Tochter des Herrn Philipp von Milly-Nablus und
der Isabella von Oultrejourdain, Tochter von Herrn Moritz
Runciman, Steven: Seite 698,708,767-768,791
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Das Lehen Oultrejourdain, dessen Hauptstadt Kerak war,
gehörte einer Erbin, Stephanie von Milly. Ihr erster Gatte
Humfried, der Erbe von Toron, war einige Jahre zuvor gestorben.
Ihr zweiter Gatte, Amalrichs Seneschall
Miles
von Plancy, befand sich mit dem König außer Landes. Ihr
erster Schwiegervater, der alte Konnetabel Humfried II. von Toron, eilte
zu ihrer Rettung herbei.
Rainald von Chatillon heiratete einige Monate
nach seiner Freilassung Stephanie, die Erbin von Oultrejourdain
und Witwe Miles' von Plancy, die den Grafen Raimund für
den Mörder ihres Gatten hielt.
Stephanie von Oultrejourdain hatte sich unter
den ausgelösten Gefangenen in Jerusalem befunden, und sie bat jetzt
Saladin
um Freilassung ihres Sohnes Humfried von Toron. Er war bereit unter der
Bedingung, dass ihre zwei großen Burgen sich ihm ergäben. Humfried
wurde aus seinem Kerker zu ihr geschickt; aber weder in Kerak noch in Montreal
wollte die Besatzung ihrem Befehl zur Übergabe gehorchen. Da es ihr
nicht gelang, ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen, schickte sie
ihren Sohn wieder in die Gefangenschaft zurück. Dieses ehrenhafte
Verhalten gefiel Saladin, und er schenkte
Humfried einige Monate später die Freiheit.
Als es Stephanie,
der Herrin von Oultrejourdain, nicht gelang, die Besatzungen ihrer
Burgen
Kerak und Montreal zur Übergabe zu bewegen, um so die Freilassung
ihres Sohnes Humfried von Toron zu erwirken, schickte ihr Saladin
den Sohn zurück, noch ehe die halsstarrigen Burgen im Sturm genommen
waren.
Pernoud Regine: Seite 121-123
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Die Rede ist von Stephanie von Milly, der Herrin
von Krak. Es handelt sich dabei nicht um die Burg Krak des
Chevaliers im Norden Syriens, sondern um die östlich des Jordans
gelegene Festung von Moab. Stephanie, Herrin von Oultrejourdain,
dem heutigen Transjordanien, hatte ein recht bewegtes Leben hinter sich.
Sie war bereits zweimals verheiratet; ihr zweiter Mann war eines Abends
in Akkon auf recht mysteriöse Weise ermordet worden.
Die Herrin von Krak konnte nicht lange Witwe bleiben:
Es war kaum vorstellbar, dass ihre Burg und Oultrejourdain ohne bewaffneten
Schutz blieben. Die Festung Krak (wie sie heute heißt) war
1142 von den Kreuzfahrern erbaut worden, um ein Gebiet zu verteidigen,
durch das die Karawanen zum Roten Meer zogen. Es war eine eindrucksvolle
Anlage; aus der Zeit der Kreuzfahrer ist eine dicke Mauer aus vulkanischem
Gestein erhalten, das sie in der Umgebung abgetragen und behauen hatten.
Stephanie
heiratete also zum dritten Mal, und zwar jenen berüchtigten
Rainald
von Chatillon, Witwer Konstanzes von Antiochia, von dem bereits die
Rede war. Er hatte 16 Jahre in Gefangenschaft in Aleppo verbracht, sich
dadurch aber keineswegs gebessert. Es ist anzunehmen, dass er nichts von
seinem Charme eingebüßt hatte, denn Stephanie war ihm
sofort verfallen. Aufgrund seiner abenteuerlichen Vergangenheit konnte
man jedenfalls von ihm erwarten, dass er Oultrejourdain tatkräftig
verteidigen würde. König Balduin IV.
stimmte der geplanten Heirat zu, mit dem Hintergedanken, dass ein so unerschrockener
Krieger von Nutzen sein könnte, zumal er weit genug entfernt von Jerusalem
residierte, um dem Königreich nicht zu schaden.
