Einziger Sohn des Grafen
Raimund II. von Tripolis aus dem Hause
TOULOUSE und der Hodierne
von Jerusalem, Tochter von König
Balduin II.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 412
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Raimund III., Graf von Tripolis
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* um 1140, + September/Oktober 1187
Sohn von Raimund II. (ermordet 1152) und Hodierne von Jerusalem
Raimunds Schwester Melisende
war dem Kaiser Manuel Komnenos als
Gemahlin zugedacht; als dieser die Verlobung aufkündigte, ließ
Raimund III. als Vergeltungsmaßnahme die Küsten von Zypern
verwüsten (1161). Bei Harim (1164) von
Nuraddin
gefangengenommen, blieb er bis 1172 zu Aleppo in Gefangenschaft; das enorme
Lösegeld (80.000 Besant) machte Raimund III. zum Schuldner
der Johanniter, denen er 1180-1181 die östliche Grenze seiner Grafschaft
abtreten mußte.
Raimund III. heiratete Eschiva,
die Witwe des Fürsten von Galiläa, das er fortan neben
der
Grafschaft Tripolis regierte. Er übernahm zweimal (1174-1176
für Balduin IV.; 1183-1186 für
Balduin V.) die Regentschaft des Königreiches Jerusalem,
sah sich aber konfrontiert mit einer gegnerischen Partei, die ihn unlauterer
Absichten auf den Thron verdächtigte und gegen ihn Guido
von Lusignan als König durchsetzte. Dieser forderte, entgegen
getroffener Vereinabrungen, Zahlungen von Raimund, der sich nach
Tiberias zurückzog und der Schutzherrschaft
Saladins unterstellte. Nachdem dieser, von Raimund III.
unghehindert, die Gebiete der Franken hatte verwüsten können,
verbündete sich Raimund III. wieder mit Guido.
Er entkam der Katastrophe von Hattin (3./4. Juli 1187), indem er mit der
von ihm geführten Heeresabteilung mulimische Linien durchbrach. Vor
seinem kurz darauf erfolgten Tode übertrug er die Grafschaft Tripolis
einem der Söhne Bohemunds III. von Antiochia. Raimund III.
ist eine umstrittene Gestalt: Während ihn Wilhelm von Tyrus lobt,
bezichtigten ihn andere, wohl zu Unrecht, des Verrats in der Schlacht von
Hattin. Dagegen dürften seine Aspirationen auf das Königreich
Jerusalem tatsächlich existiert haben, wobei er sich - unter Mißachtung
der Rechte der Königin Sybille
- auf seine enge Verwandtschaft zum Königshause berief.
RAIMUND III.
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* um 1139, + 1187
Raimund III. folgte 1151 seinem ermordeten Vater
unter der Regentschaft seiner Mutter. Er führte die Auseinandersetzungen
weiter, bekriegte Byzanz, Antiochia und die islamischen Fürsten und
verlor den Großteil der Grafschaft, zumal er 1164-1172 in islamischer
Haft war. Er war 1174-1176 erstmals Regent in Jerusalem, machte
1177 die Schlacht bei Ramla mit und verlor 1179 ein Gefecht gegen Saladin
bei Sidon. Raimund III. war 1183-1186 erneut Regent von Jerusalem
zusammen mit Joscelin III. von Edessa und wurde auch Graf von Beirut.
Er besaß großes Ansehen im Königreich, versuchte aber
vergeblich, 1186 die Wahl Guidos von Lusignan
zum König zu verhindern und nahm deshalb sogar Beziehungen zu Saladin
auf.
Er war ab 1177 auch Fürst von Tiberias, unterwarf sich aber
doch König Guido und starb kurz
nach der Schlacht bei Hittin kinderlos.
Mayer, Hans Eberhard: Seite 104,116-123,222
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Nach der Ermordung seines Vaters sorgte der anwesende
König Balduin III. dafür, dass die Barone der Gräfin
für den unmündigen Raimund III. huldigten.
Nachdem dem unkonstitutionellen Regime des Milo von Plancy
durch seine Ermordung ein rasches Ende gemacht worden war, erhielt noch
1174 der 34-jährige Graf Raimund III. von Tripolis als nächster
(männlicher) Verwandter des Königs, der durch seine Ehe mit Eschiva,
der Witwe des Fürsten von Galilaea, Herr von Tiberias und auch einer
der größten Lehnsleute des Königs von Jerusalem war, die
Regentschaft
bis zur Volljährigkeit des Königs. Er betrieb mit straffer Selbstkontrolle
eine Politik der besonnenen Abwehr und des Ausgleichs mit den Muslimen,
die er in langer Gefangenschaft gut kennengelernt hatte. Er wurde das Haupt
der einen Partei, die man vergröbernd die der alten Familien nennen
kann. Hierzu gehörten der Konstabler Humfred II. von Toron, die IBELINS
und der gebildete, Arabisch sprechende Rainald von Sidon, vor allem aber
Wilhelm von Tyrus, den Raimund 1174 zum Kanzler des Königreiches,
1175 zum Erzbischof von Tyrus machte.
