Einziger Sohn des Grafen Guido von Montfort aus
seiner 1. Ehe mit der Helvis von Ibelin, Tochter von Herr Balian
II.
Thiele, Andreas: Tafel 171
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band IV Die Britische Peerage"
PHILIPP I.
---------------
+ 1270 ermordet
Philipp I. von Montfort folgte seinem Vater 1228 als Seigneur de la Ferte-Alais, Bretencourt und Castres und war ein berühmter Haudegen und Kreuzfahrer. Er wurde Herr von Tyrus, war 1248 Prätendent für das Königreich Armenien und wurde in Thronwirren ermordet.
1) Eleonore de Courtenay, Tochter des Kaisers Peter
II. von Byzanz
+ vor 1230
2) Marie von Antiochien
+
Tochter und Eventualerbin des Titular-Königs
von Armenien, Fürst Raimund Rupen von Antiochia und der Prinzessin
Helvis de Lusignan von Jerusalem-Cypern, Erbin von Toron
Philipp von Montfort löste 1239 seinen Vetter Barisan von Ibelin in der Führung der Barone des Königreiches Jerusalem ab. Der staufische Beauftragte Lothar Filangieri kapitulierte in Tyrus vor den IBELINS, die die Stadt belagert hatten. Es war ein deutliches Zeichen für die Schwäche der Monarchie, dass Tyrus, das Juwel der Krondomäne, nicht in den königlichen Besitz zurückkehrte, sondern in den Besitz Philipps von Montfort kam. Als es im Sommer 1256 in Akkon zum Streit zwischen Genuesen und Venezianern kam, benutzte Philipp die Gelegenheit, um die in Akkon beschäftigten Venezianer nun aus seiner neuen Herrschaft Tyrus zu vertreiben, wo ihnen nach dem Vertrag von 1123 ja ein ganzes Drittel der Stadt gehörte. Diese Maßnahme konnten die Venezianer nicht hinnehmen, weil Tyrus ihre Hauptniederlassung im Heiligen Land war. So kam es zum Bürgerkrieg, in dem auch der Feudaladel Partei ergriff. Als die Genuesen 1258 auf der Reede von Akkon eine schwere Niederlage ihrer Flotte gegen Venedig hinnehmen mußten, und gleichzeitig ein Versuch Philipps von Montfort, sich Akkons zu bemächtigen, scheiterte, war der Krieg praktisch zugunsten der Venezianer entschieden.
Pernoud Regine: Seite 202
*************
“Frauen zur Zeit der Kreuzzüge”
König Hugo III.
dachte nicht daran, sich mit Philipp von Montfort zu überwerfen,
sondern gab dessen Sohn Johann sogar seine eigene Schwester, Margarete
von Antiochia, zur Frau.
Unterdessen konnte niemand ahnen, dass der
Sultan Baibars über Philipp, den Herrn von Tyrus,
das Todesurteil gefällt hatte. Nicht ohne Grund hielt er ihn als einzigen
für fähig, sich zu behaupten und das, was von dem fränkischen
Syrien noch übriggeblieben war, zu verteidigen. "Baibars,
der Sultan von Babylon", so schreibt der Templer von Tyrus, "wußte
sehr wohl, dass Philipp von Montfort, Herr von Tyrus, ein
sehr kluger Mann war und in Syrien nichts ohne sein Einverständnis
geschah. Er wußte auch, dass er Briefe und Botschaften an die Könige
und Fürsten in Europa sandte, um sie zu bitten, übers Meer zu
kommen. Deshalb wollte besagter Sultan ihn töten." Er wandte sich
an die damaligen Berufsmörder, jene berüchtigten Assassinen,
deren Versteck die Mongolen zerstört hatten; inzwischen hatten sie
jedoch im Libanon Unterschlupf gefunden. Zwei von ihnen suchten den Fürsten
auf und baten ihn um die Taufe. Philipp von Montfort willigte ein,
dem einen von ihnen Pate zu stehen. Es spielte sich etwa die gleiche Szene
ab wie ein dreiviertel Jahrhundert zuvor, als Konrad
von Montferrat ermordet
wurde.
