Sein Nachfolger und Eidam [3 Nach Warattos
Tod entstanden Spaltungen unter den Neustriern
und Burgundern bezüglich der Wahl
des Nachfolgers: Bonnell Seite 124 läßt Berthar
erhoben werden "unter dem Einfluße von Warattos Witwe Ansfledis"
(welche ihn bald ermorden ließ: das liegt aber doch nicht in den
Worten der Quellen:
Gesta Fr. c. 48: W. defunctus est. fuitque
ei matrona nobilis et ingeniosa, nomine Ansefledis. Franci namque
in diversa tendentes vacillabant: B. quemdam statura pusillum, sapientia
ignobilem consilio inutilem in majorem domatus oberrantes statuerunt.
Diese Quelle weiß nicht einmal, daß B. der Schwiegersohn
Ansfledas
war: das "ingeniosa" und "namque" kann doch
Ansfledens
Einfluß hierbei nicht beweisen.
Der Continuator Fred. I. c. 99 weiß von diesem
Schwiegerverhältnis, sagt aber auch nur: eratque (W.)
matrona
nobilis et strenua, nomine A., cujus gener nomine B. honorem
majoris domus palatii suscepit: eartque statura parvus, intellectu modicus,
levis atque citatus; über das Verhältnis dieser Umarbeitung
zu den Gens siehe Krusch und Wattenbach Seite 120; Berthar verachtet
nun oft auf die Freundschaft und die Ratschläge der Franken, darüber
entrüsten sich die Franken und es verlassen ihn Auderamnus, Reulus
(sic, statt Relus) und viel andere, verbinden sich unter Geiselstellung
mit Pippin
und reizen diesen zum Kampf gegen B. und die übrigen Franken.
Die von einem ARNULFINGER veranlaßte
Darstellung will offenbar Pippin nicht ohne Aufforderung der Neustro-Burgunder
handeln lassen. Übrigens ist dieser Zusammenhang (obzwar der älteren
Quelle fremd) nicht unglaubhaft; auch B., der selbstverständlich
im Vergleich mit Pippin und geistig übel wegkommen muß,
scheint seinem Dienstadel nicht gefügig genug gewesen zu sein.] Berthar,
wegen Herrschsucht von einem Teil der Neustrier, zumal dem früher
sehr einflußreichen Bischof Reolus von Reims verlassen, geriet
alsbald im Kampf mit Pippin: bei Tertri am Ornigon geschlagen (687),
wurde er nicht lange [4 Jedoch nicht allzu geschwind: noch am 30.
Oktober 688 (Pertz Nr. 57 690? Sickel, Seite 32) schenkte der König
zu Compiegne die villa Latniacum in pago Meldequo dem Kloster des
heiligen Dionysius (Abt war damals Chaino) auf Vorschlag seiner Königin
Chrodechildis
und
des Major domus Berchar. Die villa war früher den Majores
domus Ebroin,
Waratto
und Gislemar
verliehen und nach Warattos Tod vom Fiskus zurückgenommen
worden.] nachher auf Anstiften seiner Schwiegermutter Ansfled ermordet
[1 Pippin der Mitschuld zu zeihen, wie Bonnell Seite 127 und Richter
ad h.a. geneigt scheinen, besteht doch hier so wenig wie bei Ebroins
Ermordung anderer Grund, als daß ihn diese Major domus, wie jener
Gewaltige, sehr gelegen starb: die Gesta c. 48 sagen nur:
B.
ab adulatoribus suis occisus est instigante Ansflede. - Der
Grund der Macht dieser Frau war offenbar der Reichtum, über den dies
Geschlecht verfügte und der in der Hand eines willenstarken Weibes
kaum minder als im Besitz von Männern wirksam gemacht werden konnte
(vgl. oben Fredigundis); auf solchen
großen Grundbesitz des Hauses verweist Bonnell Seite 127: Schenkungen
von Ansfleds Enkel, Erzbischof
Hugo, an das Kloster St. Wandrille Gesta abbatum Fontanell. Mon.
Germ. hist. Scr. II, Seite 281. Die Güter des Hauses lagen an den
Seineufer von Paris bis Le Havre.], welche nun mit Pippin, der
jetzt Major domus Theuderichs
ward [2 Sehr bezeichnend drücken dies aus die Gesta c. 48.],
sich verständigte und ihm eine Tochter Adaltrud
(oder Anstrud) [3 Angeblich
(Ann. Mett.)
Berthars Witwe; so übereinstimmend die Chroniken,
dagegen nennt in einer Urkunde von Childebert
III., 14. März 697 (Pertz Nr. 70), Drogo
Berthar seinen Schwiegervater. Bonnell und Breysig folgen den Chroniken,
Bouquet der Urkunde, indem sie sämtlich einen Widerspruch annehmen.
Indessen: in der Urkunde heißt der Schwiegervater Berchar,
nicht Berthar, es wäre durchaus nicht notwendig, daß
dies derselbe Name sein müsse (freilich steht auch cont. Fred. Berchar
statt Berthar).
Berchar kommt neben Berthar vor: Förstemann
Seite 225 und Seite 244. Und es müßte auch nicht derselbe Mann
sein: Ansfleda könnte vor Waratto einen anderen Gatten,
Berchar,
und von diesem eine Tochter, Adaltrud,
gehabt haben, so daß also Berchar Drogos Schwiegervater und
doch auch Ansfled seine Schwiegermutter gewesen sein könnte;
dem steht nicht entgegen, daß der Schwiegervater vir inluster
genannt wird; denn das beweist nicht, daß der also Genannte Major
domus gewesen sein muß: der Major domus heißt zwar vir inluster,
aber ebenso heißen auch andere hohe Beamte und optimates: vgl. zum
Beispiel die Urkunde Chlodovechs
III.
vom 1. November 692 Bouquet I. c. Seite 671: inlustribus
viris Ragnoaldo (war nicht Major domus), Nordeberctho (war nur Vertreter
des Major domus), Ermenfrido (war nicht Major domus) optimates; [wie diese
beiden Urkunden über denselben Hof Nocitun (Noiso-sur. Oise, im Gebiet
von Beauvais bei Camiliacum, Chambli, pagus (le pays) Camiliacensis; daher
le Chambliois) zu vereinbaren, ist schwer abzusehen; die Urkunden stehen
bei Pertz als Nr. 64 und 70]; vgl. Sickel Seite 34f. Keinesfalls ist aber,
wie Bonnell Seite 127 anzunehmen scheint die 692 genannte Angantrud
identisch mit Anstrud oder Adaltrud.
Indessen ist die oben von uns versuchte Vermittlung recht bedenklich, weil
allzu künstlich, zumal auch Fred. cont. Berchar statt (des
Major domus) Berthar schreibt, und in Zweifel wird man eher ein
Versehen in der Urkunde annehmen müssen; nur auf die Ann. Mett. darf
man sich dabei nicht stützen, welche nicht einmal den Namen Adaltrud
kennen, Drogo zum Herzog von Burgund (!) machen und hier lediglich
dieselbe Quelle benutzen wie die Gesta abb. Fontanellens. ed. Pertz, Scr.
II, c.8] mit Pippins ältestem Sohne, Drogo, vermählte.
Diese Vermählung ist jedenfalls vor 697 zu setzen: 14. März 697
ist Adaltrud Drogos Gattin (Urkunde),
also mindestens 696, und die Angabe der Annalen von Metz (693) hat (hierin)
nichts Unglaubhaftes.