Als im Frühjahr 1180 der Fürst von Antiochia
und Raimund III. von Tripolis aus dem Norden sich ins Königreich
begaben, fürchtete der König erneut die Absetzung, mindestens
aber eine Lösung der Ehefrage seiner Schwester und verheiratete
Sibylle in unziemlicher Hast mit Guido
von Lusignan. Im Jahre 1182 kam es zu dem beispiellosen Vorgang,
dass der König in seiner Panik und von seiner Mutter in seinen Befürchtungen
angestachelt, dem Grafen von Tripolis (seinem Vasallen!) kurzerhand das
Betreten des Reiches verbot. Nach der Entmachtung Guidos
von Lusignans wurde 1184 Raimund von Tripolis auf
einer Reichsversammlung zum zweiten Male zum Regenten ernannt. Der
Graf stellte harte Bedingungen. Für sich verlangte er Beirut als
Bezahlung. Außerdem sorgte er gegen eine erneute Absetzung vor, indem
er die Garantie verlangte, dass er auf 10 Jahre Regent bleibe, also auch
während der Minderjährigkeit Balduins
V., ja sogar noch etwa zwei Jahre darüber hinaus. Für
den Fall eines vorzeitigen Todes des Kindes sollten der Papst, der Kaiser
und die Könige von Frankreich und England darüber entscheiden,
welche der beiden Töchter Amalrichs,
Sibylle
oder
Isabella,
für sich oder ihre Nachkommenschaft die besseren Ansprüche hätte.
Die Vormundschaft über Balduin V.
lehnte er ab, um sich nicht im Falle seines vorzeitigen Todes dem Mordverdacht
gegenüberzusehen.
Im Frühjahr 1185 erlag der unglückliche Balduin
IV. seinem Leiden. Die Nachfolge Balduins
V. und die Regentschaft Raimunds begegneten keiner wirksamen
Opposition. Allerdings zirkulierten seit 1184 Gerüchte, Raimund
strebe selbst nach der Krone. Sie sind kaum sicher zu beurteilen, auch
wenn sie sowohl im christlichen wie im muslimischen Lager geäußert
wurden. Nach dem Tode Balduins V. schickte
Joscelin III. von Courtenay Raimund, der ihm völlig vertraute,
nach Tiberias, bemächtigte sich der Krondomäne von Akkon und
Beirut und hielt Raimund vom Begräbnis des Königs fern.
Prinzessin
Sibylle und ihr Anhang überspielten den Grafen von Tripolis
in einem geschickt inszenierten Staatsstreich kurz nach dem Begräbnis
Balduins V. Nach der Krönung Sibylles
und
Guido
von Lusignans
scheiterte
der Versuch Raimunds, Isabellas
Gemahl zum Gegen-König zu machen, daran, dass dieser zu Guido
überlief. Die Barone mußten sich mit den vollendeten Tatsachen
abfinden, Raimund zog sich grollend nach Tiberias zurück.
König Guido bemühte sich im Frühjahr 1187 erfolgreich
um eine Aussöhnung mit dem Grafen von Tripolis, der ein mit Saladin
eingegangenes Bündnis löste und sich entschlossen auf die fränkische
Seite stellte. Er nahm an der Schlacht bei Hattin (4. Juli 1187) teil,
durchbrach mit wenigen Genossen die Einkreisung und entkam der völligen
Vernichtung. Graf Raimund III. von Tripolis war bald nach der Schlacht
von Hattin gestorben, und mit ihm war die Dynastie TOULOUSE in Tripolis
erloschen. Als Nachfolger hatte er seinen Patensohn Raimund von Antiochia
bestimmt, der der älteste Sohn des dort regierenden Fürsten Bohemund
III. war.
1173
oo 2. Eschiva von Bures, Fürstin von Tiberias
und Galiläa
x
- nach 1187
1. oo Gautier Fürst von
Galiläa
-
Literatur:
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Jones Terry/Ereira Alan: Die Kreuzzüge.
Bechtermünz Verlag 2000 Seite 148,155,158 - Lehmann Johannes:
Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991 Seite
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Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 104, 116-123,222 - Norwich
John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag
GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 150 - Payne
Robert: Die Kreuuzüge. Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab.
Albatros Verlag Düsseldorf 2001 Seite 176,191,208, 211 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978, Seite 608-905 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 175 - Zöllner Walter: Geschichte
der Kreuzzüge. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977
Seite 113-117 -