Am 17. August 1270, als Philipp von Montfort
in einer Kapelle betete, kam einer der Assassinen herein, stieß ihm
den Dolch in den Leib und warf sich dann auf den knienden Johann von
Montfort. "Der Herr von Montfort konnte sich gerade noch hinausschleppen
und den Soldaten zurufen: "Kommt meinem Sohn zu Hilfe, ein Sarazene will
ihn in der Kapelle töten." Und alle rannten zur Kapelle, töteten
den Mörder und befreiten den jungen Herrn von Tyrus, der zu seinem
Vater eilte; sein Vater öffnete die Augen, und als er sah, dass sein
Sohn heil davongekommen war, erhob er die Hände zum Himmel, um Gott
zu danken, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Dann entschwand seine
Seele und er starb." Damit war der einzige, der es mit dem Sultan und den
Mamluken hätte aufnehmen können, beseitigt, während sich
Hugo
III. in Zypern befand.
Runciman, Steven: Seite 984,999-1002,1005-1006,1009,1047,1060-1063,1108-1109,1112
***************
"Geschichte der Kreuzzüge"
Der kraftvollste und tatkräftigste unter den Baronen
war ein anderer Vetter der IBELINS, nämlich Philipp von
Montfort, der Sohn der Helvis von Ibelin und ihres zweiten Gatten
Guido
von Montfort, des Bruders jenes Simon, der den Albigenser-Kreuzzug
anführte. Philipp hatte kürzlich die armenische
Prinzessin Maria, die Tochter Raimund-Rubens,
geheiratet, die Erbin von Toron, und zwar durch ihre Urgroßmutter,
die Schwester des letzten Herrn von Toron.
1243
Aber Filangieris Anwesenheit in Akkon wurde bemerkt,
und man benachrichtigte Philipp von Montfort, den Herrn von Toron,
der sich zufällig in Akkon befand. Philipp verständigte unverzüglich
die Kommune und die genuesischen und venezianischen Niederlassungen.
Balian von Ibelin und Philipp von Montfort beriefen
ein Parlament ein, das am 5. Juni 1243 im Palast des Patriarchen zu Akkon
zusammentrat. Die Versammlung leistete vorbehaltlich der Rechte König
KONRADS Alice und Ralph von Soissons den Lehnstreueid. Dieser
Beschluß entkleidet Filangieri jenes letzten Restes von Machtbefugnis,
welcher die Barone hatte zögern lassen, ihn in Tyros anzugreifen.
Am 9. Juni erhielt Lothar vom Parlament in Akkon Befehl, Tyros den Regenten
zu übergeben. Als er sich weigerte, rückten Bailian von Ibelin
und Philipp von Montfort mit venezianischen und genuesischen Truppenabteilungen
gegen die Stadt. Nach dem Abzug Filangieris gingen Jerusalem und Askalon
zusammen mit Tyros offiziell in die Hände der Regenten über.
Ralph von Soissons hatte zuversichtlich angenommen, daß die Regenten
die Regierungsaufsicht über die eroberten Städte erhalten würden.
Aber Philipp von Montfort wünschte Tyros für sich
selbst, um sein Lehen Toron abzurunden, und die IBELINS liehen
ihm ihre Unterstützung.
1244
Das christliche Heer war das größte, welches
Outremer seit dem verhängnisvollen Tag von Hattin ins Feld gestellt
hatte. Es umfaßte sechshundert weltliche Berittene unter Führung
Philipps von Montfort, des Herrn von Toron und Tyros, und
des Grafen von Jaffa, Walter von Brienne. Die Tempelritter und Hospitaliter
stellten jeweils über 300 ihrer Ordensritter unter den beiden Großmeistern.
Eine Abteilung des Deutschen Ordens war zur Stelle. Bohemund von Antiochia
schickte seine Vettern Johann und Wilhelm von Botrun und den Konnetabel
von Tripolis, Johann von Ham. Das ägyptische Heer lag vor Gaza; sein
Befehlshaber war ein junger mameluckischer Emir namens Rukn
ed-Din Baibars. Es bestand aus 5.000 besonders ausgewählten
Soldaten und der choresmischen Horde. Die gegnerischen Heere kamen am 17.
