Jüngerer Sohn des Grafen Simon V. von Montfort
und der Alix von Montmorency, Tochter von Sire Burchard V.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 804
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Montfort, Simon de, Earl of Leicester
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* 1208, + 4. August 1265 gefallen
Jüngerer Sohn von Simon IV. Montfort und der Alice de Montmorency
Er wuchs in der Ile-de-France auf, ging aber 1230 nach
England, um den Anspruch seiner Familie auf das Earldom von Leicester
durchzusetzen.
Dort gewann er rasch die Gunst Heinrichs III.,
sicherte sich die Ländereien und den Titel des Earldom und heiratete
1238 Eleanor, die Schwester des Königs.
Zunächst schien Simon de Montfort einer der üblichen Günstlinge
des Königs zu sein, doch wandelte er sich bald in einen stolzen, ehrgeizigen
und kompromißlosen Mann, der die militärische Unfähigkeit
Heinrichs
verachtete und dessen Regierungsführung verurteilte. Simons
plötzliche Entlassung aus der Statthalterschaft in der Gascogne
1252 und die Auseinandersetzungen um die Mitgift der
Eleanor
belasteten
außerdem Simon de Montforts Verhältnis zum König.
1258 wurde er Mitglied des baronialen Rats, der in den Provisions
of Oxford dem König aufgezwungen wurde, und spielte eine bedeutende
Rolle bei den Verhandlungen für den Frieden von Paris mit Ludwig
IX. Als die Provisions an Popularität verloren, trat
Simon de Montfort
als ihr Hauptverteidiger und erbittertster Opponent
des Königs auf. 1261 zog er sich nach Frankreich zurück, wo er
weiterhin seine Interessen vertrat und die anderen Magnaten des Verrats
anklagte. Zwei Jahre später kehrte er jedoch wieder nach England zurück,
um eine Bewegung zur Erneuerung des Provisions zu leiten. Er lehnte den
Vermittlungsversuch
Ludwigs IX. in
dem Mise d'Amiens (1264) ab und besiegte Heinrich
in der Schlacht von Lewes am 14. Mai 1264. Simon von Montfort war
faktisch
Regent in England, und der König war sein Gefangener. Doch konnte
er seine Autorität nicht legitimieren. Angesichts der ablehnenden
Haltung des Papstes und des größten Teils der Barone versuchte
er, seine Stellung durch die Einberufung von Vertretern der Städte
und Grafschaften in das Parliament vom Januar 1265 zu stärken. Simon
de Montforts
Machtposition wurde geschwächt, als einige seiner
Anhänger ihm sein anmaßendes Wesen und den Mißbrauch seiner
Macht zur Bereicherung der eigenen Familie vorwarfen und ihn verließen.
In der Schlacht von Evesham wurde Simon de Montfort besiegt und
getötet.
SIMON II. (VI.)
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* um 1208, + 1265 gefallen
Simon VI. (II.) kam 1229 nach England, um seine Interessen zu vertreten, fand erst 1230 die erhoffte Gunst, bekam Zusagen und den Familienbesitz zurück, wurde 1236 Hoch-Stuart von England, womit seine beeindruckende Karriere begann. Durch Verzicht seines Bruders Amalrich VII. wurde er 1239 Graf von Leicester und Montfort und großer Günstling des Königs, was seine Heirat verdeutlichte. Er reiste 1240/41 nach Palästina, wurde Bailli von Jerusalem und rebellierte 1241/42 mit gegen den französischen König und machte 1242 die Schlacht bei Saintes mit. Simon unterwarf sich für seine französischen Besitzungen und gehörte zum engen königlich-englischen Gefolge und hatte großen Einfluß auf den schwachen königlichen Schwager Heinrich III. Er wurde 1248 Statthalter mit königlichen Vollmachten, war ein fähiger Diplomat in Rom, Schottland und Frankreich und brachte 1258 mit Schottland einen Frieden zustande, 1259 den bedeutenden Frieden England-Frankreich zu Paris. Simon hatte viel Streit wegen seines ererbten englischen Besitzes, wurde 1258 unbestrittener Anführer der englischen Barone gegen den königlichen Schwager und erreichte 1259 die 'Provisionen von Oxford', mit denen der englische Parlamentarismus begründet wurde. Ab 1261 kam es zum offenen Krieg. Er anerkannte 1264 nicht einen Schiedspruch König Ludwigs IX. von Frankreich ('Mise d'Amiens'), setzte in der Schlacht bei Lewes die königliche Familie gefangen und berief 1265 ein Parlament ein, in dem erstmals Vertreter der Städte dabei waren. Simon war wie der Vater ein fähiger Organisator und Verwalter und tapferer Kämpfer, geriet aber mit seiner herrischen Art bald gegen die Barone und verlor die Basis. Er fiel bei Evesham, die Familie wurde enterbt, geächtet und verjagt.
1238
oo Eleonore von England, Tochter des Königs
Johann
* 1215, + 1275
Ab 1265 im Kloster Montargis/Frankreich.
