Erb-Tochter des Grafen Aymar III. Taillefer von Angouleme
und der Alix de Courtenay, Tochter
von Graf Peter I.; Cousine von König
Philipp II. August von Frankreich
Thiele, Andreas: Tafel 201
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser I Westeuropa"
JOHANN "ohne Land"
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* 1167, + 1216
1189
oo Isabella Fitzrobert von Gloucester, Tochter
und Erbin des Grafen Wilhelm I.
- 1199 +
Cousine, Urenkelin König Heinrichs I. von England
1200
oo Isabella d'Angouleme, Tochter und Erbin des
Grafen Aymar III. Taillefer
+ 1246
Nichte des Königs Philipp II. von Frankreich
Ihre 2. Ehe: oo Hugo X. der Braune de Lusignan-Marche
Pernoud Regine: Seite 287
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"Königin der Troubadoure"
Aber es erscheinen noch zwei Frauen auf dem Plan. Zunächst
die kastilische Blanca und zum anderen
Isabella
von Angouleme, deren Auftritt in der Geschichte eine Flut von
Ereignissen zur Folge hat und letzten Endes zum Zerfall des Reiches der
PLANTAGENET führen sollte.
Isabella war ursprünglich mit jenem Hugues le
Brun, dem Herrn von Lusignan, verlobt, der sich seinerseits
von Eleonore bei ihrer Durchreise die
Grafschaft March zu Lehen geben ließ. Jetzt hatte dieser etwa
40-jährige Mann durch seine junge, erst 14-jährige Verlobte berechtigte
Aussichten, auch die Grafschaft Angouleme zu erben. Das Glück schien
ihm hold.
Aber nun hat er den unglücklichen Einfall, seinen
obersten Lehnsherrn, den König von England, zu seiner Verlobung einzuladen.
Johann ohne Land steckt gerade zu dieser Zeit selbst in Eheschwierigkeiten.
Er hat beschlossen, seine Ehe mit Havise von Gloucester,
die ihm keine Kinder geschenkt hat, aufzulösen, und hat eine Gesandtschaft
zu König Sancho von Portugal geschickt,
die ihn um die Hand einer seiner Töchter bitten soll. Bei den Festlichkeiten
in Lusignan wird ihm Isabella von Angouleme
vorgestellt. Zwei Monate später, am 23. August 1200, erfährt
die Welt zu ihrem Erstaunen, dass Hugues le Brun von Johann
in diplomatischer Mission nach England geschickt wurde und der König,
mit Billigung des Grafen Aymar von Angouleme, dessen jungen Tochter
Isabella
geheiratet hat.
Man kann sich vorstellen, wie der poitevinische Adel,
der so sehr auf seine Unabhängigkeit bedacht war und bei jeder passenden
Gelegenheit damit auftrumpfte, auf diesen Streich reagiert haben mag. Die
Angelegenheit hatte unabsehbare historische Folgen; denn Isabella
ist eine jener starken weiblichen Persönlichkeiten, deren es in der
Feudalzeit viele gibt und die einen großen Einfluß auf das
politische Geschehen haben.
Diese Heirat, die trotz der Zustimmung des Vaters einer
Entführung gleichkommt, ist der erste Auftakt für das Auseinanderfallen
des Reiches. Er löst die persönliche Bindung, auf der die Treue
des Vasallen beruht. Die Barone, die bisher noch unentschlossen waren,
stehen nun dem König von England feindlich gegenüber.
Johann krönte
am 8. Oktober 1200 seine junge Gemahlin in Westminster. Der König
von Frankreich hatte offenbar die Entführung der Isabella
von Angouleme gebilligt, denn noch im Laufe des Sommers 1201
empfing er das englische Königspaar auf der Ile-de-la-Cite in Paris
sehr viel herzlicher, als man es hätte hoffen dürfen.
Pernoud Regine: Seite 28,91,111,138,218-226
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"Herrscherin in bewegter Zeit"
So kam es, dass Blanca
im Juni 1201 in Paris Isabella kennenlernte,
jene recht eigenwillige junge Prinzessin, die gern die halbe Nacht tanzte
und den "Morgenschlaf bis in die Mittagsstunden zu verlängern pflegte",
wie uns ein zeitgenössischer Chronist empört berichtet. Sie scheint
eine starke Persönlichkeit gewesen zu sein, diese Isabella
von Angouleme.
Fünf Tage später geschah etwas Unerwartetes:
Am 19. Oktober starb Johann in der
Abtei Swineshead an einem verdorbenen Erbsengericht, wie die einen behaupten,
anderen zufolge an einem Anfall von Ruhr, verursacht durch übermäßigen
Genuß von Apfelwein. Isabella
war zu diesem Zeitpunkt schwanger und sollte bald eine Tochter zur Welt
bringen.
