Sohn des Fürsten Leo I.
von Armenien
Runciman, Steven: Seite 518,636,651-653,656-658,668-669,673-674,675,692-693
***************
"Geschichte der Kreuzzüge"
1137
Leo der Rubenier,
der jetzt die ostkilikische Ebene beherrschte, kam herzu und versuchte,
den Vormarsch aufzuhalten, indem er die byzantinische Grenzfestung Seleukia
wegnahm, wurde aber zum Rückzug gezwungen. Der Kaiser fegte weiter,
an Mersin, Tarsos, Adana und Mamistra vorbei, die sich ihm sämtlich
ergaben. Der Armenier-Fürst verließ sich darauf, daß die
großen Befestigungen von Anazarbos den Kaiser aufhalten würden.
Die Besatzung widerstand 37 Tage lang; aber die Belagerungsmaschinen der
Byzantiner schlugen ihre Mauern in Trümmer, und die Stadt war gezwungen,
sich zu ergeben. Leo zog sich ins Hochgebirge
des Taurus zurück.
Für einen solchen Feldzug war es jetzt bereits zu
spät im Jahr; also kehrte Kaiser Johannes
zurück, um die Eroberung Kilikiens abzuschließen. Die RUBENIER-Fürsten
flohen vor ihm in die Höhen des Taurus. Drei von den
Leos Söhnen, Mleh,
Stephan
und
der blinde Konstantin, suchten bei
ihrem Vetter Joscelin von Edessa Zuflucht. Kurz nach dem Fall von Vahka,
dem Stammsitz der Familie, wurden Leo
und seine älteren Söhne Ruben
und Thoros gefangengenommen. Sie wurden
nach Konstantinopel ins Gefängnis gesteckt, wo Ruben
kurz darauf getötet wurde; Leo und
Thoros
hingegen
gewannen die Gunst des Kaisers, und es wurde ihnen erlaubt, unter Überwachung
am Hof zu leben. Dort starb Leo
vier
Jahre später. Thoros entfloh schließlich
und kehrte nach Kilikien zurück.
Um das Jahr 1143 war der Armenier-Fürst
Thoros der Rubenier aus Konstantinopel entflohen und hatte am
Hof seines Vetters, Joscelin II. von Edessa, Zuflucht gesucht. Dort sammelte
er eine Rotte von Landsleuten um sich, mit deren Hilfe der den festen Familiensitz
Vahka im östlichen Taurusgebirge zurückeroberte. Zwei seiner
Brüder, Stephan und
Mleh, machten mit ihm gemeinesame Sache, und er schloß
Freundschaft mit einem benachbarten fränkischen Herrn, Simon von Raban,
dessen Tochter er heiratete. Im Jahr 1151, als die Byzantiner durch den
mohammedanischen Angriff auf Turbessel abgelenkt waren, stürmte er
in die kilikische Ebene hinab und besiegte und erschlug den byzantinischen
Statthalter vor den Toren von Mamistra. Manuel
schickte sofort seinen Vetter Andronikos
mit einem Heer aus, um das an Thoron verlorene Gebiet zurückzugewinnen.
Von den Templern ermutigt, schloß Rainald mit
Thoros und seinen Brüdern Frieden; und während die
Armenier die wenigen verbliebenen byzantinischen Festungen in Kilikien
angriffen, beschloß er einen Kriegszug gegen Zypern.
Rainald konnte jetzt Zypern angreifen und im Frühjahr
landeten Thoros und er plötzlich
auf der Insel.
1158
Der armenische Fürst Thoros
befand sich nichtsahnend in Tarsos, als an einem Tag Ende Oktober ein lateinischer
Pilger, den er bei sich zu Gast gehabt, plötzlich an den Hof zurückgeeilt
kam, um ihm mitzuteilen, daß er kaiserliche Truppen nur einen Tagesmarsch
entfernt erblickt habe. Thoros raffte
seine Familie, seine vertrautesten Freunde und seinen Geldschatz zusammen
und floh unverzüglich ins Gebirge. Binnen zweier Wochen waren alle
kilikischen Städte bis nach Anazarbos in Manuels
Macht. Aber Thoros selbst entzog sich
ihm noch immer.
Während sie ihre Bündnispläne besprachen,
gelang es Balduin, für Thoros
Begnadigung zu erwirken; Thoros mußte
sich der gleichen Prozedur unterziehen wie Rainald, und es wurde ihm erlaubt,
sein Gebiet zu behalten.
Gegen Ende des Jahres 1162 kam es in Kilikine zu Unruhen,
als Thoros' Bruder Stephan
auf
dem Weg zu einem vom kaiserlichen Statthalter Andronikos veranstalteten
Festmahl ermordet wurde. Thoros, der
seine eigenen Gründe hatte, warum ihm die Beseitigung Stephans
wünschenswert war, beschuldigte Andronikos der Mittäterschaft
und jagte hinab nach Mamistra, Amazarbos und Vahka, wo er die griechischen
Bsatzungen überrumpelte und umbrachte. Der Feldherr Koloman rückte
mit verstärkten Streitkräften in Kilikien ein; und Thoros
zog sich unter Entschuldigungen wieder in die Berge zurück.
1164
Die beiden Heere stießen am 10. August 1164 bei
Artah aufeinander. Bohemund schlug eine Warnung Thoros
in
den Wind und griff unverzüglich an; und als die Muselmanen Flucht
vortäuschten, setzte er ihn Hals über Kopf nach. Thoros
und sein Bruder Mleh, die vorsichtiger
gewesen waren, entkamen vom Schlachtfeld. Das übrige christliche Heer
wurde gefangengenommen oder erschlagen.
In Antiochia trat er in Verhandlungen mit Nur
ed-Din, der sich bereit fand, Bohemund und Thoros
gegen
hoghes Lösegeld freizulassen, aber nur, weil sie Vasallen des Kaisers
waren.
1169
Der armenische Fürst Thoros
starb
im Jahre 1168 und ließ unter der Regentschaft eines fränkischen
Herrn namens Thomas, dessen Mutter Thoros'
Schwester
gewesen, ein Kind, Ruben II., als seinen
Nachfolger zurück. Aber Thoros'
Bruder Mleh machte ihm die Erbfolge
streitig. Er hatte irgendwann einmal das Gelübde als Tempelritter
abgelegt, war aber dann, nachdem er sich mit Thoros
überworfen und ihn zu ermorden versucht hatte, zu
Nur ed-Din geflohen und Mohammedaner geworden. Zu Beginn
des Jahers 1170 lieh Nur ed-Din ihm
Truppen, mit deren Hilfe es ihm gelang, nicht nur seinen Neffen zu stürzen,
sondern auch in die kilikische Eben einzufallen und Mamistra, Adana und
Tarsos ihren griechischen Garnisionen zu entreißen.
Literatur:
-----------
Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 106 -
Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 518-519,601,636,651,652-653,656-658,661,668-669,673-674,675,681,692-693
-