Sohn des Grafen Hugo VIII. der Braune von Lusignan
und der Bourgogne von Rancon, Tochter von Sire Geoffroy III. de
Taillebourg
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 241
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Aimerich von Lusignan, König von Zypern ab 1196
---------------------------- König von Jerusalem
ab 1197
+ 1. April 1205
Sohn von Hugo VIII. von Lusignan
Rebellierte 1168 gegen König
Heinrich II. und wanderte vor 1174 nach dem Osten aus. Man sagt,
dass er aus der Gefangenschaft in Damaskus von König
Amalrich freigekauft wurde, dass er der Liebhaber der Königin-Mutter,
Agnes
von Courtenay, war, und die Ehe zwischen seinem Bruder Guido
von Lusignan und ihrer Tochter Sibylla
in
die Wege geleitet habe. Er war Connetable von Jerusalem nach
1179/81, wurde in Hattin gefangen (Juli 1187) und 1188 wieder freigelassen.
Nach einem Streit mit Heinrich von Champagne zog
er sich 1193 nach Zypern zurück, wo sein Bruder herrschte. Nach dem
Tode Guidos 1194 zu dessen Nachfolger
gewählt, wurde er 1196 der 1. König Zyperns. 1197 heiratete
er Königin Isabella von Jerusalem
und wurde damit auch Herrscher von Jerusalem. Nach seinem Tod ging Zypern
an seinen Sohn aus der Ehe mit seiner 1. Frau, Eschiva von Ibelin,
Jerusalem fiel an Isabellas Tochter
aus einer früheren Ehe. Trotz seines Streits mit dem berühmten
Baron-Jurist Ralph von Tiberias, den er 1198 eines Attentatsversuchs beschuldigte,
wurde er von späteren Generationen als Rechtsexperte geehrt.
AMALRICH II. DE LUSIGNAN
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+ 1205 ermordet
Bruder von König Guido I.
Amalrich II. von Lusignan
förderte 1186/87 entscheidend das Königtum seines Bruders Guido,
machte 1187 die Schlacht bei Hittin mit und war bis 1188 gefangen. Er wurde
Fürst von Paphos und 1194/95 König von Zypern und
1197 König von Jerusalem zu Akkon. Er schloß Frieden
mit Ägypten, bekam weitere Küstenplätze zugestanden und
eroberte zeitweise Nazareth. Amalrich
war ab 1181 Connetable von Jerusalem, stritt als König ständig
mit den Vasallen und Ritterorden und anerkannte als König von Zypern
die Hoheit Kaiser HEINRICHS VI.
Runciman, Steven: Seite 879
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Amalrich II. war kein großer König; aber gleich seinem Vorgänger Heinrich erwarb er durch Erfahrung eine politische Klugheit und Einsicht, die für das arme und gefährdete Königreich von großem Wert waren; und seine sauberer Rechtsverstand schuf nicht nur eine Verfassung für Zypern, sondern trug auch viel dazu bei, die Monarchie auf dem Festland zu erhalten. Als Mann und Mensch genoß er Achtung, aber man mochte ihn nicht besonders gern. Er war in seiner Jugend verantwortungslos und streitsüchtig gewesen und er nahm es stets übel, wenn man sich ihm widersetzte. Dennoch muß es ihm hoch angerechnet werden, dass er, wiewohl er es offenkundig vorgezogen hätte, nur König von Zypern zu bleiben, die Aufgabe, welche seine zweite Krone ihm aufbürdete, übernahm und pflichtschuldig durchführte. Bei seinem Tode wurden beide Königreiche getrennt.
Pernoud Regine: Seite 147-148
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Nach dem Tode Heinrichs von der
Champagne wurde die Witwe Isabella
von vielen Anwärtern umschwärmt. Einer der Bewerber, Amalrich
von Lusignan, ein Bruder Guidos,
wurde von den Rittern des Templer- und des Johanniterordens favorisiert.
Er hatte 1194 die Nachfolge seines Bruders über das Königreich
Zypern angetreten, das dieser als Entschädigung seinerseits von
Richard
Löwenherzerhalten hatte. Er hielt es für klug, sich
unter den Schutz
Kaiser HEINRICHS VI.
zu begeben: Zu jenem Zeitpunkt, als das byzantinische Kaiserreich kurz
vor dem Zusammenbruch stand, schien nur das Heilige Römische Reich
die Autorität zu besitzen, ein Königreich zu stützen und
zu bestätigen, sei es auch noch so weit entfernt wie die Insel Zypern.
Der erbetene Schutz sollte allerdings in der Folgezeit eine Reihe von Komplikationen
nach sich ziehen.
Im Anschluß an ihre Vermählung wurden
Amalrich und Isabella gekrönt
- für die junge Frau war es die 4. Krönung. Amalrich
von Lusignan erwies sich als umsichtiger und fähiger Herrscher.