Einige Monate vor der Krönung ihres Sohnes war Isabella
von Angouleme von den englischen Baronen höflich, aber
sehr bestimmt gebeten worden, England zu verlassen. Sie hatte nicht darauf
gedrungen zu bleiben, denn sie wußte um ihre Unbeliebtheit: Man nannte
sie, auf ihren Vornamen anspielend, "Königin Jesebel". Sie
kehrte also aufs Festland zurück.
"Die Königin begab sich ins Poitou und kam nach
Angouleme, ihre Heimatstadt, die ihr Erbe war, und nahm die Ehrerbietung
des Landes entgegen und war von da an Herrin des Angoumois; sie
verheiratete ihre Tochter mit dem Herzog von Lusignan, Sohn Hugos des
Braunen, Graf von Marche, damit er sie unterstütze; dann
löste sie diese Ehe und nahm ihn selbst zum Gemahl, worüber viel
geredet wurde." Und es gab auch einen Grund dafür, dass geredet wurde.
Weniger vermutlich wegen der Ungeniertheit, mit der Isabella
plötzlich den Mann für sich beanspruchte, den sie zuerst für
ihre Tochter bestimmt hatte, als wegen der Tatsache, dass sie 20 Jahre
zuvor mit ihm verlobt gewesen war und ihn von einer Stunde zur anderen
verlassen hatte, um Johann Ohneland
zu heiraten. Isabella war nämlich
noch recht jung. Bei Johanns Tod war
sie noch keine 30 Jahre alt. Doch war überraschenderweise Hugo
von Lusignan bereit, die Kränkung zu vergessen, die sie ihm einst
zugeführt hatte. Die weitere Geschichte würde es zeigen: Hugo
von Lusignan stand voll und ganz in Isabellas
Bann, und die poitevinischen Barone sollten spüren, dass ihre Herrin
eine Königin war.
Blanca von Frankreich
ist auf der Hut: Die bei der Krönung leer gebliebenen Plätze
sind die der rebellischen Barone. Hugo von Lusignan sieht nichts,
hört nichts, tut nichts, was seine Gemahlin Isabella
von Angouleme nicht will; diese vergißt nicht, dass sie
einst Königin von England gewesen ist, und macht, was ihr gefällt.
Die Zurschaustellung von Prunk und Macht hat den Grafen
von Marche offenbar beeindruckt; nach einigen Zögern legt er schließlich
im darauffolgenden Juli vor Alfons von Poitiers
in
Anwesenheit Ludwigs IX. den ligischen
Lehnseid ab und lädt beide in seine Burg Lusignan ein. Die
Unterwerfung behagte Isabella gar nicht.
Kaum waren Ludwig und Alfons
davongezogen,
als sie wütend auf Lusignan erschien und aus den Zimmern, in denen
die beiden geschlafen hatten, alle Gegenstände entfernen ließ.
Ohne weiter Notiz von ihrem sprachlosen Gemahl zu nehmen, befahl sie dem
Fuhrmann abzufahren und begab sich nach Angouleme, wo sie sich in der Burg
einschloß. Hugo benötigte zwei Tage, bis er wieder klar
denken konnte, dann begab er sich nach Angouleme; doch als er in der Stadt
ankam, verwehrte man ihm den Zugang zur Burg. Nach einer eindrucksvollem
Szene, die auch KöniginBlanca
übermittelt wurde, verzieh Isabella ihrem
Gemahl. Die Königin wußte nun, dass
Hugo von Marche seinen
Eid brechen und Isabella nicht eher
ruhen würde, bis sie dieses Poitou zurückgewonnen hatte, dessen
Lehnsoberherrin sie als Königin von England einst gewesen war. Um
sie zufriedenzustellen, sollte Hugo zum Verschwörer werden.
Alfons von Potiers
hielt an Weihnachten zum ersten Mal Hof; Hugo und Isabella
fanden
sich ein, aber statt ihm zu huldigen, forderten sie ihren jungen Oberlehnsherrn
regelrecht heraus. Isabella zog mit
scharfen Worten ihre Huldigung zurück und stellte Alfons
als Usurpator hin. Dann verließen der Graf von Marche und seine Gemahlin
überstürzt die Stadt.
Heinrich III. landete
am 20. Mai 1242 in Royan, das zu seinen Besitzungen in der Guyenne gehörte
und wurde am Ufer von seiner Mutter erwartet. Kein Zweifel: Zu den Forderungen
der Vasallin gesellte sich eine Rivalität zwischen Frauen; es ist
"Blanca von Spanien", gegen die Isabella
kämpfen will.