Oktober bei dem Dorf Herbiya oder La Forbie einige Meilen nordöstlich
von Gaza miteinander in Berührung. Viele der Christen waren der Meinung,
den ägyptischen Angriff in einer befestigten Stellung abzuwarten,
aber Walter von Jaffa drängte stürmisch auf einen sofortigen
Angriff. Die Franken schlugen sich tafer, aber vergeblich. Binnen weniger
Stunden war ihr ganzes Heer vernichtet. Der Graf von Jaffa, der Großmeister
der Hospitaliter und der Konnetabel von Tripolis wurden gefangengenommen.
Philipp von Montfort entkam zusammen mit dem Patriarchen nach Askalon,
wo die Überlebenden der Ritterorden zu ihnen stießen, nämlich
330 Templer, 26 Hospitaliter und drei Deutsche Ordensritter. Die Zahl der
Toten wurde auf nicht weniger denn 5.000 und wahrscheinlich wesentlich
mehr geschätzt. 800 Gefangene wurden nach Ägypten gebracht.
1247
Königin Alice
starb im Jahr 1246 und die Regentschaft ging an ihren Sohn, König
Heinrich von Zypern, über. Dieser ernannte Balian von Ibelin
zu seinem Bailli und bestätigte Philipp von Montfort im
Besitz von Tyros.
1250
Die französischen Ritter brachten es nicht über
sich, ihre Niederlage einzugestehen; aber die Barone von Outremer übernahmen
die Führung und entsandten Philipp von Montfort, damit er mit
dem Feind verhandle. Es war Philipp bereits fast gelungen, die ägyptischen
Befehlshaber zu bewegen, gegen die Übergabe von Damiette dem Heer
freien Abzug zu gewähren, als plötzlich ein Freisasse namens
Marcel durch die christlichen Reihen ritt und die Heerführer im Namen
des Königs anwies, sich bedingungslos zu ergeben.
1256
Diesen Augenblick erachtete Philipp von Montfort,
der Herr von Toron und Tyros, der seit langem den Anspruch der Venezianer
auf gewisse Dörfer in der Nähe von Tyros angefochten hatte, als
eine günstige Gelegenheit, um sie aus dem Drittel von Tyros hinauszusetzen,
das ihnen zufolge dem bei der Eroerung von Tyros im Jahr 1124 geschlossenen
Vertrag gehörte. Philipps selbstherrliches Vorgehen empörte
seine
IBELIN-Vettern, die alle pedantische Verfechter von Recht
und Ordnung waren. Der Bailli, Johann von Arsuf, hegte den Verdacht,
daß die MONTFORTS beabsichtigten, Tyros von der Regierung
in Akkon loszutrennen und für unabhängig zu erklären. Die
gesamte Gesellschaft Outremers wurde in den Bürgerkrieg verwickelt.
Kleinliche Familienstreitigkeiten verschärften den Kampf. Die Mutter
Philipp von Montforts und die Gattin Heinrich von Dschebails waren
gebürtige IBELINS. Die Großmutter Bohemunds VI. war eine
EMBRIACO.
Im Februar 1258 unternahm Plaisance
einen Versuch, ihre Machtbefugnis zu erhärten. Sobald die
IBELINS die Ansprüche Hugos von Zypern
und Plaisance zugestanden, und zwar
immer vorbehaltlich der Rechte König KONRADS,
und die Tempelritter und Deutschen Ordensritter ihnen beipflichteten, brachten
die Hospitaliter unverzüglich das gleiche Argument vor, das bereits
1243 verworfen worden war, und erklärten, in KONRADS
Abwesenheit könne nichts entschieden werden. Damit wurde die königliche
Familie in den Bürgerkrieg hineingezogen: die venezianische Partei
unterstützte Plaisance und ihren
Sohn, und die zynische Ironie der Geschichte wollte es, dass Genua, die
Hospitaliter und Philipp von Montfort, die einstmals allesamt erbitterte
Gegner
FRIEDRICHS II. gewesen
waren, jetzt zu Verfechtern der HOHENSTAUFEN
wurden. Eine Abstimmung ergab eine Mehrheit, welche Plaisance
als Regentin anerkannte.
