Sohn des Grafen
Alfons I. Jordan von Toulouse und der Faydiva von Uzes,
Tochter von Graf Raimund
Thiele, Andreas: Tafel 131
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser I Westeuropa"
RAIMUND V.
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* 1156, + 1194
Raimund V. geriet in schroffem Gegensatz zu Heinrich II. von England, der als Herzog von Aquitanien Toulouse forderte und es 1159 belagerte. Er wurde vom französischen König gerettet, der sich ins belagerte Toulouse begab und Heinrich II. zum Abzug bewegte. Raimund erkannte eine formale englisch-aquitanische Hoheit an, gab die kastilische auf, stritt viel mit Savoyen, Provence und Oranien um Besitz- und Rechtsfragen im Arelat, wurde zeitweise exkommuniziert, da er als STAUFER-Stütze die kaiserlichen Gegen-Päpste anerkannte und der Protektor der beginnenden Albigenser-Bewegung wurde. Er war eine strahlende ritterliche Erscheinung; seine Regierung markierte einen Machthöhepunkt des Hauses.
1154-1165
oo KONSTANZE
VON FRANKREICH, Tochter König Ludwigs VI.
+ 1176
Hinter der Absprache mit Aragon verbarg sich Heinrichs
Plan, einen Feldzug gegen den Grafen Raimund V. von Toulouse zu
führen, und da der reiche und mächtige Raimund-Berengar
bereits mit Toulouse in Streit lag, war er ein natürlicher und tatkräftiger
Verbündeter. Als Eleonores Gemahl
hatte Heinrich II. den alten Anspruch
der Herzöge von Aquitanien auf die Herrschaft über Toulouse üernommen.
Eleonores
Großvater,
Wilhelm IX. von Aquitanien, hatte Philippa, das einzige Kind des
Grafen
Wilhelm IV. von Toulouse, geheiratet.
Philippa wurde von ihrem
Onkel, dem jüngeren Bruder Wilhelms IV., verdrängt, aber
in den Augen ihrer Nachfahren war sie die
legitime Gräfin von Toulouse,
und sie zogen mehrfach in den Krieg, um diesen Anspruch erneut geltend
zu machen. Finanziell und strategisch hatte somit der Anspruch seiner Gemahlin
für Heinrich politisch sehr wohl
einen Sinn, aber natürlich ließ der gegenwärtige Graf von
Toulouse sich nicht ohne Kampf enteignen. Als Gatte der Schwester
Ludwigs
VII.,
Konstanze, konnte
Raimund
von Toulouse
mit Hilfe seines Schwagers rechnen. Die massive, im Sommer
1159 aufbrechende Expedition war die größte militärische
Anstrengung, die Heinrich II.
jemals
unternahm. Obwohl sein Hauptziel, den Grafen von Toulouse zur Unterwerfung
zu zwingen, fehlschlug, gelang es ihm, Cahors und die Quercy einzunehmen.
In Grandmont traf Heinrich II.
seinen
alten Feind Raimund V. von Toulouse, der sich vor kurzem von seiner
Gattin, der Schwester Ludwigs VII.,
hatte scheiden lassen und verständlicherweise neue Freunde benötigte,
wenn er dem capetingischen
Verdruß
mit Gleichmut begegnen wollte. Möglicherweis bot Graf Raimund
an Heinrich zu huldigen und Toulouse
als ein Lehen des Herzogtums Aquitanien zu behalten.
Im Februar 1173 traf König
Heinrich mit Humbert von Maurienne in Montferrat in der Auvergne
zusammen, um die Einzelheiten der Verlobung endgültig festzulegen.
Der Anlaß wurde sogar noch prächtiger gestaltet durch die Anwesenheit
König
Alfons II. von Aragon und des Grafen Raimund V. von
Toulouse, die ihn gebeten hatten, als Schiedsrichter ihren seit langem
bestehenden Streit zu schlichten.
