Tochter des N.N.
Runciman, Steven: Seite 730,862
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Auf die Nachricht von Kaiser
Manuels Tod hin verstieß Bohemund III. seine griechische
Gattin, um eine lockere Dame aus Antiochia namens Sibylle zu heiraten.
Dem Patrairchen Aimery hatte die Griechenehe zwar nicht gefallen, aber
der Ehebruch entsetzte ihn. Der Adel Antiochias haßte Sibylle
und hatte allen Grund dazu; denn sie war eine Spionin, die von Saladin
ein festes Einkommen für Mitteilungen über Stärke
und Bewegung der fränkischen Heere bezog. Aimery erklärte sich
gegen geldlichen Schadenersatz bereit, das Interdikt aufzuheben, nicht
aber den Kirchenbann; und Sibylle wurde als Fürstin anerkannt.
Leo II. von Armenien,
vermählt mit einer Nichte der Fürstin Sibylle, richtete
seinen Groll gegen Bohemunds Gattin Sibylle, die auf seine
Hilfe hoffte, um die antiochische Erbfolge ihrem eigenen Sohn Wilhelm
auf Kosten der Stiefsöhne zu verschaffen. Im Oktober 1193 lud
Leo Bohemund ein, nach Baghras zu kommen,
um die ganze Frage zu erörtern. Bohemund traf begleitet von
Sibylle und ihrem Sohn, ein und wurde sofort gefangengesetzt. Man
teilte ihm mit, dass er nur wieder freigelassen werden würde, wenn
er die Oberlehnsherrlichkeit über Antiochia an Leo
abtrete. Bohemund nahm die Bedingungen kleinmütig an, möglicherweise
von Sibylle überredet, die hoffte, dass
Leo als Oberherr von Antiochia die Thronfolge im Fürstentum
auf ihren Sohn übertragen werde.
Pernoud Regine: Seite 128-130
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Fürst Bohemund III. mit dem Beinamen der
Stotterer hatte sich von zwei Ehefrauen getrennt. Eine davon hieß
Orguillosa und war die Tochter des Herrn von Harenc; die zweite
soll eine byzantinische Prinzessin namens Theodora
Komnena gewesen sein. Um 1183 hatte er eine gewisse Sibylle
geheiratet, die Schwägerin des Herrn der Festung Burzey, die im
Süden des Fürstentums, unweit des Orontes lag. Diese Sibylle
hatte einen üblen Ruf. Einige Chronisten bezeichnen sie als pervers,
andere unumwunden als Hure. Immerhin liebte Bohemund sie
abgöttisch. Kein Wunder, dass er dadurch einen Skandal heraufbeschwor
und von allen Seiten mit Vorwürfen überschüttet wurde. Empört
darüber, dass man ihn der Bigamie beziehungsweise der Trigamie bezichtigt
und der Patriarch Amalrich von Limoges ihn exkommuniziert hatte, geriet
er in einen regelrechten Verfolgungsrausch gegenüber den Klerus.
Den Vorstößen des Feindes gegenüber schien
Bohemund III. machtlos zu sein, da alle seine Bemühungen, ihn
aufzuhalten, vereitelt wurden. Bis man eine überraschende Entdeckung
machte: Besagte Sibylle - aus Liebe zu ihr hatte er sich mit den
Baronen überworfen - betätigte sich als Spionin Saladins.
"Die Frau des Fürsten von Antiochia hatte sich auf die Seite des Sultans
geschlagen", schreibt der Chronist Imad ed-Din. "Sie kundschaftete für
ihn seine Feinde aus, beriet ihn, gab ihm Anweisungen und verriet ihm ihre
Geheimnisse; der Sultan schickte ihr kostbare Geschenke. "Das bestätigte
auch Ibn al-Athir: "Sie schickte Botschaften an den Sultan und lieferte
ihm nützliche Hinweise." Deshalb behandelte
Saladin den Burgherrn von Burzey, seine Frau und die ganze Familie
nach der Einnahme ihrer Burg sehr rücksichtsvoll und gewährte
ihnen freien Abzug nach Antiochia.
Die gerissene Sibylle machte sich die Schwäche
oder besser gesagt, die Erbärmlichkeit Bohemunds III. zunutze,
doch ließ sie es dabei nicht bewenden. Bohemund war für
sie anscheinend aufgrund der Niederlagen, die ihm
Saladin zugefügt hatte, nicht mehr interessant genug, so
dass sie sich ausgerechnet den Armeniern zuwandte, mit denen er ihretwegen
im Streit lag. 1194 gelang es ihr, Leo II. von
Kilikien mit dem Beinamen der Große zu verführen.
Sie scheute sich nicht, mit ihm ein Mordkomplott gegen ihren Mann zu schmieden.
Bei einem Ausritt mit einigen seiner Barone wurde Bohemund von dem
armenischen Fürsten gefangengenommen. Das Angebot, sich durch Auslieferung
der Stadt Antiochia freizukaufen, lehnte er ab. Nach einem Aufstand der
Bevölkerung Antiochias und einer Intervention Heinrichs
von der Champagne, des neuen Königs von Jerusalem, wurde
die Angelegenheit durch einige Gebietsabtretungen und die Vermählung
der Nichte Leos II. mit Bohemunds
Sohn bereinigt. Dies geschah 1195, acht Jahre nach der Katastrophe von
Hattin.
1181
oo 3. Bohemund III. der Stammler Fürst von
Antiochia
1144-20.3./1.4.1201
Kinder:
3. Ehe
Alice
-
1204
oo Guido I. Embriaco von Dschebail
- 1233
Bohemund Herr von Boutron
- 1244
oo N.N. Erbin von Boutrun
-
Literatur:
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Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge
Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 128-130 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978, Seite 730,770,862,874 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 174 -