Am 23. Juni ging die vereinigte Flotte von etwa 48 Galeeren
von Tyros in See, während gleichzeitig ein Regiment von Philipp
von Montforts Soldaten die Küste hinabmarschierte. Die Venezianer
und ihre pisanischen Verbündeten besaßen unter Tiepolo etwa
38 Galeeren. Am 24. Juni 1258 kam es vor Akkon zur Entscheidungsschlacht.
Tiepolo erwies sich als der bessere Taktiker. Die Genuesen verloren in
erbittertem Kampf 24 Schiffe und 1.700 Mann und zogen sich in aufgelöster
Ordnung zurück. Mittlerweile brachte die Bürgerwehr von Akkon
Philipps Vormarsch zum Stehen, und das genuesische Viertel innerhalb
der Stadt wurde überrannnt.
1269
Es war Hugo von Antiochia-Lusignan
bereits
vor seiner Krönung gelungen, den alten Streit zwischen
Philipp
von Montfort und der Regierung in Akkon beizulegen. Philipps
Stolz war durch den Verlust von Toron gedemütigt worden; er
war nicht mehr so eifrig darauf aus, auf eigene Faust vorzugehen. Als Hugo
vorschlug, seine eigene Schwester Margarethe von Antiochia-Lusignan,
das liebreizendste junge Mädchen seiner Generation, solle Philipps
älteren Sohn Johann heiraten, nahm Philipp das Angebot
mit Freuden an. Dies ermöglichte es Hugo,
sich nach Tyros zu begeben, um in der dortigen Kathedrale gekrönt
zu werden. Bald darauf heiratete Philipps jüngerer Sohn
Humfried die jüngere Tochter Johanns II. von Beirut, Eschiva
von Ibelin. Die Aussöhnung zwischen den MONTFORTS und den
IBELINS
ließ sich leichter erreichen, da die ältere Generation der IBELINS
ausgestorben war.
1270
Baibars verhielt
sich während des ganzen Sommers 1270 ruhig. Um die Franken jedoch
zu schwächen, veranlaßte er, daß einer der führenden
Barone, Philipp von Montfort, ermordet wurde. Auf Baibars
Ersuchen schickten die Assassinen einen ihrer Fanatiker nach
Tyros. Er gab sich dort als ein zum Christentum Übergetretener aus,
drang am Sonntag, dem 17. August 1270, in eine Kapelle ein, wo Philipp
und sein Sohn Johann sich im Gebet befanden, und fiel plötzlich
über sie her. Noch ehe Hilfe herbeikommen konnte, war Philipp
tödlich verwundet und lebte gerade noch lange genug, um zu erfahren,
daß sein Mörder ergriffen, sein Sohn und Erbe aber wohlbehalten
war. Sein Tod war ein schwerer Schlag für Outremer; denn Johann,
wenngleich seinem Schwager König Hugo treu
ergeben, ermangelte doch seines Vaters Erfahrung und Ansehen.
1. oo Eleonore von Courtenay-Byzanz, Tochter des
Kaisers Peter II.
um 1208- vor 1230
1240
2. oo Maria von Antiochia, Tochter des Raimund
Ruben und der
um 1215/20-
Heloise de Lusignan von Jerusalem-Zypern
Erbin von Toron
Kinder:
1. Ehe
Philipp II.
um 1225- 1270
2. Ehe
Humfried
um 1240- Februar 1285
Johann
um 1242-27.11.1289
Literatur:
-----------
Payne Robert: Die Kreuuzüge. Zweihundert
Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf 2001 Seite
357,358 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 984,999-1001,1005-1006,1009,1047,1060-1063,1086,
1108-1109,1112 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band IV Die Britische Peerage,
ein Auszug, R.G. Fischer Verlag 1996 Tafel 171 -