Am Tage nach der Schlacht trat Heinrich
III. den Rückzug in Richtung Pons an. Hugo von Marche
indes
sandte dem König von Frankreich seinen Sohn als Geisel, dann begab
er sich am 26. Juni mit seiner Gemahlin und seinen Kindern zu ihm: "Sie
dankten ihm laut unter Seufzen und Tränen und sagten zu ihm: 'Sehr
lieber, nachsichtiger König, vergib und hab Erbarmen mit uns, denn
wir haben schlimm und aus Stolz gegen Euch gehandelt. Majestät, bei
Eurer Großmutter und Barmherzigkeit, verzeiht uns unser übles
Tun.' Als der König sah, dass der Graf von Marche ihm so demütig
dankte, erfüllte ihn Mitleid; er hieß den Grafen aufstehen und
verzieh ihm alles, was er ihm Böses angetan hatte."
Isabella war für
ihren Jähzorn und ihre Eigenwilligkeit genauso bekannt
wie ihr Gemahl für seine Laschheit. Beide sollten übrigens ein
erbauliches Ende haben. In dem Jahr nach der Schlacht von Taillebourg teilten
sie ihren Besitz unter ihren Kindern auf; danach trat Isabella
in Fontrevault ein. Matthieu Paris gibt freilich eine recht nüchterne
Begründung dafür, dass sich diese leidenschaftliche, aufbrausende
Frau in ein Nonnenkloster zurückzog. Er erzählt, dass Hugo
von Marche sich ihretwegen mit einem Ritter duellierte, der ihn herausforderte,
indem er ihm seinen Handschuh reichte - "nach Art der Franzosen", sagt
er. Da wurde sich Isabella "des vielen
Argen bewußt und floh in die Frauenabtei, genannt Fontevrault, und
daselbst in eine sehr abgelegene Zelle, versteckte sich dort im Gewand
einer Nonne, da sie sich nicht sicher glaubte". 1246 endete dort
ihr bewegtes Leben, und man kann noch heute in der Abtei ihre Liegefigur
sehen, eine schöne Holzskulptur nicht weit entfernt vom herrlichen
Grabmal der Eleonore von Aquitanien.
Ihr Gemahl Hugo von Marche brach nach ihrem Tode
zu einem Kreuzzug auf und starb als Held vor Damiette.
24.8.1200
1. oo 2. Johann Ohneland König von England
24.12.1167-19.10.1216
1220
2. oo Hugo X. von Lusignan Graf von La Marche
um 1180/85- 1249
Kinder:
1. Ehe
Heinrich III.
1.10.1207-16.11.1272
RICHARD Graf von Cornwallis
5.1.1209-2.4.1272
Johanna
um 1208-4.3.1238
19.6.1221
oo Alexander II. König von Schottland
24.8.1198-8.7.1249
Isabella
1214-1.12.1241
15.7.1235
oo FRIEDRICH II. ROGER König des Deutschen
Reiches
26.12.1194-13.12.1250
Eleonore
1215- 1275
1224
1. oo 2. Wilhelm II. Marshall Graf von Pembroke
- 1231
7.1.1238
2. oo Simon II. de Montfort Graf von Leicester
um 1208-4.8.1265
2. Ehe 12 Kinder
Hugo XI. der Braune
1220- 1250
Agnes
- nach 1269
oo Wilhelm II. von Chauvigny, Sire von Chateauroux
- 1271
Alix
-
1247
oo Johann von Varennes Graf von Surrey
- 1304
Geoffroy de Lusignan
um 1225- um 1273
Geoffroy wurde Seigneur von Jarnac, Chateau-Larcher und Brulain. Mit seinem Sohn Geoffroy II. (+ 1305) starb die Linie aus.
1259
oo Johanna von Chatellerault, Erb-Tochter des
Vicomte Aimery II.; Dame von Lillebonne
- 1315
Isabella von Beauvoir-sur-Mer
um 1225- 1300
1. oo Maurice IV. Sire von Craon
- 1250
2. oo Geoffroy VI. von Rancon
- 1263
Margarete
um 1225- 1288
1241
1. oo 2. Raimund VII. Graf von Toulouse
- 1245 7.1197-27.9.1249
2. oo Aimery IX. Vicomte von Thouars
- 1256
3. oo Geoffroy V. Sire von Chateaubriand
- nach 1278
Wilhelm von Valence siehe bei PREMBROKE
- 1296
Ademar Bischof von Winchester (1249-1260)
- 1260
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 138,146 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 162,179 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta
Stuttgart 2000 Seite 129 - Pernoud Regine: Königin der Troubadoure.
Eleonore von Aquitanien. Diederichs Verlag München 1991 Seite 287
- Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien,
Königin von Frankreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite
Seite 28,91,111,138,218-226 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1993 Tafel 201 -