Der schreckliche "Arnaout", wie ihn die arabischen Chronisten
nannten, oder der "Satan der Franken", wie er auch hieß, zeigte sich
begeistert von der Aussicht, Herr von Oultrejourdain zu werden: Kerak lag
schließlich an der Straße, auf der die Karawanen durch den
Hedschas nach Mekka zogen. Die Pilgerstraßen waren gleichzeitig auch
Handelsstraßen; die aus Damaskus kommenden Kamelkarawanen transportierten
genügend kostbare Stoffe, Parfüms, Gewürze, Weihrauch, Gold
und Silber - ganz zu schweigen von den "Damaszener"-Waffen, um Rainalds
Raubritterherz höher schlagen zu lassen.
Sein tollstes Stück leistete er sich 1182, indem
er kurzerhand eine Flotte bauen ließ, um im Roten Meer den Handelsverkehr
zu kontrollieren und den muslimischen Pilgern den Weg abzuschneiden; ein
arabischer Chronist behauptet sogar, er habe den Leichnam des Propheten
an sich bringen wollen, um von den Massen, die durch sein Gebiet pilgern
würden; Wegezölle zu verlangen. Rainald ließ fünf
Schiffe bauen und in Einzelteilen auf Kamelen nach Aila befördern;
zwei von ihnen blockierten den Hafen, die anderen segelten in Richtung
Nubien, plünderten die Hafenstadt Aidab, fingen eine Karawane ab und
kaperten an der Küste des Hedschas ein großes, aus Dschedda
kommendes Handelsschiff. "Groß war das Entsetzen der Bewohner dieser
Gegend, vor allem in Mekka, die diesen Anschlag als Zeichen eines kommenden
Unheils deuteten. Noch nie hatte man so etwas gehört oder Leute aus
Rum [Franken] in dieser Gegend gesehen. Überall dachte man, die Stunde
des Jüngsten Gerichts sei gekommen."
Saladin rief seinen
Bruder Malik al-Adil um Hilfe, der
Schiffe aus dem Hafen von Damiette nach Alia schickte, um die fränkischen
Schiffe zu vernichten und die Piraten auf dem Roten Meer zu verfolgen.
Saladin hatte befohlen, alle, die den Ägyptern in die Hände
fielen, zu enthaupten.
Einige Zeit nach diesem dreisten Zwischenfall beschloß
die Herrin von Krak, die Vorbereitungen für die Hochzeit ihres seit
drei Jahren mit Isabella von Jerusalem
verlobten Sohnes Humfried zu treffen. Es wurden Einladungen an alle Barone
verschickt. Rainald von Chatillon stürzte sich in Unkosten,
denn ihm war vermutlich sehr daran gelegen, durch diese Feier, mit der
die Schwester des Königs von Jerusalem Einzug in Oultrejourdain halten
sollte, die Erinnerung an seine zweifelhafte Vergangenheit und seine jüngste
Niederlage auszulöschen. Gaukler und fahrende Spielleute wurden eingeladen.
Eine Vorstellung von der Vermählung des jungen Paares in der Kapelle
von Kerak mag vielleicht die Beschreibung einer fränkischen Hochzeitsfeier
vermitteln, die der arabische Chronist Ibn Dschubair auf einer Reise in
Tunis
miterlebte: "Die Braut war hochelegant, in ein wunderschönes Kleid
gehüllt, hinter dem sie ihrem traditionellen Stil gemäß
eine lange Schleppe aus goldener Seide herzog. Auf dem Kopf trug sie ein
goldenes Diadem, das von einem Netz aus gewebten Gold bedeckt war; auf
ihrer Brust war ein ähnliches Arrangemment. Mit kleinen Schritten
von einer halben Spanne schritt sie wie eine Taube, wie ein Wölkchen
daher. Möge Gott uns vor den Verführungen eines solchen Anblicks
schützen! Vor ihr gingen christliche Notabeln in ihren feinsten und
prächtigsten Gewändern, die Schlappe hinter ihnen fallend. Hinter
ihnen schritten christliche Frauen, der Braut ähnlich; in ihrer reichsten
Tracht paradierten und stolzierten sie. Allen voran zogen Musikanten. Die
Muslime und die anderen christlichen Zuschauer bildeten zwei Reihen entlang
der Straße und starrten sie ohne jede Zurückhaltung an."
