Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 432
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Zaccaria
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Genuesische Adelsfamilie
Einige Genealogen führen die ZACCARIA auf
die adlige Familie – vicecomitalen Ursprungs – DE CASTRO zurück; in
der 1. Hälfte des 12. Jh. sei mit Zaccaria, Sohn des Fulco
de Castro, die Abzweigung von der Hauptlinie erfolgt. Die beständige
Verwendung des Titels de Castro wird von einigen als toponymischer Bezug
auf den Stadtteil, in dem die ZACCARIA ansässig waren, gedeutet.
Hervorzuheben sind Zaccaria II., Sohn des Zaccaria, der öffentliche
Ämter bekleidete und sich als Galeerenkommandant bei der Belagerung
von Syrakus und der Eroberung von Ventimiglia 1248 auszeichnete, sowie
Fulcone, Sohn Zaccarias II., Mitglied des Rates der Kommune
und einer der Unterzeichner des Nymphäumvertrags von 1261, die beide
- wie andere Adlige - Handel und Schiffahrt durchaus mit ihrer Würde
für vereinbar erachteten. Nach dem Scheitern ihrer Bestrebungen, sich
in Dolceacqua und in Ventimiglia an der östlichen Riviera eine Feudalherrschaft
zu errichten, wandten sich alle Mitglieder des Hauses komerziellen Aktivitäten
zu.
Bereits vor 1248 hatten Fulcone und seine Frau
Giulietta neun Kinder: fünf Töchter und die Söhne
Benedetto, Manuele, Nicolo und Vinciguerra,
die sowohl durch die Eheverbindungen der weiblichen Mitglieder mit den
Familien FIESCHI, SPINOLA, DORIA als auch durch die Unternehmungen der
männlichen zum Aufstieg der Familie beitrugen. Um 1267 traten Benedetto
und Manuele in den Dienst Kaiser Michaels
VIII. Palaiologos und erhielten von ihm Phokaia und sein
Territorium mit den reichen Alaunminen zu Lehen, die die beiden Brüder
mittels wechselseitiger Vollmachten und Heranziehung dritter Personen betrieben.
Dank dieser dynamischen Unternehmungen und der Übertragung von Chios
(1304) an Benedetto Zaccaria häuften die ZACCARIA ein
riesiges Vermögen an, das sie zum Teil in Galeeren, die das Alaun
in den Okzident transporierten, und in die Errichtung einer großen
Färberei in Genau am Bisagno investierten.
Nach dem Tode Benedettos (1307) und Manueles
(1309) stiegen Benedettos Sohn Paleologo und dessen Söhne
Benedetto II. und Martino auf, die Eheverbindungen mit den
Fürstenfamilien von Morea und den Herzögen von Athen eingingen,
Mitglieder des ägäischen Adels wurden und sich zunehmend von
Genua, der Ursprungsstadt der ZACCARIA entfernten. 1325 erhielt
Martino auch die (zuvor von der genuesischen Familie CATTANEO kontrollierten)
Alaunminen von Lesbos. Von seinem Bruder Benedetto verraten, verlor
er Chios und wurde als Gefangener nach Byzanz gebracht. Durch Intervention
des Papstes freigelassen, wurde er 1343 von Clemens VI. zum Kommandanten
der Kreuzfahrerflotte ernannt, die Smyrna aus türkischer Hand befreien
sollte, starb aber am 17. Januar 1345 vor den Mauern der Stadt.
Nach dem Verlust ihrer Domänen in der Ägäis konzentrierten
die ZACCARIA ihre Herrschaftsambitionen auf die Peloponnes, vor
allem unter Centutrione, der mit einer byzantinischen Prinzessin
vermählt war, und dessen Sohn Centurione II., der 1404 den
Thron von Achaia usurpierte. Nach dem Tod Centuriones II. (1432)
endete der Aufstieg der Familie in der Levante. Auch in Genua mußten
die im ZACCARIA im 14. und 15. Jh. einen politischen und wirtschaftlichen
Machtschwund erleben. 1528 konnte sie anläßlich er Reform des
Andrea Doria kein eigenes Albergo begründen.