Im Oktober 1197, kurz nach seiner Krönung, kam er der bedrohten Stadt
Beirut zu Hilfe und konnte sie zurückerobern, im übrigen ohne
einen Tropfen Blut zu vergießen und dank der Mithilfe christlicher
Sklaven, die in der Zitadelle beschäftigt waren. Ein bedeutender Sieg,
der den Franken die Herrschaft über die ganze Küste, von Tripolis
bis Akkon, sicherte. Die Stadt wurde als Lehen Johann von Ibelin übergeben,
dem Sohn Balians II. und der Ex-Königin Maria
Komnena, der in den Chroniken häufig der "Alte Herr von
Beirut" genannt wird.
Amalrich hatte Verstärkung
von jenen deutschen Kreuzfahrern erhalten, mit denen Königin
Margarethe von Ungarn ins Land gekommen war. Doch als kurz danach
die Nachricht vom Tod Kaiser HEINRICHS VI.
bekannt wurde, löste sich dieses deutsche Kreuzfahrerheer auf, wie
es sieben Jahre zuvor nach dem Tod FRIEDRICH BARBAROSSAS
geschehen war. Die Teilnehmer des Kreuzzuges kehrten schleunigst in den
Okzident zurück, "als hätten sie beim Tod ihres Herrschers den
Kopf und den Mut verloren", heißt es in der Fortsetzung der Kreuzzugsgeschichte
Wilhelms von Tyrus. Amalrich bedauerte
das nicht sonderlich, denn es war zwischen den ansässigen Lateinern
und den deutschen Kreuzfahrern häufig zu Zusammenstößen
gekommen. Kurz nach ihrer Abreise, am 1. Juli 1198, wurde mit den muslimischen
Mächtigen Frieden geschlossen.
Mayer, Hans Eberhard: Seite 117,118,137,146,147,149,162,211-213,218-222,276
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Die Brüder Guido
und Amalrich von Lusignan, unruhige
und ehrgeizige Poitevins, die dort von Richard
Löwenherz seit kurzem vertrieben worden waren, stießen
neben Rainald von Chatillon um 1180 zur "Hofpartei". Agnes
von Courtenay sorgte dafür, dass Amalrich
nach dem Tode Humfrieds II. von Toron Konstabler des Königsreiches
wurde, und wieder munkelte man von einer Liebesaffäre der Königin-Mutter.
Im Jahre 1197 landeten deutsche Kreuzfahrer in Zypern und der Kanzler krönte
Amalrich
zum
König
von Zypern und begründete die Oberhoheit des Reiches über
die Insel. Der
Konstabler des Reiches Amalrich
mußte nach einem Bruch mit König Heinrich
das Land verlassen und begab sich nach Zypern, wo er 1194 seinem Bruder
Guido
nachfolgte. Heinrich hielt es jetzt
für geraten, sich mit Amalrich
zu arrangieren. Bei einem Besuch in Zypern wurde eine Heirat von Heinrichs
Töchtern mit Amalrichs Söhnen
verabredet, wofür Amalrich endlich
die Restschuld aus seines Bruders Kauf von Zypern zahlte und die Pisaner
wieder auf dem Kontinent zugelassen wurden. Heinrichs
Projekt war vernünftig und hätte, wenn es durchgeführt worden
wäre, eine starke neue Dynastie begründet, doch kam schließlich
nur eine Ehe zustande, und das war nicht genug, um die Ansprüche anderer
Prätendenten abzuwehren. Zu Heinrichs Nachfolger
(+ 10. September 1197) wählten die Barone Amalrich
von Lusignan, der seit kurzem König von Zypern war. Die
Wahl war keineswegs eine frei und vom Erbrecht unbeschwerte, denn die Barone
wählten im Grunde nicht den König, sondern nur einen neuen Gemahl
für Heinrichs Witwe Isabella,
die die Krone weitertrug. Hierbei unterschieden sie sich unter deutschem
Druck für den reichen Amalrich von Zypern
gegen den Rechtsgelehrten, aber armen einheimischen Baron Radulf von Tiberias.