Heinrich
lud die streitenden Parteien wie auch den König von Navarra an seinen
Hof ein, den er Ende des Monats in Limoges abzuhalten plante, um der Welt
zu zeigen, wie viele Fürsten es der Mühe wert fanden, sich dort
vor ihm zu verneigen. Am 25. Februar 1173 kniete Graf Raimund im
Kreise der Fürsten nieder und huldigte für seine Grafschaft
Toulouse zuerst Heinrich II., dann
seinem ältesten Sohn Heinrich
und zuletzt Richard. Die Zeremonie
schien dazu bestimmt, den Triumph der vereinigten angevinischen
Familie über den alten Feind von Toulouse auszudrücken.
In den letzten zwei Jahren hatte sich Alfons’
II. Expansionsdrang deutlich verstärkt. Nach langem Kampf
hatte Raimund V. von Toulouse 1176 schließlich auf alle seine
Rechte über die Provence verzichtet und 1177 hatte
Alfons den Roussillon übernommen.
Auf der Seite des jungen Königs standen Hugo,
Herzog
von Burgund, und Raimund,
Graf von Toulouse. Für
Raimund,
dessen Grafschaft seit 1173 als ein Lehen von Aquitanien gehalten worden
war, bot die Ersetzung Richards durch
seinen älteren Bruder die Aussicht auf Befreiung von bitter
empfundener Unterordnung. Andererseits schlug sich
Raimunds Rivale
in dem großen Kampf um die Provence, Alfons
II. von Aragon, auf Richards
Seite.
Alles in allem genommen jedoch sieht es aus, als ob gegen Mai 1184 Heinrich
II. und Richard
die Kontrolle
zu verlieren drohten. Doch bereits am 11. Juni starb Heinrich
in Martel. Sobald Hugo von Burgund
und Raimund von Toulouse von des jungen HeinrichTod
hörten, kehrten sie nach Hause zurück.
Es fand sich sogar eine erhebliche Rechtfertigung für
den Krieg. Graf Raimund V. hatte 1183 den jungen König
Heinrich unterstützt, und zu Anfang des folgenden Jahres
hatte sein Sohn Raimund VI. Banden von Söldnern auf dem Limousin
gehetzt. Sie hatten Peyrat-le-Chateau geplündert und das umliegende
Land östlich von Limoges verwüstet, wobei sei möglicherweise
im heimlichen Einverständnis mit Vicomte Aimar handelten. Aber es
ist wahrscheinlich, dass im Zeitraum von 1183 bis 1185 die Grafen von Toulouse
viel von dem Gebiet, das sie 1159 verloren hatten, zurückgewannen,
vor allem Cahors und die Quercy. Richards Gegenangriff
von 1186 scheint sehr wirksam gewesen zu sein. Graf Raimund wagte
es nicht, sich auf eine offene Feldschlacht mit Richards
Streitmacht
einzulassen, noch fanden die dringenden Bitten um Hilfe, die er an denKönig
Philipp richtete, irgendeinen Widerhall.
Kaum war diese Revolte niedergeschlagen, wurde Richard
in
eine neue Fehde mit Graf Raimund von Toulouse hineingezogen.
Die beiden hatten seit 1183 ständig auf Kriegsfuß gestanden,
und in den letzten Monaten, als Zwischenfall auf Zwischenfall folgte, hatte
die Spannung einen neuen Gipfel erreicht. Raimund wurde beschuldigt,
aquitanische Kaufleute, als sie seine Ländereien durchquerten, gefangengenommen
und dann entweder eingekerkert, geblendet oder getötet zu haben. Im
Verlauf eines von Richards Vergeltungsüberfällen
nahm er einen wichtigen Mann gefangen, Peter Seillan, einen der engsten
Berater des Grafen von Toulouse. König Philipp
reiste in einem Versuch, Frieden zu stiften, in den Süden, aber angesichts
derartiger Halsstarrigkeit auf beiden Seiten war auch er hilflos.
Innerhalb eines kurzen Zeitraumes hatte
Richard nicht weniger als siebzehn Burgen erobert und hatte
mit in Cahors und Moissac stationierten Garnisionen die Quercy fest unter
Kontrolle. Als sein Heer unter den Mauern von Toulouse auftauchte, ergriff
die Stadt die Gelegenheit, sich von der gräflichen Autorität
zu emanzipieren. Raimund, dessen Machtstellung im westlichen Toulouse
zerbröckelte, appellierte wieder an seinen Lehnsherrn, König
Philipp, um Hilfe, und diesmal wurde sein Appell gehört.