Englischer Ständepolitiker
Simon war der 3. Sohn Simons IV. von Montfort, des Führers des Albigener-Kreuzzuges; seine Mutter war Alice de Montmorency
Er wuchs in Frankreich auf und ging 1231 nach England,
um dort Erbansprüche durchzusetzen; 1231 wurde er durch den
englischen König Heinrich III. zum Earl of Leicester
erhoben, geriet jedoch mit diesem in Konflikt und beteiligte sich 1240/41
am Kreuzzug RICHRADS VON CORNWALL (hierbei
Bailli FRIEDRICHS II. als König
von Jerusalem). Nach seiner Rückkehr versöhnte er sich mit Heinrich,
übernahm verschieden Grafschaften und weilte seit 1248 in der Gascogne,
um eine Revolte zu unterdrücken. Die Regierungspraktiken Heinrichs
und Reformdiskussionen mit dem Bischof von Lincolm, Richard Grosseteste,
und dem Franziskaner Adam von Marisco brachten ihn dazu, sich der Oppositionsbewegung
der Barone anzuschließen. Er wurde schließlich Führer
der auch von Grafschaftsadel, der Bürgerschaft Londons und der Hafenstädte
und zahlreichen Klerikern unterstützten englischen Kräfte, die
eine weitgehende Einengung der königlichen Gewalt forderten. Simon
von Montfort war am Zustandekommen der Provisionen von Oxforf (Juni
1258) und an ihrer Verteidigung maßgeblich beteiligt. 1261-1263 befand
er sich im Exil; danach nahm er den Kampf gegen Heinrich,
der die Provisionen annulliert hatte, wieder auf, verwarf einen Schiedsspruch
Ludwigs IX. von Frankreich (Amiens,
Januar 1264) und besiegte den König am 14.5.1264 bei Lewes (zugleich
Gefangennahme Heinrichs und des Thronfolgers
Edward I.). Simon von Montfort wurde Regent Englands.
Um ein Gegengewicht gegen die Barone zu haben, berief er 1265 das 1. Parlament
mit Vertretern des niederen Adels und der Städte. Da die Barone ihre
Privilegien durch Simons Politik bedroht sahen, wandten sie sich
von ihm ab; er wurde durch Edward besiegt
und mit dem Rest seiner Anhänger getötet.
Pernoud Regine: Seite 176,202
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"Herrscherin in bewegter Zeit"
Als Amaury von Montfort Konnetabel von Frankreich
geworden ist, verpflichtet Blanca ihn
vorsorglich, keinerlei Anspruch auf die Grafschaft Leicester zu
erheben. Er tritt seine Rechte seinem jüngeren Bruder ab, der Simon
heißt wie beider Vater. Simon der Jüngere, genauso raffgierig
wie der erste Simon von Montfort, setzt sogleich über den Ärmelkanal,
um sein Recht wahrzunehmen; er wird übrigens von König
Heinrich III., der ihn zum Verbündeten gegen die Königin
von Frankreich zugewinnen hofft und nicht ahnt, welche Natter er sich selbst
an den Busen setzt, mit offenen Armen empfangen.
Simon von Montfort hatte sich um die Gräfin
Johanna von Flandern, Witwe Ferrands von Potugal,
bemüht, obwohl sie älter war als er. Königin
Blanka zwang Johanna zum Verzicht auf eine Verbindung
mit dem Grafen von Montfort. Verstimmt, aber nicht entmutigt, beginnt
sich Simon von Montfort für eine andere Erbin zu interessieren,
auch sie eine Frau reifen Alters, jedoch mit einer beachtlichen Mitgift
ausgestattet: Es ist Mahaut von Boulogne,
die Witwe Philipp Hurepels. Mahaut
wird vom französischen Hof schnell mit Alfons
von Portugal verlobt.
Inzwischen hatte Simon von Montfort voller Zorn
wieder den Ärmelkanal überquert. Wohl um ihn über seine
beiden Enttäuschungen hinwegzutrösten, bot ihm König
Heinrich III. die Hand seiner eigenen Schwester Eleonore
an, die 9-jährig Guillaume le Marechal den Jüngeren geheiratet
hatte und mit 16 Witwe geworden war.
Runciman, Steven: Seite 998
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Die von RICHARD VON CORNWALL
gestiftete Ordnung überdauerte seine Abreise nicht lange.
Die einheimischen Barone hofften sie fortzuführen, indem sie den Kaiser
in einer Bittschrift ersuchten, er möge einen von RICHARDS
Genossen, Simon von Montfort, zum Bailli ernennen. Simon,
dessen Gattin RICHARDS Schwester und
er selbst ein Vetter des Herrn von Toron war, hatte einen ausgezeichneten
Eindruck gemacht. Aber FRIEDRICH [Persönlicher
Einwurf: Simons Schwager] ließ ihr Ansuchen unbeantwortet; und
Simon von Montfort kehrte nach England zurück, wo ihn eine
große und stürmische Laufbahn erwartete.
7.1.1238
oo 2. Eleonore von England, Tochter des Königs
Johann Ohneland
1215- 1275
Sie war ab
1265 im Kloster Montargis/Frankreich.
Kinder:
Eleonore
um 1240/45- 1282
oo Llewellyn ap Griffith Fürst von Wales
- 1282 gefallen
Simon
um 1240- 1271
Amalrich
um 1245- nach 1301
Guido
um 1245- 1291
Heinrich
um 1240/45-4.8.1265 gefallen
Peter
um 1240/45-4.8.1265 gefallen
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
140,144-150,153 - Biographien zur Weltgeschichte. VEB Deutscher
Verlag der Wissenschaften Berlin 1989 Seite 519 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 190 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft
1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 228 - Herde
Peter: Karl I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
Mainz 1979 Seite 87 - Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge der
Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich
Neapel, die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13.
Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999 Seite 52 A. - Pernoud Regine:
Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frankreich.
Diederichs Verlag München 1991 Seite 176,202 - Runciman, Steven:
Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck
München 1978 Seite 998 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band IV Die Britische Peerage,
ein Auszug, R.G. Fischer Verlag 1996 Tafel 172 -