So kam eine Personalunion zwischen Jerusalem und Zypern zustande, wobei
allerdings Jerusalem kein deutsches Lehen war wie Zypern, wenngleich Amalrichs
Wahl eine Periode staufischen Einflusses
in der Levante begründete. Die Regierung Amalrichs,
dessen Krönung endlich auch seiner Gemahlin Isabella
I. zur Erstkrönung verhalf, war nur anfangs dem Heiligen
Land gewidmet; er scheint seit 1199 nur noch sporadisch auf dem Festland
gewesen zu sein. Im Verein mit den deutschen Kreuzfahrern konnte Beirut
und die Landverbindung nach Tripolis wieder erobert werden. Amalrichs
Regierung war vor allem durch den Versuch gekennzeichnet, das alte Gewohnheitsrecht
wiederherzustellen. Zwar entzog sich Radulf von Tiberias der ihm angetragenen
Aufgabe, aber Amalrich ließ später
mit dem Livre au roi die erste Rechtskodifizierung für Jerusalem vornehmen,
die noch einen Schimmer der starken Monarchie des 12. Jahrhunderts zeigt
und damit Amalrichs Ziel einer Restauration
enthüllt. Doch war der Widerstand der Barone schon zu stark geworden,
und als Amalrich seinen Seneschalk
Radulf von Tiberias, vielleicht in der zusätzlichen Absicht, seine
Lehen einzuziehen, ohne Gerichtsverfahren absetzen wollte, weil er in ihm
den Hintermann eines deutschen Attentats auf sich sah, stieß er auf
offene Opposition, die nur mühsam durch einen Kompromiß beigelegt
werden konnte, der beiden Parteien erlaubte, das Gesicht zu wahren. Die
Vasallen hatten, von Radulf dazu aufgerufen, erstmals die Assise sur la
ligece angewandt und dem König die kollektive Dienstverweigerung angedroht,
ohne dies aber nachhaltig in die Tat umsetzen zu müssen, da Radulf
freiwillig ins Exil ging. Der 4. Kreuzzug brachte dem Heiligen Land keine
Hilfe, da er in Konstantinopel steckenblieb, doch konnte der Waffenstillstand
mit den AIYUBIDEN immer wieder erneuert
werden. Im Jahre 1204 wurde Jaffa zurückgewonnen. Im großen
und ganzen war das Reich von Jerusalem dank der konzilanten Haltung des
Sultans
al-Adil und später wegen der aiyubidischen
Bruderkämpfe vor einem entschlossenen Angriff der Muslime bis kurz
vor die Jahrhundertmitte geschützt. Die späteren AIYUBIDEN
fanden
sich mit der Existenz der Kreuzfahrerstaaten ab.
Da sein Bruder Guido die
Kassen Zyperns geleert hatte, sah es daher Amalrich
als seine vornehmste Aufgabe an, den königlichen Schatz wieder aufzufüllen.
Mit einem Wechselspiel von Gewalt und Überredung bewog er seine
Vasallen, einen Teil ihrer Einkünfte wieder abzugeben. Als er starb,
betrugen seine jährlichen Einnahmen mindestens 200.000 Byzantiner.
Als Amalrich 1197 auch die Krone von
Jerusalem übernahm, traf er eine bedeutsame Entscheidung: er vereinigte
Jerusalem und Zypern nicht unter einer Krone, wie es der Papst gern gesehen
hätte, sondern begründete lediglich eine Personalunion,
die bei völlig getrennter Verwaltung Zypern davor bewahrte, zum einseitigen
Nutzen Jerusalems finanziell auszubluten. Bei dieser Regelung ist es auch
in nach-staufischer Zeit geblieben,
als die Krone von Jerusalem wieder an die LUSIGNAN
fiel. Das heißt nicht, dass die zypriotischen Herrscher und Ritter
den Bedürfnissen des Heiligen Landes gegenüber teilnahmlos gewesen
wären. In Amalrichs Regierung
fällt auch die Errichtung der lateinischen Kirchenorganisation in
Zypern (1196).
Amalrich starb am
übermäßigem
Genuß von Goldbrassen. Isabella I.,
die zunächst allein weiterregierte, folgte ihm bald in den Tod; und
schon vor ihr war beider Sohn verschieden. In Zypern folgte sein Sohn aus
1. Ehe, während Jerusalem an die montferratische
Linie zurückfiel.
1179
1. oo Eschiva von Ibelin, Tochter des Balduin
von Ramla und der Richilde von Bessan
um 1165- 1196/97
1198
2. oo 4. Isabella I. von Jerusalem, Tochter des
Königs Amalrich I.
1171- nach 1.4.1205
Kinder:
1. Ehe
Hugo I. König von Zypern
1195-10.1.1218
Bourgogne von Lusignan
um 1185/90- nach 1205
1204
oo Walter Graf von Montfaucon-Mömpelgard
- 1212 gefallen
Guido
-
Helois von Lusignan
- um 1219
1. oo Eudes von Dampierre-sur-Salon Seigneur de
Chargey
-
oo Raimund Ruben Fürst von Antiochia
1199- 1221/22
Johannes
-
Alice
-
2. Ehe
Sibylle von Lusignan
um 1200- nach 1225
oo Leo I. König von Armenien
- 5.1219
Melisende von Lusignan
1197/99- nach 1249
1218
oo Bohemund IV. Fürst von Antiochia
- März 1233
Isabella
-
Amalrich
-
1204
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
88 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Wiesbaden 1993 Seite 198,200,201,202 - Csendes Peter: Philipp von
Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Macht. Primus Verlag 2003 Seite 132
- Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig
1880 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 309,311,319 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte
der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 117,118,137,146,147,149,162,211-213,218-222,276
- Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge Verlag Herder
Freiburg im Breisgau 1995 Seite 147-148 - Runciman, Steven: Geschichte
der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München
1978 Seite 724-725,739,747,759,792,858-860,865,868-871,873,877-880,905,909,956
-
Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 172,176 - Zöllner Walter: Geschichte der Kreuzzüge.
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977 Seite 129, 141,220
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