Mit dem Argument, dass Richards
Angriff auf Toulouse einen Bruch des Waffenstillstandes von 1187 darstelle,
fiel Philipp zum zweitenmal in zwölf
Monaten in Berry ein.
Angesichts der schmählichen Niederlage, welche er
vor kurzem Raimund von Toulouse beigebracht hatte, konnte er kaum
erwarten, dass die südöstliche Grenze von Aquitanien lange friedlich
bleiben würde, nachdem er zum Kreuzzug aufgebrochen war. Richard erneuerte
die Allianz mit Alfons II. von Aragon
und stimmte einer Heirat mit der Tochter von dessen Verbündeten, Berengaria
von Navarra, zu.
Hinter der Revolte steckten nicht bloß die Intrigen
König Philipps, sondern auch das natürliche Bedürfnis
des Grafen von Toulouse, die Ländereien zurückzuerobern, die
er 1188 verloren hatte. Nun erwies sich aber die durch
Richards Heirat mit Berengaria gefestigte
Allianz mit Navarra ihren Wert. Berengarias
Bruder, Sancho von Navarra, führte
eine große Streitmacht von Rittern zum Beistand des Seneschalls herbei,
und zusammen trugen sie den Krieg in de Gebiete des Grafen Raimund und
bis unter die Mauern von Toulouse.
Vones Ludwig: Seite 112
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"Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480.
Reiche - Kronen - Regionen."
Alfons II. konnte
sich der Grafschaft Provence nur bemächtigen, indem er die Rechte
seiner Cousine Dulcia, der Tochter Raimund Berengars III., beiseite
schob. Da Dulcia unter dem Eindruck der Verweigerung Aragons mit
Raimund
VI., dem präsumptiven Erben der Grafschaft Toulouse, verlobt
worden war, hätte der Erbfall rein rechtlich gesehen eigentlich zugunsten
des Tolosaner Grafenhauses eintreten müssen, womit der angestrebte
Aufbau einer okzitanischen Gesamtherrschaft über die französisch-burgundischen
Grenzen hinweg in greifbare Nähe gerückt wäre. Dies war
um so mehr der Fall, als sich der Graf von Toulouse sowohl auf Herrschaftsrechte
in Saint-Gilles als auch auf die mächtigen, eigene Rechte verfechtenden
Herren von Les Baux stützen konnte. Darüber hinaus hatte er durch
die Eheschließung mit der nunmehrigen Grafen-Witwe
Richeza die Beziehungen zu den STAUFERN
erneut gefestigt und sich dafür sogar 1165/66 von seiner bisherigen
Gemahlin Konstanze, der Schwester des
französischen
Königs Ludwig VII., getrennt.
1154
oo 2. Konstanze von Frankreich, Tochter des Königs
Ludwig VI.
- 1165 um 1124- 1176
Kinder:
Alberich Taillefer Dauphin von Viennois
-
1183
oo Beatrix von Vienne-Albon, Erbin von Viennois
1160/62-16.12.1228
Adelheid
- nach 1199
oo Roger II. Vicomte de Beziers und Carcassonne
-20.3.1194
Balduin
1165- 1212 ermordet
Raimund VI.
27.10.1156-2.8.1222
Literatur:
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Appleby John T.: Heinrich II. König von England.
Die Zeit des Thomas Becket. Dr. Riederer-Verlag Stutggart 1962 Seite 67,70,72,160,293,294,314,319,332,333,336,337
- Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige
im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 34,36,41,49,54,57,68,78
- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 139 - Gillingham
John: Richard Löwenherz. Eine Biographie. Classen Verlag GmbH Düsseldorf
1981 Seite 36,50,62,66,82,101,108,121,126,147,240,258 - Kienast
Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert).
R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 131 - Vones Ludwig:
Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen
- Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 113 -