Illegitime Tochter des Königs
Alfons VI. von Kastilien
Thiele, Andreas: Tafel 156
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser I Westeuropa"
ELVIRA (unehelich)
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1094
oo RAIMUND
IV. Graf von Toulouse
+ 1105
Graf Raimund IV. von Toulouse war zu jener Zeit
bereits ein Mann reifen Alters, der sich wahrscheinlich den Sechzig näherte.
Die Grafschaft seiner Vorväter war einer der reichsten Frankreichs,
und er hatte jüngst noch das ebenso reiche Marquisat der Provence
hinzugeerbt. Durch seine Ehe mit der Prinzessin
Elvira von Kastilien war er mit den spanischen Königshäusern
verbunden. Er gelobte feierlich seine restlichen Tage im Heiligen Land
zu verbringen; doch ist es möglich, daß er das Gelübde
mit gewissen Vorbehalten ablegte; denn er übergab zwar seine Länder
in Frankreich der Verwaltung seines natürlichen Sohnes Bertrand,
sah jedoch sorgfältig davon ab, sich seiner Rechte zu veräußern.
Seine Gemahlin und sein ehelicher Sohn Alfons sollten ihn begleiten.
Raimund nahm die Einladung an und schiffte sich
Anfang Juni nach Konstantinopel ein. Bei Zypern traf er auf das venezianische
Geschwader, das sich auf dem Weg nach Jaffa befand, und langte gegen Ende
des Monats in der kaiserlichen Hauptstadt an. Seine Gemahlin Elvira
von Kastilien, die ihm auf allen seinen Zügen zur Seite
gewesen, blieb mit den Überresten der Heere von Toulouse und der Provence
unter dem Schutz der byzantinischen Behörden in Latakia zurück.
Raimund zog nach seiner Freilassung durch Tankred
(1101) gen Süden, um Tortosa anzugreifen. Als er an Latakia vorbeizog,
erteilte er seinem Eid gemäß seinen Truppen und seiner Gemahlin
Befehl, die Stadt zu räumen und sich ihm anzuschließen.
Am 28. Februar 1105 starb Raimund auf dem Pilgersberg.
Die tapferen Abenteuer seiner späteren Jahre hatten seinen Ruhm vollauf
wiederhergestellt. Sein Tod warf sowohl in Toulouse als auch im Libanon
das Problem der Erbfolge auf. Raimund hatte Toulouse unter der Herrschaft
seines ältesten Sohnes Bertrand zurückgelassen. Aber Bertrands
Erbrecht auf die Grafschaft wurde angezweifelt, wahrscheinlich weil er
ein Bastard war. Raimunds Kinder aus seiner Ehe mit der Gräfin
Elvira waren sämtlich gestorben, mit Ausnahme eines kleinen
Knaben, Alfonso-Jordan,
der erst wenige Monate zuvor auf der Burg Pilgersberg zur Welt gekommen
war. Es war klar, daß ein Wickelkind unmöglich die Regierung
eines unsicheren und wackeligen Militärstaates im Libanon übernehmen
konnte; andererseits war die Existenz dieses Kindes in Toulouse noch nicht
einmal bekannt. Bertrand fuhr fort, die europäischen Länder
seines Vaters zu regieren, während im Osten Raimunds Soldaten,
wahrscheinlich gemäß Raimunds eigenen letzten Wünschen,
seinen Vetter Wilhelm-Jordan, den Grafen von Cerdagne, zu seinem Nachfolger
wählten. Er betrachtete sich als Regenten namens seines kleinen Vetters
und sah davon ab, irgendeinen Titel aus seinen östlichen Gebieten
anzunehmen. Dennoch konnte sich, solange Alfonso-Jordan lebte, weder
Wilhelm-Jordan noch Bertrand
in ihrer Regierung sicher fühlen.
Die Barone von Toulouse hatten sich bei Raimunds
Tod mit Bertrand als seinem Nachfolger einverstanden erklärt,
da er bereits seit nahezu 10 Jahren regierte und sie nicht wußten,
daß Raimund einen ehelichen Sohn hinterlassen hatte. Aber
als sie von der Existenz des jungen Alfonso-Jordan erfuhren, schickten
sie Abgesandte nach dem Osten und ersuchten ihn, sein rechtmäßiges
Erbe in Besitz zu nehmen. Der Gräfin Elvira
kann man keinen Vorwurf machen, daß sie für ihren Sohn den reichen
Ländern S-Frankreichs vor der unsicheren Herrschaft im Osten den Vorzug
gab. Sie traf im Laufe des Jahres 1108 mit ihm in Toulouse ein. Ihr Kommen
nötigte Bertrand, seine Zukunft zu bedenken. Wahrscherinlich
wurde eine Familienübereinkunft getroffen, wonach Bertrand
alle Ansprüche auf die Länder seines Vaters in Europa, die er
möglicherweise besaß, aufgab, und Alfonso-Jordan, um
ihn ein für allemal aus Toulouse loszuwerden, zu seinen Gunsten auf
sein Erbe im Libanon verzichtete. Bertrand zog im Sommer 1108 mit
einem Heer von 40.000 Mann und einer Flotte von 40 Galeeren nach Osten.
Vones Ludwig: Seite 88
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"Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480.
Reiche - Kronen - Regionen."
Darüber hinaus gab Alfons
VI. eine weitere illegitime Tochter Elvira
dem
Grafen
Raimund IV. von Saint-Gilles zur Gemahlin, wodurch das Grafenhaus von
TOULOUSE
in der Gestalt des aus dieser Verbindung hervorgegangenen Grafen Alphonse-Jourdain
(+ 1148) ebenfalls verwandtschaftlich an Kastilien-Leon gebudnen
wurde.
1094
oo 3. Raimund I. von Saint-Gilles Graf von Tripolis
um 1042-28.2.1105
Kinder:
Alfons I. Jordan
1102- 1148
Literatur:
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Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge.
Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 46 -
Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 153-154,306,347,369,372,375
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag
1993 Tafel 156 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel
im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1993 Seite 88 -