Die beiden Vermählten zählten zusammen keine
30 Lenze. Isabella war erst 11, aber
in diesem Alter entwickeln sich junge Mädchen im Orient sehr schnell.
Von Humfried berichten die arabischen Zeitgenossen, seine Schönheit
sei der seiner Gemahlin ebenbürtig gewesen. Humfried war außerdem
gebildet, er sprach die Landessprache ebenso gut wie Französisch,
so dass er öfter als Dolmetscher dienen konnte. Die beiden waren sehr
verliebt ineinander. An nichts wurde gespart, um ihre Hochzeit so glanzvoll
wie möglich zu gestalten, obwohl sich die Ereignisse an jenem 22.
November 1183 dramatisch zuspitzten. Ausgerechnet an diesem Tag begann
der auf Rache an dem "Arnaout" sinnende Saladin
mit der Belagerung der Festung Kerak. Im Nu hatten seine Truppen
die Zitadelle umzingelt, so dass sie beinahe die Hochzeitsgäste in
der Burg überrascht hätten. Bei dieser Gelegenheit werden die
Heldentaten eines Ritters namens Iwein gerühmt. Ihm gelang es, indem
er wild um sich schlug, das Eingangstor zu verteidigen, bis in aller Eile
die Zugbrücke hochgezogen wurde und er sich unter einem Pfeilhagel
im letzten Augenblick durch einen Sprung retten konnte.
Trotz dieser unverhofften Störung gingen die Hochzeitsfeierlichkeiten
in der gewaltigen Festung weiter, während Saladin
mit acht Wurfmaschinen die Mauern pausenlos unter Beschuß nahm. Stephanie
schickte
Boten zum Sultan, und durch die geöffneten Tore trugen Diener Speisen
des Hochzeitsmahls hinaus. Der Chronist Ernoul spricht nur von "Brot und
Wein, Ochsen und Hammeln", Einzelheiten verschweigt er. Kurz und gut, Stephanie
lud Saladin und seine Truppen ein,
am Festmahl teilzunehmen. "Die Herrin von Krak begrüßte ihn",
heißt es, "und erinnerte ihn daran, dass er sie manches Mal auf dem
Arme getragen habe, in seiner Kindheit, als er in dieser Burg als Geisel
gefangen war." Saladin war bei der
Erinnerung tief gerührt und "bedankte sich überschwenglich bei
ihr". Er fragte die Boten, wo das Festmahl stattfinde, und wies seine Truppen
an, diesen Teil der Festung zu schonen.
Trotz all dieser Freundlichkeiten fühlte sich Rainald
wie in einer Falle. Er ließ im obersten Stockwerk des höchsten
Turmes ein Feuer anzünden. Bei klarem Wetter konnte man von dort aus
die Spitze des etwa 80 Kilometer entfernten Davidsturms in Jerusalem oder
zumindest die Höhen des Ölbergs sehen. Bei Nacht gab man sich
durch Feuer von Burg zu Burg Alarmzeichen, und bei Tag wurde durch feuchtes
Stroh schwärzlicher Rauch erzeugt, der ebenfalls weithin sichtbar
war. Als König Balduin erfuhr,
in welcher Gefahr sich Krak von Moab befand, rief er seine Streitkräfte
zusammen und machte sich auf den Weg. Saladin
gab
nach und hob die Belagerung auf. Vier Jahre später, bei der Schlacht
von Hattin, schlug für ihn die Stunde der Rache.
1. oo Humfried III. Herr von Toron
-
2. oo Miles von Plancy
-
3. oo 2. Rainald Herr von Chatillon
um 1125-5.7.1187 ermordet
Kinder:
1. Ehe
Humfried IV.
1166-
Isabella
-
oo Ruben III. Fürst von Armenien
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Literatur:
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Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge.
Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 121-123 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978, Seite 741,767-768,698,708,723,791 -