Einziger Sohn des Thüringer-Königs
Herminafrid
und der
Amalaberga,
Nichte des Ostgoten-Königs Theoderich
der Große
Schneider, Reinhard: Seite 19
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"Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter.
Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern."
Auf Veranlassung des Kaisers heiratete der Langobarden-König Audoin eine Tochter des Thüringer-Königs Herminafried, deren Vater einst nach Italien geflohen und im Jahre 540 von Belisar zusammen mit dem gefangengenommmenen Ostgoten-König Witiches nach Byzanz gebracht worden war [78 Prokop, Bell. Goth. IV, 25, ed. Veh Seite 916. Herminafrieds Sohn Amalafried diente im byzantinischen Heer.]. Audoins jetzige Frau war über ihre Mutter Amalaberga und Großmutter Amalafrieda, eine Schwester Theoderichs, mit dem Ostgoten-König direkt als seine Großnichte verwandt.
Dahn Felix: Seite 165
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Der Kaiser sah darin einen Bruch des Friedens und schickte den Langobarden ein Hilfsheer unter Amalafrid, den Sohn des Thüringer-Königs Hermanfrid und der AMALUNGIN Amalaberga, das die Gepiden schlug (531).
Offergeld Thilo: Seite 79,90,140
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"Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im
frühen Mittelalter."
Denn nachdem die Geburt eines direkten Thronerben, des
ersehnten sacer parvolus, ausgeblieben war, hatte
Theoderich zwar zunächst seinen Schwiegersohn Eutharich,
den er als im Westgoten-Reich gefundenen AMALER
darstellte [103 Ob Eutharich tatsächlich
amalischer Herkunft war, ist nicht sicher zu klären. Daß
ostgotische AMALER in den 470-er Jahren
zu den Westgoten gestoßen waren,
ist sicher, daß ähnliches bereits in den 420-er Jahren durch
die umstrittene jüngere AMALER-Linie
geschah,
zumindest möglich; von beiden könnte Eutharich abgestammt
haben. Vgl. die anhaltende Kontroverse anhand der oben Anm. 72 angeführten
Literatur sowie Wolfram, Goten Seite 43 mit Anm. 17; 238f. Im vorliegenden
Zusammenhang ist jedoch ohnehin die Frage, ob Eutharich
AMALER
war, weniger von Belang als die Tatsache, daß dies behauptet wurde.
Nach Krautschick, Cassiodor Seite 31-33, 125f., war die amalische
Legitimierung
Eutharichs ein Hauptzweck der Gotengeschichte Cassiodors.],
als Nachfolger vorgesehen, doch war dieses von Konstantinopel bereits gebilligte
und mittels Waffen-Adoption Eutharichs bekräftigte Vorhaben
durch dessen frühzeitigen Tod vereitelt worden. Der erbrechtlich nächstliegende
Kandidat, noch vor Eutharich, wäre Theoderichs
Schwestersohn Theodahad
gewesen, doch galt dieser nicht nur Theoderich
selbst, sondern auch den gotischen und römischen Großen als
wenig geeignet [104 Vgl. Prokop, De bello Gothico I.4.6, Seite 20f.,
sowie Theoderichs mahnende Briefe bei
Cassiodor, Variae IV.39.4, Seite 131 und V.12, Seite 149f.; vgl. Wolfram,
Goten Seite 332f. Nach Norbert Wagner, König Theodahad und die amalische
Namengebung, in: Beiträge zur Namenforschung N. F. 21 (1986), Seite
433-450, hier Seite 438f., wäre Theodahad
nicht Amalafridas Sohn, sondern ein
Sproß von Theoderichs Bruder
Thiudimund
gewesen, vgl. aber die Quellen in PLRE 2, Seite 1067.]. Auch seinen westgotischen
Enkel Amalarich,
dem er schon die Herrschaft im Tolosanischen Reich seines Vaters versagt
hatte [105 Siehe dazu unten Seite 96.], überging der greise
König, ebenso Amalafrid, den Sohn
seiner Nichte Amalaberga, der offfenbar
für die Nachfolge in Thüringen vorgesehen war [106
Vgl.
Schlesinger, Frühmittelalter Seite 322f.; Claude, Königserhebungen
Seite 159.]. Statt dessen entschied sich Theoderich
für ein kaum zehn-, vielleicht erst achtjähriges [107 Differierende
Angaben bei Jordanes, Romana c. 367, Seite 48; Prokop, De bello Gothico
I.2.1, Seite 10 (jeweils acht Jahre); Jordanes, Gtica c. 304, Seite 136
bzw. 125 (vix decennem).] Kind, Athalarich,
den Sohn Eutharichs und seiner Tochter
Amalasuintha.
Die Abkunft des Kindes vom vormaligen, vom Kaiser gebilligten Thronfolger
Eutharius mag dabei eine Rolle gespielt haben.
In der Zeit dieser existentiellen Bedrohung zeigte sich
eine, kaum überraschende Rückkehr der Ostgoten
zu verstärkt heerköniglichen Auffassungen. Obgleich Mitglieder
der AMALER-Sippe
zumindest anfangs
noch vorhanden waren [142 Zum Beispeil
Amalafridas, der Sohn Amalabergas,
der freilich 540 nach Byzanz verbracht wurde, oder Theodahads
Sohn Theidegisklos,
eventuell identisch mit den Westgoten-König
Theudegisel (zur Debatte um die Gleichsetzung
vgl. zuletzt Wolfram, Goten Seite 467 Anm. 28). Überdies muß
es eine ganze Reihe entfernter verwandter
AMALER
im Reich gegeben haben, vgl. Grierson, Election Seite 9, mit dem Hinweis
auf Jordanes, Getica c. 266, Seite 126 bzw. 110.], wurden durch ihre persönliche
Eignung charakterisierte Heerführer zu Königen gewählt.
Allein Amalaberga
gelang mit ihren Kindern die Flucht nach Italien, doch war an eine Wiedergewinnung
des Throns nicht zu denken. Im Zusammenbruch der italischen Gotenherrschaft
gerieten ihr Sohn Amalafrid wie auch
ihre Tochter Rodelinde [321
Die Identität der Herminafried-Tochter
mit Audoins Gemahlin Rodelinde
ist nicht zweifelsfrei gesichert; möglicherweise handelt
es sich um zwei Ehefrauen Audoins;
vgl. PLRE 3B, Seite 1089; Schneider Königswahl 18f.] in Belisars
Hände und wurden nach Byzanz verbracht; Amalafrid
avancierte dort wenig später zum Heermeister, Rodelinde
wurde
dem Langobarden-König Audoin zur
Frau gegeben. Mit dem Ende der Königssippe war das Thüringer-Reich
vernichtet.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 165
- Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger
im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 79,90,140
- Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im
Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden
und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 19 -