Chelles
 

Sohn des Franken-Königs Chlodwig II. und der Bathilde
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1871
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Chlothar III., merowingischer König
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* ca. 649, 673

Begraben: Chelles

Nach dem Tod Chlodwigs II. 657 folgte der älteste seiner drei noch unmündigen Söhne, Chlothar III., im neustroburgundischen Königtum; seine Mutter Balthild führte die Regentschaft. Sie verfolgte dabei, zusammen mit dem 658 erhobenen Hausmeier Ebroin, einen zentralistischen Kurs, der bald starke Opposition in Frankoburgund hervorrief; die Königin unterdrückte die Widerstände blutig. Neue Konflikte im Westreich führten zu Spannungen mit Ebroin; Balthild mußte zurücktreten und zog sich 664/65 in das von ihr gegründete Kloster Chelles zurück. Der inzwischen mündige junge König regierte nun formell selbständig; praktisch lag die Herrschaft in der Hand Ebroins, der ein Mandat des Königs erwirkte, wonach der Hausmeier unumgängliche Zwischeninstanz zwischen den frankoburgundischen Großen und dem König wurde; das heißt praktisch der Versuch, "das Hausmeieramt zu einer einheitlichen Statthalterschaft für die Reichsteile des Westens auszubauen" (Ewig). Die hieraus erwachsenden schweren Konflikte, besonders mit dem Bischof Leodegar von Autun, mündeten in eine Klage Ebroins gegen den Bischof vor dem König. Noch während des Prozesses starb Chlothar III. (673).

Quellen:
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Liber hist. Fr. 44-45 (MGH SRM II) - Passio I Leudegarii 2-5 (MGH SRM V) -

Literatur:
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E. Ewig, Die frk. Teilreiche im 7. Jh., Trierer Zs. 22, 1953, 121-127 (abgedr. in:Ders., Spätantikes und frk. Gallien I, 1976, 207-214) - J. Fischer, Der Hausmeier Ebroin, 1954 - E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie, FMASt 8, 1974, 23 -



Thiele, Andreas: Tafel 3
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

CHLOTHAR III.
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* 654, 673 ermordet

Chlothar III. vereinigte für kurze Zeit das Gesamtreich, mußte aber bereits 662 seinen jüngeren Bruder Childerich II. als König in Austrien einsetzen. Seine Regierung markierte die endgültige Wende zum völlig entmündigten Königtum. Er wurde vom Hausmeier Ebroin geleitet, der den Adel niederwerfen wollte. In den nun folgendem Bürgerkrieg wurde Chlothar ermordet und Ebroin 673 verjagt.



Schneider Reinhard: Seeite 154-158
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"

Anders verlief die Herrschaftsnachfolge im Westreich, als Chlodwig II. ein Jahr nach seinem Bruder Sigibert (zwischen dem 11. September und 16. November 657) verstarb. Er hinterließ drei unmündige Söhne: Chlothar III., Theuderich III. und Childerich II., die sich in der Obhut ihrer Mutter, der Königin Balthilde, befanden. Nach dem Bericht des Liber historiae Francorum setzten die Franci den ältesten von drei Söhnen sich als König, der gemeinsam mit seiner Mutter herrschen sollte.
Der vermeintliche Widerspruch zwischen jenen Quellen, die Chlothars III. alleinigen Erbgang meldeten, und den zuletzt angeführten ausführlicheren Nachrichten löst sich damit. Die Erhebung Chlothars III. zum neustrisch-burgundischen König stellt sich also als erheblich modifizierter dar. Auch seie Brüder besitzen innerhalb der Brüdergemeinde Herrschaftsrechte. Von den Großen des Reiches werden sie kaum förmlich zu Königen erhoben worden sein, die Quellen schweigen darüber. Bei der Herausstellung Chlothars III. verbanden sich praktische Notwendigkeiten mit rechtlichen Möglichkeiten, die hier aufgegriffen wurden.
König Chlothar III. starb im Jahre 675 (zwischen März 10 und Mai 15).
 
 
 
 

Literatur:
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Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 270 - Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn, Felix: Die Völkerwanderung. Kaiser Verlag Klagenfurth 1997, Seite 455 - Ehlers, Joachim: Die Kapetinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 14 - Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1993, Seite 149, 152,157,159-161,164,188,199,202,206 - Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 24,31,77,79,146,183 - Nack Emil: Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1977, Seite 255,257 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 250,253,254,256-260,262,268,271,274,279,288,291 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 40 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 21 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 154-158, 163,230 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 355, 378 -